Reiseenduros, die auf meinem Essen liegen.

Die intelligenteste Wortmeldung zum Thema „vielleicht doch wieder was Gescheites arbeiten“ kam von Toby. Er fragte, ob ich dann nicht zunächst einmal was Tolles machen will oder gleich Urlaub oder beides. Dass „Urlaub“ nicht unmittelbar am nächsten liegt, ist von der Position eines Angestellten in Deutschland schwer nachvollziehbar, aber ich denke, jeder Selbständige versteht das. Deshalb bin ich vor Monaten vom Gas der Maschine gegangen, die schwarze Zahlen auf mein Konto schreibt. Diese Maschine hängt jedoch am Gas wie ein Heizkraftwerk, sodass erst jetzt spürbar Dinge passieren. Von „mach das mal“ bis „ach ja, hab was bezahlt“ vergehen schon mal Monate. Ich muss nur daran denken, das Gas wieder zu öffnen, wenn ich wiederkomme. Denn jetzt gehe ich weg.

Zugegeben: Ich gehe arbeiten. Aber es ist eine Arbeit, bei der man in den Ritzen zwischen den Stints ein bisschen die Seele lüften kann: Wir fahren von Genf bis Nizza möglichst nur über lose Steine, immer diese alten Militärstraßen entlang, einer Idee von Stephan und Patrick folgend. Die Geschichte plane ich für MO. Ich möchte belegen, dass eine KTM 690 Enduro R die beste Reiseenduro ist. Als Kontrast fährt ein britischer Einspurbaukran mit (Triumph Tiger Explorer). Ich mache mir ernste Sorgen um den Fahrer. Vielleicht werden wir ihn essen müssen, wenn (nicht falls) der Explorerkran auf sein Bein fällt, denn hochheben können wir sowas nicht und zum Bein absägen fehlt uns der fatalistische Mumm unserer Großväter. Dann kann ich endlich auch mal interessante Bilder von meinem Essen zeigen oder gleich ein Interview mit ihm führen.

Wahrscheinlich bin ich nach der Intermot zurück am Schreibtisch, frisch mit Material von meinem Messegang mit Thomas Senn. Wir latschen da am Publikumssamstag bisserl rum und lästern und versuchen vielleicht, uns eine Suzuki schönzutrinken, was aber wahrscheinlich zu gefährlich ist. Idealerweise kann ich KTM eine ihrer neuen elektrischen Supermotos stehlen. Ich hoffe auf einen in jeder Hinsicht betulich-beschaulichen Herbst und vielleicht ein gemeinsames Bier auf der Intermot. Und auf Urlaub. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

So gaben sich die Alpen bei meinem Besuch letzte Woche. Ich rechne mit Schnee. Freu mich aber trotzdem.
So gaben sich die Alpen bei meinem Besuch letzte Woche. Ich rechne mit Schnee. Freu mich aber trotzdem.

Kommentare:

ältere
  • Phil meinte am 22. September 2014 um 11:33:

    Super, auf den Bericht freue ich mich. Bei einer so guten Theorie muss die Verifikation unbedingt Spass machen. Und stiel gleich eine E-SM fuer mich mit.

  • Alexander meinte am 22. September 2014 um 13:15:

    „Ich mache mir ernste Sorgen um den Fahrer. Vielleicht werden wir ihn essen müssen ,…“

    Oh, das wir dien spärliches Mahl. Am Kranführer ist ja auch nicht mehr dran als an uns.

    „… zum Bein absägen fehlt uns der fatalistische Mumm unserer Großväter.“

    Ich glaube, die Zweifel sind unbegründet. Soweit ich gesehen habe, habt ihr ja einen (laut eigenenen Aussagen zumindest alterstechnischen) Großvater dabei, der ohne jeden Zweifel über fatalistische Züge verfügt. Alles kein Problem.

  • Ralf Steinert meinte am 22. September 2014 um 13:15:

    Hoffentlich schneit es. Dann bleibt Dein Proviant schon frisch und appetitlich. Allerdings hätte ich den Reisemaschinenvergleich zwischen einer GSX-R1000 K5 und einer Explorer noch einen Tuck spannender gefunden…

  • 3-plus-1 meinte am 22. September 2014 um 13:49:

    Triumph Tiger Explorer ist aber gemein. Da meldet sich der extrem schwere Motor schon in leichter Schräglage auf der Straße. Wenn ihr die KTM schon mit etwas für die Straße vergleichen wollt, warum fährt dann – an Stelle des Schöntrinkens der Bikes – nicht die neue 1000er V-Strom von Suzuki mit? Oder hättet ihr Angst, dass die dann in den engen Kehren abstirbt?

    http://www.on2r.eu/?page_id=26990

  • Dirk Klatt meinte am 22. September 2014 um 14:19:

