Asymmetrie: So funktioniert BMWs Design

BMW geht einen eigenen, bayrischen Weg in der Gestaltung ihrer Motorräder. Nach Gesprächen mit den BMW-Designern David Robb (Ex) und Ola Stenegärd (amtierend) traf ich jetzt auch endlich den langjährigen BMW-Design-Verantwortlichen Edgar Heinrich, seit Juni 2012 Leiter des Motorrad-Designs in München. Er erklärt, warum eine BMW aussieht, wie eine BMW aussieht.

Es war eine (vielleicht unfreiwillig) mutige Entscheidung: Zur Präsentation des Power-Nakeds S 1000 R luden die Bayern vor der eigentlichen Präsentation des Fahrzeugs zu einer Gesprächsrunde über Design ein, komplett mit Fragen. Es darf nicht verwundern, dass eine eigentümlich feindselige Atmosphäre herrschte, denn im Grunde lud BMW zur Kritik am ohnehin sehr kritikoffenen Design der R ein. Doch abseits dieser wahrscheinlichen Unvorhergesehenheit war es eine gute Idee von BMW, einmal öffentlich über ihre Gestaltung zu sprechen. Denn ob man die nun liebt oder hasst, eines ist unbestritten: Sie geht ganz eigene Wege. Nicht alle davon erklären sich von allein. Das für Viele Verblüffendste sind die schrägen Lampengesichter bei BMW.

Wider die Ästhetik: asymmetrische Gesichter

Portrait Heinrich
Edgar Heinrich ist seit Juni 2012 Design-Chef bei BMW.

Die erste Frage, die mir schon lange auf den Nägeln brannte, war die nach BMWs Designrichtlinie der absichtlichen Asymmetrie. Die wurde erstmals bei der Gestaltung der R 1150 GS eingeführt, schon damals durchaus gewollt. „Wir standen vor dem Problem, der 1150 ein eindeutiges Design zu geben, das berühmte Gesicht in der Masse“, erklärt Edgar Heinrich. „Gleichzeitig mussten die Maßnahmen preiswert sein.“ Ich möchte hier BMW vor eventuellen Fehlinterpretationen in Schutz nehmen, weil ebendiese Interpretationen in der Gesprächsrunde auftraten: Es geht hierbei hauptsächlich um die Produktionskosten von fertigen Design-Elementen — den Dingen also, die der Endkunde bezahlen soll. Es geht nicht darum, sich die Gestaltungsarbeit zu sparen. Diesen Vorwurf konnte man BMW schon damals kaum machen. Im Gegenteil hilft eine Mehrinvestition in Gestaltung und Ausführung sehr oft, bei den späteren Produktionskosten ein Vielfaches dieser Investitionen einzusparen.

Auf jeden Fall war die 1150 ein Erfolg. Das lag ganz sicher nicht allein an ihrem schiefen Scheinwerfer, es ist sogar eine logisch legitime Theorie, dass sich die 1150 trotz statt wegen Triefauge verkaufte, aber was wichtig war: BMW hatte eine Art marketingtechnische Quadratur des Kreises geschafft: den Topseller, der auf den ersten Blick erkennbar anders aussah als die Masse, anders als die gesamte Konkurrenz. Sie hatten bewiesen, dass Design für den Mainstream so aufreibend sein darf, dass jeder darüber spricht. Außerdem gab es auf einmal ein Markengesicht, auch wenn es eines war, das von der Szene schnell nach Karl Dall benannt wurde. „Heute sind wir froh über die damalige Entscheidung“, so Edgar Heinrich. „Andere beneiden uns um diese Position.“

Das Unerwartete bleibt

Das schiefe Gesicht ist ein interessanter Fall für die Design-Theorie, denn Menschen empfinden gerade Symmetrie in Gesichtern als schön, und die Frontmaske ist das Gesicht eines Motorrads. Darauf angesprochen antwortete Edgar Heinrich: „Das stimmt. Symmetrie ist ein ästhetisches Prinzip in der Gesichtsauflösung. Man muss hier allerdings entscheiden: Was will man denn? Wir wollen herausstechen. Die Symmetrie ist erwartet. Das Erwartete ist schnell vergessen. Das Unerwartete bleibt. Diese Abwägung der Kompromisse ist nie einfach, aber ich denke, wir finden immer eine für uns gute Lösung.“

Vor diesem Hintergrund betrachtet, funktioniert das Gesicht der BMW S 1000 R wie in Bayern gewollt: Es ist unerwartet hässlich. Aber ein Gesicht, das mich bis nachts in die finsteren Träume meiner abyssischen Seele verfolgt, das werde ich nie vergessen. Vor allem, wenn dann auch noch das am Gesicht hängende Motorrad so unerwartet gut ist.

