„Man müsste nur …“

Nicht nur für den Monsieur Le Grise folgend etwas entpackt das , was ich bei den Superbikes angerissen habe: Motorradmagazine und ihr Markt. Anlass war die Unterhaltung mit einem österreichischen Kollegen. Wie viele Redakteure vertrat er die Ansicht, man müsse nur ein richtig gutes Heft machen, dann kämen auch die Leser wieder angeströmt wie früher. Das habe ich die letzten Jahre so oft gehört, dass es einen tragisch anweht. Diese Ansicht tut dem Arbeitgeber gut, weil sie die Redakteure zu guter Arbeit motiviert. Sie ist jedoch falsch. War die Fastbike ein schlechtes Heft, als sie starb? Sicher nicht. Im Gegenteil zogen zum Insolvenzpunkt die Verkäufe wieder an. Ist die Roadster ein schlechtes Heft, schlechter als frühere Publikationen? Glaube ich auch nicht. Dennoch musste der Verlag jetzt Mitarbeiter entlassen und den Erscheinungstakt reduzieren. Werden Motorrad, MO und Motorradfahrer wirklich jedes Jahr konsequent schlechter? Unwahrscheinlich. Wir müssen uns alle der Tatsache stellen, dass es externe Gründe für den schrumpfenden Markt gibt, die nichts mit der Qualität zu tun haben. Denn sonst stellst du dich auf den Kopf, machst das perfekte Heft und wunderst dich dann, dass es sich trotzdem niemals so verkauft wie vor zehn Jahren, geschweige denn vor zwanzig.

Warum also passiert das Naheliegende nicht? Warum gibt es fast keine vollwertigen Online-Angebote, als Alternativen zum schrumpfenden Motorrad-Print? Der Hauptgrund dürfte darin liegen, dass es im Print immer noch einfacher ist, Geld zu verdienen als in digitaler Distribution. Was etwa an Werbung bei Print eingespart wird von Werberseite, wird mitnichten im Internet mehr ausgegeben. Stattdessen wandert das Geld zum Beispiel in Publikations-Konkurrenz: Fahrzeughersteller leisten sich immer mehr eigene Publikationskanäle, weil das günstiger ist, als Werbung zu streuen und letztendlich sogar ehrlicher: Wer sich im Mercedes-Me-Magazin darüber wundert, dass alle Benzen toll sind, dem kann niemand mehr helfen. Hier Triumphs Magazin als Einspur-Beispiel.

Doch diese Umstände haben auch dazu geführt, dass es eine deutsche Motorradpublikation online selbsttragend bisher nur von Matthias mit Bikerszene.de gab. Seit seinem Weggang ist die Seite ein weiterer Untoter im Web. Motorrad Online verdient auch Geld — wenn sie die Kosten der aus den Print-Redaktionen zugelieferten Artikel mit Null kalkulieren. Man mag weiterhin versuchen, diese Kalkulation zu verteidigen, eines ist doch unstrittig: So eine Rechnung verrät dir nichts darüber, wie dein Online-Objekt alleine dastünde. Wenn ich egal was mit Null einkaufe, mache ich immer ein gutes Geschäft beim Verkauf. Oo! Idee! Ich kaufe schöne Motorpresse-Vergleichstests für null Euro ein und stelle sie dann hier mit Kirschenkistenkasse hin. Wird der Renner!

Motorrad News stellt noch wacker regelmäßig Tests und News ins Netz. Warum sie das tun, weiß ich aber nicht genau. Die zwei winzigen Werbebanner reichen nicht aus für nennenswerte Einnahmen, und Epaper-Verkäufe werden sie auch nicht groß generieren. Werde sie bei Gelegenheit mal fragen. Wahrscheinlich gehört das zur PR, die Marke in die Köpfe zu streuen, damit am Kiosk häufiger danach gegriffen wird (Motorrad News ist am Kiosk stark). Nach dem Stand der Verhaltensforschung müsste das funktionieren.

Keine Online-Magazine in der Republik

Es gibt noch 1000PS als deutschsprachiges, reines Online-Objekt, das selbsttragend Geld verdient. Diese Leistung habe ich immer respektiert. 1000PS funktioniert jedoch kaufmännisch etwas anders als andere Krad-Publikationen. Es verdient sein Geld hauptsächlich mit Vermittlungsprovisionen. Dass dir 1000PS einen unabhängigen Blick auf ein Produkt gibt, das es im selben Zug verkaufen will, ist damit noch einmal deutlich unwahrscheinlicher als bei Werbefinanzierung, die diesen Druck nur indirekt aufbaut. Wir könnten uns dennoch darauf einigen, 1000PS zum Rest zu zählen, weil es ja auch Nicht-Produktvermittlungsvideos gibt. Dann zweifle ich jedoch weiterhin daran, ob es eine Option für wesentlich mehr als einen Anbieter ist, sich über Verkaufsvermittlungen zu finanzieren. Zustände wie im US-Matratzenkrieg braucht hier keiner, am wenigsten 1000PS.

Und das war es im deutschsprachigen Raum, glaube ich (man korrigiere mich gern). Zu Anfang habe ich mich gefragt, warum auf Heise/Autos Motorradgeschichten so gut laufen. Schnell war klar: Es gibt einfach kaum Konkurrenz in Deutschland. In den USA und im UK existieren einige Online-Motorradmagazine, die allein stehen. Rideapart. Visordown. Analog Bikerszene fällt auf, wie klein diese Outfits sind. Über die Visordown-Redaktion stolperte ich einmal zufällig in einer Ecke von Immediate Media, die Top Gear weltweit vermarkten. Zwei Schreibtische? Nicht viel mehr jedenfalls. Es gibt auch — vergleichbar Motorrad Online — aktive Internet-Ableger der Print-Hefte. Der vielleicht größte davon heißt Motorcycle News (MCN). Diese Ableger drehen meist mit deutlich höherer Artikelzahl als ihre deutschen Pendants, weil sie es schaffen, ausreichend Werbeplätze zu verkaufen. In Österreich versucht das Motorrad-Magazin gerade, so etwas zu tun. In Deutschland tut es nur Motorrad Online. Wenn es einfach wäre, hätte schon irgendwas aus einer Reihe halbherziger Versuche der letzten 15 Jahre mal greifen können. „Ganz einfach“ funktioniert es demnach schon einmal nicht.

