Als ich ein Bub war, fuhren die wirklich zivilisierten Jungs Ferrari F40. Das war so Ende der schlimmen 80er der mit Abstand schönste und der wahrscheinlich schnellste Supersportwagen. Ich fuhr damals den Slick-bereiften Camaro meiner Schwester, weil wir armes Prekariat waren (es geht um ferngesteuerte Autos, nur dass wir uns verstehen). Der Camaro war okay, aber für einen F40 hätte ich mindestens eine meiner Schwestern verkauft, von denen ich ohnehin zu viele habe, falls jemand Interesse und Geld hat. Der F40 war der letzte Wagen des alten Enzo Ferrari und nicht von ungefähr zitierte der F60 („Enzo“) den F40.
Viele Jahre später, 2009. Ich steh mit der Kawasaki ZX-6R an der Tankstellenkasse. „Wollen Sie einen Ferrari für zwei Euro kaufen?“, fragt der Kassierer. Ich muss lachen. Nein, will ich nicht. Vollkommen uninteressant, der 430, den er mir da hinhält. Ja, die neuen Ferraris sehen ganz okay aus, aber es ist, als ob die Zeichner alle in einen Dornröschenschlaf gefallen sind, als Enzo ging. Auf einmal waren selbst Nissans aufregender. Alarmierend. Der Ferrari 612 Scaglietti sieht gar so langweilig aus, als hätte Lexus einen Porsche Panamera bauen wollen.
Und jetzt das: Ferrari 458 Italia. Über den schreiben grad alle, dass er toll fährt (welch Überraschung), dass er weniger verbraucht (gääähn), dass er beheizte Doppelkupplungsheckscheibenwischer hat (woow) und so weiter. Die haben alle den zentralen, wichtigsten Punkt vergessen: Jemand hat die Zeichner aufgeweckt. Dieser Wagen ist endlich wieder einer, den zivilisierte Jungs wie ich fahren wollen — und wenns nur ferngesteuert ist. Der 458 ist nämlich schon jetzt auf lange Zeit ausverkauft.