Kommentare:

ältere
  • Marc G meinte am 4. Dezember 2013 um 15:27:

    Das mit der günstigen Lösung an der 1150er nehme ich ihnen gerne ab – zwei unterschiedlich grosse Rundscheinwerfer kann man aus dem Regal nehmen, während der Aufwand, einen individuellen Scheinwerfer backen zu lassen, bedeutend höher ist.

    Aber spätestens an der 1000RR fand ich die ausgiebige Begründung, dass die Scheinwerfer verschiedene Zwecke haben und deswegen auch komplett anders aussehen müssten, einfach nur an den Haaren herbeigezogen. Und ob‘s den Kunden gefällt, sei dahingestellt. Gefühlte 8 von 10 RR‘s haben einen schwarzen Aufkleber um den Rundscheinwerfer. Da ist‘s wohl eher der Fall, dass der Rest vom Mopped gefällt und man halt mit der Frontmaske leben muss…

  • Clemens Gleich meinte am 4. Dezember 2013 um 15:45:

    Sehe ich ähnlich. Der wichtige Punkt bleibt: Die Motorräder verkaufen sich auch mit absichtlich unschönem Design.

  • Phil U meinte am 4. Dezember 2013 um 17:13:

    Ich seh das als (auch marketingtechnisches) Statement zu „Form follows function“. Da möchte jemand zeigen, dass alles getan wird, um in jeder Situation das Optimum zu bringen (Fernlicht leuchtet anders als Abblend). Auch wenn‘s konkret (im Scheinwerferfall) vielleicht vorgeschoben ist, sagt mir das „Wir machen Sachen, die besser funktionieren. Egal, ob‘s wie Karl Dall guckt.“ Oder wie‘s seinerzeit beim Heer geheissen hat „Wolln‘s an Dressman oder an Killer?“

    Und mir gefällt‘s (BMW, nicht der Dall)

  • Andi T meinte am 4. Dezember 2013 um 20:51:

    Ist Design gut, wenn sich der Designer einen drauf abwedeln kann, oder wenn es dem potentiellen „Empfänger“ gefällt? Heute – nach gefühlten 30 Jahren GS als meistverkauftes Motorrad in D – lässt sich dieser niederträchtige Anschlag auf den guten Geschmack natürlich perfekt als geplantes Statement darstellen. Ich denke, eine breite Käuferschicht hat auf so ein Konzept gewartet, und das Aussehen wurde sich dann schön geredet. Ich teile ganz eindeutig die Einschätzung, daß BMW´s „trotz“ ihres Aussehens gekauft werden.
    Ich hoffe, ich komme niemals dahin, ein Motorrad zu kaufen, weil es pragmatisch gesehen „gut“ ist, ich aber beim Öffnen des Garagentors einen Würgereflex unterdrücken muss …

  • Marc G meinte am 4. Dezember 2013 um 21:55:

    Ich musste letztens in unmittelbarer Nähe eines BMW-Dealers eine halbe Stunde Zeit totschlagen, und habe mir die GS angesehen. Objektiv (hätte ich Zeit, um Motorrad zu fahren) würde sie passen: ausreichend Leistung, Platz für zwei samt Gepäck, laut den Tests, die man so liest, eine empfehlenswerte Maschine.

    Aber man muss schon zweimal tief Luft holen. Nicht nur wegen des Karl Dall-Gesichts, sondern weil alles so übertrieben und überflüssig ist.

  • Phil meinte am 5. Dezember 2013 um 9:33:

    Die Evolution des Bayernbarock

  • Rqtreiber meinte am 5. Dezember 2013 um 10:05:

    Die Philosophie von BMW funktioniert jedoch nicht immer wie man an der „Stadt-Uhr“
    R 1200 ST sehen kann – der Grabstein-Scheinwerfer hat das Motorrad fast unverkäuflich gemacht obwohl das Licht was da rauskommt sehr sehr gut sein soll wie der Rest vom Fahrzeug hinten dran… es gibt allerdings auch BMW Eigner, die ihre eigenen Krads noch „hässlicher“ machen… und sich dann über die Reaktionen amüsieren http://www.roesnerundrose.de/2013/08/tag-des-donners-2013-eroffnung-motorradhaus-rosner-fotos/

    Leider gibt es jede Menge sehr gute Motorräder mit mutigen Design wie z. B. die K1 „Zahnpasta-Tube, die 999 Duc …oder die Moto 6.5 usw… alle von der Kundschaft verschmäht.