Ich habe da auch keine Patentlösung parat, sonst hätte ich die ja längst allen Verlagen verkauft. Wer ein klassisch werbefinanziertes Online-Objekt ans Laufen kriegen will, muss Artikel rauskurbeln wie ein Ficker. Das wissen mittlerweile wohl die meisten. Sie scheuen angesichts der mageren Werbeerträge den Weg, den Matthias gegangen ist: mit einer Hand kurbeln, mit der zweiten Hand Werbung herbeitelefonieren, mit der dritten Hand Logistik, Overhead und Technik erledigen. Da fühlen wir uns zu alt dazu. Wir haben auch nicht alle so viele Hände wie Matthias. „Alle warten, wer sich als Erstes mit sowas raustraut“, sagte der Österreicher, und: „Es gibt bei euch immer noch viel zu viele Hefte.“ In Österreich teilen zwei Magazine den Markt friedlich untereinander auf (Reitwagen und Motorrad-Magazin). Aber ich als Kapitalist zweifle daran, ob das Nischen-Oligopol wirklich der einzige Weg bleibt. Ich glaube schon, dass es Platz gibt für ein paar gute Online-Motorradmagazine. Ich weiß nur auch nicht, wie sie mit den klassischen Mitteln finanziert werden sollen. Motorrad Online kleistert mich mit Opel-Werbung zu, um bei Einkaufskosten: Null Geld verdienen zu können. Wie es mit Einkaufskosten größer Null ausschauen müsste, könnt ihr euch vorstellen. Ihr könnt euch auch vorstellen, wer sich den Werbebrei noch anschauen würde. Ich jedenfalls nicht.

Options

Es gibt also im deutschsprachigen Markt derzeit folgende Optionen:

  • Weiter nur Print machen, weil es ja mit Sonderheften noch funktioniert.
  • Print als Homebase mit Online-Ableger (wie Motorrad Online oder Motorrad-Magazin)
  • Kurbeln wie ein Ficker, damit die sinkenden Online-Werbeeinnahmen ein Objekt tragen (Bikerszene, derzeit tot).
  • Verkaufsvermittlungen (1000PS)

International kommen noch Finanzierungsmodelle wie von BikeSocial (UK) dazu: Ein Sponsor betreibt ein Magazin, dessen Inhalte nur indirekt mit dem Produkt zu tun haben. Bei uns gibt es das in Form von Curved.de: ein Gadget-Magazin, das dem Mobilfunkkonzern Telefónica gehört. BikeSocial gehört der Versicherungsgesellschaft Bennetts. Ähnlich der Fahrzeughersteller-Magazine spart sich Bennetts Werbung in Motorradpublikationen, indem sie eine eigene betreiben, in der sie tun können, was sie wollen. Die Redakteure finden es immer recht angenehm, bei BikeSocial zu arbeiten, wenn man sie unterwegs trifft. In der Theorie sind sie nämlich unabhängig(er) in der Berichterstattung. In der Praxis sind Curved und BikeSocial natürlich davon abhängig, wie viele Kunden sie zu Verträgen funneln. Wenn da nix mehr geht, drehen die Sponsoren sofort den Hahn ab. Bisher bleiben Bennetts und Telefónica ihren Outlets treu. Ich sehe jedoch in Deutschland keinen Sponsor, der sich eine Motorradpublikation ans Bein binden wöllte. Louis könnte es vielleicht. Tun sie aber nicht, und ich würde es an ihrer Stelle auch nicht tun.

Es bleibt mein Steckenpferd: die Leserfinanzierung. Es gibt mittlerweile weltweit sehr viele unabhängige Objekte, deren Leser die alleinigen oder zumindest hauptsächlichen Kunden sind, statt dass sich das Geschäft um die Werbekunden dreht. Diese Objekte berichten jedoch über wichtigere Themen als „Es war luschdig auf dem Krad“ — meistens über Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Komplett leserfinanziert kenne ich weltweit gar nichts in Sachen Motorrad (gern ergänzen). Man möchte nach den eher zähen Erfahrungen mit den Krautreportern denken, außerhalb Deutschlands sei es besser. Sehe ich jedoch nicht. Auf Patreon hat selbst der großartige Jamie Robinson (MotoGeo) nur eine Handvoll Supporter, ebenso wie die beliebten Jungs von 1000PS. Der größte Patreon-Account zum Thema Motorrad dürfte der Podcast Motorcycles & Misfits sein: 152 Supporter, 833 US-Dollar im Monat. 87 Zuschauer von 1000PS unterstützen das Format derzeit mit 383 $ im Monat. Kurz: alles zu wenig.

Meine Idee der freiwilligen Bezahlung pro Artikel konnte ich keinem Verlag schmackhaft machen, und meine eigenen Daten hierzu sind aufgrund der geringen Größe der Seite zu stark verrauscht, als dass sie einen konservativ planenden Auskenner überzeugen könnten. Meine Erfahrungen sind ganz gut, viel viel viel besser als mit Anzeigen. Aber wie das skaliert: keine Ahnung. Verlage präferieren die Paywall, obwohl die mindestens genauso unvorhersehbar performt. Blendle gibt es jetzt schon einige Zeit, konnte sich aber nicht auf der erforderlichen breiten Front durchsetzen. Und deshalb bleibt uns für heute nur die Weisheit des Österreichers: Bis sich jemand was traut, der Geld für den Versuch in größerem Maßstab hat, werden wir weiter auf eine Antwort zur Frage warten: „Wie geht es weiter im Motorradmagazinmarkt?“

Kommentare:

ältere
  • Georg meinte am 24. September 2018 um 21:27:

    Und wieder ein guter Text vom Herrn Gleich. Leider weiß ich auf keinen Rat, wie man sowas monetarisieren kann.

  • Griesi meinte am 24. September 2018 um 23:10:

    Danke für die Zusammenstellung, des Status Quo. Bike Socials YouTube Berichterstattungüber die Classic TT mit mindestens vier Leuten vor der Kamera war schon sehr aufwändig, ich hoffe, dass sie erfolgreich sind.
    Was mir hier fehlt ist, die Antwort, auf die Frage: lesen die Moppedfahrer weniger als früher, weil sie lieber Videos gucken? Videos hast Du oben in Deiner Analyse leider ausgelassen, obwohl 1000PS.at doch eigentlich als Video-Kanal gestartet ist, wenn ich mich recht erinnere. Lesen Sie lieber gratis Foren und Facebook als Papier gegen Geld? Oder lesen sie weniger, weil seit 100 Jahren immer wieder das Gleiche geschrieben wird und man das schon keiénnt?
    Ich denke, Monetarisierungist nur ein Teil des Problems, denn: „Wie viele Redakteure vertrat er die Ansicht, man müsse nur ein richtig gutes … „ Online Magazin machen, dann könnte man mit den Besucherzahlen auch Geld verdienen.

  • Clemens Gleich meinte am 25. September 2018 um 11:34:

    1000PS hat mit Text und Bild angefangen, die Videos kamen lediglich sehr früh dazu. Es gibt aber keinen qualitativen Unterschied zwischen Artikeln und Video-Beiträgen: Beide funneln Leute auf die Verkaufsvermittlungen. Der Unterschied ist quantitativ: Die Videos zogen bald sehr viel mehr Leute als die Artikel.

    Damit sind wir auch schon überschneidend beim zweiten Punkt, den Du anreißt: Ja, Videos haben ihre eigene Beliebtheit. Das weiß die Szene jetzt auch seit Jahren. Es lohnt sich aber selbst bei siebenstelligen Views nicht, das allein mit Werbung zu machen, zumindest auf Youtube. Deshalb haben Verlage ihre eigenen Video-Plattformen mit eigener Werbeschaltung. Und auch hier gilt dasselbe wie für Text mit Bild: reicht nicht, auch nicht, wenns gut ist. Der Anteil der Werbeeinnahmen bei 1000PS ist vernachlässigbar.

    Dass Leute weniger lesen, weil immer das Gleiche geschrieben wird, die These kenne ich. Ich würde ihr mehr Gewicht beimessen, wenn das jemals gestört hätte. In jeder Frauenzeitschrift waren jahrzehntelang Diäten, Sextipps, Beauty und Sextipps Dauerbrenner, ohne dass das eine Auswirkung auf die Leserzahlen hatte. Dieselbe Scheiße dreht jetzt online. Der Unterschied ist aber wie gesagt: Online nehmen die Verlage weniger Werbegeld pro Leser ein — massiv weniger.

    Monetarisierung ist ganz sicher „nur ein Teil des Problems“, aber er ist halt der größte. Dass z. B. englische Magazine mit Minimal-Teams es aufgrund weltweiten Publikums schaffen, während nationale Versuche scheitern, sagt dir doch etwas sehr Wichtiges über die Metriken in der Unterhaltungsnische Motorrad.

  • eugen meinte am 25. September 2018 um 13:00:

    lässiger artikel, aber ehrlich!

    meine unsachgemäße meinung dazu ist die: ich lese seit 1980 sämtliche motoradheftn, die es so gibt, und zwar mit bestimmtheit und notwendigkeit, so wie ein süchtiger halt seinen stoff braucht. bis vor einigen jahren hab ich sie auch noch gekauft, jetzt les ich sie nur noch beim thalia am sessel. die qualitätit ist einfach dermassen unterirdisch geworden, die inhalte seit 1980 (!) einfach ABSOLUT gleich, wie wenn sich die kugel seither nicht weitergedreht hätte. in 35 jahren (!) KEIN kritischer artikel über diese an sich nicht uninteressante tätigkeit, die jedoch durchaus zu hinterfragen wäre, KEIN kritischer artikel über den schrott, den uns die firmen zeitweise so hinstellen, nur mehr unspanndende artikel, uninspirierend in einem deutsch von vor 20 jahren. und diese vintage-sache ist auch hatschert, aber wie gesagt, meine subjektive meinung. nur eines dazu, meine beiden söhne, sportlich wie nur was, probieren echt alles aus, die haben im leben noch nie so ein heftl gelesen, die sind immer ganz erstaunt, was ich da lese. wir haben es geschafft, uns so einen altvatrischen geruch anzueignen, bisschen was von bereits überlebten dinosauriern, einfach gestrig. (wenn wunderts, 150 – 220ps, is ja nur noch lachhaft und infantil, und das 2018)

    • Clemens Gleich meinte am 25. September 2018 um 13:41:

      Du stehst ned allein da mit der Meinung. Nur war das halt schon in den Neunzigern so, und da konnte man mit Motorrad-Fachmagazinen noch richtig Geld verdienen. Es hat sich was Externes geändert. Die Menschen konsumierem Medien anders als früher. Ich glaube auch: Heute fällt es viel mehr auf, wenn überall dasselbe kommt, weil das Informationszeitalter dir das zeigt. Früher konntest das nur wissen, indem du mehrere Hefte parallel gelesen hast.

      Die Hersteller machen sich z. B. durchaus Gedanken, wie sie Motorradfahren mit der Zukunft der Sicherheitsgesellschaft verträglich machen können. Dazu gibt es dann auch Artikel. In denen steht aber nur, was der einzelne Hersteller sich grad gedacht hat. Ein avantgardistisches Vordenken der Presse wie in anderen Freizeit-Bereichen fehlt mir da genauso wie Dir. Die Motorradschreiber sind alldieweil konservativer als die Motorradleser.

    • eugen meinte am 25. September 2018 um 17:36:

      wie wahr

      die fahren das motorrad, das an sich doch recht luftig und leicht wäre, mit karacho gegen die wand, und nehmen sich dabei extrem ernst und äußerst humorlos.

  • Torsten meinte am 25. September 2018 um 16:58:

    Der Vergleich mit englisch(sprachig)en WWW-Medien ist halt schon ein bisschen unfair, die kann wegen Weltsprache auch ein Spanier, Deutscher, Franzose lesen. Aber welcher Portugiese schaut sich ein deutsches Motorradmedium an? Bei der Monetarisierung pro Artikel bin ich ganz bei Dir. Motorrad Online probiert das ja auch. Ich selbst kaufe mehr oder minder regelmäßig PDFs von Special-Interest-Titeln, mal das ganze Heft oder auch nur einen bestimmten Beitrag. Und das mache ich wegen: Kaufberatung. Genau da sehe ich durchaus noch Potential für jemand, der sich da kompetent reinhängt. Denn, ganz ehrlich, was beispielsweise im Print-Reitwagen oder bei 1000ps.at zu sehen und lesen ist, hat mit fachlich-sachlicher Kritik jetzt nicht viel zu tun. Dort ist selbst ein 10-PS-Roller ursuper und eine Fetzengaudi, statt einfach mal klipp und klar zu schreiben, wofür so ein Plastikmöbel taugt und wo es echt mau ist. Aber bei allem hätte-könnte-wäre – der Zug ist wahrscheinlich eh schon abgefahren.

    • Anonymous meinte am 25. September 2018 um 17:42:

      also grad die beim reitwagen (die waren mal wirklich gut drauf, ganz am anfang) haben meiner meinung den spass und den sinn an der sache vollkommen verloren, da ist ein artikel exakt wie der andere, ich glaub, die schreibt schon lang ein computerprogram, im inpressum gibs eh nur noch 1 redakteur.

    • Clemens Gleich meinte am 25. September 2018 um 17:57:

      Beim internationenglisch bin ich bei Dir. Siehe auch die Antwort zum Griesgram: Selbst mit internationalem Publikum schaffen es die existierenden Magazine nur durch sehr kleine Teams, das wirtschaftlich zu überleben in der Nische Motorrad. Bei den Kauf-Artikeln ärgere ich mich halt häufig, dass sie viel zu dünn sind, man das aber vorher nie weiß. Bei jedem Produkt gibts ein Rückgaberecht oder man kann es im Laden anprobieren. Nur bei Artikeln will man das nicht, weil man Missbrauch fürchtet. Der ist aber meist viel weniger verbreitet, als man denkt. Blendle bietet z. B. ein Geld zurück an, wenn der Artikel doch scheiße war. Wird gar nicht so oft in Anspruch genommen, und wenn, dann hauptsächlich bei Artikeln, deren Clickbait-Überschriften viel zu viel versprechen.

  • eugen meinte am 26. September 2018 um 8:01:

    eins noch, dafür ganz kurz:

    was mir halt auch über die Jahre aufgefallen ist und was wahrscheinlich in der Natur der Sache liegt, es geht ja immer auch um Existenzen, ist, dass alle Beteiligte (Ingeneure, Firmen, Händler, Journalisten) den Gedanken, dass eventuell etwas tatsächlich bereits zu Ende gedacht wurde, fürchten wie der Tod das Weihwasser. Als Beispiel dazu einfach nur ganz banal die Anzeigen. Aufgrund des bekannten Wissens darüber, wie unsere Augen und die Verarbeitung im Hirn dieser Signale funktionieren, ist bekannt, dass die Darstellung von Geschwindigkeit mit Zeigern auf einer Skala die, die am schnellsten und mit dem geringsten Augen- und Hirnaufwand erkannt wird.

    Die Technik dazu ist ebenfalls bekannt und ausgereizt. An sich erledigt und wäre es nicht weiter nötig, darüber sich Gedanken zu machen und werden daher alle Autos und Motorräder mit diesen Anzeigen ausgestattet, mit einem schönen Design, alles andere wäre ja blöd.

    denkste!

    Ungeschickterweise sind nämlich in sämtlichen Entscheidungsstellen gerade bei den Moppeden und Autos ausschließlich Männer zugegen. Und sich blöd zu benehmen ist unser zweiter Vorname und zack, wird da weiter Hirnschmalz bis zum geht nicht mehr hineingesteckt, dass es nur so raucht, weil, die Maschinen und die Kassa muss brummen. Und uns Konsumenten werden in Folge diese digitalen Erscheinungen vorgesetzt. (bei den Autos inzwischen ein absoluter Albtraum und möchte ich nicht wissen, wieviel von uns schon überfahren wurden aufgrund dieser unglaublich unübersichtlichen Anzeigen)

    Selbst Du, lieber Clemens (bei dem ich immer das Gefühl habe, dass Du schon ziemlich viel Ahnung hast) schimpftst zwar über die schlechte Qualität von der Anzeige der Duke 690, aber auf eine Art und Weise, als ob nur eine Verbesserung notwendig wäre. Eine digitale Anzeige ist aber von Wesen her nicht zu „verbessern“ und ist alles, was nach den Zeigern mit Skala gekommen ist, einfach Quatsch.

    Diese Entwicklung ist auch mit einem Fortschrittsglauben nicht zu entschuldigen, es geht hier keinesfalls um Fortschritt, sondern um Erhaltung des Status Quo. (und der ist eben der (irrige) Glaube an den Gehaltsscheck jedes Monat)

    Und sowas wird in den Medien einfach nicht geschrieben.

    Wobei, auch halt deswegen, weil wir Männer nicht nur „blöd“ sind, sondern halt in vielen Bereichen ziemlich feig. Gar mal innehalten, gar mal nur so denken und nur so zu schauen, wie die Dinge so sind, einfach mal schreiben, so und so is es, na habetere, nicht auszudenken, unmöglich, da könnte ja, da würde ja, jösasmaria, zitterzitter…..

    Die an sich fantastische Idee, dass eine Gesellschaft sich dazu entschließt, die Kosten und die Ausbildung der Kinder und Jugendliche der Gemeinschaft umzuhängen, um damit jedem und jeder die gleiche Chance am Bildungsweg zu geben (ok, funktioniert noch immer nicht perfekt, trotzdem an dieser Stelle ein riesiges DANKE SCHÖN für diese Idee) sollte nicht dazu genützt werden, dass dann Ingeneure ihre Ausbildung und Zeit dazu nützen, unnützes Zeug zu bauen.

    (Wer das entscheidet, was jetzt unnütz ist und was nicht, ist natürlich zach, aber das wäre schon zu machen)

    Ganz schlimm wars oder ists dann mit dem Kurvenlicht. Nicht das die Welt der Motorradfaher und die Journalisten in lautes Lachen ausgebrochen wären und sich monatelang über die Entwickler und Firmen lustig gemacht hätten, bis diese vollkommen absurde Idee wieder in die Versenkung verschwunden wäre. Nein, da wird so getan und auch so geschrieben, als wie wenn wir praktisch täglich in der stockfinsteren Nacht die Südtiroler Pässe rauf und runterglühen würden und ohne Kurvenlicht an der nächsten Mauer zerschellen würden.

    Zur Klarstellung: Kein einziger Motorradfahrer auf dieser ganzen Welt hat irgendetwas von diesem (doch recht aufwendig umzusetzten) „Kurvenlicht“, das ist Schwachsinn, aboluter Irrsinn der Technik. Wir fahren nie und zwar ausnahmslos nie (ganz einfach aus genetischen Gründen) in der Nacht oder bei schlechter Sicht, darüber hinaus geben wir einen Impuls in die entgegengesetze Richtung und ist entscheidend nur das Gesehenwerden. Ob da irgendeine Funze hintern Glas sich irgendwohin bewegt oder nicht, wird in hundert Jahren niemanden helfen oder gar einen Unfall verhindern.

    Aber nein, Kritik zu diesem sündteurem und halt wieder mal ressourcenfressenden Ding ist strengstens verboten (huch, ein Fortschrittsverweigerer, der kriegt nie wieder ein Leihmotorrad) und man liest es auch nirgends.

    Die unabhängige Presse und der unabhängige Journalismus sind ebenfalls unglaublich schützenswerte Errungenschaften unserer Gesellschaft, nicht hoch genug zu loben und zu ehren, es muss aber von den Konsumenten auch verlangt werden dürfen, dass diese sogenannte vierte Macht sich dieser Macht auch bewusst ist.

    Gerade die Mobilitätspresse ist aber dermassen gleichgeschaltet, dass ist zum Fürchten und zum Schämen.

    Und dann fest rumheulen, wenns niemand mehr kauft.

    • Clemens Gleich meinte am 26. September 2018 um 9:56:

      Man kann den Tacho der Duke selbstverständlich ganz einfach verbessern, zum Beispiel, indem man die Anzeige einen Zeiger malen lässt, wie es z. B. Autotachos tun. Das deckt sich dann mit den Erfahrungen, dass sich Zeiger gut ablesen lassen. Stimmt nämlich auch für gemalte Zeiger, und in spätestens ein paar Jahren sind gemalte Zeiger viel billiger.

      Auch beim Kurvenlicht bin ich nicht ganz bei Dir. Ich fahre wie alle Motorradfahrer ungern im Dunklen, tue es aber doch häufig, weil eben die Sonne dazu tendiert, abends unterzugehen. Und dann ist ein gutes Licht eine große Hilfe und eine Funzel wie an der Duke ein großes Ärgernis. Ein Kurvenlicht habe ich noch nicht ausprobiert, aber ich wäre grundsätzlich offen dafür, dass es eine Verbesserung bringen könnte.

      Der Gedanke „Es ist gut so, wie es ist“ trägt nämlich in sich die große Gefahr, dass man nicht weiter nachdenkt. Das mobile Telefon war mit Nokias Technik ausentwickelt. Heute haben wir alle Smartphones. Das Fuhrwerk war im 19. Jahrhundert ausentwickelt. Dann kam das Auto. Ich hätte gern ein richtiges HUD im Helm, weil es den Blick auf der Straße lässt. Gibt halt noch kein Gescheites. Aber einfach beim „das ist ganz okay so, wir hören jetzt auf, drüber nachzudenken“ wär doch außer gefährlich auch langweilig.

    • 3-plus-1 meinte am 28. September 2018 um 12:59:

      Also deinem Traktat kann ich rundweg überhaupt nicht zustimmen. Erst mal das – politisch ach-so-moderne – Eindreschen auf uns als „alte weiße Männer“, die ja immer am falschesten von allen denken. Sehe ich überhaupt nicht so. Wenn es irgendwo überhaupt mal technisch weiter geht, dann weil aus eben jeer Gruppe technische, halb ausgestoßene, Nerds nicht einfach jeden nicht-standardkonformen Gedanken mit „Hätte, hätte, Fahrradkette“ wegwischen, sondern mal den Gedankengang zu ende denken und dann auf ganz erstaunliche Lösungen kommen.

      Manchmal klappt‘s nicht, dann wird diese Initiative von denen, die nie selbst etwas machen, als „war ja klar“ abgekanzelt, manchmal sind es aber auch zwei, wie die Brüder Wright, die mit langem Tüfteln dem Menschen das Fliegen brachten. Oder mit noch längerem Tüfteln Charles Goodyear die Vulkanisierung des Kautschuk (vorher hatten sich die Kutscher in England den Kautschuk noch auf die Mäntel geschmiert, gegen den Regen).

      Von Frauen kommt so eine Initiative nie. Ist das Produkt fertig, dann können sie plötzlich nicht ohne, aber hätte die Damenwelt 2006 mal ein Steve Jobs gefragt ob sie gerne ein Touch-Telefon hätten, hätten sie den Kopf geschüttelt. Haben sie da ja schon gegenüber Freunden und Gatten, die sich Termine im Palm Pilot notierten. Kurzum, ein funktionierendes E-Motorrad kommt wenn, dann auch nur aus der Hand der ach-so-doofen, weißen Männer und wenn‘s dann da ist, kaufen es auch begeistert die Damen. Wetten?

      Dann der Tacho. klar, von der Erkennbarkeit ist die Runduhr am besten, aber – bei sinkenden TFT-Preisen – auch die teuerste Lösung. Klar, dass die Hersteller dann am liebsten einfach das Mini-Tablet im Cockpit integrieren wollen (und sonst nichts). Außerdem klickt sich jeder ernsthafte Tourenfahrer sein Navi dazu. Dass alles vernünftig (!) in einem Display zu integrieren, diese Aufgabe steht erst am Anfang.

      Zu guter Letzt das Licht. Ich dachte ja, alle Motorradfunzeln sind gleich. Sehr daneben. Angesichts meiner Größe bin ich einige Maschinen gefahren und war erschreckt wie wenig man bei manchem Modellen (Versys 1000 vor dem Facelift, danach kann ich es nicht sagen) bei Waldfahrten sieht. Andere leuchteten erstaunlich gut aus. LED ist hier erst neu im Einsatz, da gibt es auch noch viel zu Testen … und für die Freigabe der LED-Ersatzbirnen an Stelle von Halogenlampen zu kämpfen.

      Ob sich das bewegen muss? Kann ich nicht sagen, ich bin noch nie eine Naked gefahren, wo das ja systemimanent ist, aber möglich kann ich mir schon statt einer Rundlampe vorne, ein LED-Band an verkleideten Maschinen vorstellen, dass dann dynamisch rauf und runter geregelt wird, ohne sich bewegen zu müssen.

  • Anonymous meinte am 26. September 2018 um 10:26:

    stimmt natürlich mit dem „besser gehts schon auch“ (und profitier ich ja auch davon, allein bei der Medizin, ein Wahnsinn, wie die uns nach Chrashes wieder zusammenflicken, da wären wir vor Jahren schon lange in der Kiste vermodert) aber halt grad bei den Moppeden in ihrer Unwichtigkeit und trotzdem Plakativen könnte man schon zeigen, dass auch Stillstand oft gar nicht so schlecht wäre. Nachdenken ist immer gut, aber Stillstand muss nicht automatisch nicht mehr drüber nachdenken bedeuten, sowie Nachdenken allein schon positiv zu werten ist.

    Na jedenfalls, bei Dir habe ich sowie den Eindruck, allein schon, weil Duke 690 r, dasst Du das Nachdenken eh sicher noch weiterhin betreibst.

    Und dafür werd ich auch weiterhin einwerfen.

    • eugen meinte am 26. September 2018 um 10:27:

      äh, sorry, wollt nicht unter anonymus posten, vertippt

  • Freerk meinte am 26. September 2018 um 12:37:

    Stimmt alles so, wir werden sicher noch einige Zeit unsere Prints auf dem Klo lesen. Dass das Potential von Online viel viel größer ist, das wissen zwar alle, aber anpacken wills in der Tat keiner. Vielleicht dauerts auch noch ein paar Jahre, bis die digital natives im Motorradfahreralter ankommen und die Schnittmenge relevant wird. Leserfinanzierung oder Paywall kämen dabei für mich aufs selbe raus. Ich habe Print-Abos, die kosten 30€ im Jahr mit Werbung drin. Wer war vernünftiges auf die Beine stellt, kann vom mir auch 30€ im Jahr haben. Kann ich dann auch am Tablet auf dem Klo lesen.

  • Volker meinte am 26. September 2018 um 17:33:

    Was ich mich gerade frage:

    Ist der Chuck Norris der Fotografie (aka. Ken Rockwell) eigentlich in die Kategorie „Makler“ einzuordnen bzw. verdient er sein Geld mit Vermittlungsprovisionen? Im „Help Me Help You“ Paragrafen heißt es penetrant: „[…] I support my growing family through this website, as crazy as it might seem. The biggest help is when you use any of these links [Amazon, Adorama, eBay, B&H, …] when you get anything. It costs you nothing, and is this site‘s, and thus my family‘s, biggest source of support. […]“. Außerdem darf man per Paypal spenden.

    Gehts sowas nur bei einer One-Man-Show und Kameragedöns, nicht aber bei Moppeds?

    Ich habe übrigens genau ein (Digital)Abo: Spektrum der Wissenschaft für 60€ im Jahr. Irgendwann wollten sie für den Digitalanteil zum Print extra Kohle kassieren (Digital: 60€, Print: 89€, Kombi: 95€), da habe ich ganz auf die toten Bäume verzichtet.

    Leider geht es im SdW – wen wunderts? – vermehrt um Themen, die der Breitenwissenschaftsinteressierte toll findet oder vielleicht auch einzig versteht: Astronomie, Geologie und Paläoanthropologie/-ontologie, was mich aber wiederum nicht so peitscht.

    Hatte daher kurz darüber nachgedacht, das Abo zu kündigen und nur einzelne Artikel zu kaufen, die mich interessieren. Nicht unbedingt, weil ich am Hungertuche nage und sparen muß. Aber für 60€ kann man dann auch schon wieder recht lecker essen gehen. Oder sich eine Stoppelpelle kaufen. Oder eine SSD zur Beschleunigung des PCs. Oder *sic* 40 Minuten Physiotherapie.

    Zurück zum Thema: In Sachen Motorrad würde ich es vermutlich ebenso halten, nur dürften es nochmal deutlich weniger Artikel sein, für die ich die Kasse klingeln lasse. Und wenn mein Verhalten repräsentativ ist (vermutlich/hoffentlich nicht, denn ich bin ein alter Sack, der eigentlich keinen Bock auf rollende Computer hat, egal ob mit zwei oder vier Rädern), dann schauts duster aus bei der Motorradpostille.

    Ein Geheimrezept, wie man irgendwie mit Medien im Internet Geld verdienen kann, wirds wohl im Jahre 2018 n. Chr. nicht mehr geben. Dot.com war mal.

    • Clemens Gleich meinte am 26. September 2018 um 18:49:

      Geld über Affiliate Links sind im Motorradbereich nur eine Marginalie. Die Motorpresse hatte da jüngst einen Versuch. Aus Mangel an Erfolg eingestellt. Kamera-Freaks kaufen halt mehr Zeug, und es gibt mehr davon.

      Ansonsten stehst nicht alleine da. Ich rechne mittlerweile damit, in meinem Leben noch mal was ganz Anderes machen zu müssen irgendwann. Motorrad ist selten geworden, die Autoleute haben aber grundsätzlich dieselben Probleme. Die Entwicklungen haben sich eher beschleunigt, und auch wenns mir als Spezialisten noch gut geht: Irgendwann hat halt keiner mehr Kohle.

  • Volker meinte am 27. September 2018 um 10:44:

    Clemens, bei mir isses halt so: Fachartikel lese ich, wenn ich fachlich was wissen will. Also ganz gezielt, z. B. wie man einem NAS Link Aggregation beibringen kann und was für einen Switch dazu taugt. Das geht für lau (BDA), bzw. eine Wikipedia-Spende.

    Tests lese ich – flankierend als Gegengewicht zu irgendwelchen Rezensionen – wenn ich irgendwas kaufen will. Zuletzt ct.18.07.116-121 (Welche Serverplatten brauche ich? Antwort: Einen eisernen Wolf mit 8TB.), ct.18.07.106-109 (Was für günstige NASe gibts? Resultat: Ich brauch ein teures.) und ct.18.07.102-105 (NAS Wahlberater, war nix passendes bei.). Irgendwann lande ich auf Spezl-Empfehlung bei einem mir bis dato unbekannten Produkt (Netgear RN214) und lese vorab dessen Bedienungsanleitung, um mich von der Abwegigkeit der Aussage „Kann man nur online aktivieren!“ eines Rezensenten zu überzeugen.

    Den Switch habe ich dann aus den „üblichen Verdächtigen“ ausgesucht, d. h. D-Link, TP-Link, Netgear, Cisco. Die Entscheidung ist dann anhand des Vergleichs (der Lektüre) von Datenblättern gefallen. Gratis vom Hersteller.

    Ich schreibe das, weil wir ja diskutieren, ob man mit geschriebenem Wort irgendwie Geld verdienen kann. Nun ist es so, daß ich nach dem o. g. Entscheidungsprozeß vermutlich die nächsten 10 Jahre nicht mehr in die c‘t schauen werde (falls mein Computer durchhält). Und ganz sicher brauche ich auf absehbare Zeit keine neue Netzwerkinfrastruktur. Meine olle Kamera tuts auch noch eine Weile, der Iiyama-Monitor ist höchstens zu klein, aber nicht kaputtzukriegen. Von den Autotestpostillen halte ich nur eines: Abstand. Die interessieren Dinge, die mir *AB*SO*LUT* schnuppe sind. Aber sowas von.

    Statt „Kann ich mein iPhone mit dem Auto-Hotspot koppeln?“ wüßte ich lieber so banale Dinge wie einen realen Verbrauch, was eine Anhängekupplung kostet, ob man die Rücksitze ohne Sprengstoff ausgebaut kriegt, was durchschnittliche Ersatz- und Unfallteile kosten und ob ich mir für einen Lampen-, Öl(filter)-, Luftfilter- oder gar Zündkerzenwechsel einen Urlaubstag nehmen muß.

    Danach (wenn die Karre am Hof steht) interessieren mich neue Autos und Artikel darüber ganz ganz lange nicht mehr. Also GANZ lange. Weil ich nicht zum ständig unzufriedenen Hädikanntiwari-Clientel gehöre, das ständig schon mit einem Auge schielt, was es da Tolles im Showroom oder beim Nachbarn gibt.

    Was konsumiere ich also für Medien?

    Belletristik meist. Also launig geschriebene, nicht 100% bierernste Reise- und Testberichte. Dein Försterkombitest könnte vermutlich so einer sein. Oder damals, wie Du im Suff durchs Gelände bist. Nicht, weil ich mir so ein Ding kaufen will. Dadavor (kein Scheiß!) Curt Mehrhardt-Ilow: „Kanadisches Scherzo“. Gibts jetzt auch als eBook. Nicht weil ich jetzt nach Kanada zum Jagen wollte. Sondern weil ich gerne Leute lese, die Humor haben.

    Über „Eine Expertin erklärt die Beliebtheit des Audi Q3“ (aka: Klartext: Audila Merkel) konnte ich Tränen lachen. Der Ritterschlag dann die Beschwerde beim Presserat. Schön auch die Altherrenausfahrt mit den Moppeds, Honda CRF 250 L vs. Yamaha XTZ 660 Ténéré vs. KTM 690 Enduro R vs. Triumph Tiger Explorer mit einem (zumindest für mich) nicht überraschenden Fazit.

    Aber deswegen ein ganzes Heftl kaufen oder gar abonnieren? Mäh. Und wie oft gibts sowas denn am Kiosk? Jetzt mal ehrlich?

    Am bitteren Ende der deutschen Ausgabe von TopGear sieht man ja, wieviel Humor man hier erwarten kann. Diäten, Sextipps, Beauty und nochmal Sextipps, die gehen. Ich ergänze: Promiklatsch, Kochrezepte, Anleitungen, wie man Fleisch auf einem 2000€ Grill aus der Weltraumforschung zubereitet.

    Die Hölle stelle ich mir so vor: Wartezimmer eines Arztes, bei dem man nie drankommt. Und an Lektüre nur Promiklatsch, Diäten, Kochtips, Beauty, Fire&Food und die Auto Bild.

  • Jukio meinte am 4. Oktober 2018 um 19:34:

    Wie rekrutiere ich neues Personal? Über Print (Tageszeitung) schon lange nicht mehr, weil das junge Personal / Zielgruppe keine Zeitung mehr liest. Meine Angestellten habe ich rein online rekrutiert. Die „Insten, Facen, Flixen, Tindern, Paarschippn“…was weiss ich wie das alles heisst. Die Zeitungen im Wartezimmer nehmen die Damen nur zum Aufräumen in die Hand. Mal gefragt, ob die sowas auch lesen? Nee, zu langweilig.
    Wieso halte ich an Print fest? Ich habe 4 Print-Abos. Zwei Fachzeitschriften, eine nat.wiss. und die MO. Warum die MO? Weil die meinen Nerv trifft, aus‘m Ländle ist, meiner Meinung nach eine Redaktion hat, die nicht alles auf Gleichstrom transferiert, wie die große, auflagenstarke Konkurrenz und Moto-Neuigkeiten lobhudelei‘d. Die sind auch mal kritisch, die brennen für die Zeitung und nicht zuletzt bin ich durch Clemens auf die gekommen. Ich schätze die ehrlichen Worte sehr und will nicht den alles-ist-sooo-gut&geil-weil-neu Schwadron lesen.
    Warum fehlen die Printkäufer mehr & mehr? Ich sage, weil es Foren gibt. Dort bekomme ich von zig anderen Fahrern, die meinen Bock auch unterm Hintern haben wertvolle Tips zu Wartung, Zubehör und und und. Wenn mich was interessiert muss ich nicht warten bis Monatsende, bis die Printausgabe erscheint. Mit etwas Glück habe ich viele Antworten wenige Studen später und entwickle ein breites Spektrum über viele Themen. Wie soll da ein Printmedium noch mithalten können?
    Nur in dem es sich wirklich von der Masse abhebt, wenn die Redaktion sich was traut, auch wenn es nicht immer jedem schmeckt, weil des-hamm-mir-noch-nie-so-gemacht.
    Daher bedaure ich ein wenig Clemens Rückzug aus der MO, mit dem brannte die Redaktion noch mehr. Andererseits ist diese Seite und der Facebook Auftritt eines der wenigen Online Auftritte, die ich regelmässig im Web aufsuche. Wenn auch mal ein Artikel erscheint, der mich interessiert und bei dem Clemens auch viel Arbeit investiert hat, dann ist der mir auch was für die Kirschenkasse wert. Aber ich gebe zu, ich spende zu selten und denke mir dann, sind 5,-EUR für einen Freelancer nur ein Tropfen auf den heissen Krümmer? Ich hoffe dann immer, dass doch viele andere auch spenden und die Summe es macht.

  • Gonzo meinte am 5. Oktober 2018 um 19:19:

    Ich habe gar nicht genug Einkommen um neben meinen 2 Motorrädern und 2 Mopeds noch a) Kohle für Printmedien übers Hobby auszugeben die dann eh nur rumliegen und b) mir den ganzen dort beworbenen/verglichenen Kram ständig zu kaufen. Da gönne ich mir lieber die Ganzjahreszulassung. Wobei es b) mir dann wieder leichter macht über a) nicht traurig zu sein 😀

    Als alter Skeptiker glaube ich auch einfach nicht daran, dass die Testergebnisse immer ganz unabhängig objektiv zustande kommen.
    Ich habe ein paar Youtube Kanäle zur Thematik abonniert sowie ein paar interessante Newsseiten/Blogs in den Bookmarks, das reicht mir eigentlich. Aber zumindest schalte ich da fürs Gewissen den AdBlocker ab.

  • Tom meinte am 4. Dezember 2018 um 12:33:

    Mir gefällt das Geschäftsmodell der taz online recht gut. Die nötigen ihre Leser nicht zum bezahlen, sondern fordern sie lediglich höflich dazu auf. Btw. habe ich da auch schon mal für bezahlt. Es scheint sich auch zu rechnen, da die das jetzt schon diverse Jahre so praktizieren. Netzpolitik hat das Konzept in ähnlicher Weise auch übernommen – bei denen kommt aber eher wenig bei rum.

  • Clemens Gleich meinte am 4. Dezember 2018 um 12:44:

    Die Zahlen der taz sind trotz der vielen Jahre, seit sie das versuchen, nicht so dolle. Ich glaube aber auch, dass sie eines richtig machen: dabeibleiben.

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