In Deutschland hungert man nicht so schnell

Heute mal kurz was in eigener, sehr persönlicher Sache. Eine mir bislang völlig unbekannte Autorin trifft mich ins Herz, denn sie schreibt darüber, in Deutschland keine Kohle zu haben, also über meine Kindheit und Jugend. Minus das Auto, das konnten wir uns nicht leisten. Und wie in den Kommentaren (lesen) kann man diese Liste endlos ergänzen. Das Schlimmste für mich war es, dass ich die 10 Mark Papiergeld in der Schule oft nicht bezahlen konnte und mir deren Erlass erbetteln musste. Kein Kind der Klasse verstand, dass man 10 Mark von den Eltern nicht auftreiben konnte, und diese Peinlichkeit sorgte dafür, dass ich anfing, selbst auf diese Papiergeldzahlungen zu sparen. Meine Mutter kann man bis heute damit glücklich machen, ihr einen großen Karton Waschmittel hinzustellen, weil der eine Art von Wohlstand verspricht: saubere Wäsche erstmal gesichert. Bis sie einem Wasser oder Strom abdrehen, dauert es ja lang.

Immerhin habe ich eines gelernt, das mir bis heute hilft: In Deutschland hungert man nicht so schnell. Das habe ich einmal in tröstender Absicht einem schreibenden Kollegen erzählt, der um eine seiner drei Eigentumswohnungen fürchtete. Er schnaubte nur verächtlich. Wenn man nie erlebt hat, kein eigenes Geld mehr zum Essen kaufen zu haben, tröstet einen das wahrscheinlich wenig. Aber vielleicht hilft dieser Einblick ein bisschen zum Verständnis, warum ich mich immer für die Nichtshaber in Deutschland stark mache. Denn obwohl sie sich tarnen: Es gibt sie, in einer Menge, die sich Vielhaber nicht vorstellen möchten, mit Problemen, die wir sonst gedanklich lieber zu den Armen Amerikas verschieben. Das Schlimmste für Nichtshaber ist, dass ihr Leben letztendlich teurer wird als das von Wenighabern, sie also nie aus ihrem Loch herauskommen. Das beste Beispiel dazu gibt Samuel Vimes‘ Stiefel-Dilemma: Seit ich mir gescheite Schuhe leisten kann, kostet Schuhwerk einen Bruchteil der Ressourcen, ständig neuen Billigscheiß zu orgen.

Deshalb zur Vorweihnachtszeit: Eine Kerze und einen Fernprost für und auf alle Nichtshaber. Denn eines haben sie ja doch fast alle im Überfluss: ein großes, warmes Herz. Und es gibt sie in jedem Bekanntenkreis. Wer seine Antennen nicht bewusst einfährt, findet schnell heraus, wer sich über das alte Tablet zu Weihnachten ein Loch in den Arsch freut. Machen.

Götz Widmann – Arm sein ist teuer

Was Nichtshaben im Kopf macht

Kommentare:

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  • Ralf Steinert meinte am 26. November 2014 um 11:38:

    Applaus, Applaus. Der sogenannte MIttelstand fühlt sich in Deutschland immer noch sehr der Oberschicht verbunden, obwohl die allermeisten davon der „Unterschicht“ weitaus näher sind, als sie vielleicht wahrhaben wollen. Wahrscheinlich wird das in den nächsten fünf bis acht Jahren noch deutlicher zeigen als jetzt. In einem vertust Du Dich aber in Deinem Text: Bis der Strom und das Gas abgestellt wird, hat es vielleicht damals lange gedauert – heute geht das ruckzuck.

  • Thomas meinte am 26. November 2014 um 11:57:

    WOW, in deiner Branche Armut anzusprechen erfordert Mut!
    Kein Hochglanz, nix neues.

    @Ralf
    Abgrenzung ist für viele wichtig, wenn es eng wird. Deshalb zeigen die Privatsender auch gern Leute, die immer noch ein bisschen schlechter dran sind als die Zielgruppe.

  • 3-plus-1 meinte am 28. November 2014 um 10:55:

    Nun ja, mit alleinerziehenden Müttern habe ich immer nur bedingt Mitleid (sofern sie keine Witwen sind), weil sie ja zumeist den Mann bekniet haben UNBEDINGT Kinderhaben zu wollen. Dazu obliegt es uns Männern auch bei eigentlich nicht vorhandenem Kinderwunsch und keinem Geld auf dem Konto diesem Flehen nicht nachzugehen. Wenn ich dann aber „Ratgeber“ in Frauenzeitschriften lese, wo den Damen vermittelt wird, dass ein Zögern bei ihm zur Kinderfrage mit der Finanzbegründung nur eine „Ausrede wäre“, rollen sich mir die Fußnägel hoch. Da werden Frauen psychologisch quasi in die Armut überredet.

    Aber ganz unabhängig davon, auch wenn richtig viel Geld auf dem Konto liegt (> 100.000 EUR) kann das alles ganz schnell vorbei sein, wenn vier Großelternteile plötzlich zu Pflegefällen werden. Das ist schon pro Pflegebedürftigem ein 24-Stunden-Job und das kann Niemand „nebenbei“ zu Hause stemmen, sonst ist der Zusammenbruch vorprogrammiert. Pflegeheime saugen von Kindern und Enkeln aber auch 2-3.000 Eur pro Monat (!!!) ab. Da ist auch jahrelanges Sparen binnen kurzer Zeit verbraucht und man findet sich in der Armut wieder.