  • Clemens Gleich meinte am 5. Dezember 2013 um 10:25:

    @Rqtreiber: Heilige Scheiße! Ja, das Original-Design ist doch meistens das stimmigere, auch bei BMW. Über die K1 hab ich vor einiger Zeit den guten Spruch gehört, dass sie jetzt reif sei: „Über eine K1 muss man sich jetzt ja auch nicht mehr schämen. Sie ist fast schon cool geworden.“

  • 3-plus-1 meinte am 5. Dezember 2013 um 16:53:

    Alles Geschwafel (nicht von dir, sondern von BMW).

    Eine BMW – vor allem eine GS – fährt niemand, der sich „ein Motorrad“ sucht, nein, die Klientel ist hier der BMW-Käufer, der neben X5 für sich, den X3 für die Frau und den 1er für‘s Kind nun auch zeigen will, dass er sich „den Testsieger“ leisten kann. Hier geht‘s um zeigen und haben. Designempfinden haben diese Menschen nicht. Ob BMW schön oder hässlich ist, ist völlig unwichtig. Es geht um Prestige und Preis. Solche Leute haben auch die 7er mit Bangle-Bürzel gekauft.

    Hätte BMW kein Motorradangebot, würden diese Leute auch nicht Motorrad fahren. Mit Leidenschaft sind die nicht bei der Sache. Trotzdem sind dies für uns alle die wichtigsten Fahrer in Deutschland, denn das sind Menschen mit Geld, Einfluss und Sendungsbewusstsein. Wenn die ihre GS nicht mehr fahren, weil wir sie mobben, kommt das Verbot des Motorradfahrens in Deutschland schneller als du „Scheisse!“ schreiben kannst. So etwas ist nicht unwahrscheinlich im Land, dass Fahrradhelmpflicht diskutiert und ESP zur Pflicht macht.

    Da greift dann das Zitat „Die Kritiker der Elche waren früher selber welche“. Wer kennt das nicht, Ex-Raucher, die bei anderen dann null Toleranz zeigen (ganz anders als noch-nie-Raucher).

    Aber ganz objektiv betrachtet kann BMW ja auch schön. Die NineT beispielsweise. Nun ja, und wenn wir bei asymetrischen Gesichtern bleiben, gefällt mir die Rockster auch, die ein Bekannter vor etwa 10 Jahren gekauft hat. Es sieht halt nur zum Kotzen aus, wenn eine symetrische Verkleidung montiert wird unter der sich dann – Zwang des eigenen Images – eine asymetrische Lampe versteckt.

  • Winfried V. Berlepsch meinte am 5. Dezember 2013 um 20:13:

    @ 3-plus-1

    Ich möchte widersprechen. Mein Herr Vater hat sich in den 1990er (mit Mitte 40h Jahren nach seiner 1400er Trude eine 1150 GS gekauft. Damit ist er binnen 2 Jahren knapp 45 tkm gefahren, woglgemerkt als Vertriebsmann mit wenig Zeit und einem Auto-km Verbrauch von 50-60 tkm/ Jahr. Er kennt Europas Strassen also und hat in seiner nicht übermässig vorhanden Freizeit die BMW genutzt, wo er nur konnte.

    Im Herzen ist er Chopper-Fahrer, aber eine 500 km Tagestour mit einer Trude, ohne daß Arsch und Kreuz wehtun? Ein 3 Tagestrip nach Italien? Ausfahrt zu zweit? Gepäck?

    Die GS ist, unter bestimmten Gesichtspunkten, DAS Motorrad (bzw. der GOLF). Sie funktioniert, sie ist bequem, sie ist nützlich und sie macht es vielen Menschen einfach. Sie zickt nicht wie eine Ducati, vibriert nicht wie eine KTM, ist teuer im Unterhalt wie eine Triumph. Sie ist außerdem wertstabil und brachte ihm nach den 2,5 Jahren Nutzung und den 45tkm noch >50% des Kaufpreises.

    Es kam wieder eine 1400er Trude. Und Daddy liebt sie immer noch. Aber mit bald 60 sind die Probleme geblieben oder größer geworden: Ergonomie, Soziustuglichkeit, etc.

    Daher kam wieder eine neue GS her, die 1200er Wasserkuh.

    Das Design ist schiach, aber wie bei der S1000RR, der F 800 R meiner Frau oder meinem 1er BMW… Du bekommst das Gefühl vermittelt, für etwas Geld ausgegeben zu haben, daß Dich dafür belohnt. Ich mag Kawasaki, aber eher, weil sie Underdogs sind, nicht weil sie besonders wertig daherkommen. Oder Triumph. Aber was zu rHölle haben sie aus der Daytona gemacht?! Himmel, DAS ist mal gruseliges Design!
    Oder bei Autos: Ich mochte meinen Renault Laguna, aber Haptik und Qualitätsanmutung… Nein, nicht wirklich.