    Ich bin die KTM 690 R Enduro ein wenig probegefahren. Ein ernsthaftes Geländekrad, gesegnet mit einem hohen Spaßfaktor. Die beste Reiseenduro aber nie und nimmer. Jedenfalls nicht für ausgewachsene Männer. Ich empfehle hier die GS 800 oder ggf. auch noch die 990‘er. Eine für Alles. Die 690‘er verlangt im Gelände im Vergleich zur 800‘er GS aufgrund der deutlich weniger homogenen Motorcharakteristik zudem den versierteren (Gelände-)fahrer. Sie ist nur leichter wieder aufzusammeln, wenn man erst in den Rabatten liegt. Die Explorer vorzufühen ist in hohem Maße unfair. Das Ding ist ja kaum eine vernünftige Straßenmaschine.

  • Clemens Gleich meinte am 22. September 2014 um 14:37:

    Was? „Kaum eine vernünftige Straßenmaschine“? Mein Hörr, Sie sind das Teil wohl nie gefahren! Die Federung ist so hart, dass ich eher sagen würde, ihre Schwächen liegen im Gelände. Auch das Gewicht ist eigentlich schon zu hoch. Mein Favorit war die Yamaha WR 250 R.

  • Clemens Gleich meinte am 22. September 2014 um 14:40:

    Oder die Honda MSX. Diese Schotterstraßen da fahren doch jeden Tag VW Sharans entlang, da könnt ich auch mit der Monkeysex durch.

  • Motominya meinte am 22. September 2014 um 14:45:

    Ein hehres Vorhaben! Ich bin gespannt auf den Bericht!

    Gute Fahrt und guten Appetit!

  • Dirk Klatt meinte am 22. September 2014 um 15:15:

    @Clemens Gleich: Veerhrter Herr Gleich“…keine vernünftige Straßenmaschine“, damit meine ich die Explorer !!!!!!!!

  • Alexander Hauser meinte am 22. September 2014 um 16:59:

    Einspurbaukran, hihi!

  • Volker meinte am 24. September 2014 um 19:55:

    Servus Clemens!

    OK, bissl schwer und bissl teuer für eine Reiseenduro ist die 690er Kantn halt. Und übermotorisiert. Denn da, wo ihr reist, wäre die WR250R angezeigt. Klar, auf den drögen Geradeausliaisons würde die Konkurrenz Triumph(ieren – Bonmot, hihi), aber bis der russische Lastenhelikopter zur Bergung im schweren Gelände eingeflogen wäre, hättest Du die Differenz locker aufgeholt. Reicht ja schon ein Tankstop. Du: 250km mit 5 Litern, er: 10L/100km. Aber ich schätze, die WR250R war (incl. der Vorführer) ausverkauft – an Geländefernreisewillige. Wir reden doch über Gelände und nicht „Gelände“, oder?

    @Herr Klatt: Soso, ein bisserl probegefahren, die KTM 690 Enduro R? Wer _ernsthaft_ mit 67PS und 140kg zzgl. Sprit im Gelände (also nicht „Gelände“!) fahren kann, vor dem ziehe ich meinen Hut von München bis Mattighofen.

    Für die, die nicht „bisserl probefahren“ sondern ernsthaft angasen, verweise ich auf mein Gschichterl zur kleinen Endurorunde, zu lesen unter http://bartheld.net/txt/endurorunde.txt. Da ist nichts erstunken und schon gar nichts erlogen, beispielsweise die 134kg leer (auf der Rübenwaage ermittelt!) oder die 37kW (die das Krad typischerweise übererfüllt). OK, bei den 80dB(A) könnte man ein Ideechen diskutieren.

    Clemens wird also definitiv belegen, daß die 690E-R die beste Reiseenduro ist. Diesem Motor traue ich sogar längere Nenndrehzahlorgien zu (wo der LC4-Triebkörper schon Schrauben hustet), schneller will vermutlich auch der Typ auf seinem Tiger nicht fahren, weil er den sensorischen Input nicht verarbeiten kann.

    Ich wünsche eine gute und verletzungsfreie Reise, möchte abschließend meinen unumwundenen Neid ausdrücken und freue mich schon auf den Bericht!