  • Phil meinte am 28. November 2014 um 11:48:

    Welch für ein Statement im Vorposting. Urks.

    Meinen grössten Respekt für alleinerziehende Mütter (bzw. ggfs. Väter) in Deutschland.

  • Marc Wieden meinte am 1. Dezember 2014 um 14:07:

    Hallo erstmal!

    @ Ralf
    Du machst einen beliebten und durchaus gewollten Fehler, in dem Du Mittelschicht und Mittelstand vermischt.
    Die Mittelschicht hatte in Deutschland zwischen 2000 und 2006 z.B. ein duchschnittliches Netto-Einkommen pro person, von etwa 19.000€
    Ein Mittleständiges Unternehmen hat 10-500 Mitarbeiter und 2-50 Millionen Umsatz im Jahr.

    Das viele aus der Mittelschicht denken, das sie gemeint sind, wenn Politiker davon sprechen, das der Mittelstand unterstützt werden soll, hat die FDP viele Jahre am Leben erhalten 😉

  • Dirk Klatt meinte am 1. Dezember 2014 um 17:02:

    …..wie Du schreibst, die Nichtshaber verstecken sich. Ich bin ein Vielhaber und manchmal schäme ich mich, wenn ich zum xten mal das Zweitmoped wechsle …ich kenne viele Nichtshaber und wenn man nur ein wenig sensibel ist, erkennt man immer mehr.
    Ich kaufe keine neuen Zweitmopeds mehr, aber ich spende auch nicht für Brot für die Welt. Im kleinen Rahmen helf ich in meinem direkten Umfeld …sofern ich keinem Stolz verletze.

  • 3-plus-1 meinte am 2. Dezember 2014 um 9:46:

    @Dirk Klatt

    > Ich kaufe keine neuen Zweitmopeds mehr, aber ich spende auch
    > nicht für Brot für die Welt. Im kleinen Rahmen helf ich in
    > meinem direkten Umfeld …sofern ich keinem Stolz verletze.

    Aber ob das so gut ist, wenn du aus Rücksicht auf die Außenwirkung auf Zweitmoppedinvestitionen verzichtest? Das Geld wäre zumindest im Einzelhandel in Deutschland angelegt, doch wo landet es nun? In Auslandsinvestments angelegt kommt es den hiesigen Bedürftigen noch weniger zu Gute.

    Ich bin auch weder reich noch arm, lebe aber immer etwas unter den eigenen Möglichkeiten. Damit lässt sich das gewohnte Niveau dann ganz gut halten und man kommt auch bei erzwungenen Umzügen nicht vollständig ins Trudeln und kann alle Ausgaben aus dem Ersparten decken (ärgerlich ist es trotzdem, wenn das Geld für so etwas ausgegeben werden muss).

    Trotzdem sehe ich zu, alle Anschaffungen, die dauerhafte Kosten erzeugen, sehr genau zu prüfen, um die Basislast nicht zu hoch zu kommen zu lassen. Das ist – glaube ich – das, was einige Menschen, die in eine Schuldenfalle tappen, nicht können. Zum Beispiel taucht in den Kommentaren des Blog-Artikels auch ein Eintrag auf, wo jemand stöhnt, dass er seinen Hamstern hungrig beim Essen zusieht.

    Aber warum hält jemand Haustiere, wenn er arm ist (Blindenhunde mal ausgenommen)? Da kostet nicht nur die Nahrung sondern man wird sich moralisch auch gezwungen fühlen Arztkosten bei Krankheit aufzubringen. Bei mir müssten, wenn das Geld knapp wird zu Gunsten der Menschen die Tiere weichen. Auch hatte ich zum Ende des Studiums den Sportverein (und ähnliche Mitgliedschaften) gekündigt. Kann man ja wieder eintreten, wenn man wieder Zeit und Geld hat. Da darf man sich schlicht nicht bequatschen lassen, weil man schon SO LANGE Mitglied war. Ich nenne das U-Boot-Prinzip: Wenn Wasser eindringt, müssen die Schotten zu. Schlimmer noch, wenn sich dann auch wirklich arme Menschen zum Spenden genötigt fühlen, weil in der Medienpropaganda mit „Jeder Euro hilft“ auf die Tränendrüse gedrückt wird.

    Wenn dann das Geld zur Verfügung steht, bin ich dann auch nicht der Spendentyp und vergleiche und verfolge bei Industrieprodukten (also z.B. ein neues Smartphone) die Preise sehr genau vor dem Kauf. Anders sieht es bei Dienstleistungen aus. Bei Schuster, kleiner Motorradwerkstatt oder Handwerker im Haus bezahle ich das, was der Handwerksbetrieb auf die Rechnung schreibt. Ohne Feilschen.

    Ich finde auch genau das ist es, was jeder machen sollte, der auch das Geld dazu hat. Auf der einen Seite stolz verkünden den Handwerker extrem runter gehandelt zu haben, um dann auf der anderen Seite seine Absolution in gespendeten Almosen zu suchen, ist was Armut erzeugt. Vor allem dort wo einem die Menschen nicht egal sein sollten, nämlich in der eigenen Stadt und nicht am anderen Ende der Welt, wo wir so oder so keinen Einfluss auf die (politische) Entwicklung haben.