    Insofern würde ich BMW-Fahrer nicht grundsätzlich als „statusgeile Geldsäcke“ ansehen. Den hinter dem exorbitanten Preisen, den Warnwesten-Groupies und z.T. arroganten Händlern verstecken sich tolle Fahrzeuge.

    Deren Design ich übrigens auch nicht schön, aber wenigstens originell finde und das mir allemal lieber ist als so rundgelutschter Italokram à la MV Agusta. Ich mag Gesichter mit Ecken und Kanten, Narben, Spuren des Lebens.
    Symetrische Gesichter wirken auf mich beliebig und austauschbar.

    Den Punkt, daß fröhliche BMW-Motorradfahrer immer noch besser sind, als KEINE-Motorradfahrer unterschreibe ich übrigens. 😉

  • Winfried V. Berlepsch meinte am 5. Dezember 2013 um 20:15:

    Ich entschuldige mit für meine vielen Schreibfehler. Handydisplays sind immer noch nicht ideal.

  • Dirk Klatt meinte am 6. Dezember 2013 um 10:03:

    @Winfried V. Berlepsch: Ich kann da nur zustimmen. Der BMW-Klientel wie „3-plus-1“ den Enthusiasmus in Gänze abzusprechen ist völlig verfehlt. Man schaue sich nur einmal an, wer denn die meisten Kilometer macht. Da sind BMW‘s – und speziell die GS – ganz vorn dabei. Und auch wenn ich kein großer Fan der Marke und ihres „Umfeldes“ bin – die GS ist mir sogar ein Graus – so fahre ich unter anderem doch auch eine BMW, eine R1200R Classic, weil sie eben (fast) alles kann. Ich hatte schönere, schnellere, exklusivere, leichtere Maschinen, aber die größte „Gesamtzufriedenheit“ vermittelt mir bei nüchterner Betrachtung eben diese BMW, die ich nebenbei sogar noch ganz „hübsch“ finde.

  • 3-plus-1 meinte am 6. Dezember 2013 um 11:03:

    @Dirk Klatt

    Die Frage ist, was fährst du für ein Auto? Auch einen BMW? Bei Winfried V. Berlepschs Vater ist es ja so.

    Genau das ist, was ich vermute. Damit hast du auch ein Druckmittel bei Verhandlungen mit der BMW-Werkstatt (die auch immer nötig sind). Wer da drohen kann, dass der Nachfolger des 5er ein Audi A6 wird, der erhält auch mal eine kulante Behandlung. Gleiches gilt natürlich für die Inhaber kleiner Betriebe, die einen entsprechenden Fuhrpark unterhalten, wo auch BMW dabei ist.

    Bei Fahrern, die aber die Kombination aus ÖPNV und Motorrad im Sommer oder „Winterhure“ – also ein praktisches, billiges Auto im Winter – zum teuren Motorrad im Sommer fahren, stößt man bei BMW eben auf Granit. Da zahlt der Kunde alles selber und wird trotzdem zuletzt behandelt. Er hat ja kein Druckmittel. So etwas kann es bei Yamaha, Kawasaki oder Triumph gar nicht geben und auch Suzuki erwartet nicht, dass man zusätzlich zum Mopped ein Auto aus deren Konzern fährt.

  • Dirk Klatt meinte am 6. Dezember 2013 um 11:25:

    @3-plus-1: Nein, ich fahre keinen BW-Pkw. Im Sommer eine anderes Fabrikat meist offen und im Winter und für‘s Grobe Peuget 208. Meine BMW habe ich von einem Händler, der nur mit Mopeds handelt. BMW und Triumph…werd immer korrekt behandelt.

  • Frank Kemper meinte am 6. Dezember 2013 um 14:28:

    Ein paar Anmerkungen zu der Diskussion bislang:

    1. Nicht nur das BMW-Design polarisiert, sondern auch die Marke BMW. Sie wollen nicht everybody‘s darling sein, weil sie das auch gar nicht können. Sie bauen Produkte für Leute, die sagen wollen „seht her, ich fahre eine/n BMW, weil ich mir das leisten will und kann, und eure Armut kotzt mich an“. Mit dem Business-Approach hat es eine Marke Apple weit gebracht – und eine Marke Kia wird es nie so weit bringen. Und mit Leuten, die BMW grundsätzlich scheiße finden, braucht man sich nicht über BMW-Design unterhalten, weil die es ja sowieso nicht kaufen wollen.

