Die Entdeckung der Langsamkeit

2010, Großglocknerrückreise, Toby wundert sich: „Die ganze Zeit, die wir in den Alpen gefah­ren sind, hat nie­mand ver­sucht, sich mit uns zu batt­len.“ 2013, Isle of Man: Die Polizei lobt ausdrücklich, wie umsichtig gefahren wurde. Das kann viele Ursachen haben, es wurde aber vorgestern am Telefon von einem Dortgewesenen präzisiert: „Was mich echt irritiert hat: Wie die da geschlichen sind dieses Jahr! Zwei Finger breite Angstränder auf Panigales! Das war als wir da waren wirklich noch ganz anders.“ Das ist richtig. Als wir da waren, lagen die Schafswiesen in knusprig ausgebrannten Furchen von den im Mountain Course abgestiegenen Touris. Ein Kollege wollte jemandem helfen, der soeben gestürzt war. Das Opfer krabbelte verwirrt die Wiese hoch und behauptete: „Good racing, eh?! Good racing.“ Es war für ihn selbstvertändlich, dass jeder mit einer Kawa-Zehner dort zur „Erzielung einer Höchstgeschwindigkeit“ (gegen ihn!) antritt. Ich erzähle das, weil es nicht das Gelaber der Opas vom Kriech war am Telefon, sondern wir sprachen von 2007. Jetzt mal unabhängig, wie man das findet: Irgendetwas ist im Gange. Irgendetwas macht uns langsamer.

Änderungen laufen nicht linear ab, sondern meistens schleicht sich eine Entwicklung so langsam an, dass wir sie vernachlässigen. Jaja, haben wir verstanden, kümmern wir uns am Sanktnimmerleinstag drum. Wenn die Entwicklung dann vernachlässigt ist, bricht sie hinterhältig, überfallartig über uns Eingelullte herein wie ein Terrorangriff dieser Tierschutzschlampen in der Fußgängerzone. Beispiel Musikindustrie. Beispiel Filmindustrie. Beispiel Fachmagazine und Zeitungen. Und eben die Motorradfahrerszene. Ausgestreckte Fühler zeigen, dass in kurzer Zeit die übliche Geschwindigkeit stark gesunken ist, dass hierzu ganz andere Motorräder gekauft werden. Weil das so schnell geht, können die Gründe nur teilweise demographisch sein. So schnell altern wir auch wieder nicht. Nein, es muss gesellschaftliche und emotionale Gründe geben.

HP4 in Jerez
Toby fährt Motorrad. Zeigen wir das Bild vielen Motorradfahrern, werden wir erstaunlich viel Ablehnung finden. Das ist doch viel zu schnell. So eine Rakete, ach!, die kann doch nur Elektronikrhabarberrhabarber …

Denn je besser es einer Gesellschaft geht, umso höher ist das generell erwartete Sicherheitsniveau. In Deutschland denkt der typische Bürger schon seit langer Zeit, dass er eine Art Anspruch auf ein Vollkaskoleben hat. Auf seine eigene Art findet man das auch in Amerika oder jeder anderen der reichsten Nationen. Man findet es in der Abwanderung der Sportfahrer auf die Rennstrecken („ich fahr überhaupt keine Landstraße mehr“). Man findet es in der Abwanderung ehemaliger Motorradfahrer zu den Dschobbrn. Man findet es im dummen Spruch „Ich fahre kein Motorrad, denn wenn ich fahren würde, wäre ich SO SCHNELL, dass ich an meiner eigenen Wildheit sofort stürbe. Ich geiler Hengst.“ Mark reizt dieser Spruch übrigens zu Gewaltphantasien. Man findet es in den Gesichtern der Gesprächspartner, die gerade gehört haben, dass man nicht in einem Tiguan, sondern auf einer Ducati Streetfighter angereist ist. Motorrad! Igitt. Dass es DAS noch gibt! Unerhört. Das wär ja nix für mich. Da bin ich auch viel zu wild dazu in meinem Tiguan. Miaoowwrr!

Vor allem jedoch merkt man die Ablehnung mehr und mehr in einem leisen Angewidertsein der Anderen. Ein Schnitt der Gesellschaft findet Motorradfahren asi. Wenige geben es gern (oder überhaupt) zu, aber der Druck der Gesellschaft ist schwer ausschlaggebend für Entwicklungen. Und so passt sich ein großer Teil der Motorradfahrer vorauseilend an den Gesellschaftswillen an. Sie weisen auf ihre grellen Westen hin, auf Sicherheit, die schöne Natur und ihren nachhaltigen Umgang damit. Ihre Diversion verbraucht nur zehn Liter im Jahr! Sie fahren immer langsamer, immer seltener, sie suchen das Gespräch mit den Angewiderten. Kurz gesagt: Sie werden mittelfristig das Hobby beherrschen (was sichtbar ist), weil sie sich am besten angepasst haben. Sie werden jedoch genau deswegen langfristig das Hobby verlassen, weil sie sich eben letztlich an eine Ablehnung des Krads anpassen. Ein Kind so eines Menschen empfindet das Motorrad bestenfalls als eine öffentliche Peinlichkeit der Eltern.

Was heißt das nun für uns? Aktuell merken wir, dass die Anpassenden mehr werden und die anderen, nennen wir sie mal die „Konservativen“ von der Straße verschwinden, weils ihnen zunehmend zu blöd wird. Diese Situation ist sehr gut für Rukka, aber weniger gut für Arlen Ness oder die PS. Der nächste Schritt könnte mit guter Wahrscheinlichkeit sein, dass die Anpassenden wegbrechen. Der Verkauf von Tallroundern würde kollabieren, die Warnwestenfachmagazine müssten schließen. Es wäre also doof für Motorradhersteller und Verlage. Allerdings finde ich so eine Zukunft gar nicht so doof für uns. Leute wie Che Mayer, Herr Trölf, alle Jensens oder Toby werden ganz bestimmt nicht deshalb vom Bock steigen, weil es keine neuen Kräder oder Heftchen mehr gibt. Es würde also für uns Verbliebene und eventuell neu Interessierte sehr nett werden. Wahrscheinlich steigt dann auch der Geschwindigkeits-Schnitt wieder auf ein normales Niveau.

Kommentare:

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  • Winfried V. Berlepsch meinte am 8. August 2013 um 21:33:

    Now, you get it! *thumpsup*

  • Winfried V. Berlepsch meinte am 8. August 2013 um 21:34:

    Got damn it, thumb, thumb, thumb.

  • Winfried V. Berlepsch meinte am 8. August 2013 um 21:34:

    God… argh. I‘ll stop here.

  • Alexander meinte am 8. August 2013 um 22:34:

    Genau, wir sitzen die Neonapokalypse einfach aus!

  • Winfried V. Berlepsch meinte am 9. August 2013 um 6:28:

    Eben. Mach‘s wie Mutti.

  • Der-Alte Griesgram meinte am 9. August 2013 um 9:33:

    Mir ist gar nicht aufgefallen, dass die anderen jetzt noch langsamer sind. Egal.

  • Slartibartfass meinte am 9. August 2013 um 9:43:

    Ich glaube nicht, dass Motorradfahren asi gefunden wird, sondern die Motorradfahrer und die Art wie sie fahren. Und damit hat der „Schnitt“ auch zu 90 Prozent Recht…. 9 von 10 Motorradfahrern gehen mir persönlich extrem auf die Klöten. Einer fährt normal, dafür zwei als ob sie gerade einschlafen würden und der Rest spielt Valentino Rossi (nicht nur wegen der Geschwindigkeit, sondern auch deshalb, weil so gefahren wird, als gebe es keinen Gegenverkehr). Zügig fahren, ok, als Autofan mag ich das auch. Beim Rasen mit Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer (alleine können Zweiradler meinetwegen in die Botanik abrauschen; ebenso natürlich die Autoraserfraktion) hörts einfach auf. Wenn man mal ehrlich ist: Bei der heutigen Verkehrsdichte sind die leicht zu übersehenden Motorräder einfach auf vielen Straßen fehl am Platz. Rennstrecke ist noch eine Option, da kann man sich ausleben (aber da fehlt halt der Thrill, anderen auf der gleichen Spur entgegenzurasen, sie zu schneiden und mit Gewalt zum Bremsen zu zwingen). Vielleicht rasen deshalb mittlerweile weniger (gefühlt würde ich sagen, es sind eher mehr geworden, aber was solls…), weil die Gefährlichsten unter ihnen bereits ein Kreuz am Straßenrand stehen haben. Autofahrer können halt nicht jeden davor bewahren…

  • Alexander meinte am 9. August 2013 um 11:07:

    „Wenn man mal ehrlich ist: Bei der heutigen Verkehrsdichte sind die leicht zu übersehenden Motorräder einfach auf vielen Straßen fehl am Platz.“ – Eine Verkehrsdichte, die nicht ansatzweise so zäh wäre, wenn nicht 90% ALLEINE in ihrem AUTO sitzen würden.

