Nachbesprechung: PS auf der Couch

Matthias Schröter von der Motorpresse hat mir auf Facebook bezüglich meiner Heftkritik geschrieben, dass ich eine abscheuliche Graupe bin und die PS mich jederzeit und immer gar förchterlich herbrennt. Das stimmt ja alles, nur heißt so ein Anwurf halt auch: „Ich kann keine deiner Aussagen auch nur entkräften, also greife ich stattdessen deine Person an.“ Also in etwa wie: „Du bist fett, deshalb hast du hier gar keine Kritik zu äußern!“ Das fand ich schon bisserl peinlich. Die Antwort war ein: „Nein! DU bist peinlich!“ Wenn es aufs Niveau Fünfjähriger runter geht, hat sich jemand wirklich aufgeregt. Es lohnt sich dann meistens, den Grund zu erkunden, selbst wenn das schwierig ist. Nach einigem Nachhaken erklärte Matthias tatsächlich, woran er sich gestört hat: Man sagt so eine Kritik seiner Ansicht nach nicht öffentlich, sondern nur den betreffenden Kollegen direkt. Das ist eine erstaunliche Aussage für einen Publizisten. Wenn es Kritik an der Fireblade gibt, sagt man die folglich am besten auch nicht öffentlich, sondern nur Honda direkt. Das würde den heimlichen Verdacht einiger Leser bestätigen, ich vermute jedoch eher, dass es Matthias um die Form geht, die er als irgendwie unfair empfunden haben muss. Unfair wollen wir nicht sein, deshalb ordne ich nüchtern die wichtigsten Aussagen des Videos ein, auf dass die Kritik konstruktiver werde. Den Leuten direkt nochmal sagen muss ich nichts davon, das wissen sie alles seit Jahren.

