Anziehend: Shark, Shoei. Abstoßend: Händler

Letztens war der Shark-Pressemann Stefan Piwek zu Besuch in Stuttgart. Seine Truppe übernimmt in Zukunft den Deutschlandvertrieb der italienischen Marke Spidi, was alles in allem sehr erfreulich ist. Das Gespräch ging dann natürlich in Richtung gescheite Anziehsachen auf dem Motorrad. Meine mittlerweile resignierte Theorie war: Die Leute wollen in schwarzen Plastiktüten oder Presswurstlederpellen rumrennen, das gefällt denen. Seine Antwort aus der Praxis war erstaunlich: „Nein.“ Er konnte das außer mit Zahlen noch mit einem erstaunlichen Beispiel untermauern: Es gibt einen Shark mit Schmetterlingen und Glitzer drauf — sogar in einer rosa Variante! Dieser Helm verkauft sich in Deutschland sehr gut, wenn man sich traut, ihn anzubieten. Mehr noch: Deutsche Motorradfahrer kaufen mittlerweile anteilmäßig die meisten Glitterlinghelme in Europa. Stefans Meinung nach steht das Angebot bei den Händlern zwischen dem, was die Leute eigentlich tragen würden und der Realität. Wahrscheinlich hat er recht. Jahrealte Trauersäcke sind auch reduziert noch jahrealte Trauersäcke. Das ist mehr als Mode: Materialien altern auch, Kevlar/Aramid zum Beispiel bei jeder Dosis UV-Licht. Außerdem ist Motorrad fahren noch Lebensart, Hobby, verdammt! Da geht es auch um gut aussehen, oder zumindest albern aussehen, wie die Verkäufe von Helmhörnern, -ohren und -irokesenbürsten nahelegen.

Händler sollten als Kaufleute wissen, welche Kundschaft was will. In dieser Hinsicht kann ich sogar ein bisschen mitreden, denn ich bin gelernter Kaufmann. In der Realität hassen die meisten Händler ihre Kunden. Es gibt einen großen Laden in Würzburg, in den ich nicht gehe, wenn der Chef am Tresen steht — genauso wie viele andere. Einige kommen gar nicht mehr. Mein Vermieter wollte dort ein Motorrad kaufen und es vorher fahren, ein Mann nahe dem Rentenalter mit genug Geld. „Wozu willst du denn das Motorrad haben, hm?“, blaffte der Chef. Der alte Mann kam natürlich nie wieder. Aktuell helfe ich gerade einer Freundin, Motorradsachen zu kaufen. Es ist immer noch so schrecklich wie bei mir damals. Ein Laden hatte eine Allround-Damenhose in einer Größe. Andere Größen bestellen? Klar, wenn du alle kaufst. Wenn so jemand in drei Jahren bei seiner Geschäftsaufgabe dann das Internet verflucht und „warruuum?!“ schreit, muss man ihm die Wahrheit sagen: Weil du‘s nicht raffst, Mann!

Bei Helmen gibt es noch den meisten Mut, und ich habe ein paar besonders schöne getestet, die es teils sogar im Laden umme Ecke gibt. Wer seine Größe weiß, dem empfehle ich jedoch zum eigenen Besten, im Internet zu bestellen. Und wer einen der fünf guten Motorradsachen-Händler weltweit im Zugriff hat, sollte Gott auf Knien danken und dort dann mal die beiden hier ausprobieren:

Shark RSR II Carbon

Shoei XR 1100 (Video)

Kommentare:

ältere
  • Christoph meinte am 22. September 2013 um 10:28:

    Und es ist immer noch nicht besser: man stöbert ca. 6x im letzten halben Jahr beim örtlichen Yamaha/Suzuki Händler nach was gebrauchten, was einfaches für die Gattin zum wiedereinstieg. Gebrauchtpreise bis zum Mond (87er Gpz500, lila(!) mit Standplatten 1999,-€) um dann lieber den Vorführer der XJ6 anzubieten. Na, danke. Gestern geschehen nach dem sechsten Besuch…
    Der Ducati/Triumph/Suzuki Händler in der Nähe hatte eine für mich überaus interessante CB1300SA gebraucht stehen, mein (!) Problem: es war letzten November, 7 Grad und es hatte morgens leicht genieselt: O-Ton: „kannste nicht Probe fahren, dann kaufst Du die hinterher nicht und ich muss 2h putzen!“ Jooooooooo, daaaaanke! Bin ich wieder auf mein Moped und schnell nach Hause, da werd ich nur noch gucken gehen in Zukunft.

    Es mangelt an (Verkaufs-)Kreativität bei den Händlern. Und Passion für das was sie tun. Es geht ihnen allen noch zu gut.
    Mann! Es werden nicht Fahrzeuge (oder auch Fliesen, Badmöbel oder Kleidung) verkauft, sondern Ideen, Visionen und Vorstellungen vom eigenen Ich mit diesen Produkten. Wann verstehen die das? Die einzigen, die das verstehen sind, ich muss es leider sagen, BMW. Immer ein Verkäufer da, der mit einen quatscht oder auch nur mal auf blauen Dunst eine Beispielrechnung aufmacht, ohne zu fragen, ob es einen direkten Kaufabschluss gibt. Aber die Idee setzt sich fest. Louis schafft das auch. Mit Abstrichen auch bei Honda, dort schaffen es gefühlt 33%. Mein Stammhändler leider nicht (mehr), also versuche ich es nächste Saison mit einem anderen.

    Grüße von der Käuferfront

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