  • Dirk Klatt meinte am 2. Dezember 2014 um 11:38:

    @3-plus-1: Du fragst Dich, warum viele „Nichtshaber“ sich Tiere halten? Ich glaube, unter diesen Menschen sind viele weiche, sensible Vertreter. Vielleicht sind sie deshalb zum Teil auch dort, wo sie sind. Die sind anfällig für Tiere und geben oft ihr letztes Hemd für ein krankes oder verwahrlostes Tier. So sind oft sozial schwierige Quartiere der beste Standort für eine Kleintierpraxis. Ich finde das grundsätzlich nicht unsympathisch.

  • 3-plus-1 meinte am 2. Dezember 2014 um 15:29:

    @Dirk Klatt

    > So sind oft sozial schwierige Quartiere der beste Standort
    > für eine Kleintierpraxis. Ich finde das grundsätzlich nicht
    > unsympathisch.

    Nun ja, da gehen unsere Meinungen deutlich auseinander. Ich kann die ganzen „Tiere sind die besseren Menschen“-Misanthropen nicht leiden und Anhänger der veganischen Religion, die dann für Bello die Fleischdose aufmachen, rufen bei mir nur ein Kopfschütteln hervor. Als Gerne-Fahrradfahrer würde ich die Maximallänge von Hundeleinen zudem auf zwei Meter beschränken und nur noch Neonfarben dafür zulassen.

    Zudem neigen Haushalte mit Haustieren auch viel leichter zum Verschlampen als ohne, wenn wenig Zeit und Geld vorhanden ist. Mir hat es immer geholfen, wenn‘s mal nicht so lief, alle Nebenkriegsschauplätze zuzumachen, um mich dann nur auf die Verbesserung zu konzentrieren. Das fällt bei den Tierversorgern schon flach und ist kein Vergleich zu eigenen Kindern, die ja mit den Jahren größer und selbständiger werden.

    Man handelt sich also eine Fußangel ein, die den Erfolg bei wichtigen Meilensteinen des Lebens nachhaltig verhindert. Ich war froh in der letzten Zeit der Diplomarbeit oder bei Bewerbungsphasen mich quasi in die Aufgabe voll reinhängen zu können.

    Um aber mal wieder On-Topic zum Blog zu werden: Als ich keine Zeit (und kein Geld) mehr für das Motorrad Ende der 1990er hatte, habe ich das noch ein letztes Mal geputzt und dann verkauft. Etwas Wehmut schwingt da schon mit, aber auch das gute Gefühl, das Gerät in dankbare Hände gegeben zu haben (und nicht ungenutzt verrotten zu lassen). Mit Gegenständen geht das. Mit Grauen stelle ich mir dann eine junge Frau vor, die privat verlottert, um ihr Pferd halten zu können, um dann doch nie zu reiten und nur um dem Tier ein Gnadenbrot zu geben.

    Kurzum, mit Tier macht man sich in finanziell angespannten Situationen zum Sklaven der selbst auferlegten Verpflichtungen. Ich hätte daher eher ein schlechtes Gewissen in einer sozial schwierigen Ecke eine Kleintierpraxis zu eröffnen. Man mag da gut Kunden acquirieren können, ich käme mir aber eher vor, wie bei der Eröffnung einer Destillerie vor den Toren einer Entzugsklinik.

  • Dirk Klatt meinte am 3. Dezember 2014 um 10:03:

    @3-plus-1: …..ich wollte da auch nicht werten und ich persönlich würde mir auch kein Haustier anschaffen, obschon ich Tiere durchaus mag ….ich finde es auch toll, wie straight Du offensichtlich Dein Leben im Griff hast ….ich wollte vielleicht nur ein wenig für Verständnis für Menschen werben, die eben anders ticken und obwohl sie kaum selbst etwas haben, noch die halbtote Katze von der Straße kratzen und pflegen oder dem Penner an der Ecke etwas in den Hut werfen …
    Viele von uns machen es sich dann leicht, zucken mit den Achseln, sagen sich „selber schuld“ und gehen selbstzufrieden weiter. Dabei haben doch wohl sehr viele von uns „Vielhabern“ nur mächtig Glück gehabt …mit der Welt, in die sie hinein geboren wurden, mit – wenngleich die rar sind – guten Lehrern, mit einer glücklichen Jobwahl, mit Beziehungen oder vielleicht auch nur mit einem Erbonkel ….deshalb tut uns allen ein bisschen Demut und Empathie mit den Nichtshabern gut….

  • Thimo meinte am 3. Dezember 2014 um 14:07:

    „….deshalb tut uns allen ein bisschen Demut und Empathie mit den Nichtshabern gut….“

    Das ist nett. Danke! Und schade, das es anderen abgeht.

    „….ich finde es auch toll, wie straight Du offensichtlich Dein Leben im Griff hast ….“

    Ich finde es auch toll, trotzdem scheint er ein Riesen-Arschloch zu sein. So rein vom ersten Eindruck seiner Beiträge.

  • Dirk Klatt meinte am 3. Dezember 2014 um 14:43:

    @Thimo: ….ich mochte es so krass nicht sagen… ein selbstzufriedenes …..

