Urlaub, bis der Arsch blutet

Anno 2010, Toby und ich verlassen das Ötztal auf einer Kawasaki ZX-10 R und einer KTM RC8 R in Richtung Heimat. Im Blickfeld des Visiers fällt mir ein seltsamer Bewuchs eines Pfeilers der großen Autobrücke über die Ache auf: eine Kletterwand mit Adidas-Logos. Genauer hingeschaut: Eine ganze Anlage steht da unter der Brücke, irgendwo mit einer 47 für den Breitengrad markiert. Das habe ich daheim nachgeschlagen, um mir umgehend vorzunehmen, dort in dieser Area 47 mal zu urlauben. Das ist jetzt passiert. Ich möchte es weiterempfehlen, mit dem Modifikator: Das ist eher so ein Hartengarten. Da gibt es keine Wellness. Stattdessen gibt es eine Rutsche, die 80 km/h schnell macht. Unten wird mit dem Arsch auf Wasser gebremst. Deshalb lautet die unbedingte Anweisung erstens „Beine übereinanderschlagen, Arsch fest zukneifen“ und zweitens „Frauen verboten“, seit die Rutsche eine Vagina zerstört hat. Manche Männer öffnen die Beine. „Die kriegen dann halt einen Einlauf“, sagt der Bademeister achselzuckend. „Man sieht das dann unten, wenn sie bleich aussteigen und schnell aufs Klo rennen.“

Der größte Einlauf der Welt. (Bild: Area 47)
Der größte Einlauf der Welt. (Bild: Area 47)

Wellnessurlauber werden sich vielleicht fragen, wieso jemand eine Rutsche baut, die Vaginen zerstört und Schließmuskeln ignoriert. Dem Hartengarten dagegen ist die Antwort klar: Weil es geht. Es geht auch prinzipiell, Holzstücke an Ketten unten an die Brücke zu hängen, um einen 27 Meter hohen Hochseilgarten zu basteln, und deshalb gibt es das dort, genauso wie die Schaukel für Bungee-Springer: ein Seil, festgebunden an der Brücke, hält einen Klettergurt. Spring. Du Lusche. Harmlosere Aktivitäten im Wasser? Es gibt ein Hochdruckkatapult, das dich fünf Meter weit ins Schwimmbecken kotzt. Laaahm. „Wir arbeiten dran“, sagt der Bademeister. „Bald sind es zehn Meter.“ Eine Rampe mit Kicker erlaubt Snowboardern oder Freestyle-Skifahrern, im Sommer Tricks zu trainieren. Man kann aber auch einfach im Jackass-Stil mit dem Zipfelbob springen. Oder im Naturschutzgebiet KTM-Motocross fahren.

Hochseilgarten. Kletterwand. Schaukel. (Bild: Area 47)
Hochseilgarten. Kletterwand. Schaukel. Nebenfunktion: Brücke. (Bild: Area 47)

Die Beispiele sollen nicht abschrecken, sondern das eigentliche Zielpublikum motivieren, da hinzugehen. Es ist wunderbar. Es ist die Aktivalternative zu MoHo-Hotel mit Heutherapie im Wellness-Keller und „ich fahr 100 km Motorrad, dann brauch ich wieder Wellness, Hopfenkaltschale und Bett“. Sagen wirs mal so: Der typische BMW-Wolfgang ist bei den freundlichen MoHoteliers gut aufgehoben. Aber die Buben von der KTM-Taliban sollten ihren Urlaub hier verbringen:

Area 47

Kommentare:

ältere
  • Thoralf meinte am 19. Juni 2013 um 10:08:

    Sch… klingt das geil 🙂 … ich bin da letztens vorbei gefahren auf dem Weg Richtung Kühtai ….. kann man nicht verfehlen, Kreisverkehr … erste Ausfahrt Area47, Zweite Ausfahrt Ötztal ….. und habe mich schon gefragt, was das wohl ist. Jetzt bin ich angefixt …. du bis‘ schuld 🙁

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