Weltraumaffenanzug

Mein Rennstreckenraumanzug ist fertig. Die Kombi ist von Waco und großartig geworden. Besser kann man sich als Vorstandsvorsitzender der Bonobo Society nicht anziehen.

Meine Architektin Tanja hat mir meinen Alkoholratgeber zurückgegeben, sodass ich endlich das korrekte Zitat zu den Weltraumaffen posten kann:

Stellen Sie sich Ihre Party als eine dieser alten, mit einem Schimpansen bemannten Raketen vor, die man früher ins All gejagt hat. Das waren gewaltige Brummer, die bedeutsame wissenschaftliche Missionen erfüllten, und störte es dabei, dass ein irrlichternd blickender Affe das Ding geflogen hat? Nicht im Geringsten. Im Gegenteil. Es verlieh diesen Missionen die Aura extremer Hipness.

– Frank Kelly Rich in „Die feine Art des Saufens

Dieses Zitat habe ich verfälscht aus dem Gedächtnis zitiert, als ich aus dem Hafen der Festanstellung in den Pazifik freien Schaffens lossegelte, denn es beschreibt die perfekte Arbeitseinstellung, die sich bei mir meistens so ab 21 Uhr und dem zweiten Scotch einstellt. Außerdem mag doch jeder Affen. Also ich schon. Besonders Weltraumaffen. Es gibt ein weiteres großartiges Zitat aus Wikipedia über Ham, den ersten Weltraumaffen der USA:

„Der Schimpanse überlebte den Flug, zeigte aber während des Flugs nicht viel Interesse, die ihm gestellten Aufgaben auszuführen.“

So gehts mir auch manchmal. Und dann gibt es da ja noch die Rennstrecke. Kollege Maik hat eine silberne, einteilige Lederkombi für diesen Einsatzzweck. Vor langer Zeit musste er die mal für ein Foto-Shooting auf der Landstraße anziehen. Mittags ging er zum Bäcker, für alle einkaufen. Er hatte dabei das Gefühl, frisch von der Marsexpedition die irritiert blickende Bäckerin zu schocken. Es gibt Leute, an denen prallen so subtile Unangemessenheiten ab wie Arbeitsanweisungen von Schimpansen; Leute, die Lederstrampelanzüge in Papageienfarben zu Beerdigungen tragen oder sponsorenbetackerte Radfahrfetischkleidung auf ihrem Weg zur Arbeit, bei der man jedes Arschhaar einzeln sieht, weil der dünne Stoff so straff sitzt. Es gibt sie, aber ich gehöre nicht dazu.

August 2007, Präsentation B-King: Saubere Fahrtechnik aus Keith Codes Buch und Übung. (Bild: Suzuki)

Nun habe ich mir allerdings für 2010 vorgenommen, was ich schon 2009 tun wollte: viel mehr fahren, vor allem Rennstrecke. Erstens, weils Spaß macht, zweitens, weil ich die Übung brauche. Letztens hat mich ein Leser gefragt: „Ich hab gelesen, dass du den Mopped-Schein recht spät gemacht hast. Wie hast du das mit dem Fahren so schnell hinbekommen? Fahrertraining, Naturtalent oder Wahnsinn?“ Keine Ahnung, wieso viele Leute denken, dass man fahren kann, weil man schreiben kann; die Wahrheit, die ich dem guten Mann sagte, lautet schlicht: Es ist ganz einfach: Ich habe es nicht magisch „hinbekommen“. Ich fahre scheiße. Im dumme-Sprüche-Buch meines Vaters steht: „Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung.“ 2009 ging alles ein bisschen drunter und drüber, aber dieses Jahr könnten ein paar Pläne aufgehen. Toby hat zum Beispiel einen großen, guten Platz gefunden, wo man Platz hat, endlich Wheelies zu lernen. Und MO wird zwar immer langsamer, immer genießerischer mit diesen Umbauten, aber jetzt hab ich ja noch die Fastbike. Da wird schnell gefahren, zum Beispiel auf der Rennstrecke.