  • 3-plus-1 meinte am 4. Dezember 2014 um 13:41:

    @Thimo

    >> “….ich finde es auch toll, wie straight Du offensichtlich Dein Leben
    >> im Griff hast ….”
    >
    > Ich finde es auch toll, trotzdem scheint er ein Riesen-Arschloch zu
    > sein. So rein vom ersten Eindruck seiner Beiträge.

    War mir klar, dass ich im Köterland Deutschland als Arschloch bezeichnet werde, wenn ich was gegen Tierhaltung (zum Spaß, keine Nutztierhaltung!) sage. Aber es hilft nichts, da bin ich unheilbarer verbohrter Speziesist. Für mich steht das Leben von Menschen immer über den von Tieren und ich gehe konform mit unserer Gesetzgebung, die das Gesetz zur Verfolgung von Sachbeschädigung auch auf Tiere anwendet und diese eben nicht als Menschen behandelt.

    Bezüglich Armut und staatlicher Unterstützung läuft zudem auch sehr viel falsch in unserem Land. Es ist ein Unding, dass die Versorgung von Pflegebedürftigen Eltern (oder von kranken Kindern) nahezu vollständig auf die Angehörigen abgewälzt wird und kaum Untestützungsleistungen gewährt werden. Das ist ein Gesellschaftsthema, welches die Entsolidarisierung noch weniger verträgt als zunehmende „Eigenverantwortung“ in Renten- und Krankenversicherung.

    Bei der Kindererziehung sieht das ähnlich aus. Statt horrender Krippen- und Kindergartenpreise gehören diese umsonst für Alleinerziehende angeboten. Mit ähnlichem Ansatz sollten auch Internate gefördert werden, damit Kinder problematischen Elternhäusern entfliehen können (wohlgemerkt als Zufluchtsort, nicht als Gefägnis). Das wäre ein Ansatz, der gerade leistungswillige Arme von Verpflichtungen freistellen würde und damit insbesondere auch der Blog-Schreiberin zugute käme.

    Tierhaltung im armen Umfeld erinnert mich aber zu sehr an das Münchhausen-Syndrom (klingt witzig, ist es aber nicht: Der „erkrankte“ fügt sich selber Schaden zu, um in ärtzlicher Behandlung zu bleiben). Sich selber mit (kontraproduktiven) Verpflichtungen einzudecken, um dann keine Zeit mehr zur Verbesserung der eigenen Situation zu haben, sollte man nicht unterstützen. Den Menschen kann man nun mal nicht helfen in dem man das macht, was diese wollen. Ist so. Wie auch im Umfeld von Messies.

    Ich habe mein Leben übrigens auch nicht vollständig im Griff, ich versuche nur – auch in guten Zeiten – nicht auf knapper Kante zu leben und selbst dann, wenn es albern erscheint, Rücklagen zu bilden. Wir mussten auch gerade umziehen und – neben technischen Problemen, die nun für ein halbes Jahr leben in einer Baustelle bedeuten – nervt auch das Umbetten von Keller zu Keller. Für mich steht fest, dass – nach der ersten Sichtung – fast alles als Spende ans soziale Kaufhaus geht, was die noch haben wollen. Mit Askese hat das aber nichts zu tun, alles was mir WIRKLICH etwas bedeutet, werde ich schon behalten.

    Aber alleine die Ankündigung, jetzt immer mit dem Hintergedanken auf den nächsten Umzug zu leben und den Besitzstand kurz halten zu wollen … man, was ich da verbal für Widerstanrd erlebe („das kannst du doch gar nicht durchhalten“, „aber wenn du das noch brauchst?“). Dahinter steckt der gleiche „gut gemeinte“ aber sehr zerstörerische Geist derer, die mich hier als „Arschloch“ bezeichnen und dem eh schon Verzweifelten dann noch die Abgabe des Haustiers aus Kostengründen ausreden.

    Wenn ihr also jemanden kennt, der (finanziell) strauchelt, dann hlft es effektiv eher sich zusammen zu setzen, schauen, wo Einschränkung wirklich nötig ist und dann das Ziel zu definieren. Anschließend helft ihr, wenn ihr (tatkräftig, moralisch unterstützend oder monetär) auf dem Weg zum Ziel unterstützt … und eben nicht mit Schlechte-Gewissen-Aktionen, die genau das verhindern. Vielleicht muss bei der vereinsamten Frau eben auch mal die kranke Katze sterben, wegen der sie sich nie von zu Hause entfernt hat, damit sie wieder zu Veranstaltungen mitgenommen werden kann oder Besuche nicht permanent ablehnt. Horrende Summen zur Behandlung nachzustrecken mag euer Gewissen beruhigen, hilft aber überhaupt nicht. Vielen Menschen ist da leider die Möglichkeit emotional zu Trennen abhanden gekommen. Für die ist dann Katze=Mann=Kind.

  • Thimo meinte am 5. Dezember 2014 um 17:46:

    Moin,
    ich möchte Dich nicht in Deinem allumfassenden Menschenbild erschüttern. Du scheinst ganz gut zu kennen … eigentlich nicht. Irgendwie wirkst Du auch etwas verbiestert.

    „Nun ja, mit alleinerziehenden Müttern habe ich immer nur bedingt Mitleid (sofern sie keine Witwen sind), weil sie ja zumeist den Mann bekniet haben UNBEDINGT Kinderhaben zu wollen. … Da werden Frauen psychologisch quasi in die Armut überredet.“
    Da habe ich noch gelacht (habe die WoT mal gekürzt).

