Beschwerde beim Deutschen Presserat

Meine erste Beschwerde beim Deutschen Presserat ist durch! Ein Klaus hatte sich vor einiger Zeit fürchterlich darüber empört, dass Angela Merkel meiner Meinung nach ein Schädling an der Eiche Deutschlands ist. Er drückte schnell den Button „Beschwerde einreichen“ auf der Frontpage des Presserats, allerdings vorhersehbar umsonst: Klaus‘ Beschwerde kam schon im Vorverfahren als „offensichtlich unbegründet“ zurück. Der Presserat macht sich sogar die Mühe, den Vorgang für Aufschreiber zu erklären: „Es handelt sich vorliegend um eine satirische Kolumne, in der eine Autorin [sic] aus subjektiver Sicht den Audi Q3 bewertet. Stilmittel der Satire sind Übertreibung, Provokation sowie Ironie.“ Eigentlich ein guter Service, dass der Presserat Beschwerern unser Presserecht erläutert.

Man kann also beim Presserat schonmal keine Maßnahme gegen eine Meinung erreichen, nur weil sie einem nicht gefällt. Ich glaube sogar, dass die Entscheidungen des Presserats generell recht sachlich, nüchtern und meistens fair sind. Deshalb nehmen wir des Gedankenexperiments halber einmal an, dass ich statt unsere Bundesmutti abzuwerten Klaus‘ leibliche Mutter persönlich beleidigt hätte, die nicht in der Öffentlichkeit steht und das so will. Dann hätte der Presserat je nach interner Bewertung einen Hinweis geschickt, eine Missbilligung oder ärgstens eine Rüge ausgesprochen. Eine öffentliche Rüge soll das Medium veröffentlichen. Richtig zwingen kann man es jedoch nicht. Das ist mehr so ein Gentlemens‘ Agreement, und wie bei allen diesen Dingen halten sich nur Gentlemen daran, die eigentlich keine Agreements über Offensichtlichkeiten brauchen.

Eine solche Beleidigung hätte es in keiner vernünftigen Publikation Deutschlands am ersten Gegenleser vorbei geschafft. In fast allen hätte spätestens der Chefredakteur den Stecker so einer Geschichte gezogen. In der Bild hätte es so eine Geschichte geschafft, wenn sie Papier verkauft. Für solche Publikationen gibt es den Presserat. Aber solche Publikationen interessieren sich einen Scheiß dafür, was da missbilligt oder gerügt wird. Ein optimierungsbedürftiges System …

Kommentare:

ältere
  • Uli meinte am 8. April 2014 um 20:23:

    Für so eine Geschichte fliegste ’raus bei Bild. Angie is doch mit Friede ganz eng,
    das geht gar nicht!
    Aber schön, dass wir den Presserat haben. Mit seiner Stimme wie Donnerhall.
    Weiter so. 🙂

  • Volker meinte am 15. April 2014 um 10:59:

    Lieber Clemens!

    Harhar. Gut gebrüllt, Löwe! Warum fällt mir sowas wie „ein Schädling an der deutschen Eiche“ [1] nicht ein?

    Ich tituliere meist wesentlich spießiger (und folglich auch humorloser): „Eine Schande für den gesamten Berufsstand der Physiker“. Wegen der weitreichenden Errungenschaften wie u. a. der Asse-Lüge, der Verschrottungsprämie, der „freiwilligen“ automotiven CO2-Selbstbeschränkung, des Nuklear- und Energiewende-Jojos und anderer Kleinode, derer wir uns seit Anbeginn der Amtszeit von Angela „mit mir wird es eine PKW-Maut nicht geben“ Merkel erfreuen dürfen.

    Und darf das freilich auch tun, weil ich a) eine Meinung habe und b) ein Diplom habe. Aber, sind wir mal ehrlich – so läppische Dinge wie Authentizität, Aufrichtigkeit, Zielstrebigkeit, Konsequenz muß doch sowieso über Bord werfen, wer in den Hall of Fame der Politik aufgenommen werden will. Als „Sekundärtugenden“ werden diese Persönlichkeitsmerkmale gelegentlich beschrieben.

    Klar, seitens der Politik.

    Der windelweiche Presserat ist natürlich auch ein Schenkelklopfer. Nicht, daß ich Dir, Clemens, jetzt gewünscht hätte, man möge Dich für diese pikante Äußerung lebenslänglich in einen finsteren Folterknast werfen, wo Sträflinge mit dem Popo an der Wand entlang rutschen, um nicht 7/24 von Riesennegern mit Totschlägerpenissen rektal vergnußwurzelt zu werden – aber: Ein Hinweis, eine Mißbilligung oder gar eine Rüge? Mir schlottern die Knie und Tränen der Furcht rollen über meine Wangen.

    Du hast also durchaus Recht, daß dem Presserat viel weitreichendere Befugnisse zugesprochen werden sollten. Es sollte einen Hubschraubereinsatz der GSG 9 befehlen dürfen oder zumindest Stuttgart mit einem atomaren Prävemtionsschlag gegen Nestbeschmutzung dem Erdboden gleich machen. Aber eigentlich gehören da Merkel – äh – Nägel mit Köpfen her und das theutsche Internet, der Summe aus überhaupt Allem (und Porno), gleich abgeschaltet.

    Schäm Dich! Pfui.

    Ohne Gruß,
    Volker

    [1] Das wäre dann wohl der gesellig lebende, meist aschgraue Eichen-Prozessionsspinner. Wobei noch zu klären ist, ob wir noch das gefräßige Raupenstadium vor uns haben oder eine Verpuppung schon erfolgt ist.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert