„Endlich eine Frau!“

Gerade „Bad Blood“ gelesen, die größte Betrugsgeschichte aus dem Silicon Valley. Wir verehren gern Idole, und wenn sie schwierig sind, dann nehmen wir uns selbst das als Vorbild. Deshalb nimmt sich das Silicon Valley Steve Jobs zum Vorbild. Wenn man nur fies genug seine Ziele durchsetzt, wird man auch genauso erfolgreich, oder? Elizabeth Holmes war Jobs‘ größter Fan. Sie gründete die Firma Theranos im Silicon Valley. Sie sollte einen magischen Patch konstruieren, der deine Blutwerte analysiert, oder vielleicht auch einen Pen. Als sich das als unmöglich herausstellte, wurden aus dem Patch stetig größer werdende Maschinen, die alle nicht richtig funktionierten. Keine einzige Medizinfirma investierte in den Laden. Und trotzdem konnte Mrs. Holmes mehr als 600 Millionen Dollar an Investitionen einsammeln. Sie war einfach so überzeugend. Ihre Technik war peinlich. Als der Betrug herauskam, war die mit bis zu 9 Milliarden Dollar bewertete Firma nichts mehr wert. Holmes muss sich vor Gericht verantworten. Sie sieht sich immer als Opfer, hat sich nie bei den vielen Patienten entschuldigt, die sie betrogen hat (ja, die sind mir wichtiger als die gutgläubigen Investoren). „Fake it till you make it“, sagt man im Valley. Das geht auch, wenn man ein technisch mögliches Produkt baut. Holmes wollte jedoch mit schierem „Ich will aber!“ ein Gerät bauen, das in etwa so wahrscheinlich war wie ein fliegendes Schwein. Der Weg vom Studienabbruch bis vor Gericht liest sich erstens sehr spannend und zweitens sollte das jeder lesen, der meine Warnungen über die Silicon-Valley-Kultur als übertrieben ansieht. Der Text führt wie eine Vivisektion durch den Prozess. Hoffentlich lernt der Leser etwas dabei. Wobei: Er hätte auch „Des Kaisers Neue Kleider“ aufmerksam lesen können …

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