    „Bei Schuster, kleiner Motorradwerkstatt oder Handwerker im Haus bezahle ich das, was der Handwerksbetrieb auf die Rechnung schreibt. … Vor allem dort wo einem die Menschen nicht egal sein sollten, nämlich in der eigenen Stadt und nicht am anderen Ende der Welt, wo wir so oder so keinen Einfluss auf die (politische) Entwicklung haben.“
    Hier hattest Du meine volle Zustimmung (auch gekürzt).

    Du bist glaube ich irgendwie schwer gefrustet, kann das sein? Bei den ganzen Konstrukten über Leute die das nicht richtig machen, so blöd sind oder mit zerstörerischem Geist gesegnet sind klinke ich mich mal aus. Ich wünsche Dir trotzdem ein schönes Wochenende, schönen Nikolaus und mehr Gelassenheit.

  • 3-plus-1 meinte am 7. Dezember 2014 um 14:16:

    @Thimo

    > Du bist glaube ich irgendwie schwer gefrustet, kann das sein?

    Nö, eigentlich nicht. Ich möchte nur zum Nachdenken anregen … und das geht auch nur, wenn man – zumindest etwas – provoziert. Bei zu vielen Menschen laufen – auch vermeintlich altruistische Tätigkeiten – viel zu oft nur „reflexartig“ nach gedachten gesellschaftlichen Normen ab und dann wird die Nase über andere gerümpft, die das anders halten, ohne je das eigene Tun zu hinterfragen.

    Vielleicht denkt ja der Eine oder Andere darüber nach, ob es wirklich richtig ist dem Messie-Freund eine Kleinigkeit mitzubringen, „weil man das so macht“, oder ob es nicht eine echtere Freundschaft ist, lieber tatkräftige Hilfe beim Entrümpeln anzubieten.

    Bei der um sich greifenden Religion „Veganismus“ bei zeitgleich immer stärkerer Haustierhaltung kann ich angesichts der Diskrepanz nur den Kopf schütteln. Aber ein dickes Fell braucht man ja ohnehin, wenn man als Motorradfahrer vom üblichen Kleinbürger angefeindet wird („Kann der nicht die Bahn nehmen? Lärm- und Umweltbelästigung ist das!“), während dieser natürlich ohne nachzudenken täglich in sein SUV steigt.

    Insgesamt hoffe ich nur, ihr habt jetzt etwas „Regionalstolz“. Wenn in den Medien allseits die Tränendrüse gedrückt wird und das Geld für Spenden locker sitzt, sucht euch Initiativen aus eurer Stadt, die es zu unterstützen lohnt – das kann alles Mögliche sein, von Kleiderkammern bis zu Nacht-Sport-Aktionen für Jugendliche – aber lasst das Überweisen auf dubiose Konten für „Despotistan“ sein. Da kommt das Geld eh nicht an (und wenn dann doch nur für Waffen oder als Über-Bande-Spiel an tolle, westliche Unternehmen wie Monsanto).

  • Winfried V. Berlepsch meinte am 8. Dezember 2014 um 13:56:

    3-plus-1

    Menschen, die sich Tiere halten, schätzen meistens deren Gesellschaft, deren Zuneigung, die Loyalität, sprich, einen Halt in einem sonst recht dunklen, unangenehmen Leben.
    Ich komme aus einer (ehemals) recht gutsituierten Familie und konnte aus der Nähe begutachten, wie schnell selbst die nächste Blutsverwandschaft (Geschwister bzw. Kinder) ausgegrenzt werden, wenn ihr Leben bergab geht.

    Ein Hund nimmt Dir nicht übel, wenn Du vor Verzweiflung in Alkohol und Dreck versumpfst, der hockt sich mit großen Augen vor Dich und himmelt Dich an, wenn Du Dich ein wenig um ihn kümmerst.
    Die gibst Du auch nicht einfach weg.

    Dieses Tiere-sind-besser-als-Menschen ist leider in mancher Hinsicht sehr zutreffend.

  • Volker meinte am 20. Dezember 2014 um 20:39:

    Hallo!

    Ist natürlich ein Weihnachtsthema, dieses Thema. Brot für Volki oder so. Aber mal im Ernst: Das mit den alleinerziehenden Müttern und dem fehlenden Mitleid ist natürlich eine Sache, bei 30% der Ehen, die geschieden werden und Frauen, die sich vielleicht auch ohne Gescheidhaferlstecher den Kinderwunsch erfüllen wollen. Klar „selber schuld“ kann man da sagen. Wir können z. B. einfach auch weiter überaltern hier in Deutschland und die Alterspyramide oben bevölkern, damit noch mehr Senioren zu Weihnachten in die Suppenküche müssen, weil die Giesinger Mietprogression nicht mit der Rente korreliert.

    Ich Geldsau lebe übrigens nicht in Brandenburg, sondern in München, u. a. weils da Arbeit gibt. Für nen Tausender im Monat in einer Mietswohnung. Kalt. Von Stütze oder gar Hartz IV kann man sich das jedenfalls nicht leisten und als consultender Softwareentwickler mit akademischer Bildung haste auch nicht gerade die Garantie auf Beschäftigung lebenslang. Die, die da also saturiert mit dem Finger zeigen, dürfen sich gerne http://www.spiegel.de/karriere/berufsstart/aushilfsjobs-falle-fuer-akademiker-a-916284.html zur Brust nehmen.

