Der Rennfahrer an sich ist gern ein arroganter Schnösel. Auf der Habenseite steht jedoch: Die Stoppuhr trainiert ihm systematisch ab, verquasten Bullshit abzusondern. Andreas Werth (aka „Berzerk“), Chef vom Motorradmagazin „Reitwagen“, mag ein Schreiber sein, aber sein angenehmer Pluspunkt ist, dass er gern denkt wie ein Rennfahrer. Immer wieder findet man diesen Klartext auch im Hefterl. Man findet ihn genauso in seinen Mails. Ich erinnere hier an seine klaren Worte zum Thema „bescheuerte ABS-Pflicht„. Genauso klar hat er sich gegenüber Alfred Kirchsteiger von racing4fun.at geäußert:
Man kann mit gut vorbereiteten Serienmaschinen auf gut abgestimmten käuflichen Fahrwerken alle Alpe Adria-Klassen gewinnen, wenn die Technik ordentlich funktioniert und der Fahrer ordentlich reinhält.
Das erinnert mich an die Tage in Oschersleben (bei Doc Scholl), an denen wir mit der Honda CBR 600 RR unsere Recherchen der Geheimnisse des Rasens für die Fastbike angingen. Nach ein paar aufwärmenden Runden zeigte der Lap-Timer unter Dirk Schnieders eine ordentliche 1:35 — trotz dem zehn kg schweren ABS, mit dem man alles in allem einige Meter früher bremsen muss. Wir haben nichtmal was am Fahrwerk rumgedreht, wir haben einfach Continental Race Attack aufgezogen und sind serienmäßig ausgerückt. Denn beim Rasen geht es zu näherungsweise 100 Prozent nur um eines: den Fahrer. Der statistisch vernachlässigbare Teil dreht sich dann um die Rennfahrer auf IDM-Niveau und drüber. Wer durch die Gegend graupt, der tut das auch auf einem Öhlins TTX-Hinterbein. Er freut sich darüber vielleicht mehr.
Berzerk:
Alte Racing-Regel: Der Erste muss gar nix erklären. je weiter hinten, um so länger werden die Ausreden und die Presseaussendungen.
Diese Ausreden gibt es überall von der MotoGP bis runter auf die Hausstrecke. Mick Doohan sagten die Langsameren genauso wie Valentino Rossi zu seinen Hochzeiten nach, Honda gebe ihnen physikalisch unmögliche Weltraumteile und setze tausend kleine Japaner mit Tretmühlen zusätzlich vors Getriebe. Die Wahrheit war jedoch: Die beiden fuhren schlicht schneller, wie Jeremy Burgess Rossi einmal sagte, wie Rossi sich selbst und allen mit seinem Wechsel zum damals geradezu graupigen Yamaha-Team demonstrierte. Genauso kam in Oschersleben zum Abendessen ein Kollege aus der Superduke Battle an unseren Tisch, um zu fragen, welche schwarze Magie mit welchen Tretmühlenösterreichern denn in Dirks Motor am Werk sei, denn der klinge auf diesem (vollkommen übersteuerten) Video so komisch. Dirk: „Komm kurz vor dem Rennen zu mir, dann tauschen wir die Maschinen. Ich baue nur mein Federbein und meine Gabel um, beim Rest nehme ich gern dein Motorrad.“ Der Mann ging dann leise ins Bett.
Solche schlichten Wahrheiten sind für mich so entspannend, weil ich jeden Tag Pressemitteilungen und Fahrzeugtests lese. In beiden steht ja meist plusminus derselbe verquaste Rotz drin. Die 600er Hondas wurden in der Presse gern als etwas „langweilig“ oder „in die Jahre gekommen“ abgetan. In der Realität standen zur selben Zeit gern sieben dieser in die Jahre gekommenen Langweiler in den Top Ten der schnellen Rennklassen. Dagegen Dirk: „Das ist ein gutes Motorrad.“ Und das ist: die Wahrheit.
Berzerks kompletter Brief bei Racing4fun.at
PS: Man beachte die weitere Ausführung des Themas in den Kommentaren.
servus clemens !
für gewöhnlich tu ich mir schwer mit menschen die immer wieder aufs neue hervorheben müssen/wollen das sie „die wahrheit „ verbreiten. wir alle verbreiten eben nur eine subjetive sicht der dinge und das ist auch gut so.
ich hab auf meiner startseite den text absichtlich nicht kommentiert, weil es bei dem schreiben noch eine andere botschaft zwischen den zeilen zu lesen gibt, wenn jemand die zusammenhänge öm/team/berichterstattung und meine seite kennt.
grundsätzlich bin auch ich der meinung das es kein vermögen braucht um schnell zu sein, unser andy meklau demonstriert das immer wieder anschaulich mit seiner k7. den rest der info gibts bei mail *gg*
DANKE fürs online stellen !!!!
alfred
Du musst „die Wahrheit“ vor demselben Hintergrund sehen wie „bestes XY der Welt“. Absolutismen und Superlative kann man auch abzüglich der immerwährenden Relativierung und statistischen Feinheiten verwenden, finde ich. Die Leute wissen schon, dass meine „in Wahrheit besten Bikes evar und forever“ nicht die ihrigen sein müssen.