  • Alexander meinte am 9. August 2013 um 11:11:

    … die nicht ansatzweise so hoch wäre …

    Sollte das natürlich heissen.

  • Der-Alte Griesgram meinte am 9. August 2013 um 11:32:

    Hihi, du bist niedlich Slartibartfass.
    Meine zwei Tipps an Dich:
    1: Augen auf im Straßenverkehr, dann übersiehst Du auch niemanden.
    2: Fahr mal selbst Motorrad, dann merkst Du, wie leicht Ihr Käfigbürger zu überholen seid, ohne Gefährdung für irgendjemanden (mit Außnahme Deines Egos und Deiner Klöten).

  • Slartibartfass meinte am 9. August 2013 um 12:34:

    @Der-Alte Griesgram – Ich bin niedlich (wie schnell so „harte“ Feuerstuhllenker persönlich werden, tststs), ok. Aber Du hast nicht einmal im Ansatz meinen Text verstanden. Epic fail. Stattdessen bestätigst Du das Kradlerklischee: „leicht zu überholen“ (Mann, diese Leier ist sowas von unterste Schublade und rechtfertigt das Rasen in keinster Weise) und „Ego“ (bei Rossi-Kradlern muss man noch ein „mangelndes“ davorsetzen). Wieso machen Motorradfahrer nicht mal zur Abwechslung die Augen auf? Autofahrer retten sicher mehr Motorradfahrer durch Umsicht als sie letztlich auf dem Gewissen haben (und daran ist dann meist auch der Kradler schuld). Deine Gattung verursacht gefährliche Situationen am laufenden Band (relativ gesehen, logischerweise nicht absolut; nur für den Fall, dass Du das auch nicht kapierst). Ich hab jedenfalls eine Menge Blech um mich rum, Du bist im Zweifelsfall eher der, für den später ein Kreuz am Straßenrand steht. Und ehrlich gesagt, bin ich um jeden minderwertigkeitskomplexbehafteten Zweiradler weniger auf der Straße heilfroh (sofern es keine menschlichen Opfer – in Autos etwa – fordert). Aber was solls. Mit Motorradfahrern zu diskutieren hat eh den selben Wert wie mit Drogensüchtigen über ihre Sucht zu sprechen. Keinen. Und noch was, weil Du es nicht verstanden hast: ICh habe nichts gegen Motorradfahren. Und ich weiß, das Autos aufgrund des Verhältnisses von Gewicht zu Leistung keine Chance haben (kein normaler Autofahrer hat Ambitionen, sich in Sachen Längsdynamik mit einem Motorrad zu messen). Und es geht NICHT um gefahrloses Überholen, sondern beispielsweise um die zahlreichen Arschgeigen, die mit 200 auf der Landstraße ranfliegen (zuerst ist nix im Rückspiegel zu sehen, eine Sekunde später plötzlich schon. Man denkt nur: „Ägypten?“) und dann trotz Gegenverkehr noch überholen. Egal wie schnell ein Motorradfahrer vorbei ist: Der Überholte und der Gegenverkehr werden in eine Gefahrensituation gebracht. Wer das als Motorradfahrer nicht kapiert, hat es nicht anders verdient, als aus der nächsten Kurve zu fliegen oder von einem anderen abgeschossen zu werden. Und um es zu wiederholen (haste ja auch nicht kapiert oder gelesen): Rasende Autofahrer können meinetwegen auch den nächsten Baum küssen. Rasen und zügig-sportlich fahren sind nun mal verschiedene Paar Stiefel.

  • Alexander meinte am 9. August 2013 um 12:50:

    @Slartibartfass: Fährst/bist Du schonmal Motorrad gefahren?

  • Der-Alte Griesgram meinte am 9. August 2013 um 13:16:

    Niedlicher Slartibartfass, lies doch nochmal was hinter 2: steht, Du kannst den Text in der Klammer ja auslassen.

  • Slartibartfass meinte am 9. August 2013 um 13:30:

    Mitgefahren. Aber nicht schnell. Ansonsten ist es wie Fahrradfahren, nur 10 mal schneller und mit „brumm“ ;-P. Ansonsten weiß ich, wie beispielsweise ein Nissan GTR mit Launch-Control auf 100, 200 beschleunigt. Je nach Motorrad geht das also unter Umständen etwas schneller (nur dass man sich hier vielleicht besser festhalten musss). Wobei, einen 800+PS-Cargraphic-Porsche durfte ich schon als Beifahrer erleben, auch nicht zu verachten… Schräglage gibt mir nichts (lieber quer als schräg, sag ich mal). Vor allem nicht bei Nässe, was ja ziemlich häufig vorkommt. Und dann wäre da noch der Winter…und im Sommer hätte ich keine Lust, bei 30 Grad im Lederfummel rumzurennen (eigentlich auch im Winter nicht…). Im Übrigen ist Motorradfahren eigentlich nur da, um von A nach B zu kommen, aber nicht, um zwischen A und B noch was erledigen zu können, das vielleicht noch etwas Stauraum erfordert, wenns beliebt. Wobei, so ne Goldwing ist ja schon ein halbes Auto…

  • Slartibartfass meinte am 9. August 2013 um 13:51:

    @Der-Alte Griesgram – Wer lesen kann, ist im Vorteil. Es geht nicht um gefahrloses Überholen. Das kann ich mit meinem Auto auch. Die von mir beobachteten Überholvorgänge von Motorradfahrern, die gefahrlos waren, kann ich an einer Hand abzählen. Bei allen anderen wurden Autofahrer zum Bremsen genötigt (Gegenverkehr und die der selben Fahrtrichtung), geschnitten oder zum Ausweichen gezwungen. Wie bereits geschrieben, geht es nicht um das Motorradfahren an sich. Offenbar gibt es unter den Zweiradlern mehr potentielle Amokläufer als unter Autofahrern. Im Ort bereits das Tempolimit ausreizende Autos überholen, kurz vor dem Ortschild (eingangs) noch überholen, vor dem Ortsausgang überholen, zu schnell in Ort und auf der Landstraße (wieso sehe ich eigentlich kaum Motorradfahrer auf der Autobahn? Ah, klar, da gibt es für die Bullen mehr Möglichkeiten, einen Raser rauszufischen, logo.), kurz vor Kurven überholen und den Überholten sowie den Gegenverkehr schocken (oder treffen, wie bei uns letztens. Schade um die Corvette, deren Insassen und noch ein paar Insassen anderer Autos, die wegen so eines Vollpfostens ins Krankenhaus kamen), Schlangenlinien fahren, dicht auffahren (Braketest gefällig?), im Verkehr Wheelies ausprobieren, noch schnell überholen (warum eigentlich, wenns angeblich doch so einfach und schnell geht, kommts dann auf die paar Sekunden an, oder was?) und in irgendwelche nicht vorhandenen Lücken quetschen…Alter, ich hab von sowas die Schnauze einfach voll. Da reißens die drei Mopedhansel, die sich normal benehmen, auch nicht mehr raus. (scheiße, ich komm hier gar nicht mehr zum Arbeiten; akzeptier einfach meine Meinung und gut isses).

  • Clemens Gleich meinte am 9. August 2013 um 13:56:

    @Slartibartfass: Ich möchte zwei Punkte erklären. Erstens ist ein Motorrad heute meistens kein Transportmittel von A nach B, sondern ein Freizeitfahrzeug zum Spaß haben. Deshalb kommt es natürlich nicht auf eine Sekunde an beim Überholen, wohl aber darauf, die nächste Kurve schön fahren zu können. Zweitens siehst Du wenige Motorradfahrer auf der Autobahn, weil es dort wenige Kurven gibt. Früher gab es mehr, die sich auf der Autobahn für ihren Topspeed interessierten, aber das ist ja das Thema des Textes.

