The Great Pretender

Ich habe diese prätentiosen Reportagen schon immer gehasst, unabhängig von den Autoren. Der verlangte Stil ist voll von bedeutungsschwangeren Details, die Leser (und Schreiber!) aus Romanen kennen, und wenn die Realität diese Details nicht liefert, dann tut es die Phantasie. Claas ist ein Extrembeispiel, aber dass er mit „man macht das halt“ nur sich selber meint, das schreibt sich der Spiegel schön. Es gehört fest zu diesem Ressort als prinzipielles Problem, denn die Reportage muss eine schöne Geschichte sein, damit sie sich gut liest. Die Realität liefert aber nur selten runde, schöne, eindeutige Geschichten mit klarer Moral, sondern sie liefert indifferentes Chaos.

Wenn etwas zu schön klingt, um wahr zu sein, dann rate „man“ mal: Es ist meistens nicht wahr. Harald Bögeholz hat als c‘t-Textchef immer die Maxime gehabt: gute Textqualität besonders misstrauisch auf die Fakten abzuklopfen, weil der Glanzlack schnell über Mängel hinwegtäuscht.

Erfundene Reportagen

Kommentare:

ältere
  • 3-plus-1 meinte am 20. Dezember 2018 um 16:15:

    Das Problem ist doch in Wahrheit, welches Narrativ der Autor hier bedient hat, welcher Agenda er da zuarbeitet. Eine der sich der Spiegel mit Haut und Haaren verschrieben hat. Er war ein maßgeblicher Teil an den ganzen emotionalen Nudging-Maßnahmen, die aus der wundervollen sozialen Marktwirtschaft der verflossenen bonner Republik nun Schritt für Schritt ein deutsches Wirtschaftssystem formen, dass die negativen Seiten des skandinavischen Modells (hohe Steuerabgaben ohne Zweckbindung) mit den negativen Seiten des US-Modells (du sollst für alles selber Vorsorgen, der Staat zieht sich raus) verheiratet und Austorität gegen Inländer und andere europäische Länder fördert aber den Islam unbedingt als Teil des Landes sehen will.

    Klingt an den Haaren herbeigezogen? Nö, wenn nämlich Laudatio und Preise gerade auf den Lügentext eines solchen Autors vergeben werden …
    https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2017/2017-171b-Preisverleihung-Kath-Medienpreis_Laudatio-Riekel.pdf
    … und sich genau darauf dann ein durch Erbe reich gewordener Spiegel-Kolumnist versteigt „Wir müssten uns nur von lieben Gewohnheiten verabschieden – zum Beispiel vom Sozialstaat, wie wir ihn kennen“, dann ist das eben nicht mehr nur eine Zeitungente sondern dann wird hier der politische Weg vorbereitet unsere Zukunft auf einer Lüge basierend an die zu verschenken, die alles an unserer Lenensweise hier ablehnen und hassen:
    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/einwanderung-ein-deutscher-traum-kolumne-a-1217379.html

    Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie mich das ank*tzt, wenn man bei Kritik an diesem Gesinnungsjournalismus medial heute direkt in die rechte Ecke gestellt wird, weil man sich aus politischer Verantwortung und der Konzentrationslagerhistorie eben gegenüber den jüdischen Nachfahren in Verantwortung sieht und nicht deren Feinde beschützen und ins Land holen will. Aber das hier Gesinnungsjournalismus betrieben wird, wurde von jüdischer Seite ja schon 2015 selber so formuliert:
    http://juedischerundschau.de/die-skepsis-gegenueber-dem-gesinnungsjournalismus-waechst-135910697/

    Tja, und wenn man dann noch äußert, diese politische Lenkung der Medien in Deutschland wie eine krasse Form der DDR-Fortführung zu empfinden, ja dann ist man „Verschwörungstheoretiker“ und das stimm doch angeblich alles gar nicht. Die Medien agieren ja völlig unabhängig von politischen Zielen der Regierung. Blablabla.

    Ach ja? Also diese Aussage einer MDR-Moderatorin nach dem Interview am Anfang des Monats – die eigentlich eher belanglos Magazine moderiert und definitiv nicht politisch extrem aufgefallen ist – finde ich schon beängstigend. Schlimmer als heute beim MDR kann das im Hintergrund der Aktuellen Kamera auch nicht gelaufen sein:

  • Volker meinte am 21. Dezember 2018 um 14:27:

    Im Spiegel wird gelogen und erfunden. Sogar von jemanden, dem man geglaubt hat, der allerseits gelobt wurde. Der für Auflage gesorgt hat. Überraschung. Für den Spiegel mag der Vorfall ja ein Unikum in 70 Jahren sein, er befindet sich jedoch in bester Gesellschaft. Der Stern hatte seine Hitlertagebücher, die ganze Wissenschaftspresse leidet unter „Predatory Publishing“, der selbstauferlegte Ehrenkodex des Peer Review durch Raubverlage ausgehebelt. Fake News sind da auch nicht weit und wenn ich bei der gepriesenen Wikipedia innerhalb meiner Kompetenz mal etwas genauer hinschaue, dann stellen sich mir die Nackenhaare auf.

    Ein neuzeitliches Problem also? Nein. Höchstens ein dank Internet, Web2.0 und Social Media präsenteres Problem. Der Rat, damals wie heute: Wenn es zu gut klingt um wahr zu sein, ist es das meistens auch nicht. Kernfrage des Lesers also: „Wer profitiert vom Geschriebenen?“.

    Dann muß man auch nicht nachträglich „Skandal!“ rufen, Entrüstung heucheln und „vollumfängliche Aufklärung“ fordern. Die fordert dann nur ein weiteres Bauernopfer als Symptom einer gesellschaftlichen Schieflage – dieses Mal eben Claas Relotius.

    Und die Karawane zieht weiter.

  • The Great Pretender – Westbiker´s Checkpoint meinte am 3. Januar 2019 um 10:39:

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