Anton Schneider sticht in eine schwärende Wunde:
Da man sich unter „Bikern“ (uääh – hat mittlerweile den Beigeschmack eines Oberamtsrates in der kommunalen Heimbetreuung) nicht siezt eines vorweg:
ich kenne MO
ich kenne Dich
ich kenne Riegsinger (deinen Wegbereiter im gehobenen deutschen Motorradjournalismus)
ich kenne Reitwagen und Fastbike
ich kenne MCN, Visordown, Asphalt & Rubber, Crashnet, SpeedSeekers, ChurchofChoppers, motojournal (R.I.P.) usw. Ich kenne fast alles was mit Motorrädern — auch in schriftlicher Form — zu tun hat. Das meiste gefällt mir – manches nicht, aber das ist okay, sonst wär´s ja langweilig, wenn alle gut, intelligent, inspirativ oder sonstwie besonders begabt wären. Man braucht ja auch was, an dem man sich reiben kann, oder?
Aber wo es mir in linearer Steigerung meine perestaltischen Reflexe im Hals– und Kehlenbereich auslöst und mich heftige Fremdschämanfälle überkommen, kann man z. B. in diversen Links in der mittlerweile recht aktiven deutschen Motorradbloggerscene nachlesen.
Da gibt es… [Zensur! Da gibt es Zensur! –der Leserbriefonkel] Der Warnwesten-Warnbericht von M. Schwarz passt da wunderbar dazu. Dann kann man sich die x-te Island, Grönland, Irland oder Deutschland ausfahrt durchlesen. Es verhält sich so ein bißchen wie mit Golf 1 GTI (800kg Gewicht) und GTI 2011 (1.400kg Gewicht); der Spaß liegt im Weglassen.
Es ist sicher immer jedes einzelnen Philosophie; ich bin auch nicht mehr ganz jung, hab aber immer noch Höllenspaß am ausreiten, Renntrainings und flotten Alpenrunden, wenn möglich ohne Gepäck oder Ballast. Ich fahre H-D Softail ´89, Mille ME, Suzi GS 1000 Bj.77 und Ducati Scrambler und meine Oschersleben Zeiten liegen bei ~ 1.45 min. Ein bißchen etwas versteh ich auch von Motorrädern, aber ich kann die Kommentare von Großhans und Schwarz und auch von Dir sehr bestätigen, wenns um verkrampftes Motorradfahren geht.
Ich fahr manchmal mit netten Buddies und Frauen aus meinem Umfeld — nette Leute -, aber für mich ist es jedesmal eine Geduldsprobe, wenn mal z. B. pro Tagesausfahrt nur 250 km schafft und max. 2 Mal einen LKW überholt!
Wo gibt’s noch echte Männer mit Cojones auf der Sitzbank?
Der Leserbriefonkel rechtfertigt sich: Normalerweise lassen wir gern Leser auf Leute einschlagen, weil uns das die Arbeit abnimmt, das selbst zu tun. In diesem Fall habe ich zur Zensur gegriffen. Nicht, weil die Kritik falsch oder gar grob beleidigend wäre, nein: Sie ist sehr treffend. Sie ist außerdem sehr konkret. Sie betrifft zudem ausschließlich Andere. Und weil wir hier nicht über eine Firma reden, einen versierten Mediendarsteller mit öffentlicher Persona, die sowas abkann, sondern über die weniger Starken, will ich Rücksicht auf die nehmen. Ich bitte um Verständnis. Nur eines: Ja, als nicht mit der Werbung verbandelteter Weblogger, als Freipublizist, da kann man eigentlich alles frei heraus sagen. So frei ist aber dann keiner. Nein, wir haben eher einen Hang zum korrekt deutsch vorauseilendem Gehorsam, zur generell menschgegebenen Einreihung in den gesellschaftlich vorgegebenen Takt. Der Herr Schneider sei uns eine Erinnerung daran, dass man als Mensch zwar gern konform gehen will, das aber als Schreiber nicht ohne Umweg übers Hirnkasterl sollte. Denn einreihen können sich die Leser auch allein, dazu brauchen sie uns nicht. Wir haben nur dann einen Nutzen, wenn wir etwas liefern, das noch nicht in den Leserköpfen residiert.
Zu den Cojones: Toby hat den Jahresplan zusammengefasst: „Lass uns dieses Jahr so viel wie möglich und so schnell wie möglich Motorrad fahren.“ Ralf Steinert fährt in modischen Sneakers auf der Tuono-Präsentation wie ein Irrer, weil sie sein Gepäck verworfen haben. Hätte ja auch heulend die Latte-Bar aufsuchen können. Timo Großhans hat seine alte Harley flottgemacht. Die Northwest 200 kämpft um mehr Fahrtage. Und Guido Kupper ist erstens wieder auf Speed und kauft zweitens gerade Kreidlers, als gäbs keine mehr. … Moment… Es gibt die Guten noch. Also vergessen wir sie nicht.
Sehr guter Artikel!