  • Alexander meinte am 9. August 2013 um 14:35:

    @Slartibartfass: Och, solange man nicht unbedingt ein Transportunternehmen für Konzertflügel hat, lässt sich auch das Problem mit dem Stauraum lösen. Komfortabel mit einer Honda NC700 oder einer Aprilia Mana mit „Kofferraum“, oder halt peinlich mit einem Topcase. Auch mit den richtigen Klamotten muss man im Sommer nicht eingehen und im Winter erfrieren.

    Ich fragte deshalb, weil sich Dein Bild vom umsichtigen Autofahrer so überhaupt nicht mit dem deckt, was ich so den lieben langen Tag erlebe. (Und ich halte mich eigentlich nicht für einen auf der Gegenfahrbahn rumgondelnden Hobbyrossi.)

  • Slartibartfass meinte am 9. August 2013 um 16:03:

    @CG: dass Zweiradler auf Höchstgeschwindigkeit fahren, bzw. früher mal fahren wollten, wusste ich gar nicht. Dachte, dass das da eben gar keine Rolle spielt. Das mit dem Freizeitmobil: ok, ist wohl überwiegend so. Wenn man den Drang hat, einfach so spazieren (hahaha @Rossis) zu fahren, ist ein Moped oder ein knackiger Roadster naheliegend. Für die meisten ist das aber finanziell nicht zu stemmen (weil das Auto ja auch was taugen soll), oder sie haben ein Fahrzeug lieber, mit dem man zur Not auch noch nen Abstecher zum Baumarkt machen kann.

    @Alexander: klar, wenn ich Motorrad fahren will, dann stelle ich mich auch freiwillig auf die Kleidung ein. Allerdings geht immer noch nicht in meinen Kopf, warum manche im Hawaiihemd und kurzen Hosen fahren. Ok, wenn man sich richtig legt, ist es wohl wurscht, ob man Protektoren hat oder nicht…
    Klar gibt es unter den Autofahrern auch viele schwarze Schafe. Und logischerweise kann ich nur von meinen Beobachtungen sprechen oder denen meiner Bekannten. Und übereinstimmend werden da Motorradfahrer zum Großteil als extrem aggressiv und verkehrsgefährdend fahrend beschrieben. Die von mir angeführten Beispiele von Fehlverhalten sind keine Erfindung. Das erlebt man im Sommer täglich (nett sind auch die Kandidaten, die das Kennzeichen hinten halb hochbiegen…). Bei Autofahrern finden sich daher überproportional mehr Schleicher. Auch nicht schön. Liegt halt daran, dass die 70+-Fraktion nicht auf nem umgebauten Lockenwickler rumtuckert, sondern ein Gefährt auf vier Rädern bewegt. Meine Theorie für die übermäßig vorhandenen Raser und riskant Fahrenden unter den Motorradlern ist eine gesellschaftstheoretische. Die (auch nicht immer korrekt fahrende) Gruppe der Sportwagenfahrer (also teure Autos) hat es mit Hirnschmalz zu etwas gebracht und bewegt nen Porsche (Ferrari usw.) langsam bis genießerisch-sportlich, aber nicht riskant (haben auch das Geld, ersatzweise auf der Rennstrecke Gas zu geben, Rev Lovers Club etc.). So ein Motorrad ist ungleich günstiger, bei sogar besseren Fahrleistungen, und kann auch von Leuten gekauft werden, die nicht so weit oben in der Jobhierarchie stehen oder auch vielleicht nicht so viel Hirnschmalz haben (ich will da echt niemand beleidigen, aber Daimler wird ja auch nicht von nem ehemaligen Sonderschüler geleitet; so mein ich das). Da denke ich mir: Ok, da will einer nen schnellen Untersatz, kann sich aber keinen Lambo leisten. Da holt der sich einfach ne alte Fireblade für 5-6000 Euro, lässt damit aber die Souveränität und Gelassenheit der Hirnschmalzgruppe vermissen. Und leider scheine ich wirklich fast nur auf die Aggrobiker zu treffen. Sorry, in der Hinsicht kommen wir wohl nicht zusammen. Wie bereits angedeutet leugne ich Fehlverhalten von Autofahrern (auch von mir persönlich) nicht, es ist ja nicht so, dass mir andere Autofahrer nicht auf den Senkel gehen können. Die Frage ist halt, was können beide Seiten besser machen. Und da sehe ich auf Bikerseite trotzdem noch mehr Potential als bei den Autofahrern (die fahren eh schon weniger riskant, weil ihnen ja ständig irgendwo Bullerei auflauert) . Ich denke, so gut wie jeder von Euch Bikern ist auch Autofahrer, da müsste es doch eigentlich leichter sein, zu verstehen, wie Motorradfahrer durch ihr Verhalten die Vierradfraktion nerven und was man vor allem im Auto nicht leisten kann. Bei nem riesigen Geschwindigkeitsunterschied überseh ich im Auto auch ein anderes Auto, das eigentlich viel besser optisch zu erfassen sein sollte als ein Zweirad. Seit Einführung der Tagfahrlichter ist es auch schwerer, MOtorräder zu identifizieren. Vielleicht sollten Motorradfahrer weiß blinkende Helme tragen, oder so…(und auffälligere Identifikationsmerkmale 😉 )

  • Clemens Gleich meinte am 9. August 2013 um 16:37:

    @Slartibartfass: Du stellst die (unbelegte) These auf „Finanzieller Erfolg korrelliert mit Intelligenz“. Daraus leitest Du ab, dass Sporchtwagenfahrer im Schnitt bedachter, intelligenter sind. Diese Argumentation hebelt sich allerdings bereits in Deinem Kopf aus, als Dir einfällt, dass ein Spaß-Zweit- bis Zehntfahrzeug „für die meisten finanziell nicht zu stemmen“ ist. Denn das gilt ja für einen alten Roadster genauso wie für eine Superbimpf für 17.000 Euro. Die kauft auch keiner, um damit einkaufen zu fahren (was bei heutigen Pseudo-Roadstern ja noch ginge). Ergo wären nach Deiner (wie gesagt unbelegten) Theorie Motorradfahrer im Schnitt schlauer.

  • jensensinberlin meinte am 9. August 2013 um 17:40:

    slartibartfass belegt sich selbst; will sagen: clemens these.
    der ich unbedingt zustimme.
    clemens ausblick auf die zeit hinter der prognostizierten kulmination jedoch teile ich nicht. zusammen mit den technischen möglichkeiten – fahrhilfen, telemetrie – wird der
    gesellschaftlich druck für unausräumbare fakten sorgen, die
    fahren auf hergebrachtem („normalem“) niveau nicht mehr zulassen.
    helfen wird uns dagegen letzlich nichts; mir persönlich hilft im hier und heute: schneller zu leben.

  • Alexander meinte am 10. August 2013 um 0:45:

    @Slartibartfass: „Und logischerweise kann ich nur von meinen Beobachtungen sprechen oder denen meiner Bekannten. Und übereinstimmend werden da Motorradfahrer zum Großteil als extrem aggressiv und verkehrsgefährdend fahrend beschrieben.“

    Genau wie bei mir, nur mit umgekehrtem Ergebnis! Wobei aggressives Verhalten ehrlicherweise nicht all zu oft vorkommt, aber verkehrsgefährdend verhalten sich Autofahrer ständig. Das ist auch der Konsens in meinem Freundes- und Bekanntenkreis. Auch alle Unfälle, von denen ich weiss, waren von Dosenpiloten verschuldet.

    Es gibt auch richtige Assis auf Motorrädern, keine Frage! Ein Grund z.B. weshalb ich am Wochenende typische „Motorradstrecken“ meide. Es sind mir einfach zu viele Spackos unterwegs. Aber nur weil die besonders auffallen, sind sie noch lange nicht der Großteil!