    Volker

  • Markus meinte am 26. September 2014 um 13:27:

    Hi Clemens,
    keine schlechte Idee und eine Traumroute! Mit der KTM 690 war ich da auch schon etwas unterwegs. Falls ihr Tipps braucht: nur zu. Ich könnt schon mal ne Wette abschließen, welches das bessere Mopped ist, aber ist das bei „möglichst nur über lose Steine“ schon vorher klar? Die armen Mitfahrer! ;o) Markus

  • Dirk Klatt meinte am 26. September 2014 um 20:20:

    @Volker: Da müssen wir wohl Reiseenduro definieren. Ihr sprecht hier wohl eher von Langstreckenmotocross. Reiseenduro steht für mich für ein Fahrzeug, das sowohl für die Straße als auch für leichtes bis mittleres Gelände taugt. Da ist aus meiner Sicht eben die GS 800 erste Wahl. Die KTM ist zu wenig nutzwertig, aber geländetauglicher und die WR 250 für mich ein reiner Crosser ohne wirkliche Reisetauglichkeit. Ich bin aber in der Tat nur ein Gelegenheitsbismittleresgeländefahrer auf GS 800 ….und da schien mir die KTM schon ziemlich crossig.

    • Clemens Gleich meinte am 1. Oktober 2014 um 11:24:

      Wie immer liegt es halt an persönlichen Präferenzen, was man auf so einer Tour am besten findet. Der für mich definierende Moment der Tour war, als der Tiger-Fahrer nimmer konnte und die Honda CRF 250 vom Bergkamm fahren durfte. Er war wie wiederbelebt. Überhaupt hat die Honda oben im Gebirge keinen Fehltritt machen können, sie nervt nur beim Strecke machen. 115 km/h max, 150 km max. Das machste mal 10 Stunden lang.

      Deshalb finde ich die 690 immer noch am besten für sowas. Sie macht einen sehr guten Kompromiss zwischen Straße fahren und Geländeeignung. Das muss halt jeder selbst probieren. Es gibt Leute, denen passt z. B. die Sitzbank nicht für Langstrecke.

      @Volker: Ich verweise Dich an den Denzel, der zum maximalen Schwierigkeitsgrad unserer Strecken sagt: „an der GRENZE zum Gelände“. Aber noch nicht Gelände. Es gab exakt zwei Stellen, die schwierig waren: Erstens ein sehr steiles S nach sehr ausgewaschenen Fahrrinnen oben am Mont Cenis zum Fort hoch. Da blieb der Diehschor mit den Rasten hängen und das steile Stück mussten wir ihn zu viert hochzerren. Rückzus sind wir die leichtere Alternative gefahren. Und zweitens eine sehr unerwartete doppelte Felssperre nachts im Nebel am Col de Tende. Einmal über den Stein am Abgrund rüber, nicht zu langsam, sonst hängenbleiben, nicht zu schnell, sonst hängt man im zweiten Felsen. Da war der Diehschor zum Glück nicht dabei, sondern hatte es kurz vorher noch ganz knapp durch den Tunnel geschafft. Den Rest kann man jederzeit mit Straßenkrädern fahren, was auch gemacht wird. Da oben fahren ständig ranzige Peugeot 106 und so rum. Muss man halt bisserl vorsichtig tun, wegen Aufsetzen, Federungsdurchschlagen, Reifenschaden, Steinschlag am Kühler oder Stein hebelt Kette aus. Wobei: Bis auf Steinschlag am Kühler hatten wir alles davon auch mit mit unseren Fastenduros …

  • Volker meinte am 5. Oktober 2014 um 23:46:

    Hallo Clemens!

    Erst einmal: Willkommen zurück! Ich habe den Bericht noch nicht gelesen – schätze aber, das Einzige, was ihr auf der Tour zurücklassen mußtet, war die Überlegenheit des Einspurbaukrans… 😉 Ich bin heute freilich illegal-scheißegal nicht den Mont Penis – parden – CENIS sondern auf der Panzerwiese mit meinem Eisenschwein Dinge gefahren, die der Denzel höchstwahrscheinlich mit „an der Grenze zum Wahnsinn“ bezeichnen würde. Hat Spaß gemacht und die guten Barkbusters leisteten tadellose Arbeit. Keine besonderen Vorkommnisse, keine Feldjäger.

    Aufgefallen ist aber auch, daß am Lenker der „Sempre Competizione“ gefühlte Tonnen an Gewicht hängen, vermutlich aber nicht die Lampenmaske und der überschwere StV(Z)O-legale Radltacho, sondern einfach der Lenkkopfwinkel, die pornöse Whitepower Extreme mit ihren 50mm, der weit nach vorne gedrehte Magura X-Line, gepaart mit dem „guten Geradeauslauf“ des LC4-Konzepts.

    Da trampelt, hüpft und klappt die Front irgendwie ständig und mit der Schwerfälligkeit eines Untoten hinterher, andauernd muß man den Dompteur spielen, um die Fuhre mit einem Regelzyklus von gefühlten Ewigkeiten wieder in die richtige Bahn zu lenken. Ballistisch. Dagegen dürfte die CRF250 vermutlich von antilopenartiger Grazie sein. Der Peugeot 106 auch.

    Ciao,
    Volker

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