  • Positionierung: Dass die PS jetzt in die Breite geht, ist verständlich. Das Publikum, das Motorrad-Print-Hefte liest, ist im Schnitt noch älter als der Bevölkerungsteil, der sich für das Thema eines Hefts interessiert (in diesem Fall schnelle Motorräder). Man muss dieses Publikum in der Realität abholen, denn nirgendwo sonst wartet es auf einen. Und in dieser Realität haben sich viele einstmalige Superbike-Käufer tatsächlich eine GS gekauft. Diese Verlangsamung betrifft ja nicht nur die PS, sondern man kann sie in jedem Motorradheft am Markt sehen. Der Plan ist also, die Breite abzuholen, aber alles durch eine Sportlinse zu fokussieren. Eben das zeigt sich am konkreten Beispiel als problematisch:
  • Fokus: Selbstverständlich kann ein Redakteur jedes Motorrad auf seine Schneller!-Eignung hin betrachten. Der Test der Ninette von Gert Thöle ist ein gutes Beispiel. Er ist wie gesagt sauber gedengelt, und bestimmt hat der Autor diesen Test extra fürs Erscheinen in der PS aufgezogen. Trotzdem könnte er genauso in der Motorrad stehen. Niemand würde sich wundern. Ein für den Leser sichtbarer Fokus fühlt sich für den Autoren nämlich völlig übertrieben an, ähnlich wie Posieren beim Fotofahren. Einen ganzen Artikel konsequent durch eine bestimmte Linse zu brechen ist schwieriger, als es sich anhört. Mir fallen in der Leuschnerstraße nur zwei Personen ein, die eine solche Fertigkeit belegt haben: Klaus Herder und Jörg Lohse. Es gibt sicher noch mehr, das ist aber fürs Argument egal. Beide arbeiten nicht für die PS, die abscheulichen Graupen, aber wichtiger: Selbst wenn sie das täten, muss ein Sportfokus im Fall der PS das gesamte Heft bündeln. Das ist eine Größenordnung schwieriger. Es ist bestimmt möglich, es ist in der aktuellen Ausgabe jedoch für mich nicht sichtbar passiert, obwohl „sportlich schnell Motorradfahren“ das verspricht. Das wäre alles nicht schlimm, wenn nicht derselbe Verlag ein Heft brächte, das praktisch alles genauso gut oder besser macht: Ninette, MT-07, Monster, Konzeptvergleich, MV Dragster, Psycho-Hintergründe, selbst Fireblade und MotoGP-Hintergründe stehen in dieser oder besserer Qualität im Hauptobjekt der Motorradsparte. Ich wünsch der PS Erfolg mit ihrem Versuch, aber als Verlag würde ich mich fragen, wieso es im Haus ein Heft gibt, das sich zu über 90 Prozent mit dem Hauptobjekt des Themengebiets überschneidet. Eine Abhilfe wäre:
  • Themenplanung: Wenn der Fokus nicht über die Textarbeit entstehen kann, weil dazu die Ressourcen fehlen, kann er einfacher und zuverlässiger über die Themenplanung zustande kommen. Jetzt bin ich wieder die abscheulich gemeine Graupe, aber Themenplanung war wirklich nicht die Stärke der PS in den letzten Jahren. Im Team fehlt ein Heftmacher (solche Leute gibt es ja im Verlag).
  • Altlasten: Der DSK darf eine Doppelseite verschandeln, weil DSK-Mitglieder ein Abo entweder der PS oder der „Sport Auto“ erhalten. Irgendjemand hielt das irgendwann für eine gute Idee. Jeder, den ich kenne, hält es jedoch für insgesamt schädlich für Heft und damit letztendlich Verkauf. Warum das jeden „Relaunch“ überlebt, ist fragwürdig. Genauso der Kleinanzeigenmarkt. So ein Flickenteppich macht eine Menge Arbeit. Rechnet sich das wirklich?
  • Anzeigenlage: Ich habe abseits der kleinen Anzeigen im Markt-Teil keine einzige normal bezahlte Anzeige gesehen, nur Gegengeschäfte und Eigenanzeigen (korrigiert mich gerne). Wenn das die gegenwärtige Lage am Schnittpunkt Medienkrise-Motorradmarktkrise-Werbekrise ist, wäre das Experiment „Leserfinanzierung“ nicht nur sinnvoll, sondern notwendig gewesen, also beim Copy-Preis bei einer schwarzen Null herauszukommen. Das hätte der PS eine einzigartige Unabhängigkeit gegeben. Ist aber bei 3,80 Euro wohl nicht der Fall. Mehr Geld rechtfertigt sich über:
  • Qualität: Die gefühlte Qualität für den Leser ist bei der PS nicht sonderlich hoch. Das liegt an Bindung und Papier, aber auch an der Farbenpsychologie: Gelb und blau sind Kasperl sei‘ Frau und außerdem alle Kreuzworträtsel-, Sudoku- und TV-Tratschhefte, die sie liest. Das ist nur ein Randpunkt, aber im Gesamten kann man eine PS mit demselben Aufwand schicker aufmachen. Wie immer wieder gelobt: Die Bilder sind eh gut, aus denen kann man mehr Qualitätsanmutung fürs Heft holen. Das neue Layout ist ein richtiger Schritt. Qualität hat auch was mit nach außen gezeigtem Verständnis zu tun. Deshalb das Beispiel mit der Korrektur. Ich weiß mit Sicherheit, dass es in der Leuschnerstraße Leute gibt, die diese Korrektur in fünf Minuten wasserdicht geschrieben hätten, wenn man sie denn gefragt hätte. Ja, die vorderen Seiten passieren als letztes unter dem größten Druck. Das treibt die Fehlerrate. Aber Andere kriegen es auch hin, mit mehr Korrekturen zu wesentlich komplexeren Themen (in der c‘t ist in fast jeder Ausgabe eine Korrektur oder wichtige Ergänzung drin). Eine Korrektur noch einmal in derselben Weise zu verhauen wie den Ursprungsfehler, das sieht immer aus wie überhaupt nicht verstanden. Es lohnt sich deshalb, diese Zeit irgendwoher zu nehmen.
  • Öffentlichkeit: Das ist der spezielle Matthias-Schröter-Punkt. Das Heft ist öffentlich. Wenn Leute darüber sprechen, ist das immer gut, denn das spart schon wieder Streuwerbung. Ich kriege auch jeden Tag Kritik, auch für Sachen, die aufwendig waren; gerade für Sachen, an denen Herzblut klebt. Da muss jeder Publizist eben durch, da hilft Herumnölen auch nicht. Ich bleibe dabei: Es sieht scheiße aus, wenn ein Mitarbeiter des größten Verlags in der Branche öffentlich sagt, dass Öffentlichkeit nicht gut ist. Siehe auch Generaloberchefredakteur Michael Pfeiffers „Ich wünsche keine öffentliche Diskussion …“ damals. Sowas untergräbt jede publizistische Glaubwürdigkeit, vor allem, wenn man selber davon lebt, über Andere zu richten (in diesem Fall: Motorradhersteller).