  • Slartibartfass meinte am 10. August 2013 um 2:03:

    @CG: Nee, ich hab nicht gesagt, dass man es pauschal mit Hirnschmalz zu mehr Kohle bringt, sondern dass unter den Sportwagenfahrern mehr Leute mit dem Maß an Hirnschmalz vertreten sind, das sie nicht zu einer Gefahr für andere werden lässt. Sie genießen ein schnelles Auto, heizen aber nicht wie blöd rum, sondern sind souveräner und müssen nicht heraushängen lassen, dass sie ein starkes GEfährt (keinen alten, ausgelutschten Roadster) besitzen. Sie konnten sich ein neues starkes Auto zulegen und können es auch unterhalten. Ein altes starkes Auto können sich auch weniger Solvente anschaffen, dafür stemmen sie dann halt den Unterhalt nicht, der viel mehr Geld als bei nem Moped erfordert. Will heißen: Diejenigen, die (Einzelfälle ausgenommen) aufgrund ihres Bildungshintergrunds oder auch wegen enger gesteckter Grenzen ihrer mentalen Fähigkeiten weniger Asche verdienen, werden sich keine neue PS-starke Vierradflunder leisten, und auch keine gebrauchte, weil sie es einfach nicht schaffen, Ersatzteile, Inspektionen, REifen, Sprit etc. zu bezahlen. Motorräder sind günstiger zu haben und auch leichter zu unterhalten. Sie sind für „weniger souveräne“ Zeitgenossen die einfachste Gelegenheit, die Sau rauszulassen. Wollte ichs undiplomatisch ausdrücken, würde ich sagen, dass es unter Motorradfahrern mehr Individuen gibt, die – aus welchen Gründen auch immer – ihre primitiven Triebe nicht kontrollieren können. Wir können da auch gern mal bei nem Bier (oder ner Fanta) darüber plaudern. Geographisch kein Problem. 😉

    @Alexander: Habe ja gesagt, dass ich AUtofahrer nicht ausklammere. Das Fehlverhalten sehe ich da aber nicht im Rasen, sondern eher im Schlafen…

    @jensensinberlin: „schneller leben“? Wenn es das heißt, was ich annehme, wünsch ich schon mal nen guten Flug…nix für ungut

  • Christoph meinte am 10. August 2013 um 12:46:

    Wisst ihr, warum man im Supermarkt immer in der Schlange an der Kasse steht, die am längsten braucht? Richtig, weil man nur genau diese Situationen mit seiner selektiven Wahrnehmung abspeichert und die positiven schlicht vergisst.
    Verhält sich in dieser Situation nicht anders. Immer diese Motorradfahrer! Pling, abgespeichert, wenn ich im Auto sitze. Immer diese Autofahrer, Pling, abgespeichert wenn ich Moped fahre….Jetzt noch schön ne Begründung dazugemixt (weil die doofen Rentner immer einkaufen, wenn ich einkaufen gehe! (abgespeichert) , dabei könnten DIE doch echt einkaufen, wenn ich arbeite!

    Das was ich dann regelmäßiger (oder leidenschaftlicher) tue, das speichere ich. Ihr auch.

    Einigen wir uns doch auf:Idioten gibt es überall.
    Alternativ: Alle doof.Immer!

    Sucht Euch was aus 😉

  • Ralf meinte am 11. August 2013 um 11:35:

    Geschichte wiederholt sich eben doch… in den 50ern und 60ern ging es mit den Kradfahrern auch bergab, nur um dann vielleicht 10 – 15 Jahre später dann wieder ein richtiges Revival zu erleben…

  • Andreas meinte am 11. August 2013 um 12:39:

    Naja, wahrscheinlich gehöre ich dem Artikel nach auch eher zu den Schleichern (max. Überschreitung innerorts 10 und ausserorts 20 km/h). Aber soll mit diesem Artikel bewusst dazu verleitet werden, auf bestehendes Regelwerk zu scheissen?

    Ich kriege auch nen dicken Hals, wenn wieder solche „Motorradhelden“ den Ruf für alle anderen Motorradfahrer versauen. Vor kurzem wurde auf der B212 ein Motorradfahrer geblitzt, das Foto wurde in der lokalen Presse veröffentlicht, nicht um das Motorradfahren anzuprangern, sondern um auf Gefahren hinzuweisen. Denn besagter Fahrer, 21 Jahre jung, fuhr bei erlaubten 100 km/h eine Speed von 176 km/h, war bekleidet mit kurzer Hose, T-Shirt und Sandalen. Und würde es keine Helmpflicht geben, wäre wahrscheinlich auch noch dieser nicht auf dem Foto zu sehen gewesen.
    Ehrlich, für solche Typen habe ich absolut kein Verständnis!!

    Wenn ich in Kurven innen überholt werde (der Spinner mehr auf der Gegenfahrbahn als auf unserer Spur), also mich, sich selbst und evtl. entgegenkommenden Verkehr gefährdet, kann ich einfach kein Verständnis dafür oder gar noch Bewunderung für diese Heldentat aufbringen.

    Solchen geistlosen Gesellen gehört einfach der Schein abgenommen! Leider gefährden sie nicht nur sich selbst…

    Und ich kann Leute verstehen, die an beliebten Motorradstrecken wohnen und sich an sonnigen Tagen über den ohrenbetäubenden Lärm von Motorrädern stören. Der Fahrer findet es mega-geil, den DB-Eater rausgenommen oder einen super Sound-Topf an seiner Karre zu haben. Diese Freude ist aber nicht ungeteilt. Und wenn dann jede Sekunde so ein Teil an Eurem Haus vorbeibrezeln würde, ich bin gespannt, wie lange die Freunde von extralauten Tröten das selbst mitmachen würden.

    Wohlgemerkt: Solche Spinner gibt es auch unter den Autofahrern!

    Leider ist Toleranz und Rücksicht heute immer mehr ein Fremdwort…

    • Clemens Gleich meinte am 12. August 2013 um 13:12:

      @Andreas: Es geht konkret um die Beobachtung, dass Motorradfahrer ohne Not das Geschwindigkeitslimit deutlich UNTERschreiten. Von denen gibt es (ja: zunächst gefühlt, aber von Einigen) mehr.

      @Slarti: Du wiederholst mehr oder weniger Deine Argumente, ohne dass ich ein Eingehen auf meine sehe. Das ist okay, aber ich hake Deine Argumentationslinie damit für mich zunächst ab. Mir sind keine Studien bekannt, aber ich würde Geld gegen Dich wetten. Eine Korrelation IQ-Motorradfahren wird eher günstig gegenüber jedweder Autopopulation ausfallen. Intelligenz zeigt sich jedoch oft in Interesse, und da sehe ich den Schnitt der Motorradszene haushoch überlegen gegenüber praktisch jeder Autoszene vergleichbarer Größe.

      Ich glaube, Du verwechselst die hohe emotionale Aufladung des Motorradfahrens („Ich MUSS mir das jetzt mal aus dem System fahren!“) mit Dummheit. Dieser Schluss ist nicht nur unzulässig, sondern im Hinblick auf Damasio und Co. kann man den sogar an sich selber „dumm“ nennen.

  • Tobias meinte am 11. August 2013 um 12:41:

    Stimme Christoph erstmal zu man nimmt Dinge so war wie sie einem gerade passen. Der Mensch hinterfragt sein verhalten ungern, sich die eigenen Unzulänglichkeiten und Fehler einzugestehen macht ja auch keinen Spass.

    Meine eigenen Beobachtungen decken sich so in etwa mit denen von Clemens.
    Gefühlt begegnen mir immer weniger Schnelle/Raser (ja da muss man unterscheiden salibartfass) Motorradfahrer, ich gehöre da eher dem Mittelfeld an und beuge die STVO nur begrenzt.
    Allerdings muss ich einschränken das ich mit dem Motorrad fast nur Alltagstrecken fahre, am Wochenende und auf den Motorradstrecken bin ich eigentlich nie unterwegs.
    Daher kann sein das ich nur den gemütlichen Warnwestenfahrern begegne.

    Aber was mir begegnet sind die Audifahrer die denken sie hätten sich mit dem Singleframe Kühlergrill auch Sonderrechte erkauft. Auf der Autobahn sind die wenigen Motorradfahrern denen ich begegne lammfromm gegenüber dem Rest.

    Und zum Abschluss es ist leichter einem Reiter zu erklären warum mann Motorrad fährt als einem eingefleischten Dosenfahrer der nie selber Motorradgefahren ist. Motorradfahren ist nicht so vernünftig wie Autofahren, aber auch nicht weniger vernünftig als Skifahren oder in einem Land in dem Menschenrechte missachtet werden all inclusive Urlaub zu machen.

