„BMW ist Gott.“

Die Überschrift ist der mit Wachsmalkreide auf Rechenpapier geschriebene Text eines mir unvergesslichen Leserbriefs. Solche Verzückungen gibt es ansonsten nur noch bei Harley-Fahrern. Beiden Marken ist gemein, dass sie der Haupt-Kaufgrund für die damit belabelten Produkte sind. Man möchte nicht das bedürfnisoptimale Zweizylinder-Naked-Bike, sondern man möchte die BMW dieser Klasse, die F 800 R, und scheiß auf den Mehrpreis. An einer starken Marke gibt es viel Geld zu verdienen, aber wie wird eine Marke überhaupt stark? Es sind ganz sicher nicht die Produkte allein, sonst hätte Harley den Verkauf von ab-Werk-Rostlauben längst einstellen müssen.

Ich glaube, die Antwort liegt in der klassischen, schwer greif- oder gar messbaren PR-Arbeit, und mein Grund für diesen Glauben ist die Liste meiner letzten Artikel. Warum sind die alle über BMW? Eigentlich liebe ich doch KTM, liebe genug, um dort viel Geld zu lassen. Allerdings ist die Liebe zu KTM eine frustrierend unerwiderte. Wochen vergehen, in denen ich mich am Telefon verzehre, weil die Liebste in Mattighofen einfach nicht rangeht. Die Hoffnung auf Rückrufe habe ich ganz fahren lassen. Solche Bagatellen können ein entflammtes Herz natürlich nicht löschen. Es wird immer orange glühen wie ein Krümmer auf dem Prüfstand. Allerdings verbringt der in seinem Wesen ja promiske Redakteur dann seine Freizeit mit anderen Herstellern, und zu jeder Zeit hat er allerliebste Einladungen einer unternehmungslustigen Dame im Dirndl vorliegen, die stets gut zu erreichen ist.

„Komm, fahr mal die neue GS!“, ruft sie. Mm. GS. Woaß ned. „Ich hab eine Überraschung für dich, wenn du kommst: einen neuen Rucksack, so ähnlich gemacht wie dein Lieblingsrucksack. Den würd ich dir gern mal zeigen. Und es gibt Bier.“ Oo! Ich bin um 11 Uhr da! Und jetzt Garmisch: „Wir feiern wieder! Kommste? Kommste? Kommste? Ich fänd das total nett. Es gibt Bier.“ Also fuhr ich nach einem Umweg durch die Alpen ans Bierzelt am Hausberg mit einem BMW-Rucksack im Test. Und was mich an Garmisch schon das erste Mal, als mich jemand dort gegen Bezahlung hinschickte, auffiel: Es ist einfach eine richtig gute Feier für alle Altersgruppen. Es gibt einen Lagerfeuergitarristen für ruhige Feuerfans wie mich. Es gibt die Halligalli-Band im Bierzelt für grölende Prolos wie mich. Man kann BMWs fahren, auch auf der Mountainbike-Strecke. Es gibt Grillhendl. Es gibt Bier. Es gibt einen Effekt: Man fühlt sich ohne BMW ein bisserl deplatziert neben der König-Ludwig-lackierten Fan-Kuh. Karl-Dall-Gesichter werden plötzlich normal. Natürlich gebe ich als Bayer einen emotionalen Vorschuss, aber dass der nicht relevant ist, zeigen die ästhetikbewussten Italiener, die dort zuhauf in gut sitzenden Stoffen tief in die Triefaugen ihrer geliebten Propellermaschinen gucken.

Diese Beispiele zum Thema „Wie PR eine Marke stärkt“ sind gleichzeitig eine aufwendig ausgefeilte Rechtfertigung, dass ich jetzt wieder was von BMW teste, nämlich den beschriebenen neuen Rucksack:

Der ist echt gut geworden.

Kommentare:

ältere
  • Dirk Klatt meinte am 9. Juli 2013 um 13:41:

    Auch wenn ich‘s nicht erklären kann, ich mag die Marke BMW eigentlich nicht und trotzdem fahre ich eine, eine R1200R Classic. Zum Beispiel die GS (meist auch ihre Fahrer mit Klapphelm, Warnweste und St… im A….) und die andere Plastikkreationen aus Spandau , machen mir Übelkeit. Auch die „aalglatte“, politisch so korrekte Werbung und die Händlerschaft sind mir nicht sonderlich sympathisch. Früher, als keiner BMW wollte, so zu /7, Zeiten war ich einer echter Fan der Marke und unter meinesgleichen – alles CB-, Z900- und Wasserbüffelfans, der krasse Außerseiter (….vergiss nicht ‘ne Fahrradklingel zu montieren …und ähnlicher Hohn).
    Ich hatte so imagemäßig also so meine Schwierigkeiten beim Kauf einer neuzeitlichen BMW. Aber die R1200R ist nun einmal ein wirklich verdammt gutes Motorrad und wenn ´man will, auch noch vergleichsweise puristisch, so wie ich‘s mag. Und als Fan luftgekühlter potenter Zweizylinder wird die Wahl dann schon eng, wenn Ducati aufgrund fortschreitender Hüftathrose langsam entfällt. Also, ich glaube es ist nicht nur PR, sondern es sind auch gute Produkte die BMW erfolgreich machen …oder sollten die mich doch so subtil manipuliert haben??? Wer übtigens noch eine schöne /6/7 bei seinem Opa in der Scheune stehen hat und damit den Pflegedienst für den alten Herrn mitfinanzieren möchte, bitte melden! Bin nach wie vor interessiert 🙂

    • Clemens Gleich meinte am 9. Juli 2013 um 14:08:

      Dass das Produkt „gut genug“ sein muss, ist Pflicht. Schöne Details oder gute PR sind dann Kür. Und wenn Dir die R gefällt, schau Dir deren „Classic“-Lackierung an, die ich gelungen finde.

  • Dirk Klatt meinte am 10. Juli 2013 um 10:58:

    @Clemens Gleich: Ich fahre
    die R1200R in der schwarz-weißen Classic-Lackierung und mit Speichenrädern …ich weiß, Folklore, aber mir gefällt‘s.

  • Clemens Gleich meinte am 10. Juli 2013 um 11:01:

    Geschmackvolles Krad, guter Mann!

  • Dirk Klatt meinte am 11. Juli 2013 um 11:00:

    @Clemens Gleich: ….und nächsten Samstag fahre ich in Niebüll die 690‘er Duke Probe ….bin mal gespannt ….leider nur wenig Kurven da …meist schnurgerade hinterm Deich…

    • Clemens Gleich meinte am 12. Juli 2013 um 10:10:

      Da oben am Deich nervt die Duke mit ihrem Gerappel wahrscheinlich nur. Komm damit lieber auf die Alb, in den Schwarzwald, die Vogesen oder die Alpen.

  • Dirk Klatt meinte am 12. Juli 2013 um 14:42:

    @Clemens Gleich: ….gern, ich schau ‚mal, ob der Händler mit ‘ner etwas verlängeren Probefahrt einverstanden ist…. 😉

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