Die berechtigte Frage ist: „Warum hast du noch mal eine Rezension einer PS gemacht, wenn das doch schon letztes Mal nur Geplärre gegeben hat?“ Weil ich ein Leser bin, deshalb. Die PS ist das einzige Motorradheft, das ich mir am Kiosk kaufe. Die anderen Hefte interessieren mich entweder nicht (Europe‘s Biggest, Reisescheise, Tschobbr & Co.) oder ich arbeite selber gelentlich mit daran, erhalte also Belegexemplare und bin befangen, wie der Jurist sagt. Das ist nicht glaubwürdig. Vielleicht kommen wir ja irgendwann an einen Punkt, an dem selbst ein Herr Schröter eine Leserkritik von mir ebenso ruhigen Blutes zur Kenntnis nehmen kann wie eine Leserkritik, die in einem Motorradforum stattfindet. Bisserl auf Leser hören. Auch wenn‘s schwerfällt.

Kommentare:

ältere
  • Hilly Hunger meinte am 13. März 2014 um 14:37:

    Leider sind genau diese Personen die andere richten oder zerreissen, selten in der Lage eine Kritik einzustecken. Wenn ich da an meinen speziellen Freund Lockinger denke…. der wird auch immer gleich rasend wenn man ihm widerspricht. Zum Glück kann ich dazu sagen: „Mir doch Wurscht“ , Ich kann auch ohne Dich/Euch. Weiter so Clemens, konstruktive Kritik kann einen nur weiterbringen, auch wenns schmerzt. Das kennt jeder. 😉

  • Dirk Klatt meinte am 13. März 2014 um 16:18:

    Die PS sollte für solche Kritik dankbar sein, hilft sie doch dem Einsichtigen etwas besser zu machen. Deine Persiflage hat genau die Punkte getroffen, die mich – nicht nur bei der PS – vom Kauf der Gazetten abhalten. Ich bin nur noch Abonnent der MO. Leider wird auch die immer schlechter, mit völlig abstrusen Stories wie „Fahrtraining für Frauen“ (als ob da eine andere Fahrphysik gilt), „Womans Bikerboutique“, Kochrezepten für Biker oder die ewig glorifizierten Umbauten von irgendwelchen uralten CB 250 Honda-Böcken u.ä., die schon brandneu seinerzeit sch… waren. In letzter Zeit ist da aber wieder etwas Besserung in Sicht, daher behalte ich mein Abo, zumal dieses Blatt immer schön gemacht ist und auf blödsinnige Vergleichstest verzichtet.

    @Hilly Hunger: Und zum Herrn Lockinger ….der ist nun einmal die letzte Instanz ….muss man einsehen …da ist jedes Wort vergebens…

  • Winfried V. Berlepsch meinte am 13. März 2014 um 17:53:

    @ Hilly Hunger: Der Alfred ist der Einzige, den ich bei Facebook geblockt habe, weil er für mich der absolute Meinungsfreiheit-Antipode ist. Ich finde ihn absolut und zu 100% indiskutabel.

    Was mir aber gerade so einfällt, auch wenn ich es ebenfalls bedenklich finde, wenn ausgerechtnet jemand, der sein Geld mit dem öffentlichen Urteil über die Arbeit anderer (Motorradhersteller bauen Motorräder) verdient, öffentliche Urteile über seine Arbeit shice findet:

    Bei Weinerzeugern gilt es auch als unschick, Weine von „Kollegen“ (=abgrundtief gehasste Konkurrenten) in Hörweite von von (potentiellen) Kunden zu kritisieren. Das hat etwas von „bewusst schlecht machen und darauf hoffen, daß man sie abgreifen kann“.
    Es gilt die Devise, wer diese total verhunzte, mit Restzucker und zulässiger Höchstmenge Kupfer geschönte Plörre saufen UND dafür Geld bezahlen will, der soll‘s halt tun.