    2. Für mich markiert die R1150 GS den Übergang von Ingenieurs-Motorrädern zu Design-Motorrädern. Vorher hatte alles an einer BMW einen Nutzen, dann erst kam die Form. So ein freifliegendes Heck, wie heute jeder Yoghurtbecher hat, hatte eine R75/5 nicht, weil da hätte man sich ja bei Regen die Klamotten eingesaut. Dagegen ist der Schnabel der R1150 GS (und an der Vorgängerin) ein reines Design-Teil ohne echten Praxisnutzen. Und wie komplex gutes Design ist, sieh man daran, das eine R1150 ohne diesen Schnabel aussieht wie gegen eine Wand gefahren.

    3. Auffallen ist wichtiger als schön sein – diesen Grundsatz sieht man in meinen Augen perfekt beim neuen Elektroauto i3. Der is‘ so schiach, da haben die sogar auf den an sich bei BMW-Autos zwingend vorgeschrieben Hofmeister-Schwung an der hinteren Seitenscheibe verzichtet. Für die im Zickzack mäandernde Gürtellinie zwischen A- und C-Säule gibt es keinen technischen Grund, und optisch soll das wohl nur eins: anders sein. Hätte BMW den i3 nach Audi-Kriterien gestylt, dann wäre ein ebenmäßiger, langweiliger A2 rausgekommen. So ist ein „Seht her, ich fahre das neue Carbon-Elektroauto von BMW, ich bin reich, LOHAS und cutting edge!“ Auto rasugekommen – von dem wohl jetzt schon die halbe Jahresproduktion 2014 verkauft ist.

  • Frank Kemper meinte am 6. Dezember 2013 um 14:34:

    Ach ja, ich hatte lange Zeit einen der schönsten BMWs ever, das E30 Cabriolet, gestylt von Ro80-Desingner Claus Luthe. Aktuell fahre ich eine BMW R1100GS, die aber weder bei BMW gekauft wurde noch dort gewartet wird. Eine Beziehung zwischen Auto und Motorrad gab es händlerseitig nie.

  • Dirk Klatt meinte am 6. Dezember 2013 um 15:25:

    @Frank Kemper: Sie bauen Produkte für Leute, die sagen wollen „seht her, ich fahre eine/n BMW, weil ich mir das leisten will und kann, und eure Armut kotzt mich an“.

    Was redest Du da für ein Sche…. Du meinst also allen Ernstes, jeder der ein BMW-Produkt fährt/kauft will anderen zeigen, was er sich leisten kann und andere nicht? Gilt wohl am ehesten für Leute, die eine 1100‘er GS aus 3. Hand fahren und ein bisschen mittun wollen…

    Und über Geschmack lässt sich ja trefflich streiten, aber es wird sich kaum eine Mehrheit finden, die eine GS 1150 schöner als den 1150‘er Roadster empfindet…

  • Phil meinte am 6. Dezember 2013 um 15:47:

    Nein Frank, der i3 ist des allererste akzeptable BMW-Auto seit ganz langer Zeit, waehrend saemtliche anderen Autos dieser Marke jeglicher Beschreibung spotten. Sinnlose Batmobile mit 2m langen Motorhauben und hecklastigem Design. Grausig.

    Das grosse Interesse am i3 entsteht m.E. nicht allein aus dem Antriebskonzept, sondern weil genau dieses Auto mit bisherigen BMW-Paradigmen bricht, und insofern erstmals Leute auf BMW bringt, die das bisherige typische BMW Design als unbrauchbar beurteilt haben.

    Der i3 ist der einzige und erste BMW, den ich mir kaufen wuerde, wenn ich die Kohle haette. Und das nicht nur, weil er elektrisch ist.

    Ein bisschen aehnlich ist es mit deren eigenbroetlerisch gestalteten Mopeds.
    Die ganz wenigen Modelle, die mir persoenlich gefallen haben sind zudem schnell wieder vom Markt verschwunden. Die beste mir bekannte BMW bisher war die XChallenge. Und gekauft hab ich die damals deshalb nicht, weil der Haendler mich nie zurueckgerufen hat.
    Tja, leider verloren.

    BMW bewegt sich bei der Motorradgestaltung in einem seltsamen Kraftfeld zwischen altbackenem klotzigem teils groteskem Design („Bayernbarock“, der gusseiserne Boxermotorblock, die ausladenden Verkleidungen, allein schon das BMW Logo, das „Dakar“-Karo und weitere unpackbare Farbvarianten, dann der graessliche Schnabel, die riesigen Fasstanks) vs. verkorkstem Raumschiffdesign (Starwars-Ruecklicht, Clemens‘ „Tentakelgesichter“ usw.).

    Dazwischen tummeln sich immer wieder brauchbare Elemente, interessante Neuerungen, technischer Fortschritt, aktuelle Technik, also Dinge, die ich sehr gerne haben wollte.

