Encyclopaedia Clementis


Sprache wandelt sich mit dem Gebrauch. Deshalb hier eine kleine Enzyklopädie vielfach falsch verwendeter Begriffe zur erleuchtenden Erkenntnis, worüber dieses gedruckte Papier oder dieses Internet da immer reden.

Das, was da steht, ist: die letztgültige Wahrheit. Andere Meinungen sind: falsch. Man kann sie trotzdem per Kommentar loswerden.

Datenschutz

Der Datenschutz bezeichnet dein verbrieftes Recht, in deinem auf Google Streetview verpixelten Haus intimste Kindheitserinnerungen lückenlos auf Facebook nachzutragen.

Meinung

Jede Äußerung jedes Menschen. Das kaum bekannte Geheimnis der Meinung: Man darf auch eine andere haben.

„Nahezu perfekt!“

„Nahezu perfekt“ mit all seinen gleichwertigen Varianten („annähernd perfekt“) ist eine Kurzform aus dem publizistischen Standardwortschatz (PS), die jeder Leser kennen sollte, weil sie ausgeschrieben bedeutet: „Es gibt ein gravierendes Problem mit diesem Fahrzeug, das ich aber verschweige, weil es aus Zuffenhausen oder Wolfsburg kommt.“ Es kann jedoch auch sein, dass die Testfahrt so stupend langweilig war, dass dem Schreiber nichts anderes aus dem PS einfiel.

merkeln

Einen Sachverhalt vortragen, den man nicht begreift, in einer Sprache, die man nicht beherrscht. Benannt nach Bundespetze Angela Merkel, die mit Merkeln erfolgreich ihren Lebensunterhalt im Bereich Comedy bestreitet.

Dönitz (ugs.)

Dönitz war ein Offizier des Dritten Reichs, dessen phänomenale bei Freund wie Feind bekannte Blödheit seinen Namen bis heute synonym zu „Dumpfbaddel“ gemacht hat. Die stupende Beschränktheit dieses Proto-Stoibers findet sich zum Beispiel im abwertenden „sich zum Dönitz machen“ oder schlicht in der Beleidigung „du Dönitz“. Erst zu Beginn des 21sten Jahrhunderts konnten die Amerikaner Dönitz langsam aus dem Wortschatz verdrängen, aber das schafften sie nur, indem sie schummelnd einen Primaten zum Präsidenten ernannten. Der deutsche Gegenpapst Clemens XV verlangt in seiner Unfehlbarkeit, Dumme dennoch traditionsgerecht weiterhin „Dönitz“ zu nennen.

Motorbox

auch: ECU (Engine Control Unit) oder allgemeiner „Steuergerät„. Ein kleiner Computer, der Regelaufgaben übernimmt, die früher von elaboraten mechanischen Systemen erledigt wurden, die alle fünf Meter repariert werden mussten, was wiederum als „repariert werden konnten, am Straßenrand“ in den Mystizismuskanon des Motorens einging. Die Altvorderen (von denen einige ja noch leben) hassen die Motorbox, weil sie die erstens nicht verstehen und zweitens mit Elektronik keine Chance mehr haben, wegen eines defekten Unterbrechers stundenlanges Schauschraubing auf dem Standstreifen vorzuführen. Siehe auch: früher

Qualitätsjournalismus

Unter diesem Begriff versammelt sich komprimiert der Problemkreis: „Ich bin Journalist und will mehr Geld haben.“ Clemens Gleich ist somit die Personifizierung des Qualitätsjournalismus‘; und der Axel-Springer-Verlag wird daher stündlich damit beginnen, eine zwanzig Meter hohe bronzene Ehrenstatue seines Pimmels in Lebensgröße mitten in den Alexanderplatz zu rammen.

politische Korrektheit

= kommunikatorische Feigheit. (mehr …)

Früher

Die Zeit, in der alles besser schien, weil man selber besser war.

Standardwortschatz, publizistischer

Jede publizistische Themenrichtung hat ihren eigenen Standardwortschatz, der aus inhaltslosen Hülsen zum Texte längen besteht. Fälschlicherweise übernehmen Forendiskutanten gelegentlich diesen Wortschatz, weil sie ihn für ihre Szenesprache halten. Da der Standardwortschatz jedoch per definitionem keine Informationen trägt, enthält er nur die künstlichen Aroma- und Ballaststoffe der Sprache, die das Hirn unverändert wieder ausscheiden sollte. (mehr …)

Journalistengefühl, vages

Das „vage Journalistengefühl“, auch als „Instinkt“ oder „Erfahrung“ bezeichnet, ist eine Superkraft, die Journalisten als Kollateralentschädigung befällt, wenn ein radioaktiver Verleger sie beißt (eine sehr verbreitete Arbeitsplatzverletzung in Redaktionen). Es erlaubt ihnen, befreit von Fakten alle für die jeweilige Geschichte benötigten Daten einfach passend aus der Pupsdüse zu ziehen. Manchmal stimmen sogar welche. (mehr …)

virtuell (franz.)

Physisch nonexistent, aber der Möglichkeit nach vorhanden. „Virtuell“ beschreibt somit praktisch alles, was einem die Leute den Tag über so ans Ohr labern sowie natürlich den gesamten publizistischen Standardwortschatz. Das Wort beschreibt überhaupt das Leben an und für sich sehr gut.

Rennsportgene, die

Ausschließlich im Plural anzutreffender Kunstbegriff aus dem Marketing, das damit eine virtuelle (also meistens nonexistente) Verbindung der Motorsportaktivitäten einer Firma mit deren Serienmaschinen herstellen will. Journalisten greifen die „Rennsportgene“ gerne auf, wenn sie zu wenig Lust oder zu wenig Ahnung haben, die tatsächlichen Technologietransfers von der Rennstrecke auf die Straße zu erklären.

Journalist

Bezeichnet eine Person mit überhöhtem Mitteilungsbedürfnis, die es schafft, aus ihrer Koprolalie (kleines) Kapital zu schlagen (siehe auch: mich). Journalisten greinen gerade durch die Medien, weil ihnen missfällt, dass zu Zeiten des einfachen Internet jeder seinen Stuss in die Welt schreien kann statt wie früher nur sie.

ABS

Dieses Akronym steht traditionell für „Anti-lock Braking System“ oder auch deutsch „Antiblockiersystem“. Bei Zweirädern hat der Begriff jedoch eine aggressive Neubelegung als eine Art Gottheit erfahren, womit er wie alle religiösen Begriffe für jede sinnvolle Diskussion verloren ist. Es bleibt, zur Kritik auf eine höhere Ebene auszuweichen und bei einem schlechten ABS zu sagen: „Die Bremsanlage ist schlecht.“ oder gleich: „Die Welt ist schlecht.“