    Was Herr Schröter also vielleicht (auch) meint, ist, daß es sich nicht schickt, als Schreiberling in eigener Sache oder im Auftrag für andere, die Konkurrenz zu kritisieren.
    Zumal Du die Blätter, für die Du schreibst, nicht öffentlich beurteilst – weil Du befangen seist.
    Dein(e) Kritiker könnten aber auch sagen, Du magst nur nicht die Hand beißen, die Dich füttert.

    Für 90% der Leute, die die entsprechenden Publikationen lesen, für die Du gelegentlich arbeitest, mag es glaubhaft sein, daß Du beispielsweise nicht den letzten, ernsthaft an schnellen Mopeten interessierten Leser, zu einem anderen Magazin für schnelle Bikes geleiten willst. Aber es wäre eine nachvollziehbare Kritik, wenn sie denn so geäußert würde.

    • Clemens Gleich meinte am 13. März 2014 um 20:10:

      @Winfried: Es galt früher auch im Publizismus als unschick, Kollegen zu kritisieren. Der Gedanke war, dass Schwächen ohne externe Kritik von den Lesern seltener bemerkt werden, was der Qualität der Objekte nicht zuträglich war, aber das soziale System unter Publizisten emotional sauber gehalten hat. Wahrscheinlich also derselbe Grund wie unter Winzern. Good Form. Heute gibt es jedoch für jeden eine Öffentlichkeit, wenn er, wie in meinem Beispiel etwa in ein großes Motorradforum geht und dort schreibt, wie er Blatt X gefunden hat. Wenn einer eine Schwäche gesehen hat, können alle sie von ihm nachschlagen.

      Noch zur Hand mit dem Futter, weil‘s immer wieder kommt: Ja, genau das bedeutet „Befangenheit“. Wie realistisch kann eine Kritik der Fastbike von mir sein? Wenn mir das Heft gefällt, kann es ja nur heißen: „jaja, weil du halt mitmachst (oder auch: bezahlt wirst), musst das ja sagen.“ Wenn ich eine Kritik habe, steht immer die Frage im Raum, ob das eine echte Kritik ist oder ein Strohmann.

      Dass ich direkt mit einem einzelnen Artikel was an Verkaufszahlen ändere, ist Quark. Wenn ich was an den Verkaufszahlen ändern könnte, hätte mich die Motorpresse längst engagiert, damit ich für mehr Verkäufe z. B. der PS sorge. Kann ich aber nicht, kann vielleicht keiner mehr. Wie ich ganz persönlich ein Heft finde, hat bestenfalls minimale Auswirkungen, wenn nämlich ein, zwei Leute mehr ein Heft kaufen, weil sie sich ein eigenes Bild machen möchten, oder einer es sich spart, weil ihn die Themen nicht interessieren. Dass wegen einer Rezi auch nur einer sein Leib- und Magenheft wechselt von PS zu Fastbike, halte ich für unwahrscheinlich. Was jemandem gefällt, weiß die Person selber.

      Das Argument „Die Kritik kann man interpretieren als zum Zweck der Marktbeeinflussung geschrieben“ finde ich dennoch interessant, weil mir das noch nicht in den Sinn kam in einer Welt, in der es große Seiten gibt, die allein Medienkritik machen. Hast aber Recht: Mit genug Unterstellung kann das so aussehen. Das Wichtige hierbei finde ich: Dasselbe ökonomische Argument gilt für Kritik eines Hefts an einem Motorrad, und dort nicht in der Theorie, sondern in der gängigen Praxis: „Hersteller X ist dicke mit uns, dem tun wir was Gutes. Y dagegen schaltet nie Werbung, der findet bei uns jetzt einfach nimmer statt.“ <- So machen es Motorverlage seit langer Zeit, und so möcht ich nun wirklich nicht aussehen, also danke für den Hinweis, Winfried. Ich denke, ich werde ganz generell keine Rezensionen von Heften mehr machen, solange sie im selben afrikanisch verdampfenden Tümpel liegen, also keine Fahrzeuge mehr, keine Technik, keine IT, vielleicht noch Massenmedien, weil Springer sehr souverän mit Kritik umgeht. Eine Rezi interessiert nur drei Leute, regt aber mindestens zehn fürchterlich auf. Das nächste Mal kauf ich mir keine PS, sondern die "Wild und Hund". Es besteht Grund zur Annahme, dass ein Dr. Gehirnschlag dort weit getoppt wird.