    Zum Glueck sind inzwischen viele andere Hersteller aus ihrem komatoesen Zustand aufgewacht und bieten ihrerseits Innovationen an, bei denen BMW nicht mit kann oder bestenfalls gleichwertig ist, bei dann allerdings BMW-Preisniveau.

    Meine zwei Mopeds sind keine BMWs, erfuellen fuer mich aber auf meine Weise alle der oben im Thread genannten angeblich BMW-typischen Zwecke, dazu aber noch viel mehr.
    Und sie gefallen mir, da sie auf eigenbroetlerische und altbackene Designloesungen verzichten.

  • Andi T meinte am 6. Dezember 2013 um 17:28:

    Ähm geht es hier noch um das bewusst asymmetrische Design-Mantra bei BMW-Motorrädern?

    Ich bin mir gar nicht sicher, daß es bei BMW eine strukturelle Durchlässigkeit zwischen PKW- und Motorraddesign gibt. Aber eines zeigt (mir) die Diskussion relativ eindeutig: Kein einziger BMW-Fan oder Befürworter gibt zu Protokoll: Ich finde das Frontdesign super. Ich wollte mir eigentlich die XYZ kaufen, aber ich fand die Front von der GS (…) so geil, da musste ich die BMW nehmen. Oder habe ich da was überlesen? Eher nicht.

    Es werden halt andere Kauf(oder Gutfind-)motive angeführt. Die will ich auch niemanden ausreden. Aber da es ja nie eine zweite neuzeitliche GS-Linie (kann auch durch andere Modelle ersetzt werden) mit „ansehnlichem“ oder schlicht symetrischen Frontdesign gab, können wir hier auch keine objektiven Vergleiche ziehen, ob die sich nicht vielleicht deutlich besser verkauft hätte und daher dem BMW-Designer seine Argumente im Hals stecken geblieben wären.

  • Clemens Gleich meinte am 6. Dezember 2013 um 17:39:

    Ich glaube auch, dass BMW mit einem symmetrischen Design genausogut oder besser verkauft hätte. Das zeigt sich ja auch bei den Autos. Wenn es ein Auto gibt, dessen Design genausogut aus Korea kommen könnte (aktueller 1er), dann hat das keine messbaren Auswirkungen auf den Verkauf, solange die Marke der A-Kaufgrund ist. Ich will den BMW unter den Kompakten, Punkt. Ich führe dann B-Argumente wie das Fahrwerk an. Das ginge bei Motorrädern meiner Meinung nach ganz genau so. Erstaunlich finde ich trotzdem, dass sie ein hässliches Design gefunden haben, das ihren Drang nach Einzelstellung befriedigt und trotzdem die Kunden nicht abschreckt. Ist doch eine gute Situation.

  • Dirk Klatt meinte am 6. Dezember 2013 um 18:26:

    Mit der RnineT werden sie auch noch neue Käufer erreichen….die, die auch auf Ästhetik Wert legen ….kaufmännisch machen sie alles richtig ….

  • Winfried V. Berlepsch meinte am 7. Dezember 2013 um 22:20:

    @3-plus-1
    Mein Papa fährt aktuell VW Passat, da Dienstwagen. Es besteht keine Verbindung zwischen Auto und Motorrad und ich kann Dir aus Erfahrung sagen, daß Du KEIN Druckmittel hast, nur weil Du ein Auto UND ein Mopped von ihnen kaufst. Das sind, selbst wenn sie im selben Haus sind, zwei unterschiedliche Abteilungen und BMW bemüht sich seit einigen Jahren, diese Rabattschlachten und Preisnachlass-Orgien nicht mehr mitzumachen. Zumindest nicht in dem Rahmen, in dem es andere Herrsteller machen und deren Restwerte bei Gebrauchten entsprechend aussehen.
    Ich habe einen 1er BMW, meine Frau die BMW F 800 R und ich schiele neben 1290er Duke auf die S 1000, sowohl R als auch RR, je nachdem, was mich nächstes Jahr überzeugt.

    @Dirk Klatt
    BMW fahren vor allem Leute, die es sich leisten wollen/ können, mehr Geld für ein Auto/ Motorrad auszugeben. Es geht damit nicht unbedingt einher, daß man andere Menschen wegen „Armut“ herabsetzt, aber interessanterweise wird man gerade von solchen Leuten angefeindet, die ihr Geld für andere Dinge ausgeben, Menschen aber für ihren Fokus auf ihre Fahrzeuge kritisieren

    @ Frank Kemper
    BMW E30 Cabrio mit Sechszylinder und Alpina Felgen. Ein Traum. Der Backstein auf Rädern. Eines der schönsten Autos, die jetzt Oldtimerstatus erreichen.

