ABS ist gefährlich

Reale Sicherheit im Fahrzeugbau kommt aus Sorgfalt, aus hochwertigen Materialien. Gefühlte Sicherheit im Fahrzeugkauf hingegen kommt aus Schlagworten. „ESP!“ Also, ohne geht gar nicht mehr, gut, dass die EU da jetzt eingreift. Oder „ABS!“ Also, ohne geht gar nicht mehr, gut, dass die EU da jetzt eingreift. Das ist doch super! Das muss man doch wollen, unterstützen! Nein. Nein! Erstens zeigt der Markt heute, hat der Markt gestern bei Autos gezeigt, dass wir eben kein Gesetz brauchen, schon gar nicht in Deutschland, wo (gefühlte) Sicherheit sich immer verkauft (die Kaufquote für ABS bei Zweirädern wird auf absehbare Zeit 90 Prozent übersteigen). Und zweitens entstehen echte Gefahren, wenn Sorgfalt im Fahrzeugbau durch labbrige Schlagwörterei ersetzt wird, die dann auch noch gesetzlich vorgeschrieben ist. Es ist eben nicht dasselbe, ob man ein gut liegendes Fahrzeug baut, das nicht umfällt, oder ob man eine instabile Hutschachtel mit einer technischen Symptomkur auf Spur hält. ABS ist eben nicht sicher, nur weil es ABS ist, genausowenig wie eine scharfe Klinge sicher ist, nur weil Chirurgen mit einem Skalpell Leben retten können.

Die meisten der testfahrenden und darüber schreibenden Journallie wissen das. Es gilt als normales Verhalten, dass ein ABS über Unebenheiten die vordere Bremse aufmacht, weil ein schlampig schätzender Überschlagserkennungsalgorithmus sensibel eingestellt ist. Testeralltag. Diese Art ABS hat mich im Dauertester F 800 ST unendlich Nerven und einen Fußgänger fast das Leben gekostet (weil sich jemand dran aufgehängt hat: es wurden für diese Formulierung keine Fußgänger touchiert). Die Schreiber wissen das also, schreiben aber nicht oft darüber. Ist ja selbstverständlich. Deshalb sehe ich mich immer wieder in Diskussionen in der Deppenrolle, weil Mitdiskutanten sagen „ja, höhö, wenn das nur dir passiert, dann spinnst halt einfach, höhö“.

Deshalb lese ich eben mit höchstem Wohlwollen die „Linienrichter“-Kolumne im aktuellen Reitwagen. Dort legt Verleger und Chefschreiber Berzerk sehr klug dar, dass nur ein gutes ABS sicher und warum eine ABS-Pflicht schädlich ist: Weil sie die Motivation zum technischen Fortschritt wegnimmt, weil sie stattdessen den kalkulatorischen Druck erhöht, der sich noch nie gut mit Sorgfalt vertragen hat. Pflicht ist: „ABS“. Also bauen wir eine Hochdruckpumpe aus alten Spreewaldgurkengläsern ein, ist ja „ABS“. Und die ganzen schönen Studien, die immer wieder hergenommen werden, um den großen Nutzen von ABS zu belegen: Nach einer Pflicht wird es ziemlich sicher exakt gar keine Studie geben, die sich mit steigenden Unfallzahlen aufgrund technisch schlecht ausgeführter ABS-Bremsanlagen beschäftigt. Das ist gefährlich. Der Grund ist die geradezu religiöse Ehrfurcht vor dem Akronym „ABS“. Die Flucht aufs reine Schlagwort macht gar nichts besser. Die Hersteller sollen gescheite Bremsanlagen bauen, mit gescheitem ABS. Wenn sie sich auf „…aber wir haben doch ABS“ flüchten können, hilft das niemandem, am wenigsten der Qualität.

