Bestechung! I like!

Winfried von Berlepsch über diverse Print-Geschichten:

„Moin, moin“ aus einem regnerisch-frischen Bremen in die Hauptstadt meiner neuen Heimat Baden(-Württemberg). Ich dachte, ich bedanke mich einmal für Deine (ich hoffe das „Du“ ist mir gestattet, auch wenn die Höflichkeit gebietet zu warten, bis es mir vom „Älteren“ angeboten wird) literarischen Ergüsse. Es begann damit, daß ich während einer langweiligen Fahrt mit der Deutschen Bahn die zuvor mühsam zusammengesuchten Mopedzeitschriften sichtete. Ich blieb an einem etwas edler aufgemachten Heft hängen, in dem ein mir unbekannter Autor von seinem (ersten?) Ausflug auf die Nordschleife mit der damals noch recht neuen KTM RC8 berichtete. Seine Ausführungen über brennende Autowracks am Streckenrand und zielstrebig in die Botanik einschlagende Kawasakitreibern erinnerte an das fatale Gefühl, daß einen überfällt, wenn man 8h zu spät zu einer Junggesellenabschiedsparty erscheint und bedauerlicherweise selbst stocknüchtern ist. Glücklicherweise mache ich mir nicht viel aus Blicken anderer Menschen. So konnte ich herzhaft lachen, was die neben mir sitzende ältere Dame leider zweimal dazu brachte, vor Schreck ihr Kuchenstück von der Gabel zu zittern. Die Kaffeetasse verfehlte sie dabei leider, wodurch mir weitere Unterhaltung verwehrt blieb. Andererseits hätte ich meinem Zwerchfell keine weiteren Torturen zumuten dürfen.

Aber zurück zum mir damals noch unbekannten Schreiberling. Er hat mich mit dieser herzerwärmenden Geschichte genötigt, ein Abonnement abzuschließen, was auch im Nachhinein betrachtet eine gute Idee war. So verpasste ich nicht die Ausführungen zu den Vorzügen einer frühen Mille und der passenden Wahl eines Kosenamens für‘s eigene Bike, auch wenn ich selbst „Sturzschlampe“ bei einer ital. Bella für unpassend halte, aber das ist ja Geschmackssache. Wie auch bei schottischen Wässerchen, wo ich die Erzeugnisse von Islay denen der Isle of Skye vorziehe.

Es brauchte nur wenige Artikel, um bei neuen Heften schon nach wenigen Sätzen zu wissen, wer der Urheber eines Reiseberichts war. Dieser schöne Bericht über die Flucht vor Messeverpflichtungen in die vermeintliche Ruhe und Abgeschiedenheit  der Berge, die nur durch die Ignoranz gegenüber der weiblichen Befindlichkeit etwas getrübt und durch die Unbekümmertheit im Umgang mit psychopathischen Einheimischen beinahe gefährlich wurde. Der nun mittlerweile nicht mehr unbekannte Autor brachte mich sogar dazu, technische Auslassungen über die Traktionskontrolle der BMW 1000 RR zu lesen. Mehrfach, denn ich hatte das Gefühl, da schreibt einer, der selbst das Konzept verstanden hatte. Ich selbst verstand etwa die Hälfte, obwohl ich zu dem Zeitpunkt seit 3 Semestern für Elektrotechnik eingeschrieben war. Aber ich war öfter im Scotch Club als in der Uni zugegen, insofern muss ich die Schuld für mein Unverständnis wohl auf mich nehmen. Der Mann überzeugte also auch noch durch Sachverstand und technisches Verständnis.

Seit letztem Jahr fiebere ich nun der Monatsmitte entgegen und blättere fieberhaft nach den Ergüssen dieses Schreiberlings und grinse bereits über‘s ganze Gesicht, noch bevor ich zu lesen begonnen habe. Vor kurzem hat mir eine Bekannte (Milletreiberin) ein mir bis dato unbekanntes Mopedheft ans Herz gelegt. Sie schwärmte von den coolen Artikeln und den geilen Typen, die das Heft fabrizierten. Naja, ich bin ja für Neues offen und so griff ich auch hier einmal zu. Einfach mal mittig aufgeschlagen… 24h von Le Mans. Nett, Endurance mag ich ja. Dann die ersten Sätze gelesen. Hmm, stimmt, die schreiben schon recht locker. So frisch von der Leber weg. Und dann, tja, der Autor heißt also Clemens. Ungläubig wandern die Augen zum oberen Seitenrand. Text, Fotos, ach ja, hier also auch. Das Dasein als freier Mitarbeiter bedingt, daß man nicht nur einen Arbeitgeber (an)schafft. Nun muss ich mir also zwei Hefte zu Gemüte führen. Oder schreibst Du noch für andere, käufliche Texterzeugnisse? Und hast Du die Texte von der Nordschleife und dem Alpenurlaub noch? Normalerweise hebe ich die Hefte oder guten Texte immer auf, aber ein geöffnetes Dachfenster und ein kräftiger Sommerregen haben leider dieses Vorhaben unterwandert… Ich könnte natürlich viel Zeit und Arbeit investieren, um nachträglich herauszufinden, in welchen Heften die Texte veröffentlich waren. Oder ich könnte im Tausch gegen entsprechende pdf-Dateien eine schönen, doppelten Dram eines 1986er Taliskers (Double Matured) in der Distillers Edition anbieten. Alternative einen 7 jährigen Laphroaig, Single Cask in cask strength (irgendetwas zwischen 55 – 62 %, die Flasche ist leider nicht gelabelt – Clubabfüllung). Deal?

P.S: Schönen Gruß an den Kollegen Grosshans. Der Mann hat‘s auch drauf.

Der Leserbriefonkel dealt: Bestechungen dieser Art sind hier immer willkommen. Werde dafür sorgen, dass die Alpengeschichte zügig hier gepostet wird, sobald die Scotchlieferungen eingetroffen sind. Die Story vom Nürburgring (ja, es war das erste Mal) jedoch entstand während meiner Festanstellung bei MO unter Zuhilfenahme zweier Fotografen, einer davon der Barmherzige persönlich. Die kann ich also nicht so ohne Weiteres rausrücken, es war allerdings in MO 10-2008. Man kann dieses Heft online noch nachbestellen. Kollege Großhans freut sich über Heftbestellungen fast genauso wie über Lob, das ich ihm unmittelbar weitergereicht habe.

Kommentare:

ältere
  • Krenni Franz meinte am 18. August 2010 um 16:40:

    Tja, da sag ich eigentlich nix zu – nur Recht hat er.
    Zu der Lobhudelei möchte ich nur noch anführen, dass es da in der Vergangenheit noch einen Schreiberling bei der MO gab, der neben CG und TG nicht vergessen werden darf und zwar Johannes Riegsinger. Auch er wusste oder weiß wie man Mopeds fährt und dies auch entsprechend beschreiben konnte oder auch immer noch kann. Aber er ist, so glaube ich, in die Autobrache gewechselt. Ewig scho drum!!

  • Clemens Gleich meinte am 18. August 2010 um 17:08:

    In der Motorradindustrie, generell beim Schreiben gibt es viel Herzblut und wenig Geld zum verdienen. Johannes Riegsinger arbeitet deshalb seit einiger Zeit als Pressesprecher, aktuell für AMG in Affalterbach. Ich glaube jedoch, nein: ich weiß, dass es ihn immer wieder mal juckt, doch im Freistil in die Tasten zu hauen. Werde ihm das implizite Lob bei Gelegenheit ausrichten.

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