  • Winfried V. Berlepsch meinte am 13. März 2014 um 21:01:

    Ich stimme Dir 100% zu. Keine Kritik = keine Denkanstöße = Stillstand = Tod.
    Würde ich alles so für den (deutschen) Weinbau unterschreiben.

    Ich wollte es auch nicht kritisieren, ich wollte nur darauf hinaus, daß die Leute ja oft nicht sonderlich reflektieren, was sie so treiben und im Zweifel lieber den Boten schlachten.

    Ich würde es bedauern, wenn Du Deine Meinung nicht mehr weiterhin (öffentlich) kundtun würdest. Auch wenn ich verstehe, daß man keinen Bock auf Hassmails, Telefonate oder sonstigen Mist dieser Art hat.

    • Clemens Gleich meinte am 13. März 2014 um 21:06:

      @Winfried: Wie gesagt: Ist mir so nicht aufgefallen, deshalb immer andere Blickwinkel einbringen. Sowas ist gut. Jeder ist betriebsblind.

  • Winfried V. Berlepsch meinte am 13. März 2014 um 22:30:

    Ich habe gerade meiner Frau das Video gezeigt und ihr dann noch diese Stellungsnahme vorgelesen.

    Was mir dabei auffiel. Wie unglaublich viel Mühe Du Dir gemacht hast. Und wie verdammt lang der Text ist.

    Ich habe mir wegen der S1000R die letzte MOTORRAD gekauft und vermutlich auch morgen die neue wegen Vergleich SuperDuke vs BMW. Aber, und das ist eigentlich sehr traurig, ich tue es nur, weil mich die Messwerte interessieren. Was dazu getextet wird, lese ich vermutlich, aber wenn sie Mist sind – wurscht. Denn die wirklich guten Beiträge, die mein Interesse geweckt haben und dieses Haben-Wollen oder zumindest Ausprobieren-Wollen erzeugt haben, die kamen von Dir und Nils. Okay und Vauli (richtiger Name?) in Bezug auf diesen „italian crap“.
    Es nutzt mir nix, wenn ein handwerklich gelungener Text nur sachliche Informationen liefert, wenn das, worum es sich dreht, so absolut NULL sachlich ist. Daher werden diese Magazine untergehen. Sie werden, abseits technischer Informationsgewinnung, belanglos.
    Wer sich heute ein Mopped kauft, der wird in 99,999998 % der Fälle keins brauchen, weil es ein HOBBY ist, KEINE NOTWENDIGKEIT.
    Diese Leute wollen was zum angucken, anfassen, lieb haben, rumprollen…
    Die interessiert nicht, daß sie zum Preis einer BMW, KTM, Ducati zweimal eine Yamaha bekommen, die beim durchschnittlichen Fahrkönnen genau so schnell ist. Sie kaufen nicht, weil sie brauchen, sondern weil sie wollen. Egal, was es kostet. Und dazu wollen sie die Geschichte, die ihnen die Bestätigung eines guten Kaufs liefert.

