Vorurteil, Versuch, Irrtum

Vorurteile sind einer der wichtigsten Performance-Teile menschlicher Mustererkennung. Ohne Vorurteile wäre uns eine ausreichend schnelle Urteilsfindung nicht möglich. Deshalb ist es auch so wichtig, dass Vorurteile eine ausreichend hohe Trefferquote selbst in sehr heterogenen Instanzensammlungen eines Vorurteils aufweisen. Heute habe ich zum Beispiel wieder mal über den Toyota Prius diskutiert. Wenig bekannter Fakt: Ich fand den früher in der Schule ziemlich gut, einfach aus dem Grund, weil er irgendwas anders machte. Dann kauften sich politisch korrekte … wie nennt man die? nennen wir sie mal wohlmeinend „Menschen“ in Amerika, die kauften sich alle so einen Prius, vor allem die gut betuchten. Sie taten das, um ein Statement zu machen. So in der Art von „hihi, ich fahr ein ‚green car‘, ich rette die Welt, schaut mich an“. Das ist so aggressiv bescheuert, dass nicht nur ich kotzen wollte, deshalb fingen viele Leute an, den Prius zu hassen, allen voran ich. Wohlgemerkt, nicht wegen dem, was er war, sondern wegen dem, was da so drin saß. Die Art Personen halt, die denken, die Welt werde zu einem Utopia, wenn man Hausmeister „Facility Manager“ nennt. Oder: „Huhuhuhu, aber ‚Irrenhaus‘ sagt man doch nicht“, habe ich letztens gehört. Klar, es wird alles besser dadurch, dass keiner mehr weiß, was etwa das ebenso politisch korrekt wie nett benannte „Ausreisezentrum“ macht. Arschlöcher.

Vor zwei Wochen habe ich eine (US-?) Studie gelesen, dass eben diese Klientel unglücklich mit einigen neuen, normal auftretenden Hybridkonzepten ist, weil sie sich damit nicht länger profilieren können, nachdem derzeit das eigentlich Gute passiert: Die Fahrzeuge erreichen eine Massendurchdringung. Gut so! Sollen sie beleidigt ihren aromatisierten Rrroiiibuschdeeh trinken und wegen mir auch dran ersticken. Lustige kleine Autos wie der Honda CR-Z erodieren langsam sogar meinen lang gewachsenen Gebirgszug aus Hass gegen alles, auf dem „Hybrid“ steht. Ein wichtiges Werkzeug beim Schärfen wichtiger Vorurteile ist der Versuch, dem meistens ein Irrtum folgt. Mein Versuch auf dieser Seite war zum Beispiel, sie so einfach wie möglich zu lassen. Dann wollte doch jemand Kommentare haben. Also habe ich eine Kruschtelkammer bei Facebook eingerichtet, bei der man selber Fundstücke anschleppen konnte. War zu umständlich. War ein Irrtum. Deshalb habe ich die Kruschtelkammer heute in einer kontrollierten Sprengung beseitigt, und es wird hier doch Kommentare geben — sobald ich Oschersleben erreiche (nur telefonisch, versteht sich). Vielleicht ist es ja ein überarbeitenswertes Vorurteil, dass Kommentare unordentlich aussehen.

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