Zukunftsdeuterei ist ein undankbares Geschäft, das die meisten Deuter als Deppen hinter sich lässt. Früher haben sie uns Raketenrucksäcke versprochen, fliegende Autos, finstere Konzern-Diktaturen und nur das letzte davon ist Alltag geworden. Mit dem VW XL1 ist für mich ein seltsames Stück Retro-Zukunft direkt aus den Achtzigern aufgeschlagen. Es ist eines dieser Hocheffizienzautos mit Energierekuperation aus Pupsgasen und generell der langweiligsten Weltraumtechnik im ganzen Weltraum. Die VW-Pressemeldung hier mit Details. Viel krasser als die angepeilten Verbrauchswerte von unter einem Liter auf 100 km finde ich jedoch, wie frappierend er dem Volkswagen ähnelt, den ich zur Zeit der schlimmen Neunziger fuhr — ohne Führerschein in meiner Phantasie. Keine Ahnung, ob VW sich Inspiration aus trostlosen Cyberpunk-Welten geholt hat oder sich die Cyberpunk-Autoren trostlose VW-Konzepte angesehen haben oder ob gar diese Hocheffizienzweltraumpupskisten einfach der Methanschlüpfrigkeit halber so aussehen müssen, der XL1 hat jedenfalls einen Anfall von Nostalgie ausgelöst.
Um ein verrückter Wissenschaftler zu werden, muss man ein Larvenstadium als Hirni hinter sich bringen. Dazu gehört auch, Shadowrun zu spielen. Ich spielte einen Rigger, das ist jemand, der sich ein sackteures Neurointerface hinter die Hirnrinde spaxen lässt, nur damit er schneller fahren kann. Ich hatte das „Rigger Black Book“, den einzigen Autokatalog, aus dem ich mir wirklich was leisten konnte, denn echtes Geld gab es in den Neunzigern noch nicht. Zumindest hatte ich keins, nachdem man die für Shadowrun nötigen gekauften Biere abgezogen hatte. Im Black Book war der „Volkswagen Elektro“ wie er glaube ich hieß drin, und den fuhr ich dann einmal für ein Drive-by-Shooting, denn damit verdienten wir damals unser Geld für neue Autos. Es war eigentlich ein beschissenes Auto dafür, weil wir das Dach abflexen mussten, um die großen Kanonen überhaupt unterzubringen, deshalb haben wir es nach dem planmäßigen Blutbad angezündet.
Selber kaufen wollte ich die Eule nicht, denn erstens war sie gefährlich nahe am Nissan Jackrabbit, den einer aus unserer Runde seiner tragischen Impulskontrollstörung wegen immer on sight zwanghaft vernichtete, und zweitens sah/sieht der VW einfach wie ein Zäpfchen aus. Nein, selbst hatte ich eine Rolls-Royce-Phaeton-Stretchlimo mit intravenösem Gin-Tropf und serienmäßiger Vollbenuttung, drei identische, aufgekokste Supersportwagen (Eurocar Westwind) zum zu Schrott fahren, eine Yamaha Rapier (für die Stadt mit Radarstörer, Pistolen und Schwerthalter) und schließlich hatte ich ein echtes Liebhaberstück, einen Ferrari Appaloosa. Das war ein dreiachsiges Geländegeschoss für den Militärgebrauch mit Geschützturm, das ich über haarsträubend illegale Kanäle ergattern konnte und fortan hütete wie einen Augapfel mit Waffen dran. Finanziert haben wir diesen Fuhrpark damals über eine erschreckend erfolgreiche Verbrecherkarriere.
Lasst uns also hoffen, dass VWs Rektalmedizin nur der Anfang eines Streaks ist, lasst uns hoffen, dass Ferrari, ausgehend von ihrem neuen „Four“, endlich die Ästhetik von Geschütztürmen erkennen, Rolls Royce den Komfort besoffener Nutten als Sitzleder und Yamaha die Notwendigkeit von Täuschkörperwerfern im Berufsverkehr. Ich fange zwischenzeitlich schonmal die Verbrecherkarriere an.
Hell Yeah!
Für mehr Shadowrun auf Bundesdeutschen Straße des Jahres 2011ff
Lass uns eine Go-Gang gründen und Autobahn-Duelle ausfahren. Der Verlierer darf ein Schlagloch flicken.
Vollgaaaaaaaaaaaaaz
Gebucht! Ich hol schon mal meine Monofilamentschneider aussem Keller und tacker deren Halter an die Mille!
[…] schreibt: Der VW XL1 kann bedeuten: Ferrari Appaloosa! (https://www.mojomag.de/2011/01/der-vw-xl1-kann-bedeuten-ferrari-appaloosa/) Den Jungs ist der XL1 wohl einfach zu […]
Ich nehme zwei Monifilamentpeitschen bei Geschicklichkeit 2 und fehlender Beidhändigkeit (Regeln von 3.01D) und hantiere damit immer im dichtesten Verkehr. Das wird ein Spaß.