Gestern habe ich Berzerk angeschrieben, ob es den Linienrichter online gibt, damit ich zwecks moralischer Unterstützung darauf verweisen kann: Sixt, selbst der doppelt so schnelle, doppelt so schwere Berzerk sagt dasselbe. Es gibt den Text nicht online. Berzerk erklärt:

Gut, dass du auch nicht bereit bist, Technik mit Religion zu verwechseln. Der Text steht leider nirgends online, weil wir nur auf Papier schreiben, um damit das Segment der Klo-Leser gegen die elektrische Kommunikation zu verteidigen (auch iPad hat am Häusl keine Chance).

Deshalb schicke ich euch jetzt weiter zu euren favorisierten Papierverkaufsstellen, dort den entsprechenden Reitwagen holen. Den „Linienrichter“ dann kopieren und an eine gut zugängliche Pinnwand hängen. So bin ich auch drüber gestolpert. Oder ins Häusl hängen. Auf dem Häusl kann man dann nämlich auch gleich die mit der Rosette signierten Papierstücke an das entsprechende Europaparlament schicken als kritischen Kommentar.

Diese bedenkliche Entwicklung beim ABS hat jedoch auch Systeme hervorgebracht, die wieder ein bisschen Regelung herausnehmen, um das Endergebnis zu verbessern. So zum Beispiel die neue Dorsoduro 1200, die vor dem Regelbereich richtig Stoppies macht:

deshalb ist das ABS der Dorsoduro gut (Test)

Kommentare:

ältere
  • richie meinte am 7. Januar 2011 um 14:23:

    Verstehe ich dich richtig, dass nur ein Blockierverhinderer ohne technische Mindestanforderungen verpflichtend werden soll? Dann glaube ich dir einfach nicht. Nett wäre in einem Onlinemag ein Hotlink auf die angeprangerte Verordnung gewesen. Anstelle ausschließlich mimimi

  • Clemens Gleich meinte am 7. Januar 2011 um 14:34:

    Richard, ganz oben stehen zwei Links (heise Autos und Motorrad Online), von denen aus man problemlos auch auf die Original-EU-Verordungen weiterkommt, wenn man sein Internet bedienen kann. Klicken musste halt schon selber.

    Weiterhin erstaunt bis erschreckt mich Dein frommer Glaube an eine durchdachte Gesetzgebung. Die EU-Verordnungen beschreiben die gewünschte Funktion (wenn ich das schon mit der „Kombi-Bremse“ lese!). Sie legen mitnichten einen konkreten Qualitätsstandard an. Das wäre auch nichtmal sinnvoll, weil sich die Technik ja schon allein aus ökonomischem Druck heraus weiterentwickelt.

  • Frank Kemper meinte am 7. Januar 2011 um 15:45:

    Nö, Clemens, ich kann deinen Schlussfolgerungen nicht folgen. Ich persönlich begrüße die avisierte zwangsweise Einführung von ABS am Mopped aus höchst egoistischen Motiven, weil ich ein Mopped mit ABS will und dann perspektivisch eine größere Auswahl zu günstigeren Preisen bekomme. Verfolgt man mal die ABS-Entwicklung beim Auto, so sind die ABS-Bremssysteme in den letzten Jahren keineswegs schlechter geworden, sondern besser – und billiger. Das erwarte ich mir bei einer Pflicht für das Motorrad auch. ESP ist eine ganz andere Nummer. Und es ist – bis auf wenige Ausnahmen – auch nicht so, dass die Autohersteller heute ESP einsetzten, statt ein vernünftiges Fahrwerk einzubauen. Anders wird ein Schuh draus: Autos wie ein früher Elfer, ein Käfer oder ein B-Kadett wären heute nicht mehr verkäuflich, weil ihr Fahrwerk einfach zu „unsicher“ ist, will meinen: Banausentum am Lenkrad schnell und kompromisslos mit Abflug bestraft. Also hat man in den vergangenen Jahrzehnten die Autos immer harmloser, träger, untersteuernder ausgelegt, damit bloß nix passiert. Am Ende hat sogar ein 3er BMW untersteuert. Heute kann man Autos dank ESP wieder „giftiger“ abstimmen, und so kommt es dann dazu, dass man sogar mit einem Golf GTI driften kann.

