WWF 1: Alpine Entschleunigung – mach‘s dir selbst

Durch die Alpen rasen ist out. Der Trend geht zum Wellness-Wandern in großen Gruppen durch wunderschöne Landschaft, und das auch „ned so schnoi“. Langsam ist eh sicherer. Wir konstruieren auf der Basis des Honda Zoomer einen richtig modernen Alpentourer.

Denn für diese neue Ausprägung unseres Hobbies gibt es noch kein so richtig passendes Fahrzeug. BMW F 800? Alle Modelle viel zu schnell. Moto Guzzi Norge? Springt wieder nicht an. Honda Pan European? Was‘ dat denn? Kennwa nich. Transe? Geh, bitte! Nein, nein, nein, es ist an der Zeit, radikal anders zu denken. Weil Rasen out ist, langt uns ein kleiner, aber hochmoderner Motor. Wie der im Honda Zoomer. Mit völlig ausreichenden 50 Kubik, Einspritzanlage und einem kombinierten Starter-Generator. Für die Klassik-Anmutung gibt es einen echt funktionalen Kickstarter aus geschwärztem Gussstahl. Der Tank liegt schwerpunktgünstig unter der Fußmatte. Schalten? Ha! Wir fahren Variomatik mit Fliehkraftkupplung. Das einzig Wahre, toll auch zum Korso fahren. Ein niedriger Einstieg hilft, dass einem die Textilhose nicht immer im Schritt aufreißt — eine peinliche Blöße, die man sich mit diesem KFZ vor seinen Biker-Kollegen nicht mehr geben muss. Die geregelte Einspritzanlage mit Kat rettet den Planeten und die Höchstgeschwindigkeit von 43 km/h ist völlig ausreichend. Wann fährt man denn schonmal schneller? Also ich nie. Der Zoomer lässt mich gar nicht.

“...also, ich fahre ja niemals schneller als 43 km/h. Das geht gar nicht, schon rein physikalisch.“

Wir stehen derzeit in Verhandlungen mit Polini für das komplette Zoomer-Tuning-Kit. Bisschen was geht immer. Viel wichtiger in unserem Projekt „Wellness-Wander-Fahrzeug“ (WWF) ist jedoch das Zubehör. Zubehör ist wie das Ketchup auf dem Kartoffelbrei des Bikens, wie die Petersilie in dieser komischen Katzenwerbung. Die verkleidungslos offene Konstruktion des Zoomer ist prädestiniert, dort ganz viel Zeug ranzutackern, und kaum ist er Fahrt, wirft er die Pfunde dann ja nur so von sich — hoffentlich nicht allzu weit. Nach jahrzehntelanger Planung in unserem Konstruktions- und Designbüro an der Côte d‘Azur, bei der leider nichts rauskam außer einer gigantischen Koksrechnung, riefen wir vor zwei Wochen einfach beim Louis an, wie es alle Garagenschrauber tun. Man muss ja auch nicht jedes Mal das Zweirad neu erfinden, ne?

Huch! Kinky...

Das große Paket von Tante Louise kam jetzt an. Weihnachten! Sofort aufgerissen. Eine Warnweste. Ein Nierengurt mit einer Einlage, die wie aus der Fachecke für Ehehygiene aussieht. Australischer Cowboy-Hut. Cowboy-Stiefel. Was soll das denn? War der Besteller besoffen? Kurz nachgedacht: Ja. Ziemlich. Weitergraben im Karton: Ah! Iron-Horse-Werkzeugrolle und Iron-Horse-Bierdosenhalter aus Nichtechtleder! Werden wahrscheinlich die meistbenutzten Teile sein. Hier die chromglänzenden Spiegel, Blinker und Totenkopfteile. Was man im Katalog ob des kleinen Preises als Obi-Duschkabinenchromplastik vermutet, ist (lobenswerterweise) echtes Heavy Metal. Schon nach den ersten dreißig Zentimeter Ausgrabungen ist daher klar: Der Polini-Kit muss her, wenn unser WWF mit der Schwermetallausstattung die Alpen hochkommen soll. Hallo? Italien? Pronto per favore!

Topseller beim Louis: Damit ist man der Held vom Erdbeerfeld, ey.

Guckstu das Video dazu hier an!

Dieser Text war im Sommer in der MO. Kay von Louis und ich haben viel gelacht, der Häuptling von MO … weniger. Die folgenden Folgen blieben daher bisher unveröffentlicht. Deshalb als nächste Artikel hier weltraumexklusiv die Fortsetzung und die Testfahrt über 2000 Höhenmeter auf der geheimen Mojo-Teststrecke in den Dolomiten!

Kommentare:

ältere
  • Marc meinte am 22. November 2011 um 10:39:

    Warum war denn der Chef der Motorrad „not amused“…? Ich find den Text und die Aktion cool. Ist doch mal was anderes! 🙂

    • Clemens Gleich meinte am 22. November 2011 um 10:52:

      Das, werter Dieselrasta, wissen nur die Götter und MO.

  • Marc meinte am 22. November 2011 um 10:40:

    Äh nicht „Motorrad“, sondern „Mo“… Verwächselung…

  • Marc meinte am 22. November 2011 um 11:00:

    Und das fliegende Spaghettimonster!

  • Bernd meinte am 23. November 2011 um 22:18:

    Lieber Clemens,
    endlich wird die ganze Wahrheit über die, lang ersehnte, WWF Alpenüberquerung veröffentlicht!! Warum der MO Chef so humorlos ist, weiß ich auch nicht. Er hat doch einen tollen Beruf. Den ganzen Tag Motorrad fahren und dann auch noch Geld dafür kriegen.

    Außerdem ist Deine Reportage mal was anderes, als nur Tests und Technik. Vielleicht hat der MO Boss Befürchtungen, dass sich der normale DurchschnittsMOleser verarscht vorkommen würde.

    Wer weiß das schon? Ich nicht.

    Ich freu mich schon auf die Fortsetzung.
    Viele Grüße
    Bernd

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