Wie man Scotch trinkt

Ralf Tönjes wurde folgendermaßen vom Nikolaus beglückt:

Lieber Leserbriefonkel,
Ich habe vom Nikolaus einen 12-jährigen Highland Park geschenkt bekommen (Auslöser war eine Mare-TV-Sendung über die Orkney-Inseln und die dortige Destillerie). Als unerfahrener Whisky-Trinker möchte ich wissen, wie ich dieses (edle?) Getränk am besten trinke (zimmer warm/mit Wasser/auf Eis/anders). Was rätst du mir?

Der Leserbriefonkel rät: Kurzfassung: Einfach reinschütten, die Plörre! Länger: Alle Highland Parks (including Dein 12er) sind sehr gute Trink-Whiskies mit einem wunderbaren Karamellgeschmack am Gaumen oben. Alle Malt Whiskies (auch gute Blends) trinkt man üblicherweise bei Zimmertemperatur, weil sie ohnehin in kürzester Zeit diese Temperatur im Glas erreichen. Eingeschenkt kenne ich von meistens Schranktemperatur, also 16-18° C.

Eis ist bei Scotch unüblich, das ist eher Tradition bei den Amerikanern, und auch dort meist nur für die weniger edlen Tropfen. Man trinkt Scotch normalerweise zunächst mal pur, auch die Fassstärken. Wenn es dann nicht passt, kann man das Getränk mit ein paar Tropfen weichen Wassers verdünnen, „öffnen“, sagen Manche. Man nimmt wirklich jeweils nur sehr wenig Wasser, ich verwende meist einen oben zugehaltenen Strohhalm als Pipette. Verdünnen kann man ohnehin mal probieren, weil es oft Noten zeigt, die unverdünnt nicht oder kaum wahrnehmbar sind. Das ist auch kein Gepansche: Scotch wird ohnehin verdünnt, wenn er aus dem Lagerfass in die Flasche abgefüllt wird (selbst die Fassstärken). Dabei lässt man dem Wasser Zeit, sich gut mit dem Scotch zu vermischen, was dann Alkosnobs auch fürs eigene Glas empfehlen: eine halbe Stunde stehen lassen. Ich kenne jedoch keinen Schotten, ja generell keinen Trinker, der sowas macht. Aus einem einfachen Grund, den ich mit den Worten eines jungen Experten aus Glen Ord wiedergeben möchte: „Let‘s be honest: a dram doesn‘t last this long.“

Den HP12 trink ich immer einfach so, der ist sehr zugänglich und lecker. Kannst nix falsch machen. Vor allem: Immer dem eigenen Geschmack trauen. Wenn er Dir persönlich also wasweißich durch die Nase gezogen am besten schmeckt, lass es Dir nicht von einem Alkosnob ausreden.

Auf den guten Nikolaus!

Kommentare:

ältere
  • Whisky-Guru meinte am 19. Dezember 2010 um 13:43:

    Man sollte sich auch nach Möglichkeit erst NACH dem ersten Probieren die einschlägige Literatur zu einem Whisky durchlesen (wenn überhaupt!). Ansonsten läuft man nämlich Gefahr, daß das eigene Geschmacksempfinden durch die Expertenmeinung (die ja genauso subjektiv ist wie die eigene; auch Michael Jackson hatte nicht den „absoluten Geschmack“) überlagert wird.
    Und das wäre schade; schließlich soll man ja den Whisky selber genießen und erfassen.

  • Clemens Gleich meinte am 20. Dezember 2010 um 13:21:

    Guter Hinweis vom Whisky-Guru. Sich vorher durch gesprochene oder geschriebene Worte impfen lassen ist eine subtile Form der Hypnose, die übrigens auch Händler gern verwenden, um überteuerten Scotch loszuwerden.

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