    Weil mir grad so weihnachtlich zumute ist, möchte ich auch noch kurz anbringen, daß die Welt – pardon, ich meine natürlich die Menschheit (die Welt kann sehr gut und vermutlich besser ohne uns) – nicht am Ozonloch zugrundegeht. Oder am Klimawandel. Dem Ende der fossilen Energiequellen. Umweltverschmutzung. Einem Atomkrieg. Oder der Merkel. Nein, ich denke, unser Sargnagel ist die Gleichgültigkeit. Dieser totale Fuckup der Spiegelneuronen.

    So schütteln beispielsweise 99.9% meiner Arbeits- und Ex-Arbeitskollegen den Kopf, wie ich mit so einer alten, gammligen Karre rumfahren kann oder gar MIT DEM RAD KOMME!!!111einself. Schließlich kostet so ein X6M nicht mal die Welt, wenn man ihn auf Firmenkosten least und 30ct pro Kilometer von der Steuer absetzt, man ist ja auf die Dose angewiesen. Als „mild hybrid“ dann sogar voll öko. Oder wie ich alte, gammlige Kleidung tragen kann, bis sie in Fetzen fällt (und sie anschließend repariere). Oder wie ich eine alte, gammlige KTM fahren kann, wo man doch was Neues, Geiles quasi für lau hinterhergeschmissen kriegt. Wahnsinn, ich Sozialparasit habe doch tatsächlich die Stirn, möglichst NICHT zu konsumieren. Literaturtip: Bernd Sommer, Harald Welzer, „Transformationsdesign – Wege in eine zukunftsfähige Moderne“.

    Klar, das tut schon weh, was die Jungs da vermerken.

    Und natürlich hat Clemens Recht, wenn er schreibt, daß man in Deutschland nicht so schnell hungert. Ich meine: Unfreiwillig. Aber als ein bisserl Aso wird man schon angeschaut, wenn man seine Cents ein paarmal umdreht, anstatt mit dem neuesten i-Föhn 7 im Lokal herumzufuchteln.

    Aprospos Lifestyleaccessoires… Eine Bitte: Schenkt Eure alten Tabletts NICHT auf E-Bay-Kleinanzeigen her, sondern in der bedürftigen Verwandschaft. Denn was man in der elektronischen Bucht als Gutestuer erleben kann, das würde hier den Rahmen sprengen, Menschen vom Glauben abfallen lassen und diverse Kinnladen zum Runterklappen bringen.

    Dem Clemens habe ich das Leid länglich geklagt und er hat mir empfohlen, einen Geocache draus zu machen: „Der olle PC, der eh noch supi läuft, aber mir leider nichts mehr bringt, weil ich ohne Core i7 und Win7x64 mein Geld nicht mit Softwaregedöns verdienen kann, liegt ab heute, 22:00 unter der Autobahnbrücke bei N48.226366, E11.614374 bei den alten Kühlschränken, Fernsehern, Hifi-Würfeln, Autoreifen und Badfliesen. Die aber im Gegensatz zum hier beschriebenen Rechner alle im Arsch sind. First come, first serve.“.

    Aber vermutlich komme ich dafür in den Knast, illegale Müllablagerung mit Ansage, quasi.

    In diesem Sinne: Einen besinnlichen 4. Advent und ein frohes Fest, mit lieben Menschen statt bedeutungslosen Dingen.

    Volker,
    auch schon und immer wieder mal arm gewesen.

  • 3-plus-1 meinte am 23. Dezember 2014 um 11:38:

    @Volker
    > So schütteln beispielsweise 99.9% meiner Arbeits- und
    > Ex-Arbeitskollegen den Kopf, wie ich mit so einer alten,
    > gammligen Karre rumfahren kann oder gar MIT DEM RAD
    > KOMME!!!111einself.

    Überspitzt du das hier oder meinst du das wirklich so?

    Ich beobachte stark, dass es bei Autos anscheinend heute zwei Arten von Haltern gibt, entweder immer neu und gepflegt ohne Ende (wegen Wiederverkaufswert) oder alte Kisten und richtig runtergehurt (da tun sich Halter von Ford Mondeo Kombis erstaunlicherweise hervor).

    Wo sind die Halter hin, die ein Auto alt werden lassen und es trotzdem in gepflegtem Zustand erhalten? So ein- bis zweimal Handwachsen im Jahr zzgl. Aussaugen ist ja nun auch keine unmögliche Arbeit und eine verlorene Zierblende gibt es bei Altmodellen auch vertretbar günstig vom Schrott. Ähnlich sieht‘s bei Fahrrädern aus. Oh man, wenn ich die Leute schon auf den ergonomisch unpassenden Rädern sehe, wo die Kette noch nie Öl gesehen hat und der Reifen nie aufgepumpt wird …

    > Oder wie ich alte, gammlige Kleidung tragen kann, bis sie in
    > Fetzen fällt (und sie anschließend repariere).