    Ich sehe bei Motorrädern allenfalls ein Problem darin, dass es einige Mopped-Typen gibt, in denen ABS eigentlich nichts zu suchen hat, Ich denke da an Hard-Enduros und sicherlich auch bestimmte Supersportler. Da müsste sich die Industrie noch was einfallen lassen. Mir würde glaube ich eine Selbstverpflichtung der Industrie (wie bei den PKW) besser gefallen als ein Gesetz.

    Und was die Unfallzahlen angeht: Schaunmermal. Ich habe neulich in einer Dissertation den Vergleich der Unfalltoten allgemein und Motorrad in Deutschland gefunden, Zeitraum 1994 bis 2007. In der Zeit hat sich die Gesamtzahl der Unfallopfer fast halbiert (von über 10.000 auf 5.500), die Zahl der toten Motorradfahrer pendelt dagegen ziemlich konstant um die 800er-Marke. Und wann wurde das letzte mal seit Einführung der Helmpflicht in den 80ern eine relevante Sicherheitsmaßnahme am Motorrad verpflichtend eingeführt?

    • Clemens Gleich meinte am 7. Januar 2011 um 16:01:

      Tja, Frank, und ich kann Deinen Erwartungen nicht folgen, dass eine gesetzliche Pflicht zu besseren ABS führt. Beim Auto war es die Nachfrage, die den Markt geregelt hat, und beim Motorrad gibt es ganz von allein gerade eine analoge Entwicklung. Ja, Du kriegst nach dieser Verordnung wahrscheilich eine (noch) größere Auswahl zu (vielleicht) günstigeren Preisen. Aber die Systeme werden dadurch doch nicht besser, sie unterliegen dann nämlich im Gegenteil einem höheren Kalkulationsdruck. Eine Kalkulation wie bei der großartigen Triumph Street Triple, die erstmal ohne ABS kommt, bis sie genug verkauft, um das in guter Funktion anbieten zu können (nächstes Jahr), ist damit jedenfalls nicht mehr möglich.

      Deine Zitate zu ESP belegen doch auch, dass es ohne Gesetz ging bis jetzt. Dass die Fahrwerke nebst Zubehörsystemen heute besser sind als gestern, hat ebenfalls nichts mit dem Gesetz zu tun. Du hättest hier wenn schon die Abgaswerte zitieren müssen.

      In einigen Jahren verkaufen sich Straßenmaschinen ohne ABS ohnehin kaum noch. Warum da noch die gesetzliche Pistole aufsetzen? Ich jedenfalls will lieber tendenziell bessere ABS in fast allen Maschinen als tendenziell schlechtere ABS in allen Maschinen. Dann bleibt nämlich auch mehr davon, was ich eigentlich will: persönlicher Freiraum.

  • Der-Alte Griesgram meinte am 7. Januar 2011 um 20:10:

    Ich will keine ABS-Pflicht.
    Und ich habe mich über den Linienrichter gefreut, (Der Reitwagen ist an jedem guten Kiosk zu kaufen und das sollte man aus vielen Gründen tun) und kann die Intention, ein Gesetz macht keine bessere Bremse nachvollziehen. Andererseits, macht ein Gesetzt auch nicht zwangsläufig schlechtere Bremsen. Die Gefahr, dass mit ABS-Pflicht auf einmal mittelmäßige Bremsen durch schlechtes ABS ersetzt werden sehe ich schon.
    Die eigentliche Gefahr ist doch , dass die EU-Hanseln auch keine besseren Gesetze machen werden als die Bundes-Pappnasen. Zur Kompetenz der Gesetzgeber möchte ich nur noch einmal an die Winterreifenpflicht erinnern. Wahrscheinlich werden vier-Kanal-ABS vorgeschrieben oder ein Mindestgewicht von 500kg oder ähnlicher Unfug.
    Wir müssen weg von Vorschriften-Wut und Sicherheitsparanoia, aber das wird nicht funktionieren, der deutsche Motorrad-Michel will ja nicht.
    Und von der schreibenden Zunft können wir auch keine Unterstützung erwarten.
    ‘nuff said, sonst schreib ich mich noch in Rage.