    Clemens widerspreche ich übrgens weiterhin: das Design des 1er BMW ist nicht Korea, die lutschen alles rund und diese komischen Triefaugen des BMW sind, wie ich finde, nah an der Motorradlinie. Auch die BMW-Kopie aus Stuttgart ist nicht Korea, auch wenn die „runder“ ist.

    Aber zurück zur Symetrie: Vermutlich, sogar wahrscheinlich, würden sich BMW Moppeten auch mit einem gefälligeren Design verkaufen. Andererseits kann das schnell beliebig, oder nach einigen Jahren langweilig sein – von wem kam hier mal das Beispiel Renault? 2 Jahre lang modern, dann öde?

    Das schöne am BMW Design ist außerdem, daß es mehr dem Prinzip Form folgt Funktion als irgendwelchen Modetrends folgt. Zumindest im Vorbeigehen erscheint es mir so. Und trotzdem ist es durchgestylt, siehe die Linienführung der S 1000 R/ RR. Oder die Auspuffgestaltung. Sie ist vielleicht nicht perfekt, aber als ich mir mal wieder die Kawasakis angesehen habe, ist mir direkt mein Frühstück aus dem Gesicht gefallen. Oder dieses gruselige Konstrukt an der 1290er?
    Hunderte Designer kritzeln da ihre Entwürfe zusammen und die Tüte muss dann wie drangesch*ssen aussehen?

    Zudem ist das BMW Design relativ zeitlos. Eine 1150 GS sieht immer noch „modern“ aus, wenn man sich heute eine Triumph Tiger, eine V-Strom oder wie sie heißen daneben stellt… nun ja, ist wohl Geschmackssache.

    BUELL hat vermutlich auch keinen Schönheitswettbewerb gewonnen, aber die sehen aus wie Motorräder für den freundlichen Holzfäller aus den Rockys. Und klingen auch so wie einer.

  • Alexander meinte am 8. Dezember 2013 um 14:04:

    @Winfried V. Berlepsch:

    „Andererseits kann das schnell beliebig, oder nach einigen Jahren langweilig sein – von wem kam hier mal das Beispiel Renault? 2 Jahre lang modern, dann öde?“

    — Stimmt, das Problem hat man mit dem Design der S1000R nicht. Das wird auch in 10 Jahren noch grausam grotesk aussehen. 🙂

  • Dirk Klatt meinte am 8. Dezember 2013 um 18:34:

    @Winfried V. Berlepsch: Ich weiß nicht, ob das Theoriesieren uns viel weiter bringt. Ich weiß nur, dass mein Blick beim Gang durch den BMW-Showroom selten irgendwo mit Wohlwollen hängen bleibt. Ausnahme die Roadsterboxer ….und bald die RnineT. Ganz anders bei den Italienern. Trotzdem fahr ich u.a. auch eine BMW.

  • Alfred Lockinger meinte am 9. Dezember 2013 um 12:42:

    selten aber doch schaffe ich es nicht einen artikel fertig zu lesen. nicht deshalb weil er nicht gut geschrieben wäre, sondern weil sich unendlich viele floskeln des unnötigen designfuzzis darin aufhalten, die einfach nicht lesenswert sind. leider kann man recht oft vom erscheinungsbild (des wichtigen schwafflers von design) auf seine/ihre werke schließen. in anbetracht dessen ist die bmw ja nich sehr hübsch ausgefallen.

  • 3-plus-1 meinte am 9. Dezember 2013 um 18:10:

    @Frank Kemper
    „Sie bauen Produkte für Leute, die sagen wollen „seht her, ich fahre eine/n BMW, weil ich mir das leisten will und kann, und eure Armut kotzt mich an“.“

    Ja, das denke ich auch – und finde viele Fahrer damit furchtbar. Die wollen einfach nur den „meistverkauften Testsieger“. Zum Vorzeigen. Das Problem ist nur, dass so eine R 1200 GS (am Besten auch noch als Adventure) nun mal eine der Maschinen für große Menschen ist.

    Wenn ich dann aber die kleinen Fahrer darauf sehe – tiefer gelegt und abgepolstert – sieht das aus wie ein Tourist zwischen den Höckern des Kamels. Das kommt mir vor, wie Rezepte der Hanse aus dem Mittelalter: Völlig verpfeffert und versalzen, nur um zu zeigen, dass man es sich leisten kann.

    Ich hoffe VW schafft es, nach dem Ducati-Kauf, diese kleinwüchsigen „Macher“ zumindest auf die Multistrada zu holen. Sollte vom Image ja auch genügen, sieht nur nicht ganz so bekloppt aus.