    Wenn du so einer bist, könnte ich die stichelnden Sprüche der Kollegen sehr gut vestehen. Das wäre wie bei Rentnern, die geistig so eingefahren sind, dass sie sich das Sofa, wo schon die Federn durchkommen, nicht weglassen nehmen. Noch nicht mal um sich eine neue Aufpolsterung schenken zu lassen (wenn man sich schon gegen Neues sträubt).

    Sparsamkeit finde ich gut, aber wenn man aus Prinzip assozial auszusehen versucht (z.B. mit Tape geklebte Fahrradhandschuhe) dann finde ich es albern, vor allem, wenn man es sich eigentlich leisten könnte.

  • Volker meinte am 23. Dezember 2014 um 17:45:

    @3-plus-1: Zu Deiner Frage: NIcht nur einmal habe ich gehört, daß ich mir doch nun wirklich endlich ein neues Kraftfahrzeug leisten und kaufen könnte. Insbesondere, wenn ich über die Allüren meines Audi A3 lästere (neues Getriebe bei 120Mm, ZyKoDi bei 140Mm, Durchrostungen der „vollverzinkten“ Karosserie und 1001 Dinge, die aufzuzählen hier den Rahmen sprengen würde), den ich deswegen und wegen seiner Ringe im Emblem „olympischen Alptraum“ nenne. Der freundliche Herr vom VAG-Service verweist mich inzwischen bei einigen Ersatzteilen an den „Vintage-Service“, für rollende Museumsstücke. Wohlgemerkt: Baujahr 1997 und unter 200Mm.

    Meine Sicht ist die, daß es für die Reparaturkosten sicher kein gleichwertiges Automobil gibt, schon gar nicht eines, das sich wenigstens ansatzweise die allfälligen Fahrassi-Bevormundungen verkneift. Stattdessen gongt und bimmelt es in einer Tour, das Licht ist nicht mehr abschaltbar und ich kann mein Smartphone über Bluetooth mit dem Bordnetz verbinden. MHD dieser Produkte: Unter 8 Jahren. Der in dem Zusammenhang oft geäußerte Terminus des „wirtschaftlichen Totalschadens“ ist – man möge mir den Ausdruck verzeihen – Bullshit. Bullshit, mit dem man sich schönzureden versucht, wofür es im Grunde keines Arguments bedarf. Jeder möge selbst entscheiden, ob er sich alles kauft – einfach nur, weil er es kann. Bei meiner KTM übersteigt jeder Reifen- und Kettensatz den Zeitwert. Und schon?

    Meine Karre ist tatsächlich durchaus gepflegt und beim wichtigsten Extra handelt es sich – wir sind ja hier unter Motorradfahrern – um den Henkel hinten am Heck, um Sportmotorräder von A nach B zu befördern. Ein Extra, das man selbst im gehobenen Ausstattungsbereich vergeblich sucht und bei Leihwägen nur zu wirklich frechen Tarifen bekommt.

    Übrigens geht es bei meiner diesbezüglichen Haltung nicht nur um die Ökobilanz (und -feigenblätter) potentieller Neuwägen, deren (oft nur auf dem Papier existenter) Minderverbrauch sich über die Jahre weder finanziell noch CO2-mäßig rechnet. Ich bin einfach zu ungeduldig, ein mir passendes Automobil (oder sonst ein kurzlebiges Konsumprodukt) immer und immer wieder zeitraubend zu recherchieren und strebe desweben Langzeitbeziehungen statt fanboymäßigem „Early-Adopting“ an. *) Für die heutigen Bananenprodukte sollen bitte andere den Betatester spielen und sich alle halbe Jahr ein neues Smartphone kaufen.

    Zur Kleidung: „Alt und gammlig“ sind nicht _meine_ Worte, sondern die der saturierten Kollegen und Bekannten, die meinen, ein T-Shirt müsse man (wohltätig!) in die Kleidertonne entsorgen, spätestens sobald man es ein halbes Dutzend mal gewaschen hat. Das mag bei Billig- und Wegwerfprodukten aus Bangladesh, Thai- oder sonstigem Billiglohnland ja so sein. Ich bevorzuge Kleidung, die man auch ordentlich rannehmen und lange nutzen kann. Aus den unterschiedlichsten Gründen übrigens, von denen Umwelt- und Ressourcenschonung nur zwei sind: Meine Lust, mir immer wieder neue, schadstoffbelastete Baumwolle umzuhängen, hält sich nämlich in überschaubaren Grenzen.

    Also darf mich gerne „asozial“ nennen, wer Kenntnis davon erlangt, daß ich 80€-Kapuzensweater mit der Nähmaschine flicke, wenn sie ein kleines Löchlein am Ellenbogen haben. So halte ich es auch mit zerstürzter Motorradkleidung: Seit Erfindung des hochfesten Cordurafadens („Amann Serafil“, wer es ganz genau wissen will) muß man das Endurohoserl oder Jopperl sicher nicht in den Plastikmüll tun, wenn es mal ein kleines Hoppala gegeben hat. Wer sich das nicht zutraut, unterstützt bei http://www.lederarbeiten-ullrich.de sogar noch einen deutschen Handwerksbetrieb, der das verdient und hervorragende Arbeit leistet.

    Ein leidlich frivoles Prinzip in die von Dir angedeutete Richtung gibt es also nicht, ich bin höchstens ein Pragmatiker durch und durch. Warum ständig das Hirn zermartern, welches modernisierte Folgeprodukt man sich noch anschaffen könnte? Da sitze ich lieber mit meinen Spezls oder Familie beim Bier zusammen und genieße die relevanten Dinge im Leben.