  • Christoph Hensel meinte am 7. Januar 2011 um 21:08:

    Clemens, das der Kemper Dir ned folgen kann is ganz normal. Des war /is auch in drm so.
    Gruß
    Christoph aka bikeraper

  • Frank Kemper meinte am 8. Januar 2011 um 0:00:

    @Clemens: Du schriebst „In eini­gen Jah­ren ver­kau­fen sich Stra­ßen­ma­schi­nen ohne ABS ohne­hin kaum noch. Warum da noch die gesetz­li­che Pis­tole auf­set­zen?“

    Mit einem Blick in die Unfallstatistik und zwei Stunden Lektüre des politischen Teils einer Tageszeitung weiß man doch, dass sich da ein politischer Handlungsdruck aufbaut: Allgemeine Verkehrstote werden weniger, tote Motorradfahrer nicht. Also ergibt sich da für ambitionierte Verkehrspolitiker ein lohnendes Betätigungsfeld. Und bevor sie uns auf andere Art und Weise zu unserem Glück zwingen (Leistungsbeschränkung, Fahrverbote, Tempolimit), bin ich ehrlich gesagt noch halbwegs erleichtert, dass sie es nur mit ABS versuchen.

    @Der Alte Griesgram: Was hat der deutsche Motorrad-Michel damit zu tun, wenn die EU (von deren 25 Staaten etwa 20 keine relevante Motorradindustrie besitzen) eine ABS-Pflicht für Motorräder einführt?

  • Andreas meinte am 8. Januar 2011 um 9:47:

    Ich kann da nicht zu 100% zustimmen, weil ich das ABS bisher einfach noch nicht getestet habe. Ich fahre eine Bandit 1250, 2 Jahr alt mit ABD vorne und hinten. Klar bringe ich den Hinterreifen hin und wieder mal zu Blokieren und da finde ich das ABS ja gerade auch gut, sonst bekommt man da nen Bremsplatten, aber vorne – hui… ne. Ich habe zu viel Respekt vor Erdanziehungkraft und Schürmfwunden. Wegen des Gefühls habe ich das übrigends nicht gekauft.

  • Clemens Gleich meinte am 8. Januar 2011 um 13:37:

    Welche Reifen sind denn auf der Bandit? Es gab mal eine Variante, deren Reifenwahl speziell des ABS wegen geschah. War das die 650er, weiß es wer? Generell stimmen jedoch sowohl Honda als auch Suzuki ihre ABS in der Regel sehr konservativ und daher benutzersicher ab. Krasse Probleme hatten wir bei den ersten ABS-Varianten der BMW F 800 (S und ST) sowie der ersten ABS-Variante der Kawasaki ER-6 (n und f). In den Folgegenerationen, also den jetzt aktuellen Modellen (auch F 800 R) ist das Verhalten soweit ich es getestet habe, viiieeel besser geworden. Man kann dieses ABS jetzt wieder Anfängern geben ohne Angst, dass sie sich damit aufs Dach legen.

    Achtung, Eigenart des verbauten Bosch (und sehr verbreiteten) ABS8M: Wenn es vorne und hinten gleichzeitig regeln muss (Fahrschulbremsung), ist das System (wahrscheinlich die Pumpe) überfordert und die Maschinen können sich abrupt aufs Vorderrad stellen. Bei den oben genannten würde ich also zum Beispiel die Vollbremsungen nur vorne üben, weil die Geometrie eh so ist, dass der Stoppie / die Überschlagsregelung im Trockenen vor der Radblockade kommt. Auf nur einer Bremse regelt dann auch dieses spezielle ABS besser.

    Zum Testen: Andreas, geh einfach mal auf einen Parkplatz und probier aus, wann es vorne regelt. Es gibt einem wirklich ein besseres Gefühl, wenn man seine Maschine kennt und das ist aktive Sicherheit. „ABS“ bedeutet nicht, dass man sich jetzt nimmer mit seiner Bremsanlage beschäftigen muss, eher das Gegenteil, weil sie damit ja komplexer wird.