So sah der erste Entwurf im Biergarten aus. Die getuschten Reinzeichnungen auf dem Maßblatt liegen noch beim Waco.

Die Rennstrecke ist sehr gut geeignet zum Üben, weil sie Schräglagenscheu abbaut, weils Platz gibt zum Hinfallen. Dort sieht man in silbernen Stramplern vom Mars auch nicht mehr wie ein Außerirdischer aus, sondern wie jeder andere. Was mich schon zum eigentlichen Anlass dieses Postings bringt: Meinem Anzug. Meinem Raumanzug. Ich wollte einen, der aussieht wie from outer space, dabei augenzwinkernd bleibt und (ganz wichtig) eine authentische Weltraumaffenbeschriftung hat. Zu meiner großen Verwunderung verkauft das keiner fertig. Also habe ich im Biergarten fix zum Modedesigner umgelernt, das Teil selbst gemalt und die Entwürfe dann Walter Aust von der Lederschneiderei Waco gegeben. Der Anzug hat mir so gut gefallen, dass ich die Entwürfe außerdem Philip gegeben habe, der das Screendesign der Seite gemacht hat, damit das Männchen da rechts auf der Startseite so aussieht wie es das heute tut. Jedenfalls ist dieser Tage das fertige Produkt vom Waco gekommen:

Die Hosenbeine gehen über die Stiefel, die Ärmel über die Handschuhstulpen, deshalb haben die Beine unten so einen Schlag. Der Anzug besteht hauptsächlich aus hochwertigem Alpenrindsleder, zonenweise aus Kevlar-Stretch, Schrift und Affenkopf aus diesem Kunstleder, das man für Verzierungen nimmt. Wahrscheinlich kann man die Fitzel damit besser schneiden. Wegen Wetter habe ich das Teil noch nicht im Einsatz gehabt, aber eins ist schon mal sicher: Rein optisch bin ich damit gannz weit vorn. Die Weltraumaffenhommage gefällt mir so ausnehmend gut, dass ich gleich noch Schneideplotterdaten davon für T-Shirts erstellt habe. Stay tuned! Ich möchte den Abend beschließen mit einem weiteren Zitat meines guten Kollegen Frank Kelly Rich:

Es trifft wohl zu, dass einige der Weltraumaffen nicht bei bester Gesundheit zur Erde zurückgekehrt sind. Manche sind sogar überhaupt nicht zurückgekehrt. Aber was soll‘s? Sie wussten, worauf Sie sich einließen, als Sie den Flyer mit dem Slogan DIE MUTTER ALLER PARTYS unter die Leute brachten.

In diesem Sinne: Prost!

Kommentare:

ältere
  • Franz Semmelkrenn meinte am 21. Februar 2012 um 18:07:

    Hallo der Herr! Nicht nur aufgrund dieses Artikels aber auch deswegen, hab ich mir bei WACO auch eine Rennkombi machen lassen. Heute ist sie gekommen. Vier Wochen (!) vor dem vereinbarten Termin und das obwohl die tapferen Schneiderlein dort, jetzt sicher Hauptsaison haben. Der Preis ist mehr als OK und die Ausstattung dürfte wohl meinen Ansprüchen mehr als genügen. Die Passform kann mit keinem Teil von der Stange (zumindest bei mir) mithalten. Das Leder fühlt sich super an und ich nehme mir ganz feste vor, es vor Asphaltberührung zu schützen. Ich würde mir wünschen, wenn wir, respektive du, es noch lauter hinaus schreien, was da in Bayern für eine klasse Firma sitzt. Hier wird in unserer Gegend ein Wert geschaffen und nicht im fernen Pakistan oder sonst wo. Die Viecher, die ihr leben für meine Kombi lassen mussten, stammten aus Ö oder D. Die passenden Stiefel werde ich mir beim Nachbarn in Eggenfelden bei der Firma Daytona kaufen. Dort wird auch alles selbst produziert. Übrigens sponsort mich WACO nicht. Ciao und immer einen Finger breit Luft unter dem Leder.

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