    Die PS ist das komplette Gegenteil, zudem ist sie anbiedernd, positionslos, langweilig. Und das hast Du wunderbar kommentiert und uns viel Vergnügen bereitet. Wir freuen uns dann auf Dein Buch „Sorge Dich nicht, hör‘ auf Dr. Gleich!“

    • Clemens Gleich meinte am 14. März 2014 um 11:31:

      @Winfried: Schließ nicht zu schnell von Dir auf alle. Ich kenne eine ganze Reihe von Lesern, die möchten und verlangen nach möglichst nüchternem Text mit möglichst vielen Messwerten in Zahlen. Das liefert derzeit ausschließlich die Motorrad in diesem „Top Test“, wenn es den denn noch gibt (hab schon lang kein Heft mehr durchgeblättert). Es gibt diesen Markt, vor allem in Deutschland, und ich behaupte, es wird ihn auch noch bisserl länger geben. Die für mich relevante Frage ist: „Lohnt sich der ungeheure Aufwand dieser Messungen für den Ertrag, den es bringt?“ Daran kann man im Hinblick auf sowas wie die Motorrad News zumindest zweifeln.

      Es freut mich ja, dass es so aussieht, aber ich habe mir bestimmt nicht „unglaublich viel Mühe“ mit dem Video gegeben. Es ist ein rauschiger Schnellschuss vom Hotelbalkon. Ich hab mir eine PS am Flughafen gekauft, war sehr erstaunt über so einige Dinge, dann hatte ich später im Hotel eine halbe Stunde Zeit und hab es live on tape durchgeblättert. Die schriftliche Nachbesprechung hat auch nicht lange gedauert. Es gibt Leute, die bezahlen mich für solche Einschätzungen, die schreiben sich mittlerweile recht schnell.

      Der „Evil Master Plan“, der mir unterstellt wird, mit dem ich in langer, penibler Planung die PS schädigen möchte, den gibts nicht. Ich möchte die PS ja gar nicht schädigen. Im Gegenteil hätte ich gern eine tolle PS (für mich als Leser), die super läuft (für die Macher als Davonleber).

  • Oliver Krause meinte am 14. März 2014 um 12:39:

    Die nackten Messwerte sind für viele vielleicht deswegen so wichtig, da es genau darum geht, die (Un)Vernunft einer Doppelt so teuren Mopete zu rechtfertigen.
    Die ist schließlich 0.00001ns schneller von 0 auf 100km/h.
    Ein unschlagbares und nicht angreifbares Argument gegenüber der Begründung doppelt soviel Kohle ausgegeben zu haben, nur weil man etwas geiler findet.
    Eigener Geschmack macht da angreifbarer am Stammtisch oder eben am Frühstückstisch mit der „Regierung“ :-p

  • Winfried V. Berlepsch meinte am 14. März 2014 um 13:48:

    Clemens: „Unglaublich viel Mühe“ heißt für mich: Du hast es nicht bei einem einfachen, kurzen: Fuck off! belassen. Und mal eben schnell geschrieben, für so einen Kasper, ist eigentlich immer noch zuviel.

    Was meine Ansprüche angeht, so ist es mir klar, daß die nicht für alle gelten. Und die Motorrad hat ja ihre Berechtigung, so wie ADAC, Ökotest, etc.
    Aber das ist Ge- oder Verbrauchsmaterial wie Scheißhauspapier.
    Die Leser, die schon immer Motorrad gelesen haben, sterben früher oder später weg.
    90 PS sind für jeden genug! Keine Wheelies auf öffentlichen Straßen! Und überhaupt: denkt denn keiner an die Kinder?!

    Das sind die Horsts, die den Nachwuchs vergraulen und ihre Emotionen nur noch als Erinnerung aus der Jugend konservieren. Die kaufen sowas.

    Die Jungen, die gegen alle Widrigkeiten sich ans Zweirad wagen, die „Urban Hipster“ (sagt Maik), die lesen das nicht. Der Platzhirsch kommt damit irgendwie klar, der Rest muss einen Mehrwert liefern, der ihre Existenz rechtfertigt.
    Ob das Bergdeutsch, emotional, brutal, classic, oder sonst wie realisiert wird, ist ja egal.

  • Winfried V. Berlepsch meinte am 14. März 2014 um 13:54:

    Als Gleichnis:
    Wenn ich anfange Wein zu machen und ihn verkaufen will, muss ich mir einfallen lassen, wie.
    Billiger als ich können alle Genossenschaften. Besser können bestimmt auch eine Menge.
    Mein Problem ist also die Frage an mich: Warum soll ich bei Dir, den ich nicht kenne, Wein kaufen, den ich in Baden in gleicher oder besserer Qualität zum gleichen oder besseren Preis bekomme?