  • Slartibartfass meinte am 12. August 2013 um 18:37:

    @CG: Ich hab Dir nen ganzen Abschnitt gewidmet…mehrmals.
    http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/die-fahrer-werden-aggressiver-1.1345648 (ist nur mal ein wahllos rausgegriffenes Beispiel, in den Kommentaren kochten natürlich auch die Emotionen hoch). Meine Intention war von Anfang an eigentlich, der Aussage Deines Textes, Motorradfahrer wären immer gemütlicher unterwegs, eine andere Meinung gegenüberzustellen. Weil es eben von mir und anderen nicht so empfunden wird, bzw. weil mich diese Auffassung wirklich sehr erstaunt. Im Prinzip hätte ich anfangs nur (was ich mir bis jetzt verkniffen habe) diesen Satz zitieren müssen: “Die ganze Zeit, die wir in den Alpen gefah­ren sind, hat nie­mand ver­sucht, sich mit uns zu batt­len.” Der zeigt meiner Meinung nach eigentlich schon die ganze Misere und bestätigt Vorurteile, die Biker ja so gerne widerlegen möchten. Sorry, aber der Satz sieht für mich so aus, als würde ein Biker genau das von anderen Bikern erwarten, was Autofahrer an Bikern kritisieren.

    Auf das Thema Intelligenz sind wir ja erst später gekommen. Dazu noch mal etwas: Du meintest, der Intelligenzvergleich könnte für Autofahrer schlecht ausgehen. Dann sprechen wir von den „primitiven Trieben“, die ich schon erwähnt hatte. Wir müssten nun einen Psychologen befragen. Aber ich als Laie würde sagen, es gibt in jedem von uns primitive Triebe. Der eine kann sie mehr oder weniger kontrollieren, der andere lebt sie ohne Rücksicht aus, wiederum ein anderer hat vielleicht keinen „Trigger“, der das Ausleben anstoßen kann. Jetzt ist Schnellfahren nun nicht gerade als Spaßhemmer bekannt (egal auf wievielen Rädern es sich abspielt). Es euphorisiert. Daran lässt sich problemlos abgewandelt meine Auffassung mit dem Hirnschmalz anknüpfen, nun vorsichtiger formuliert: Möglicherweise gibt es unter denen, die sich ein Motorrad leisten können – und das sind eben Vertreter vieler Bevölkerungsschichten, im Gegensatz zum Klientel PS-starker Sportwagen – , mehr, die ihre Triebe nicht unter Kontrolle haben und sich dem Rausch hingeben oder die sich einfacher „triggern“ lassen. Ob das nun mit mehr oder weniger Hirnschmalz zu tun hat, möge jeder selbst beurteilen. Ich will jedenfalls Motorradfahrer nicht als dumm hinstellen (sorry, wenn das so rüberkam). Aber vielleicht fällt der Geschwindkeitsrausch bei Zweiradlern auf einen fruchtbareren Boden (zumal hier aufgrund der abrufbaren Fahrleistungen fast zu 100 Prozent Euphorie möglich ist, der man schwer widerstehen kann; denn wieviel Autos bieten denn einen genusswürdigen Fahrspaß? ).

    @Tobias: Unterscheidung Schnelle/Raser s. weiter oben, das hatte ich schon am Anfang festgestellt. Und vielleicht können Leute wie Du endlich mal damit aufhören, Autofahrern abzusprechen, Motorradfahren zu verstehen oder ihnen zu unterstellen, es vielleicht (! Du hast das nicht geschrieben, ich weiß) gar zu hassen. Ich selbst hab Motorradfahren nie verteufelt. Darum geht es ja auch nicht. Alles easy, keiner will Bikern den Untersatz wegnehmen…

    @Christoph: Also das mit der Kasse kann ich nicht bestätigen 😉 Aber ohne selektive Wahrnehmung kämen wir gar nicht über den Tag. Sie ist (im Ganzen betrachtet, nicht in Bezug auf die Supermarktkasse) überlebenswichtig. Und wenn man immer warten würde, bis einem einer eine (hey, das ist ne Kombi) verlässliche empirische Studie zu Sachverhalt xy vorlegt, bräuchte man überhaupt nicht anfangen, über irgendetwas nachzudenken.

    „Alternativ: Alle doof.Immer!“ Das gefällt mir allerdings…

    @Andreas: Vielleicht treffe ich auch nur rein zufällig immer auf die Deppen 😉 (So wie Du auf die Autodeppen). Und Autofahrer hab ich, wie Du auch, ja nicht ausgenommen. Unter ihnen sind einzelne Vertreter mittlerweile auch aggressiver als früher, keine Frage. Wir scheinen uns darin einig zu sein, dass die extremen schwarzen Schafe die Meinungsbildung bei der jeweils anderen Fraktion stark beeinflussen. Nur bin ich wohl auch aufgrund meiner Erfahrungen schwer von der Meinung abzubringen, dass es unter Bikern überproportional mehr schwarze Schafe gibt (auf das Rasen, In-Lücken-Drängeln, An-gefährlichen-Stellen-Überholen bezogen; Wenn man bei Autofahrern natürlich die dazu zählt, die sich von einem großen Geschwindigkeitsüberschuss überraschen lassen oder diejenigen, die zu „doof“ sind, Motorräder früher zu erkennen als die größeren Autos, sind natürlich 99,9 Prozent der Autofahrer Idioten…). Wie Du gesagt hast, Toleranz ist wichtig, Verständnis aber auch. Dazu gehört halt auch, dass man als Motorradfahrer erkennen muss, dass man als Schnellerer andere leichter überrumpelt und auch aktiv in Bedrängnis bringt (auch, wenn nicht gerast wird). Aber auch, dass Autofahrer besonders durch die eingeschränkte Sicht (bei vielen modernen Autos zumindest) einfach nicht so schnell reagieren können. Dazu kommen Ablenkungsfaktoren, wie Gespräche im Auto (muss nicht mal per Telefon sein, es reicht ein Beifahrer) etc.. Wichtig ist, dass man um die Defizite der jeweils anderen Partei weiß und das beim Fahren mit einbezieht.

    Also ham wir uns nun alle wieder lieb?

    (vielleicht sind ein paar Logiklücken im Text, hab hier zwischendrin auch mal was arbeiten müssen…)

    • Clemens Gleich meinte am 12. August 2013 um 19:07:

      Okay. Was hältst Du dann von der These, dass Dein subjektiv wahrgenommener Unterschied zwischen Sportwagen- und Motorradfahrern am Material liegt? Die meisten heutigen Sportwagen sind zum Beispiel physikalisch nicht in der Lage, dieselben „aggressiven Überholmanöver“ auszuführen wie eine 1000er. Mein Einleitungssatz zeigt tatsächlich eine unter Freizeitfahrzeugen (siehe auch: Mountain Biking) übliche (meist freundliche) Konkurrenz der Ausübenden. Daran finde ich nichts Schlimmes. Im Gegenteil finde ich schlimm, die Existenz dieser Konkurrenz zu leugnen. Freizeitfahrer fahren sofort messbar schneller, wenn jemand im Rückspiegel auftaucht. Dazu zum Beispiel gibt es Studien.

  • Michael meinte am 13. August 2013 um 5:50:

    Super Diskussion. Echt.

    Ich finde, der Clemens hat schon recht mit seiner Wahrnehmung, das der „typische Motorradfahrer“ im Jahr 2013 erheblich langsamer und vernünftiger fährt als noch vor 20 Jahren.
    Es ist gleichzeitig wirklich so, das Motorradfahren heute als „zu gefährlich“ wahrgenommen wird von fast allen nicht Motorradfahrenden.
    An was das in Wirklichkeit liegt, würde mich auch mal interessieren. Ich weiß es nicht. Die Motorräder werden ständig sicherer: Stichwort Reifen, Fahrwerk, ABS, Traktionskontrolle.
    Es scheint wirklich so zu sein, das das Sicherheitsbedürfnis der meisten Menschen einfach noch höher ist als das, was Motorräder heute bieten können.
    Wirklich komisch. Und schade. Wo es doch so ein schönes Hobby ist.
    Diejenigen, die Autofahren im Porsche oder Nissan GTR oder im M3 toll finden, kann ich ehrlich nur bemitleiden. Sie wissen nicht, was Sie in Puncto Fahrspaß und Emotion verpassen.

