Neu: Yamaha Super Ténéré

Früher, als alles noch besser war, gab es eine Honda Africa Twin und eine Yamaha Super Ténéré. Heute, wo alles grad wieder besser wird, gibt es eine BMW F 800 Africa Twin und jetzt wieder eine Yamaha Super Ténéré.

Sehr geehrte Damen und Herren der Geschäftsleitung, liebe Aktionäre. Wir von Yamaha sind ebenso stolz wie froh, unseren Top-Konkurrenten zum Marktsegmentführer BMW R 1200 GS, die ehrwürdige FJR 1300, radikal modernisiert und den Bedürfnissen angepasst vorstellen zu können. Die FJR war trotz derselben Käuferschicht zuletzt technologisch stark ins Hintertreffen geraten. Das wird jetzt anders, weil wir jetzt alles genauso machen wie BMW.

Ka-Bam! Lang und besser als erwartet.

Die neue XT 1200 Z Ténéré hat zwei Zylinder in Reihe, aber nicht gleichläufig, sondern mit 90° Kurbelwellenversatz. Das hat Yamaha damals mit der TRX 850 eingeführt, damit die mehr wie eine Ducati klingt, hat es später auf die TDM übertragen, deren ansonsten gleicher Motor vorher ein Gleichläufer war (360° Zündversatz), und mittlerweile haben sich die Hersteller (Triumph ja auch) derart in diese krumme Kurbelwelle verliebt, dass sie ein Quasistandard bei Reihenzweizylindern geworden ist. In der Pressemeldung steht irgendwas von Drehmomentvorteilen, ihr könnt es genausogut einfach zugeben: Ihr habt es einfach gemacht, weil das so schon fertig, getestet, bewährt war. Leistung: 110 PS. Wie die neue GS halt. Weiters zwei Ausgleichswellen und Trockensumpfschmierung, um durch geringere Bauhöhe Bodenfreiheit zu gewinnen (205 mm). Hinterradantrieb über Kardanwelle und Zweiarmschwinge, wie vom Vorgänger FJR 1300 bekannt (ne, die lass ich mir nicht wegargumentieren).

Im Cockpit stellt man den ganzen Elektronikquatsch ein.

In Sachen Elektronik hat die Ténéré jetzt eine zweistufig einstellbare Antriebsschlupfregelung, Yamahas elektronisches Drosselklappenstellsystem YCC-T mit verschiedenen Ansprechmodi und ein ABS-Kombibremssystem (ebenfalls in Settings einstellbar). Die Beschreibung des ABS lässt darauf schließen, dass die aktuelle, neunte Generation von Bosch zum Einsatz kommt, die auch in der neuen Kawasaki 1400 GTR, der Kawasaki VN 1700 sowie der BMW S 1000 RR verbaut wird — bei letzterer als „Race ABS“.

Jahaa, sagen jetzt die BMW-Kunden, dieses Zeug hat die GS schon seit tausend Jahren. Was stimmt. Yamaha gibt sich allerdings wirklich Mühe im Detail. Die Fußrasten zum Beispiel haben Gummipömpel, die beim dahinlullern im Sitzen schön federnd-entkoppelnd wirken, im Stehen jedoch runtergedrückt werden, sodass der Stiefel in die Metallzähne der Raste greift. Die Radiatoren sind steinschlaggeschützt an der Seite angebracht. Die Sitzbank ist höhenverstellbar. Der Rahmen ist aus Stahl, kann also gerichtet werden. Das Heck ist verstärkt, damit es Weltreisegepäck oder selbst fetteste Quallen auf dem Beifahrersitz erträgt. Es gibt eine Bordsteckdose im Cockpit. Es gibt einen serienmäßigen Hauptständer. Es gibt sogar einen Steinschlagschutz für die Scheinwerfer. Das alles wird jedoch ziemlich zunichte gemacht durch die Angabe: „261 kg fahrbereit“, die wahrscheinlich bedeutet: „mit Sprit über 270 kg“, also so viel wie die Fettsau Varadero. Ich bin mal Varadero gefahren. Ich möchte das nicht unbedingt wiederholen. Tätärä fahren dagegen möchte ich trotz Gewicht mal. Sie macht nämlich – zumindest auf dem Datenblatt – bis aufs Gewicht alles richtig.

Im ersten Verkaufsjahr hat die Ténéré als „First Edition“ außer den genannten Sachen noch serienmäßig: Koffer-Set aus Alu, Motorschutz aus Alu und die Scheinwerfer-Protektoren. Alles drei wird ab 2011 Aufpreis kosten.

Die neue Yamaha R 1200 GS Varaténéré

Yamaha XT 1200 Z Ténéré Modell 2010

Ist: die konsequente Fortführung der FJR 1300. Doch.
Kos­tet: 14.750 Euro
Leis­tet: 110 PS (81 kW) bei 7.250 U/min
Stemmt: 114 Nm bei 6.000 U/min aus 1199 ccm
Wiegt: 261 kg „fahrbereit“. Geschätzt vollgetankt: gute 270 kg
Tankt: 22,6 Liter (wahrscheinlich Super)
Hat: eigentlich alles, was auch die GS hat. Nur in schwerer.

Bilder: Yamaha

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Kommentare:

ältere
  • Stefan Gerngross meinte am 16. Juni 2010 um 21:13:

    Ich bin gestern auf der neuen Tenere gesessen aber noch nicht gefahren. Nach über 100tkm denke ich langsam über eine Nachfolgerin für meine Africa Twin (94, 750, RD07) nach.
    Durch den tiefen Schwerpunkt ist mir die XT1200Z sofort sehr sympathisch gewesen.
    In Sachen Boxer bin ich ein gebranntes Kind. Nach extrem negativen Erfahrungen mit einer R100GS Dakar habe ich, bis vor Kurzem keinen Boxer mehr angeschaut.
    Ich dachte bisher über die GS800 nach, da KTM 990 zu teuer. Ich hatte mich riesig auf die XT1200Z gefreut und jetzt das……..
    ABS UND ANTISCHLUPF NICHT ABSCHALTBAR!!!!!!!!!
    „Motorrad“ – Testbericht schreibt noch: „…Gasstoß in Schräglage im Schotter, kein Problem, die Elektronik regelt zuverlässig….“ und weiter: „…das braucht keiner…“
    Sind die noch zu retten? Wie kann eine Enduro so versaut werden? Wie fährt man mit dem Teil enge Schotterserpentinen?? Der Abgrund lässt Grüßen.

    So jetzt habe ich meiner Enttäuschung über dieses Teil Luft gemacht. Danke fürs lesen. 😉
    Grüße,
    Stoffel.

  • Clemens Gleich meinte am 17. Juni 2010 um 11:53:

    Die nicht abschaltbaren Assistenzsysteme sind unverständlich, passen aber in Yamahas seltsame Produktpolitik (es geht hier hauptsächlich um Haftung, um Verantwortung, die keiner übernehmen will). Wenn das Einsatzgebiet der AT hauptsächlich auf der Straße (auch ungeteert) war, würde ich auch die ganzen 17-Zöller testen: Triumph Tiger 1050, KTM 990 SMT, Ducati Multistrada 1200. Die machen auch und gerade sehr schlechte Straßen mit und sind imo sehr reisetauglich. Ein großes Vorderrad zahlt sich erst in Geröll oder wegelosem Offroad richtig aus oder wenn alle Straßen der Reise wirklich aus höhlengroßen Schlaglöchern bestehen.

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