    Und wenn es soweit kommt, hätte ich ja schon 80% des Ziels erreicht, denn er steht bei mir und stellt die Frage. Dazu muss er erstmal wissen, das es mich gibt UND die Motivation aufbringen, zu mit zu kommen.

    Ich arbeite noch daran.

  • Dirk Klatt meinte am 15. März 2014 um 13:00:

    Was für eine interessante Diskussion. Ich gehöre beispielsweise zu den Lesern, die Messwerte so gut wie gar nicht interessieren. Ich schau, wer hat‘s geschrieben und wo. Ist der Schreiber aus meiner Sicht kompetent, dann liefert der Artikel relevante Informationen für mich. Besonders wichtig dabei sind die subjektiven Eindrücke des Autors, der Charakter des Krades.Artikel von Herder oder Gleich beispielsweise sind für mich i.d.R. relevant. Bei einigen anderen Autoren dagegen blätter ich gleich weiter…

  • 3-plus-1 meinte am 18. März 2014 um 10:08:

    @Winfried V. Berlepsch
    > Die interessiert nicht, daß sie zum Preis einer BMW, KTM, Ducati zweimal eine
    > Yamaha bekommen, die beim durchschnittlichen Fahrkönnen genau so schnell
    > ist. Sie kaufen nicht, weil sie brauchen, sondern weil sie wollen. Egal, was es
    > kostet. Und dazu wollen sie die Geschichte, die ihnen die Bestätigung eines
    > guten Kaufs liefert.

    Wenn du dich da mal nicht irrst. Die Idee dahinter ist ja wie bei Frauen-Klamotten-Shops, wo das „Einkaufserlebnis“ zählen soll, Produkte nach Marke und nicht nach Größe sortiert sind und das Suchen und nich das Finden im Vordergrung steht.

    Ich finde so etwas zum *zensiert*. Gehe ich in ein Schuhgeschäft, will ich gar nicht, das mich der Verkäufer zuschwallert oder ich suchen muss. Es reicht wenn mir mir einfach die Paare mit Größe 49-50 zeigt, denn das sind meistens maximal drei wovon ich das beste kaufe.

    Ähnlich sieht es bei Motorrädern aus. Für die ganzen Impulskäufer, die gerne mal eine Maschine eine Saison fahren und dann wieder in Zahlung geben mag das stimmen, doch die sind auch maximal 1,85m groß. Hat man eher die Größe von 2,00m passt aber nichts ohne aufwändigen Umbau (Rastentieferlegung, Sitzaufpolsterung) und das bekommt man dann nicht mehr ohne massiven Verlust verkauft.

    Kurzum, ich bin einer, der wirklich intensiv die Tests und Daten list. Gerade und insbesondere in Hinblick auf Dauertestergebnisse und Zuverlässigkeit. Ich habe da überhaupt keine Markenbrille auf, denn gut ist wer passendes anbietet. Selbst bei BMW- deren Gebahren und omnipräsente, fette 1200er GS ich nicht mag, habe ich wieder auf dem Schirm und bin gespannt was Motorrad über eine etwaige S 1000 F an weiteren Informationen bringen wird.

    Der emotionale Tester wird vielleicht nörgeln, dass da eine große CPF 1000 F von BMW kommt und wie langweilig und öde das ist. Ich würde bei so einem Modell – passend für die Ergonomie von R-1200-GS-Adventure-Jokeys – aber nur vor Freude im Kreis tanzen. Vielleicht wird das aber auch nur ein Bike für kleine Wutze, die aufrecht sitzen wollen. Dann wird‘s eine Enttäuschung.

    Das ist der Grund warum ich ganz scharf auf nüchterne (Ergonomie-)Daten bin und Hefte kaufe, die die bringen.

  • Dirk Klatt meinte am 18. März 2014 um 12:49:

    @3-plus-1: Na die Ergonomie-Messwerte allein werden dann auch nicht weiter helfen. Da musst Du wohl Probesitzen/-fahren. Ich bin froh, dass ich so ein 1, 80 m kleiner „Wutz“ bin. Ich kann sie alle haben und muss nie GS fahren 😉

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