  • Dirk Klatt meinte am 9. Dezember 2013 um 19:27:

    @3-plus-1: Die Kleineren sollten R1200R fahren ….die kann alles, was ne GS kann, sieht bloß viel besser aus ….leider hast Du ein bisschen recht …zu viele F. K. Auf BMW. ….

  • Volker meinte am 14. Dezember 2013 um 11:30:

    Hallo!

    @Phil: Gott Sei Dank nicht „nur weil er elektrisch ist“ sondern vielleicht „trotzdem er elektrisch ist“. Denn die reaktive Öko- und Elektrogehirnwäsche von BMW und anderen Spätentschlossenen finde ich …ähm… „leidlich amüsant“.

    Klick mal http://www.bmw.de/de/neufahrzeuge/bmw-i/i3/2013/start.html an und versuche an ein paar technische Details des i3zu kommen. Selbst in der Rubrik „Alle Fakten“ muß ich mir erst den PDF-Flyer herunterladen. Und dann gib Dir einfach http://www.bmw.de/dam/brandBM/marketDE/countryDE/newvehicles/allfacts/catalogue/flyer_der_neue_bmw_i3.pdf.download.1380198722061.pdf.

    Unvoreingenommen.

    Für diejenigen, die bei all dem Gelaber und den bunten Bildchen schon kurz vor dem Gehirninfarkt stehen: „Alle Fakten“ befinden sich auf der vorletzten Seite des Flyers. Daraus (im frivolen Vergleich mit meiner Vintagedose, dem anderswo als „olympischen Alptraum“ bekannten A3, in dem ich erst kürzlich wieder 1.2k€ für eine Zylinderkopfdichtung versenkt habe):

    Leergewicht: 1195kg, 1315 mit Range Extender (Audi A3 8L: 1165kg)
    Maße: LxB=4000x2039mm^2 (A3 8L: 4254x1735mm^2. „Kleinwagen“? WTF?)
    Spitzenleistung: 125kW (A3 8L: 74kW)
    Reichweite: 150km (A3 8L: 700km)
    CO2 auf 100km: 0kg/100km (Haha. Sagen wir 5kg. A3 8L: 18kg)
    Vmax: 150km/h (A3 8L: 200km/h, GPS-gemessen)
    Ladezeit: 5h auf 80% (A3 8L: 5 Minuten auf 100%)
    Basispreis: 35k€ (A3 8L: 22k€, inflationsbereinigt)

    Die CO2-Bilanz könnte ich jetzt durchaus überschlagsweise herrechnen und zu dem Schluß kommen, daß man sicher 40Mm, eher aber 80Mm mit dem i3 zurücklegen muß, um die Altkarre auszuspielen, will die Sache aber nicht überstrapazieren.

    Decide yourself, bzw. Fazit:

    WENN Du ein neues Auto brauchst UND der i3 alles hat, was in Deinem Lastenheft steht (z. B. Platz, Kofferraum, AHK, Reichweite, Verbrauch), DANN solltest Du einen i3 kaufen und nicht ein
    konventionelles, gleichartiges Konkurrenzprodukt. Ich bin allerdings gespannt, ob der durchschnittliche A3-Golf-BMW Einser-Astra-Kunde zum i3 greift. Denn dem ersten Bild im Prospekt zufolge sieht mir die Kiste eher wie ein Kleinwagen der Audi-A1- und VW-Up-Klasse aus.

    Bleiben wir also lieber beim Design. Und der Kundschaft, die BMW kauft, weil sie halt schon immer BMW gekauft hat, vermutlich _trotz_ des Designs, das freilich unschwer auf die Herkunft hinweist – ein cleverer Schachzug der Marketingabteilung, ganz ohne Frage.

    Die reumütigen Konvertiten (d. h. weg vom oder hin zum weißblauen Propeller) möchte ich nämlich alle mal persönlich kennenlernen und ohne romantische Verklärung über Beweg- und Hintergründe sprechen. Ich stimme mit Dir übrigens überein, finde die xChallenge und insbesondere die 450X ziemlich gut. Sind wir schon zwei potentielle Nicht-Kunden mit dieser Hädikanntiwari-Aussage. 😉

    Viele Grüße,
    Volker

  • BMW R nineT: Kräder mit Bärten | MoJomag meinte am 13. Dezember 2014 um 15:45:

    […] einen Unterschied machen möchte) so gut zusammen, dass es jedem auffallen muss. BMW-Designchef Edgar Heinrich kam zur Neuanstellung Olas damals mit den Worten zu Roland: „Jetzt habe ich einen Designer, […]

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