  • Der-Alte Griesgram meinte am 8. Januar 2011 um 14:46:

    @Frank Der deutsche Motorrad-Michel zeichnet sich durch untertänigen Gehorsam gegenüber der Obrigkeit aus. Mit Grausen denke ich noch an die Euro-Demo in Bonn ‘98 auf dem die deutschen Teilnehmer eine klare Minderheit bildeten. Wir lassen es halt mit uns machen und freuen uns über die Vorstadtgartenidyllische Konssenzgesellschaft. Massiver Widerstand ist unseren Medien und Interessenvertreten fremd.

  • Thimo meinte am 11. Januar 2011 um 16:07:

    Also ich brauche kein ABS am Moped, verdammen tue ich es aber nicht. Ich brauche auch kein ESP am Auto, verdammen tue ich es aber auch nicht. Meine Frau fährt mit dem Auto, Klischee hin oder her, für die ist ESP ein Kaufargument. Wie Du richtig ansprichst, ist das in D wohl eine Mörder-Verkaufshilfe für PKW wie auch ABS für Mopeds.
    Meine erste Fahrt mit einer ABS-gebremsten BMW war ein Schock für mich, denn das Ding hat mich eher verunsichert als die gefühlte Sicherheit zu erhöhen. Bin seitdem nicht mehr aktuelles Geraffel mit ABS gefahren, die Einschätzung der Fahrbarkeit entnehme ich aber den gängigen Postillen (auch hier sei die Mo und der Reitwagen lobend zu erwähnen) und als „Gleich-Jünger“ hat es auch die eine oder andere Ausgabe der Fastbike aufs Klo geschafft.

    Unter den richtigen Cracks bin ich wohl fahrtechnisch ein Tuttelbär (huhu Felix!), in meiner Verwandschaft und Bekanntschaft existieren gefühlte 300 BMW‘s zum „gemütlichen Touren“. Für die bin ein verantwortungsloser Raser. Von denen kann keiner die Kritik an älteren ABS-Systemen nachvollziehen … klingelts Clemens?
    Ich will nicht behaupten, das eure (den Bezerk schmeiss ich mit in den Topf) Kritik ohne Substanz oder gar elitär ist, aber der geneigte Motorweltleser wird zum EU-Gesetz sagen: Richtig so!

    Und um den Kemper zu supporten: Warnwesten fände ich schlimmer als ABS …

  • Clemens Gleich meinte am 11. Januar 2011 um 16:30:

    Thimo, dann lass mich Dir dasselbe sagen wie ihm: Diese drastisch reduzierte Erwartungshaltung geht genau an den Kern dessen, was ich kritisieren will. Irgendwann heißt es dann „…wenigstens schneiden sie einem nur die Zunge ab, wenn man Gott/Merkel/ABS lästert. Ein qualvoller Tod wär ja schlimmer…“

    Wir sind keine bewaffnete Bande unter einem verrückten Warlord, wir sind seit dem Krieg eine moderne Demokratie — zumindest auf dem Papier. Und von der erwarte ich schon ein bisschen mehr als „…wenigstens nicht *noch* schlimmer“. Unser Grundgesetz ist eh so gut, dass wir wegen mir 80 Prozent aller später dazugekommenen Gesetze wegwerfen könnten und sollten.

  • Thimo meinte am 11. Januar 2011 um 18:17:

    Also Clemens, wenn Du mit „drastisch reduzierter Erwartungshaltung“ auch meinst das durch die Einführung eines ABS-Zwangs das Grundgesetz in Gefahr ist; ich glaube das die meisten zweirädrigen „User“ auf Deutschlands Wiesen und Auen ein gutes nicht von einem schlechten ABS unterscheiden können. Ich nehme mich da mal gar nicht ganz aus, weil mir schlechte Erfahrungen bis auf die schon erwähnte abgehen. Meine 03erTuono hatte kein ABS, dafür ein tolles Mäusekino. Das dürfte Dir bekannt sein, ebenso die fabelhafte Bremse an dem Moped. Mir ist erst beim TÜV aufgefallen, das die hintere Bremse nur Zierwerk ist. Hach, diese Italiener …

    Man kann ob dieser Ungerechtigkeit gegen de mündigen Bürger leise oder lauter in sein Kissen weinen … man könnte aber auch antworten: So what?

    Weil meinereiner sich eher zu den fahrtechnischen Grobmotorikern zählt, liest er Ergüsse von Deinereiner über Fahrdynamik, Bremsverhalten, Fahrleistungen. Leiht sich auch gern mal ein fremdes zweirädriges Erzeugnis aus, um selbst Erfahrungen zu sammeln. Kurz: Ich gehöre zur Zielgruppe der Mopedjournaille. Dennoch weigere ich mich, in diesem Gesetz den Untergang des Imperiums zu sehen. Bananenbremsen gab es auch vorher (meine FZ 750 hatte so eine), es wird auch mit Zwang zu ABS noch Hersteller geben die eine idiotensichere Bremse verbauen – die Dorso scheint diese These zu untermauern. Und eure (also Deine, Soppas und Berzerks) Aufgabe wird es sein, diese Spreu vom Weizenkorn zu trennen. Viel Vergnügen dabei!

    Und zum Schluss, um Deine Erwartung zu erfüllen, ein herzhaftes „NEIN, wie können Sie nur! Diese Bürokraten! Erst die Brandweinsteuer, die Tabaksteuererhöhung, den E10 Beschiss … ich kann nicht mehr an mich halten. Das wird Konsequenzen haben!“

    • Clemens Gleich meinte am 11. Januar 2011 um 18:36:

      Na, geht doch! Die Branntweinsteuer war der Anfang vom Untergang! *lugluglugluglugluglug*

  • Oh toll, wir kriegen jetzt kleine Nummernschilder, Das Motorrad Blog meinte am 8. Februar 2011 um 15:05:

    […] Gut, dass Trike-Fahrer nun einen Motorradführerschein der Klasse A (unbeschränkt) brauchen, das geht mir persönlich jetzt ziemlich am Arsch vorbei, aber Fakt ist nunmal, dass ein Trike von der Fahrphysik mit einem Motorrad sehr wenig zu tun hat. Aber wenn man als bayrischer Politiker hackevoll im Bierzelt rumschwankt, dann verkommt wohl alles zu einem Motorrad, was eine Gabel und einen Lenker hat. Das ist sowas von an der Realität vorbei, sowas kann sich ein Mensch doch nur einfallen lassen, wenn er im Vollrausch ist. Was lernt man denn, wenn man in der Fahrschule den Führerschein der Klasse A macht? Schräglage, dynamische Achslastverlagerung, Gefahrbremsung mit einem Zweirad. Das ist für das Fahren von Trikes so relevant, wie argentinisches Rindersteak (englisch gebraten) für eine Veganerin. Und über die möglicherweise kommende ABS Pflicht möchte ich gar nicht erst reden, da hat Clemens schon Tacheles geredet. […]

  • Bosch Motorrad ABS Infotag – das Bosch ABS System der Version 9, Das Motorrad Blog meinte am 16. November 2011 um 18:32:

    […] nun bald ABS für Motorräder vorschreiben will, das macht das ganze natürlich nicht besser. Herr Dr. Gleich vom MojoMag hat ja auch bereits etwas dazu geschrieben, worin auch viel Wahrheit liegt. Die ABS Pflicht darf nicht dazu führen, dass irgendwelche […]

  • Roland Berktold meinte am 30. November 2011 um 20:31:

    Mein Leserbrief an (MOTORRAD, Tourenfahrer und Reitwagen vom 22.11.2011:

    ABS der Kawasaki Z1000SX eine gefährliche Fehlkonstruktion?
     
    Ein Tag wie aus dem Bilderbuch, eine Passtrasse in der Schweiz. Sie ist wie viele andere in den Alpen, leicht buckeliger Asphalt, aber ansonsten nichts besonderes. Es geht mit ca. 100 km/h bergab auf eine Rechtskehre zu. Ich Ü40 und Vater zweier Kinder bremse sportlich spät, aber noch lange nicht am Limit. Mist, das ABS reduziert die Bremsleistung! Mindestens 10 Meter verschenkt. Fühlt sich nach Rollsplitt an, das wird knapp werden. Und tatsächlich reicht es nicht, sondern es endet geradeaus in der Felswand. Die Restgeschwindigkeit war nur noch gering, und da kein Gegenverkehr kam, bin ich nahezu unverletzt geblieben. Ich stehe in der Kehre und wundere mich: Mein Vordermann auf einer BMW R 1200 GS hatte keine Probleme mit seinem ABS und bleibt hinter der Kurve stehen, mein Hintermann auf einer Triumph Tiger, auch mit ABS, kann sogar noch vor der Kehre anhalten. Wir gehen die Straße ab, sie ist trocken und sauber. Ich schüttle verwundert den Kopf und sage den Beiden, dass ich mich auf kein Motorrad mehr setze, bis ich das hier verstanden habe.
     
    Nun erscheint mir plötzlich ein Vorfall einige Wochen zuvor in einem anderen Licht. Publikumsfahren auf dem Salzburgring, ich fahre mit ca. 250 km/h auf trockenem Asphalt auf die Schikane zu, will bremsen, aber es bremst erst mal nur leicht – fühlt sich nach Rollsplitt an! Dass ich die Schikane trotzdem bekommen habe, zeigt abermals, dass ich nicht am absoluten Limit fahre. Damals dachte ich, dass halt noch die Reifen zu kalt waren, oder was auch immer.  Einen weiteren, ähnlichen Vorfall am Saisonbeginn , ebenfalls auf trockener und sauberer Straße mit harmlosem Ausflug ins Grüne schob ich damals auf einen Fahrfehler meinerseits. Heute weiß ich es besser und möchte mit meiner Schilderung andere warnen.
     
    Diese ABS ist meiner Ansicht nach aus zwei Gründen lebensgefährlich:
    1. Bei schnellem Druckaufbau am Beginn der Bremsung und einem auch nur kleinen Reibwertsprung dauert es viel zu lange, bis der volle mögliche Bremsdruck wieder erreicht wird. 2. Regelt das ABS, fühlt sich das an wie Rollsplitt. Niemand wird in dieser Situation die Bremse lösen und einlenken, obwohl es wahrscheinlich möglich wäre.
     
    Ich habe vor ein paar Wochen eine Probefahrt mit der Ducati Multistrada durchgeführt und das ABS auf trockenem und sehr buckeligem Asphalt sehr kritisch getestet. Ergebnis: Ich bin begeistert, schnelle Regelung und niemals das Gefühl auf Rollsplitt zu fahren.
    Vor ein paar Tagen bin ich von einer 3000km Tour auf einer BMW R 1200 GS durch Marokko zurückgekehrt. Ergebnis: Das ABS gefällt mir nicht ganz so gut, wie das der Multistrada, aber es ist völlig in Ordnung und sicher nicht lebensgefährlich.
     
    Ich hatte natürlich Kontakt mit Kawasaki Österreich, da ich die die Reparaturkosten nach meinem Unfall erstattet haben wollte. Nach Rücksprache mit der Europazentrale lehnte man eine Kostenübernahme mit der Begründung ab, dass kein Konstruktionsmangel vorliege (ich sei zu schnell gefahren, die Straße ist schuld, Testberichte sind gut usw. usf.). Ich hingegen habe den Eindruck gewonnen, dass dieses ABS von Kawasaki nicht dem Stand der Technik entspricht, sondern im Gegenteil lebensgefährlich ist.
     
    Roland Berktold
     
    Könnt ihre gerne mit voller Namensnennung abdrucken.

