Damenmotorräderkaffeekranz

Kurt Legat ganz generell und zu Damenmotorrädern wie seiner Versys:

Ich möchte dir zu deinen guten Artikeln auf deinem Blog und im Fastbike gratulieren. Ich habe schon lange nicht mehr so ehrliche und witzige Motorradtests und Fachartikeln gelesen – das ist auch für einen Ösi alles andere als fad – super!

Das Fastbike, wo ich deinen Bloglink gefunden habe, ist auch das einzige deutschsprachige Motorradmagazin, das ich nicht nach 5 min durchblättern ohne zu kaufen gleich wieder weg lege. Liegt aus meiner Sicht an den guten recherchierten Artikeln, einem mir sympatischen Schreibstil und an der Tatsache, dass nicht ständig nach dem superlativen Motoruntersatz gesucht wird. In Wahrheit fahren ja die Dinger so, wie man sie fahren kann … und ab 70 PS ist das aus meiner Sicht immer schnell … wenn man kann.

Ich würde mir wünschen, dass die Motorradpresse mehr in deine Richtung denken würde. Der Kunde der Motorradpresse ist aus meiner Sicht nicht nur der zahlende Motorradhersteller, sondern vor allem auch der Leser. Als einer der vielen Besitzer eines „Mittelklasse-Anfänger-Damenmotorrads“ werde ich in der Fachpresse immer wieder gedehmütigt, wie entbehrlich und schwächlich mein hässliches Motorrad ist. Aber die Wahrheit ist, dass mich mit diesem Motorrad auf der Landstraße die letzten beiden Jahre noch nie jemand überholt hat. Irgendwas stimmt da mit den Fachartikeln nicht; oder liegts an den nicht durchschnittlich fahrenden Testpiloten, dass die so Unterschiede merken? Erst am Ring wird das Ding überholt, aber dann bleibt es für die meisten trotzdem ein unvergesslicher Superbikeschreck (Rennversys – nachgeschärfte 80 PS bei jetzt 190 kg vollgetankt).

Für junge Motorradfreunde wäre es schön, wenn die Presse für dieses intakte Marktsegment (ER-6n, Gladius, MT 07, Street Triple, KTM 690 usw.) eine andere Bezeichnung als die „Anfängerklasse“ finden würde. Mein Vorschlag wäre „Lightweight Bikes“ in Anlehnung an die TT-Lightweight-Klasse – die Rennen in der Roadracingserie sind immer spannend und fahren tun die mit 95 PS – echt irre. Es ist doch so, dass sich kein 19-Jähriger, der natürlich ein cooles Bike will, ein Damenmotorrad kaufen wird, das ist doch nur peinlich! Darum fahren dann viele 19-Jährige gleich lieber mit dem „gechipten“ VW Golf TDI herum und freuen sich, dass der alte Nachbar auf seiner neuen Multistrada ihm nicht einmal mit dem Golf nachkommt. (Der Nachbar hat natürlich erst in der Midlifecrisis mit 40 den Führerschein gemacht – dann aber gleich was „Gescheites“ gekauft – und jetzt ganz im Gegensatz zu dem, was die Fachwelt über die Multistrada so tolles schreibt – hat er einfach nur Angst vorm Gas …) Das Ende der Story wär dann, dass der Alte die Multistrada verkauft und seine Zweiradkarriere beendet — oder er kauft sich doch noch eine Harley.

Schreib weiter so – ganz feine Feder!

Der Leserbriefonkel stimmt zu: Günstige, gute Motorräder sind der Bringer. Siehe die KTM 690 Duke da unten in der Garage. Hat auch nur 68 PS. Das mit der Benamung ist allerdings so eine Sache. Jeder Motorradhersteller hat seine eigenen, größtenteils sofort vergessenen Bezeichnungen für virtuell neue Segmente gebracht: Denk nur an die „Funduro“ oder die „Scarver“. Ein gelungen positioniertes Produkt erklärt sich selbst. Das war ein bisschen das Problem der Versys: Wer sie fuhr, verstand sie sofort. Aber viele potenzielle Kunden fuhren sie erst gar nicht, denn: „WTF ist das?“ Sie „lightweight“ zu nennen hätte auch nicht geholfen. Ich hoffe auf ein Modellupdate, das wir Fahrer sofort auf den ersten Blick verstehen.

Kommentare:

ältere
  • Dirk Klatt meinte am 5. Dezember 2013 um 13:36:

    Da ist was dran, was der Kurt da schreibt. Prestige ist bei der Mopedwahl ganz sicher ein enormes Kaufargument und führt oft zu Maschinen, die den tatsächlichen Bedüfnissen gar nicht so sehr entsprechen. Ich hab zweimal solche Brot- und Butter-Kräder gefahren, sie mit Hang zu Höherem verkauft und es hinterher bereut. Das eine war eine Honda Hawk, die ich in den 90‘ern gegen eine der ersten, untauglichen Triumphs getauscht habe und das zweite eine pothäßliche Suzuki DL 650 V-Strom, die ich mir gebraucht für den Winter als Zweitmoped gekauft hatte. Obwohl die Suzuki „nur“ 68 PS hatte, vermute ich. dass ich mit keiner der meist viel potenteren Maschinen vorher oder nachher eine insgesamt höhere Durchschnittsgewindigkeiten gefahren bin und mehr Fahrspaß hatte. Jetzt, wo die aktuelle DL 650 auch noch ansehnlich ist, denke ich immer wieder über so ein „Wintermotorrad“ nach (…..so argumentativ….“die hab ich ja nur für den Winter“ …)

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert