Mashup: Honda Crossrunner 2011

Man muss nicht immer das Motorrad neu erfinden, habe ich ja schon in meiner Kritik zu Yamahas Modellpolitik gesagt. Es reicht doch oft, sich auf das zu besinnen, was man hat und kann. Bei Yamaha sind es schöne Linien. Bei Honda ist es ein großes Teileregal plus massiv geballte Ingenieurskraft dazu. Der neue Crossrunner greift als Fahrzeug einen noch recht jungen Trend auf. Wenn man bei sowas zehn Jahre lang durch die Gegend entwickelt, weiß die Kundschaft gar nicht mehr, wovon der Hersteller überhaupt spricht, wenn dann endlich ein Produkt kommt. Deshalb kommt der Crossrunner aus der Honda-Vorspultastenentwicklung. „Für den Crossrunner hatten wir am 22. Dezember 2009 noch ein weißes Blatt Papier“, sagte Honda Europas Chef-Produktentwicker Roland Berger Ende 2010 in einem Interview mit dem Reitwagen. „Sonst hatten wir nichts. Überhaupt nichts. Im November 2010 stand der Crossrunner schon auf der Messe und im Januar 2011 beginnen wir mit der Produktion.“

Der Crossrunner ist verkürzt gesprochen eine höhergelegte VFR 800, von der stammen nämlich Rahmen und Motor. Es ist ein Tallrounder mit 17-Zoll-Straßenreifen auf Gussfelgen, schön im Trend. Das Fahrzeug erinnert mich an die kreative Mashup-Kultur des Internets der Jugend von heute: Bestehende Sachen nehmen und etwas ganz Anderes, vollkommen Unerwartetes daraus formen. Es ist eine authentische Form der Kunst, denn wenn wir ehrlich sind, ist jede Kunst immer auch etwas Mashup. Niemand ist Mensch und frei von Einflüssen. Einflüsse machen den Menschen. Selbst diese News-Meldung ist ein Mashup aus einem Interview und der Honda-Mitteilung. Der Crossrunner ist ein eigenes Motorrad, das emotional wenig mit der VFR zu tun hat. Sanfterer Motor, andere Sitzgeometrie, geänderter Rahmen, viele Experimente bei der Gabel (es gibt einen Grund, warum da keine schöne USD-Gabel drin ist) und so weiter. Maik Schwarz von der BMW-Propagandastelle „Schwarz-Gleich“ in Degerloch freut sich auf dieses Motorrad 2011 mit am meisten, und er ist strack in der Zielgruppe.

Höhergelegte, sämigere VFR 800: der Crossrunner (Bild: Honda)

Die Eckdaten:
10.790 Euro inklusive ABS
75 kW (102 PS) bei 10.000 U/min
aus einem V4 mit rund 800 ccm
21,5 Liter Tankinhalt
Verkaufsstart Mai 2011

Auf der Messe stand jüngst noch ein „Crosstourer“ mit dem Unterbau der VFR 1200 nebst Doppelkupplungsgetriebe. Erwarten Sie das als nächstes in einem Kino Ihrer Nähe. „Wir können sehr schnell sein“, sagt Roland Berger. „Die erste Hornet zum Beispiel haben wir in sechs Monaten entwickelt.“

Alles mit Bergen drin soll ihr Revier sein. (Bild: Honda)

Kommentare:

ältere
  • Mashup: Honda Crossrunner 2011 : Motorrad News meinte am 1. März 2011 um 18:07:

    […] Quelle: Mojomag […]

  • Buron meinte am 2. März 2011 um 17:42:

    Na wer‘s mag…. Gähhhhhhhn

    Und das vom größten Motorradhersteller der Welt. Die Kiste wird ein Flop. Nicht so schlimm wie die DN01, aber viel fehlt nicht.

    Ich glaube die Japaner haben alles vergessen. Haben die nicht mal vor 40 Jahren den Motorradmarkt mit Ihren geilen Kisten revolutioniert? Lang ist‘s her.

    Trends werden nun seit vielen Jahren in Europa gesetzt. Wenn ich mir die neue Ducati Diavel anschaue, boahhhh da geht mir einer ab.

    Grüße
    Buron

  • butterfly meinte am 1. April 2011 um 20:30:

    Letztes jahr in der Produktmanagerkantine bei Honda:
    Manager A: So, die VFR 1200 ist endlich draussen, wird das Genöle wegen zu wenig Hubraum wohl aufhören – aber was machern wir mit der guten VFR 800, zum wegstellen ins Museum zu schade, für den neuen 750/800 MittelklasseTrend ala Fazer8 und Z750 zu teuer und als braver Allrounder wegen der CBF 1000 überflüssig-
    Manager B: Lass uns ne Enduro draus basteln – da haben wir echt ne Lücke – mit dem uralt Varadero/Transalp Doppel gewiinen wir doch keinen Blumentopf mehr.
    Manager A (ungläubig): aus der VFR ne Enduro – das funzt doch nie.
    Manager B: Klar ist es keine Enduro weil nix Gelände, aber das ist bei den Dingern doch eh egal – wir nennen das Konzept eben Cross Over – das bedeutet, das Gerät muss gar nix können aber so aussehen, als obs von allem ein bisschen was kann – bissel höher legen, ne V-Storm ähnliche Plastikschale drüber, Tourentauglichkeit unterstreichen – so was ähnliches machen sie selbst bei Ducati jetzt.
    Manager A: Meinetwegen – großartig Geld kostet das ja nicht und die TDM ging ja vor 20 Jahren auch mal nicht schlecht.
    Manager B: Oh, ist das echt schon 20 Jahre her mit der TDM ?….

  • berni meinte am 19. April 2011 um 18:08:

    Man was hatte Honda für Motorräder im Progromm. Von Jahr zu Jahr verabschieden die sich mit ihren Designstudien immer mehr vom Markt. Eigene Entwicklungen dauern viel zu lange, da freut‘s BMW und Co. das ihnen der Markt ohne irgendwelche Gegenwehr präsentiert wird. Die philosphierenden Japaner haben verlernt Motorräder zu bauen. Low Cost Designstudien die man als Motorradfahrer nirgend bestitzen wil,l zu Preisen die einem schwindlig werden lassen. Da sich die regale anfüllen wird der ganze Brei nochmal umgerührt und man erfindet irgendwelche Nischenprodukte um den Ramsch los zu werden. So gewinnt man keinen Blumentopf, baut endlich wieder Motorräder, dann klappst auch mit den Käufern. Das kommt davon wenn Manager und Designer in einer Firma absolute Macht bestizen. Technische Finessen anderer Hersteller sucht man vergebens…traurig was aus Honda im Motorradmarkt geworden ist. Konzepte ala 1980 reissen keinen vom Hocker…

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