Hybrid: die (un)elegante Lösung

Vor einiger Zeit schrieb mal ein kluger Beobachter, den deutschen Ingenieuren seien Hybridlösungen unsympathisch, weil sie so stark kompromissbehaftet, so wenig elegant sind. Oh, wir kriegen ein Problem nicht gelöst, dann bauen wir halt einfach einen zweiten, anderen Motor dazu. Das war natürlich lange, bevor jeder und seine Oma Elektroautos oder Hybridfahrzeuge ankündigte, als gäbs morgen keinen Sprit mehr, doch ich glaube, an der Aussage ist was dran. Ich weiß, dass an der Aussage für mich was dran ist. Oder besser: war, denn auch das ist ein bisschen her. Damals gab es nur Toyotas Prionen und gleich positionierte, gleich langweilige Autos, bei deren Name jetzt mal vernachlässigbar ist, weil sie nämlich auch gleich aussahen wie der Prius.

Dann habe ich mich jedoch letzten April mit meinem Kollegen Gernot Goppelt von heise Autos mal beim Kaffee über Antriebstechniken unterhalten. Es war sehr angenehm, weil Gernot viel Sachkenntnis mit wenig Ökogeschwafel paart. Das ist eine seltene Kombination. Die meisten haben es andersrum. Auf jeden Fall sagte er (durchaus zu Recht), dass sich mit dieselelektrischen Hybrid-LKWs die ohnehin schon gute Treibstoffeffizienz der Nutzfahrzeugmotoren für die Langstrecke verbessern ließen, weil man bergab so toll Strom speichern kann und das zusätzliche Gewicht besser zu lösen ist als an einem Auto. Zudem könnten dann manche LKW stückweise rein elektrisch fahren, damit sie Anwohnern weniger auf die Nerven gehen. Sinnig.

Oder Porsche: Mit ihrem GT3 Hybrid erzeugen sie gerade in der Bremszone Energie, die, in einem Schwungradsystem gespeichert, fürs Rausbeschleunigen aus dem Eck zur Verfügung steht. Auch das macht Sinn, wenn am Ende bessere Rundenzeiten rauskommen. Dass dem durchaus so sein könnte, darauf weist auch der 918 Spyder hin, der in Genf vorgestellt wurde: 500 verbrannte PS an den Hinterrädern (aus einem V8, muahahaha), zuschaltbar-zusätzliche 216 elektrische PS auf die Vorderräder, um die Nordschleife in weniger als siebeneinhalb Minuten (geschätzt, aber möglich). Porsche sagt außerdem „3 l Verbrauch“, was sie wahrscheinlich auf dem Parkplatz an eine Kabeltrommel gesteckt gemessen haben, also vergessen wir das ganz einfach wieder. Wichtig ist: Der Spyder ist schneller als der Porsche Carrera GT und seit langem mal wieder ein Porsche, der nicht exakt wie ein 911 aussieht, die ich eh alle seit Jahren nicht mehr auseinanderhalten kann, unabhängig vom Baujahr. Er sieht direkt gut aus.

Noch besser sieht Citroens Konzeptkarre „Survolt“ aus. Wilde Linien, kompakte Karosserie, kleine, aufgedruckte Muster. Die Franzosen können schon schön malen. Mit der Technik haben sie‘s dann meistens nicht so. Zum Survolt gibts zum Beispiel noch keine Pläne, wie das Teil denn angetrieben sein soll. „Elektrisch halt“, sagt Citroen. Aha. Ich glaube, Citroen bereitet sich auf eine Art hybride Fertigung vor. Die Franzosen übernehmen dabei rein die Gestaltung und jemand anderes mit Ahnung (Porsche zum Beispiel oder MAN oder MB Trucks) bauen ein Auto in die Hülle. Das wäre dann mein drittes Beispiel einer sinnvollen Arbeitsteilung.

Der Porsche 918 Spyder: kommt gut aus Ecken raus. (Bild: Porsche)
Citroen Survolt: kommt mal ganz groß raus. Wenn jemand ihm einen Motor baut. (Bild: Citroen)

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