  • Clemens Gleich meinte am 30. November 2011 um 21:02:

    Roland, tut mir leid, dass es Dich gewäschert hat, nur weil die Technik nicht taugt. Das ABS, das Kawa auch in der SX verbaut, ist einfach scheiße. Ich habe es über Jahre oft kritisiert und meine eigenen, teils gruseligen Erfahrungen gemacht (es wurde in einer ganzen Reihe von Modellen verbaut). Ich habe zum Abschluss des Dauertests der BMW F 800 ST beispielsweise geschrieben, dass man dieses ABS keinesfalls kaufen sollte und eine Reihe von Gründen aufgeführt.

    Das System ist das ABS8M von Bosch. Es wurde viel verbaut, weil es leicht ist und die Konstruktion modern. Aber es funktioniert in Grenzfällen nicht zufriedenstellend. Ich vermute, dass die Hochdruckpumpe unterdimensioniert ist oder die Steuerung suboptimal, vielleicht beides. Es gab ein Update dieses Systems, das einen Drucksensor einführte, mit dem das Problem behoben war. Die aktuelle, neunte Generation von Bosch funktioniert sehr gut, das ist das, was Du in der Multistrada gefahren bist. Ich hatte damit keine derartigen Probleme mehr. Es gibt für die SX halt nur die alten Kasterl.

  • Leo Berlin meinte am 8. Februar 2012 um 0:45:

    Bin kein Biker aber mit schlimmen Assistenten umgeben, die mir suggerieren, dass mein Auto besser fährt, als ich es (in Echtzeit) gerade tue. Airbags sind ok.
    ABS ist der Anfang vom Ende, nimmt dem Fahrer die Verantwortung, Geschwindigkeit mit Situation abzugleichen, ich habe dazu noch einen Bremsassistenten, der den schnellen Wechsel von Gas auf Bremse erkennt und, egal, wie stark ich tatsächlich auf das Bremspedal trete, DER tritt durch. Keiner hinter mir, der diesen Assisstenten nicht hat, bekommt einene Chance, den Aufprall auf mein „Safety Car“ zu verhindern. ESP, gemeinsam mit ABS scheinen mir Systeme für notorische Raser in entsprechenden Boliden entwickelt worden zu sein. (Ich bin nicht der Schleicher, wenn‘s der Verkehr erlaubt, fahre ich von Tankstelle zu Tankstelle mit auf 230 abgeregelten kmh durch) Weil alle möglichen Assistenten, die sich mittlerweile auch in Kleinwagen finden lassen, bei Strassenglätte im Winter nicht helfen, begrüßte ich einen Austausch im Führerschein: Autobahnfahrt streichen, Schnee-/Eisfahrt erforderlich. Und –
    auf Grund meiner Erfahrungen (viele Notbremsungen) sollten Radfahrer ein Grundzeugnis deutschen Verkehrsrechts ablegen, bevor sie uns unwissend vor die Haube / das Vorderrad gurken.

  • Ich ärger mich über mich selbst, ein bisschen | Der Blog eines Hinsetz-Tragödianten meinte am 20. Februar 2013 um 19:42:

    […] Leseempfehlung stehen. Lest den Blog von Clemens Gleich, Mojomag, und dort besonders den Beitrag ABS ist gefährlich. Clemens bezieht sich dort auf den Dezember/Januar „Linienrichter“, dem Editorial des […]

  • Martin S meinte am 29. Februar 2016 um 22:20:

    Abs ist nicht immer gut.
    Abs am Zweirad ist dagegen immer von Vorteil! Am Auto schalte ich es im Winter hingegen absichtlich durch ziehen der Sic herung ab, denn auf Schnee ist es immer hinderlich! Nur Anfänger und unbegabte wissen nicht ohne ABS umzugehen…

    Wer es nicht glaubt der soll es doch mal probieren auf Schnee zu bremsen. Mit und ohne ABS! Denn ohne ABS schiebt das Rad den Schnee vor sich her. Mit Abs gleitet das Rad nur über den Schnee drüber und bleibt immer auf den rutschigen Untergrund.

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