Ich habe schon öfters über den Wandel der Medienwelt geschrieben, über die interessante Zeit, die sie gerade durchfließt. Immer mehr Texte von Bildschirmen, immer weniger von Papier und so. Besonders interessant finde ich dabei die Wohnzimmergeräte, die gerade an allen Ecken und Enden wachsen, diese Tabletts. Die sind so wichtig, weil sie digital verbreitete Texte an Laien, an Unbedarfte bringen, die nur Zeitung lesen wollen, LOLCats oder Filme anschauen oder Facebook durchlaufen lassen. Der Plastic Logic Que eReader zum Beispiel. Oder der Skiff Reader. Oder eben Apples iPad. Lassen wir mal den Namen weg, der klingt wie Zubehör für den monatlichen Ölwechsel der Damenwelt, sehen wir außerdem darüber weg, dass Steve Jobs aus rein emotionalen Gründen kein Flash unterstützt, dass das Teil zunächst kein Multitasking kann. Es ist ein gutes Stück Design, wie so viele Apple-Sachen. Ich habe auf meinem Schreibtisch einen Mac Mini, um mein Windows 7 drauf laufen zu lassen, weil kein anderer Hersteller einen solchen kleinen, stromsparenden, leisen und generell gut gemachten Mini-PC hinkriegt. Einerseits zahlt man bei Apple ein paar Euro fürs Logo, andererseits gibt es in Sachen gutes Gesamt-Design einfach kaum Konkurrenz. Oft gibt es gar keine.
Das iPad hat eine sehr elegante System-On-A-Chip-Architektur, die stromsparend, robust und fertigungstechnisch günstig ist. Es funktioniert flüssig, es funktioniert einfach. Stephen Fry hat eins für die Times getestet und ihm ist dabei mindestens einer abgegangen, wenn man seinen Text für die Times so liest. Außerdem glaube ich, er will Steve Jobs vögeln. Der netteste Abschnitt seines Textes steht ganz am Ende:
One melancholy thought occurs as my fingers glide and flow over the surface of this astonishing object: Douglas Adams is not alive to see the closest thing to his Hitchhiker‘s Guide that humankind has yet devised.
Und ich sitze hier als der größtmögliche Fan von Douglas Adams und denke mir nur: Ja. Ja, genau! Und dann muss ich heulen. Nein, gelogen, nur fast. Zumindest jedoch hab ich mir ein Handtuch umgehängt, um diesen Text zu schreiben. Ich glaube, dass eine großartige Zeit anbricht, wenn erst jede Mutti auf einem dieser neuen Tabletts im Wohnzimmer mein Mojomag lesen kann (Muttis sind meine Hauptzielgruppe, sagen Marktforscher). Weiterhin glaube ich, dass Apples iPad trotz aller Schwächen ganz vorne im Tablettmarkt dabei sein wird, denn das Teil ist offenbar wieder einfach gut gemacht. Es liegt an Steve Jobs. Der will alles allein bestimmen.
Ich verstehe sehr gut, dass Steve Jobs alles allein bestimmen will, warum er die komplette Kontrolle haben will. Kein freier App Store, keine freie Plattform, kein gar nichts, er allein bestimmt, wie sich das Gerät im Erleben anfühlt. Wenn mir Apple gehörte, würde ich es ganz genau so machen. Ich wäre ebenfalls ein Diktator, der immer das letzte Wort hat: „Müller, ich hab doch gesagt, das Teil soll drei Jahre auf Atombatterie laufen! Also verschwind mir mit deinen Muschibatterien!“ Ich würde Sachen machen, die ich ganz persönlich geil finde, exakt so, wie ich sie mir erspinne. Denn Geräte, an denen eine Kommission mit entscheiden durfte, statt auf Vorschläge begrenzt zu sein, sind emotional so langweilig, so ‘schmirwurscht wie Yamahas neue FZ8. Gähn. Hm, fährt gut, geh jetzt bitte weg, ja? Nein, ein Diktator an der Spitze muss die letztgültigen Entscheidungen frei treffen können, alles andere ist weichgespült. Er ist dann eben auch allein verantwortlich, wenns in die Hose geht. Apple baut nach dieser Philosophie Consumer-Geräte. KTM baut danach Motorräder. Und bis ich Apple und KTM aufkaufe, um endlich meine perfekte Unterwegsarbeitsmaschine wahr werden zu lassen, kann ich hier zumindest ganz allein diktatorisch über diese Maschine phantasieren.