  • 3-plus-1 meinte am 13. August 2013 um 10:11:

    @Slartibartfass

    Also mit deiner Einschätzung, dass Motorradfahrer weniger intelligent als Sportwagenfahrer sein sollen – insbesondere auch was das Einkommen betrifft – liegst du meiner Ansicht nach völlig falsch. Allerdings weiß ich auch nicht WO du beobachtest.

    Ich beobachte das hier in Hamburg, ein traditionelles Chopper-Gebiet. Da verkauft sich Harley oder die Neoklassiker von Triumph, vielleicht noch die VN-Reihe von Kawasaki, und das war‘s. KTM hat beispielsweise gar keine Dependance in der Stadt.

    Die Fahrer sind nicht arm und fahren generell sehr bummelig, kommen aber aus Berufen für die man studiert haben muss (meistens). Ganz im Gegensatz zu den Leuten, die hier mit Lamborghini, Ferrari oder mattschwarz lackierten Mercedes unterwegs sind.

    Die haben auch Geld, aber wohl eher aus nicht legalen Geschäften. Es ist für mich immer Anlass zum Fremdschämen, wenn ich dieses Klientel rumprollen sehe – mit Dröhnauspuff, der jede Streefighter ohne DB-Eater in den Schatten stellt.

  • 3-plus-1 meinte am 13. August 2013 um 10:28:

    @Michael
    „Es ist gleichzeitig wirklich so, das Motorradfahren heute als “zu gefährlich” wahrgenommen wird von fast allen nicht Motorradfahrenden. An was das in Wirklichkeit liegt, würde mich auch mal interessieren.“

    Das kann ich dir sagen. Wir sind ein Autoland mit Autoindustrie, die weltweit auf unsere Kosten expandieren will. Dafür MUSS hier auf das – teure, deutsche – Auto umgestiegen werde, damit die inländische Industrie im Ausland Dumpingpreise anbieten kann. Zum Vergleich, Apple- oder Adobe-Produkte sind im Heimatland USA billiger als im Exportland Europa (insbesondere Deutschland), die deutsche Autoindustrie macht es aber umgekehrt: Fast schon Prohibitivpreise im Inland dafür aber deutlich günstiger in Übersee.

    Damit das System weiter funktioniert muss die Angst gegen alles geschürt werden, was nicht den Elektronik-Tinneff der aktuellen, deutschen Autogeneration eingebaut hat. Diese konzertierte Medienkampagne ist dabei gar nicht explizit gegen Motorradfahren gerichtet. Vor allem will man Sparautoideen im Keim ersticken (Hat beim „Loremo“ oder „Mindset“ ja auch prima gelklappt). Der Deutsche soll weiter Autos mit 25.000 EUR aufwärts kaufen und akzeptieren, dass unter unter sieben Liter Realverbrauch nicht möglich ist. Das geht nur über Angst. Angst vor zu wenig passiver Sicherheit. Mami soll nichts anderes als einen Muttipanzer wollen. Damit vernichtet man Leichtfahrzeugideen (ob der VW XL1 wirklich kommt?) und die Einstellung zum Motorradfahren nur en passend.

    In einem Land wo mittlerweile ernsthaft eine Fahrradhelmpflicht diskutiert wird – im Zweifelsfall mit dem unsinnigen Argument, man könne im Stand umfallen und mit dem Kopf auf den Bordstein schlagen (was als Fußgänger ja NIEMALS möglich wäre) – gerät natürlich auch das Motorradfahren zwischen die Stühle.

    Wir sollten daher – auch wenn wir die Maschinen nicht mögen – dafür beten, dass die Verlaufszahlen von BMW Motorrad für immer so gut bleiben. Wenn nämlich BMW diese Sparte eines Tages schließen sollte – und damit die letzte, deutsche Fertigung zu macht – ist es nur eine Frage der Zeit bis auch in Deutschland die Diskussion um das Komplettverbot des Motorradfahrens los geht. Das mögen einige Mitleser für absurd halten, aber in einer Gesellschaft, wo die Baby-Boomer bald in Rente gehen (mit ihrem Golf Plus) braucht es für eine Mehrheit nur eine einzige Springer-Kampagne und die Mehrheit stimmt zu (vielleicht erkämpft die Opposition dann noch das Nicht-Verbot für Roller aber mehr dürften wir dann nicht erwarten).

  • Slartibartfass meinte am 13. August 2013 um 11:40:

    @CG: Du spielst darauf an, dass Sportwagenfahrer sich, ausgehend von meiner Auffassung, ebenso wie Motorradfahrer wie die Axt im Wald benähmen, wenn ihre Autos auch in jede Lücke passen würden, oder hab ich das falsch verstanden? Schwer zu sagen, da sie es nicht können, machen sie es vielleicht nicht (so oft), daher braucht man darüber nicht nachzudenken, meiner bescheidenen Meinung nach. Natürlich hätte Folgendes auch mit nem Auto passieren können, sofern es viel zu schnell gewesen wäre, es war aber dummerweise wieder ein Kradler (wobei man nicht außer Acht lassen darf, dass tote Pferde entsprechende Klicks versprechen): http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article118950583/Motorrad-rast-in-Kutsche-Fahrer-und-Pferde-sterben.html
    „Freizeitfahrer fahren sofort messbar schneller, wenn jemand im Rückspiegel auftaucht. Dazu zum Beispiel gibt es Studien.“ Studien hin, Studien her: Auch Nichtfreizeitfahrer lassen sich oft hetzen. Oder Frauen, die werden meisten rechts schneller, wenn man sie auf ner zweispurigen Bundesstraße überholen will. Wenn man dann vorbei ist, fallen sie plötzlich wieder zurück. Bei mir liegts an der Stimmung, da kommt es schon mal vor, dass einer hinter mir verrotten kann, weil ich keinen Bock auf Reifenverschleiß hab. Da kann einer noch so drängeln. Da stell ich den Rückspiegel auf „abgeblendet“ und gut is… Wenns was erkennbar starkes ist, lass ich es ziehen. Schlimm sind die, die kaum einen Geschwindigkeitsspielraum haben – was aber oft nicht erkennbar ist, daher macht man halt keinen Platz – , aber trotzdem vorbei wollen, obwohl die Lücke rechts einfach zu klein ist und den, der nach rechts ausweicht, zum Bremsen nötigen würde. Aber egal, das kommt sowieso fast nur auf der Autobahn vor…auf der Landstraße soll einer überholen, wo es übersichtlich ist, ansonsten soll er dahinter bleiben. Wobei es natürlich auch wieder Spaßvögel gibt, die erst rumzuckeln und dann dem Überholenden durch Gasgeben das Leben schwer machen. Kann böse ausgehen…

    @3-plus-1 : Du hast das falsch verstanden, ich hab das mit der Intelligenz relativiert. Wobei ich dennoch glaube, dass es aufgrund des höheren Anschaffungspreises eines Sportwagens gegenüber eines von mehr Leuten (auch allen Schichten) leichter zu erwerbenden und unterhaltenden Motorrads (das ja in fast keinem Fall richtig langsam ist, also immer sehr gute Fahrleistungen bietet) einen Unterschied bei den Fahrern gibt. So politisch korrekt kann ja wohl keiner sein, dass er den Unterschied zwischen einem studierten Manager und einem Bandarbeiter nicht anerkennt (jeweiliger Charakter und Außnahmen natürlich außen vor gelassen, ich hab mit Bandarbeitern jedenfalls kein Problem). Der Bandarbeiter leistet sich keinen 911 Turbo, aber kann sich mindestens ebenso gute Fahrleistungen viel billiger in Zweiradform leisten. Ein Faktor ist sicher auch das Alter. Oft sitzen in den teuren Sportwagen keine Heißsporne mehr, was vielleicht meine These der Souveränität am Steuer von Sportwagen untermauert. Die Murukfraktion mal außer Acht gelassen. Die ist doch kaum in der Pampa anzutreffen und verlässt ihre Hood ja eh kaum, muss da ja ständig nach dem Rechten sehen und Geschäfte machen. Aber ich kenne solche Leute, ich hab mit der Tuningbranche mal beruflich zu tun gehabt… Chopper gibts in meiner Gegend kaum, ich treffe immer nur auf die italienischen und japanischen Geschosse (BMW dürfte preislich für viele wiederum nicht greifbar sein, oder?). Chopperfahrer fallen mir in der Tat nicht als rasend auf. Leider stehen sie einem in den Kurven oft im Weg. Aber meine Güte, leben und leben lassen…

    @Michael: Vor 20 Jahren waren meines Erachtens nach weniger Motorräder unterwegs.
    „Diejenigen, die Autofahren im Porsche oder Nissan GTR oder im M3 toll finden, kann ich ehrlich nur bemitleiden. Sie wissen nicht, was Sie in puncto Fahrspaß und Emotion verpassen.“
    Das ist auch wieder eine typische Motorradfahrersicht. Man sollte vielleicht einfach mal einsehen, dass die, die nichts mit Motorrädern anfangen können, nicht unbedingt Idioten sein müssen. Stell Dir vor, es soll sogar Leute geben, für die ist das Fahren einer Ente das höchste der Gefühle. Kann ich auch nicht nachvollziehen, aber deshalb sind das keine emotions- und spaßbefreiten Menschen. Auch soll es Leute geben, die bei GAR KEINEM Fahrzeug nen Orgasmus bekommen. Die machen dafür halt gern FKK oder spielen Fußball…

    • Clemens Gleich meinte am 13. August 2013 um 11:45:

      Hierzu ein Datum: Vor 20 Jahren gab es wesentlich mehr gefahrene Motorradkilometer in Deutschland, von wesentlich mehr Aktiven. Deine subjektive Wahrnehmung deckt sich also nicht mit der Realität und resultiert wahrscheinlich aus der insgesamt gestiegenen Verkehrsdichte (mehr Autos auf den Straßen müssen überholt werden).

  • Michael meinte am 13. August 2013 um 23:46:

    Clemens,
    genau so ist das. Die Motorradfahrer im Jahr 2013 sind in bemerkenswert vielen Fällen nur noch Motorradbesitzer. Selbst hier im Schwarzwald, der vielleicht tollsten Motorradgegend in Deutschland, kenne ich etliche Motorradbesitzer, die pro Saison höchstens Tausend Kilometer damit fahren.

    Und wegen dem Vergleich Sportwagen vs. Motorrad: Wenigstens weiß ich, von was ich spreche. Ich fahre beruflich ab und zu sehr sportliche Autos ( aktuelle Porsche, BMW, auch Ferrari) und habe den Vergleich in Puncto Fahrspaß zu den aktuellen Supersport Motorrädern. Ganz ehrlich, ohne Gelaber:

    Es ist eben kein Vergleich.

    Aber wie soll das jemand wissen der sportliche Autos fährt, oft gar keinen Motorradführerschein hat und deshalb ja nicht mal ein Motorrad Probefahren kann….

  • sinsser meinte am 14. August 2013 um 10:20:

    @all:
    Wisst Ihr was sich in den letzten 20-25 Jahren, in denen ich Mopped fahre, fundamental geändert hat?
    Das wir Motorradfahrer meinen, mit jedem hergelaufenen Troll über Sicherheit (ABS, gruppendynamische Warnwesten-Ausfahrten etc.) diskutieren zu müssen.
    Dabei gibt es nichts zu diskutieren. Die sollen denken was Sie wollen, und dürfen auch gerne eine Meinung dazu haben, [siehe Dieter Nuhr], die mich aber nicht interessieren muss.
    Ich habe deshalb auch irgendwo mittendrin aufgehört weiter zu lesen.
    Das Leben ist zu kurz, sich mit jedermanns Meinung auseinander zu setzen.
    Moppedfahren ist, war und bleibt gefährlich. Insbesondere auf öffentlichen Straßen. Punkt.
    Aber halt überwiegend für den Fahrer selbst, während die Pussis, die wegen angeborenen Gleichgewichtsstörungen nur 4-rädrig können, in irgendwelchen fusselgetunten Sportkäfigen schnell mal andere mit ins Verderben reißen.
    Und fahren/parken tun die noch dazu wie ne Tusse vom Altenpflegedienst in Ihrem Twingo.
    Dies ist meine Meinung und nur die zählt! Andere interessieren mich net!
    Ich bin halt bloß ein Primat auf zwei Rädern….. ;o)
    Um mal Neil Young zu zitieren:
    „it´s better to burn out, than to fade away….“ ….[…..]..rock´n´roll will never die.

    Gruß sinsser (grad köstlich amüsiert)

  • Christoph meinte am 18. August 2013 um 22:13:

    Ich weiß, ich weiß, schnipp, schnipp, schnipp.

    Herr Lehrer, die Lösung der Langsamkeitsfrage lautet:

    Steigender Anteil der BMW Fahrer = Langsamer fahrende Gesellschaft.

    Da der Anteil der BMW Besitzer bis 29 Jahren (=Wildes Alter) nur bei 3,3% liegt (japanische Marken immer zw. 10 -20%), BMW aber stetig die meisten Motorräder verkauft in D , zieht eben mit dem bayerischen Verkaufserfolg und somit dem Alter auch die Fahrvernunft in die kradelnde Oberklasse ein.

    Wir müssen der Wahrheit ins Auge sehen, ältere, gesetzte Menschen, eher körperlich unbeweglich, vertreiben sich die Zeit auf dem dritt-Hobby Motorrad. Sind die gleichen, die sich für die 50KM Fahrradtour einmal im Jahr ein 1800€-Rad kaufen und mit den großen KFZ die Mutti zum Kuchen fahren. 180+ PS, ich könnte ja, wenn ich wollte….aber ich will nie.

    Das hat der Clemens im Text eigentlich schon so ganz richtig vermutet…. Der demografischen Entwicklung jedoch nicht Glauben schenken wollen.

    • Clemens Gleich meinte am 21. August 2013 um 9:36:

      Dann, Christoph, stelle ich die These auf, dass dieser steigende Anteil alternder BMW-Fahrer ein schlechtes Vorbild ist, das alle tendenziell langsamer werden lässt. Werde gelegentlich einen BMW-Fahrer mit seinem Verhalten, ja: seiner Verantwortung konfrontieren.

  • Maik Schwarz meinte am 26. August 2013 um 16:19:

    Ja, Clemens, überwiegend schade, die Situation. Wenigstens hat sie uns diesen pointiert treffenden Text (GANZ oben!) beschert.

    • Clemens Gleich meinte am 26. August 2013 um 17:17:

      Bringt halt nix, Maik. Sonst hättest uns die Warnwesten längst von der Straße geschrieben.

  • Maik Schwarz meinte am 26. August 2013 um 17:54:

    Stimmt wohl. Weil es – hier wie da – gar nicht bei denen ankommt. Mit Sicherheit nicht.

  • Klatt, Dirk meinte am 2. September 2013 um 16:44:

    Der Artikel von Clemens trifft es aus meiner Sicht ziemlich gut. Durch das Sicherheitsbedürfnis (Stichwort Warnweste) und die Anbiederung an die „politisch korrekte öffentliche Meinung“ wird Motorradfahren immer uncooler und so bricht natürlich langsam auch der Nachwuchs weg. Und wenn ich heute – was selten geschieht, weil ich am liebsten allein fahre – einmal auf einen Motorradtreff bin, frag ich mich oft, ob ich denn wirklich dazu gehören möchte, zur Kaste der Motorradfahrer. Es sind dann nicht nur die Warnwestenträger die mich vor diese Frage stellen, sondern auch die Poser und die vielen hoffnungslos adipösen Kradler, die das Bild mittlerweile prägen.
    Heute fahren viele recht wenig und damit fahren sie auch zwangsläufig schlechter. Und damit stellt sich auch die Frage, ob die, die früher schneller unterwegs waren, denn auch tatsächlich gefährlicher fuhren oder die Sache nur viel besser im Griff hatten. Heute passiert es mir selbst mit meiner Harley (ich hab auch noch ein potenteres Krad), dass ich – insbesondere bei etwas Nässe – sportliche Motorräder locker stehen lasse, weil ihre Piloten mit zugekniffenen, Allerwertesten unterwegs sind. Und wenn ich so manchen mit 80 km/h MITTIG mit 5 Meter Abstand hinter einem LKW herbummeln sehe, wird mir angst und bange. Da wäre forsches Überholen häufig die deutlich sicherere Variante. Also, ich seh für das Motorradfahren insgesamt ziemlich schwarz, aber ich mache trotzdem weiter, denn es gibt nur eine Sache, die geiler ist.

  • Andreas meinte am 3. September 2013 um 10:07:

    Ich hätte da noch die Theorie anzubieten, dass wir langsamer werden weil unsere Motorräder zu schnell sind.