    *) Manch einer sagt mir einen gewissen Perfektionismus nach, wenn ich fordere, daß bei einem Produkt die aufgelisteten Features auch funktionieren und die in Preis und Werbeaussagen beschriebene Qualitätsanmutung (Un-Wort: „Premium“) sich nicht nur auf eine Außenwirkung in Form von Klavierlackoberfläche und anderem Bling-Bling beschränkt. Oder, wenn Du so willst: Ich kaufe genau einmal Stahlwille beim Hoffmann-Werkzeuge und nicht x-mal LUX beim OBI.

  • 3-plus-1 meinte am 24. Dezember 2014 um 10:52:

    Irgendwie verstehe ich dich ja, allerdings auch deine Kollegen, wenn sie dich nörgeln hören:

    > Insbesondere, wenn ich über die Allüren meines Audi A3
    > lästere (neues Getriebe bei 120Mm, ZyKoDi bei 140Mm,
    > Durchrostungen der “vollverzinkten” Karosserie und 1001
    > Dinge, die aufzuzählen hier den Rahmen sprengen würde),
    > den ich deswegen und wegen seiner Ringe im Emblem
    > “olympischen Alptraum” nenne.

    Das ist nämlich genau der Punkt. Produkte, die sich bewähren hege und pflege ich auch viel länger als das so von anderen gehalten wird. Ein Renault 19 Cabrio ist bei mir auch fast 300.000 km alt geworden obwohl der Bekanntenkreis immer – natürlich ohne eigene Erfahrungen – über französische Autos lästert. Aber, bis auf den zufrierenden Tankdeckel im Winter, hat er mich auch nie ungeplant im Stich gelassen.

    Wenn ein Produkt aber richtig scheisse ist, dann halte ich auch nicht daran fest nur „weil man das noch nicht wegtun kann“. Der Dreizylinder Polo meine Freundin hatte schon unter 30.000 km einen kapitalen Motorschaden und diese bekloppten Zündkerzen-Zündspulen-Elemente waren auch alle naselang kaputt (immer 75 EUR pro Stück). Auch wenn der tiptop aussah habe ich den dann so schnell wie möglich verkloppt ehe wieder ein neuer Motor fällig wird.

    Das ist vielleicht dein Problem in der Aussenwirkung: Du setzt auf VAG-Produkte, um sie in deinen Händen alt werden zu lassen (und nörgelst die Kollegen zu). Das ist Masochismus. Diese „Premium“-Produkte wurden erschaffen, um die Leasing-Zeit ohne Probleme zu überstehen. Danach ist das Schrott auf Rädern mit pornösen Preisen in der Werkstatt, die sich dann auch gerne als Null-Kulanz-Unternehmen präsentiert.

    Nö, wer Werthaltigkeit und Langlebigkeit bei KFZ leben will, der greift nicht zu deutschen Fahrzeugen sondern zu Toyota, Subaru oder Volvo (je nach Geldbeutel) und inspiziert vor dem Kauf vor allem zu dem gewünschten Modell intensiv Motor-Talk.

    Was das Reparieren angeht, „kriege ich Puls“ wenn mir jemand sagt, das könne man doch mal eben selbst machen. Nö, da behalte ich lieber meinen Job. Aber ich sehe zu mir gute Handwerker zu suchen, was nicht ganz einfach ist. Aber nach einiger Zeit hat man dann einen guten Elektronikbastler, Schuster, eine Näherei oder einen Sattler gefunden. Das sind dann die Geschäfte, von denen ich oben schrieb, dass man hier nicht um den Preis feilschen sollte, will man nicht seine eigene Stadt in die Armut treiben.

    Selbst mache ich dann zähneknirschend das wofür sich wieder kein Dienstleister gefunden hat (auch wenn der Preis egal war!). Man hält es nicht für möglich aber leider ist das wirklich immer wieder so. Entweder weil‘s dem Handwerker zu gut geht oder weil er meint eine Garantie geben zu müssen, die man nicht will, das aber nicht gewährleisten kann und darum den Auftrag ablehnt (an solchen Punkten wird man quasi zur Nachfrage von Schwarzarbeit gezwungen).

    Ach ja, Kleidung und Schuhe sind bei mir eine Ausnahme. Da ist mir persönlich die Herkunft völlig egal. Bei meiner Größe – insbesondere Schuhgröße – mache ich schon Freudentänze, wenn ich überhaupt was finde. Wenn ich da an die Produktionsprozesse noch moralische Maßstäbe anlegen würde, bliebe für mich nur Barfußlaufen. Ich habe daher ganz egoistisch für mich entschieden, dass das in unserer Temperaturzone nicht geht und kaufe daher einfach Größe 49/50, wenn ich sie sehe, selbst wenn das ab und zu mal Sonderposten im real aus dubioser Herkunft sind. Ich will ja nicht zum Wände streichen oder Matschfützenspringen handgefertigte Lederschuhe für 500 EUR das Paar anziehen. So dicke hab ich es dann doch nicht.

    • Clemens Gleich meinte am 24. Dezember 2014 um 13:51:

      Kurzer Einwurf: Soo abgerissen schaut der Volker in real ned aus.

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