    Eine ZXKiloDoppelR-S kann auf der öffentlichen Landstraße so gut wie überhaupt nie anständig ausgefahren werden. Aus der Kehre raus drei Gänge durchladen ist bei einem halbwegs gesunden Selbsterhaltungstrieb einfach nicht reproduzierbar möglich. Der Pilot weiss das und weil er sich bewusst ist eh nie 100% geben zu können, ist es ihm irgendwann auch egal ob der Schnitt von 45% auf 43% sinkt.

    Beispiel Ampelstart:
    „Damals“, als man noch mit 16 Jahren auf der 125er an der Ampel stand, hatte man das Bedürfnis sich mit allen zu messen. Gegen eine andere 125er war‘s der sportliche Ehrgeiz, gegen aufgebrezelte Roller war es schlicht Pflicht und wenn was größeres neben einem stand, konnte man ja eigentlich nur gewinnen – zumindest emotional.
    Steh ich jetzt mit meiner 850er an der Ampel und der 16 jährige auf der 125er daneben macht den Affen, denkt der eingelullte, gealterte Kradler „Hab ich ja überhaupt nicht mehr nötig, wenn ich wollte, … bla … „ und unterm Strich fährt er mit der 850er langsamer an als damals mit der 125er.

    Wenn die Möglichkeit besteht 100% statt 98% zu geben, dann ist das ein enormer Anreiz.
    Wenn es darum geht 45% statt 43% zu geben, dann geht mir das am Arsch vorbei.

    Mein Vorschlag eines Auswegs aus der Misere:
    Wieder ein langsameres Motorrad kaufen!
    Die dicken Angstränder findet man nicht umsonst an Panigales und DoppelRs. Ich empfehle ein Motorrad das man gerade eben noch so im öffentlichen Raum ausfahren kann, das steigert den Ehrgeiz. Mein persönlicher Favorit sind die alten Zweitakter vom Schlage einer RGV 250, aber auch die 400er im Sinne z.B. einer NC30 halte ich für geeignet um den Ehrgeiz des Piloten wiederzubeleben. Motoren die es geradezu verlangen jeden Gang bis an den Begrenzer zu drehen, weil sonst der nächste nicht passt und der Vortrieb abreisst.
    Wenn man auf so einem Bock aus der Kehre raus drei Gänge durchbeschleunigt und nach ein bißchen Eingewöhnung mal alle Schaltpunkte exakt trifft, zaubert das ein lang vergessenes Grinsen zurück unter den Helm.
    Mit manchem aktuellen Big Bike kann man ein ganzes Wochenende Motorrad fahren ohne einmal den dritten Gang zu verlassen, wer wundert sich dann wenn die Geschwindigkeit sinkt?

    Das nächste mal beim KTM Händler einfach mal zur Duke statt zur SuperDuke greifen und statt der eingetragenen Höchstgeschwindigkeit steigt plötzlich die tatsächliche, gefahrene
    – und der Spass.

  • Clemens Gleich meinte am 3. September 2013 um 11:01:

    @Andreas: Das ist auf jeden Fall ein Faktor, und genau deswegen habe ich mir die Duke gekauft. Tatsächlich fahre ich mit den 68 PS auf engen Landstraßen wesentlich zügiger als auf vielen anderen, kräftigeren Maschinen wie meiner Mille. Es ist ja auch so viel einfacher. Siehe auch: Street Triple.

  • Klatt, Dirk meinte am 3. September 2013 um 11:32:

    @Andreas: Hab ich so noch gar nicht gesehen ….könnte was dran sein. Ich denke auch oft, ich könnte ja, wenn ich nur wollte. Und es stimmt, die frühen Kräder, angefangen mit meiner Zündapp KS 50, wurden immer gnadenlos ausgewrungen ….Downsizing also als ScHlüssel zu mehr Fahrspaß …ich denk ‚mal drüber nach.

  • sinsser meinte am 3. September 2013 um 13:50:

    Ist so, deswegen hab ich jahrelang LV4 Supermoto gefahren. Ein Heidenspaß, und mit deutlich höherem Vollgasanteil als zuvor mit der Blade, FZR1000 und wasweißich…..

  • sinsser meinte am 3. September 2013 um 13:55:

    LC4 meinte ich, nicht LV4.
    Ihr macht mich echt ganz wuschig.
    Grade noch dachte ich, ich brauche in meiner 950SMR dringendst 10-15PS mehr für die Gerade beim nächsten AdR-Termin, und jetzt das.
    Sollte ich doch auf ne 3er Duke 690 umsteigen? *grübel*
    Und ja, Clemens, ich bin ein oberflächliches Augentier, die neue Duke mit der Peki-Fresse kommt optisch nicht in Frage. ;o)

  • Andi T meinte am 5. Dezember 2013 um 13:54:

    Leute, dieser Beitrag und die folgende Diskussion ist ja bisher leider völlig an mir vorbei gegangen 🙁

    Zur Diskussion mit diesem Slarti…: Schlicht über! Oder würdet ihr mit einem Vegetarier über den Geschmack eines gut zubereiteten Steaks vom Kobe-Rind diskutieren? Oder mit einem strikten Anti-Alkoholiker (ich meine jetzt keinen trockenen Alki) über den sinnlichen Geschmack eines guten Single Malts? Eben. (Früher hätte man hier noch das Bild des Klerikers berufen, der sich mit Sex nicht auskennt, aber damit lag man ja wohl daneben…)

    Diese fast schon zwanghafte Reaktion, sich als Motorradfahrer für sein Hobby an sich zu rechtfertigen und für diejenigen, die in der Öffentlichkeit kein gutes Bild abgeben, zu entschuldigen, nervt mich mindestens genau so wie die überangepassten Warnwestenfahrer (schlimm genug, wenn das jemand für ein trügerisches Gefühl der Sicherheit bei Ausübung seines im tiefsten Innern unsicheren Hobbies braucht, viel schlimmer ist aber deren missionarisches Sendungsbewusstsein, andere von den unumstößlichen Vorteilen zu überzeugen – notfalls kraft gesetzlicher Verpflichtung).

    Zum Bericht an sich: Leider wahr. Ich frequentiere recht häufig die typischen Motorradreviere Europas und gastiere dann aufgrund der für Moppedfahrer günstigen Infrastruktur überwiegend in ausgewiesenen „Motorradhotels“. Ich bin dann mit eher leichten Gerät unterwegs (Street Triple R oder 990 SMT, der abnehmenden Asphaltqualität zuliebe) und komme daher durchaus in den Genuß, diese Motorräder auch zu fordern. Und mittlerweile muß ich zu meinem Bedauern andere Motorradfahrer zunehmend in eine Kategorie mit anderen den Verkehrsfluss störenden Elementen einreihen. Das gilt ausdrücklich natürlich nicht für Alle, aber es gibt nach meiner Wahrnehmung einen klar zunehmenden Trend.

    Auch die abendlichen Gesprächsthemen an der Hotelbar spiegeln diese Entwicklung wieder: Sicherheit, sicherheitsdienliche Assistenzsysteme, Haltbarkeit der Bereifung, geriatrische Tauglichkeit des verwendeten Motorrads haben längst das sonst so freudige Pimmelfechten um das haarsträubendste Bremsmanöver, den sauber gestandenen Slide aus der Kurve und dem sanft abgesetzten Powerwheelie abgelöst.

    Bin ich ein intellektuell limitierter Asi, weil ich gerne in tiefer Schräglage um die Kurve fahre und dieses schwerelose Gefühl der sich aufhebenden Kräfte genieße und engagiert aus der Kurve herauspowere? Und ich mich eben nicht dreiundvierzig Kilometer in eine Fahrzeugschlange einreihe, sondern bei jeder sich bietenden Gelegenheit überhole, um in der nächsten Kurvenkombination hoffentlich freie Strecke vor mir zu haben? (Und bei ordentlichen Motorradstrecken, die den Namen auch verdienen, übertrete ich dabei nicht einmal nennenswert die geltenden Verkehrsregeln – und wenn, nur ein ganz bisschen 😉 ) Dann ist das eben so.

  • Clemens Gleich meinte am 5. Dezember 2013 um 15:44:

    @Andi T: Nein, Du bist kein Asi. Du bist jung (geblieben).

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