Und im Hauptpunkt simmer uns doch einig: Es gibt solche Riesenbrocken beim Fahrer rauszuholen, dass es sich erst ganz am Ende lohnt, richtig Geld ins Motorrad zu pumpen.
zu deinem letzten absatz: „ jein“
da müßten wir vorher definieren was viel geld ist, bzw. für uns ist. die alten rennstreckenstorys mit“ fahren wir mal aus dem moperl raus was drinn steckt …“ stimmt halt auch nur begrenzt und ist oftmals die antwort an anfänger und unwissende von wissenden, die sich entweder zu gut für eine gscheite antwort sind, oder aber einfach nicht gscheit antworten wollen, weil sie selber auch ewig und noch ein bisserl für ihre erfahrungswerte gebraucht haben und seither nicht bereit sind infos wirklich weiterzugeben. das sind oftmals auch fahrer die auf fragen anderer nach ihrem speed die blödeste aller rennstrecken antworten ablassen:“ später bremsen, früher gasgeben“ . für solche antworten gehört ihnen normalerweise a gscheite watschen (bei euch heisst das glaub ich „ eine auf die schnauze“)dann gehts wieder.
ich hab mich glaube ich vor ca. 2 jahren mal recht ausführlich über dieses thema in einem bericht ausgelassen.
zum thema fahrwerk nur ganz kurz(sonst wird das seitenweise 😉
hier herrscht für meinen geschmack das größte unverständnis: die allgemeine meinung besagt das fast kein hobbynudler ein zubehörfahrwerk aller ttx braucht….usw. wir kennen alle die meldungen) – für mich absoluter blödsinn, auf dem level eines durchschnittlichen gelegentlichen hobbyringfahrers, zieht dieser nur vorteile daraus(vorausgesetzt es ist auf ihn halbwegs abgestimmt) !
warum: leicht erklärt – fakt ist das je schwächer der fahrer ist, auch die fahrfehlerqoute um das vielfache höher ist als bei stärkeren piloten, folglich gibt es pro runde auch um xx möglichkeiten mehr aufgrund eines fahrfehlers das fahrwerk schnell einmal an seine grenzen zu bringen und zu überlasten. wozu das in weiterer folge führt brauchen wir sicher nicht näher ausführen. auch die argumente das langsamere fahrer weder bremsen noch fahrwerk an die grenze bringen ist ein druckschluss(meistens ein folgenschwerer). es werden kurzzeitig beanspruchungshöchstwerte erreicht(diese auch noch unbewusst) die bei besseren fahrern kaum oder selten passieren und die eben dann vor allem das fahrwerk an die grenzen der belastung oder drüber hinaus bringen. das gleiche problem mit der gleichen grundcharakteristik liegt auch bei den reifen vor.
d.h. ein besseres fahrwerk unterstützt den fahrer in allen lebenslagen und witziger aber eben logischerweise den schwachen mehr als den starken. wer beides kennt, kennt auch den vergleich, besser gesagt den unterschied. und wenn z.b. ein öhlins ttx 36 auch nur einen abflug erspart hat es sinn gemacht, sollten dadurch die rundenzeiten im laufe der zeit auch besser werden ist es ein kleiner lotto 6er im vergleich zu dem erträglichen anschaffungspreis im verhältnis zur unglaublichen wirkung. (da berzerk würd jetzt schon wieder von einer fahrwerkswahrheit schreiben 😉
Vielleicht hab ich mich nicht klar genug ausgedrückt: Es geht um Prioritäten. Die größte Priorität ist zum Beispiel erstmal, ganz basal: eine gute Linie finden. *Dann* kann man irgendwann anfangen, später zu bremsen, früher ans Gas zu gehen. Und wenn man diese Liste der Prioritäten durchgeht, dauert es beim Hobbyfahrer ein Stück, bis die Hardware drankommt. Und bei der Hardware möchte ich noch anmerken, dass man da die größten Spaß- und Rundenzeitpluspunkte deutlich vor dem neuen Federbein mit erstmal gescheiten Reifen sammelt (sagste ja schon selber). Was meinst, warum wir auf den Race Attack ausgerückt sind?
Ansonsten: d‘accord. Ich als Graupe freu mich auch, wenn mir die Technik meine Fehler ausbügelt. Nur kommt die in der Liste der Prioritäten ganz sicher nicht zuoberst.
ich versteh dich schon was du sagen wolltest, blos ist das was du da anführst graue theorie….die wahrheit schaut halt etwas anders aus, das die meisten (da will ich keinen ausnehmen) bei jeder passenden und unpassenden gelegenheit auf der letzten rille fahren. es wird in jedem rennen gekämpft wie es nur gut und regelmäßig abgeflogen(da nehm ich auch nicht aus). des mit dem schön nach lehrbuch lernen funktioniert halt nur wenn ma gerade vor der tastatur sitzen, sonst meistens weniger. die hautpriorität besagt das alles was schnell ist und schneller macht auch erlaubt ist UND auch von einem großen teil so gehandhabt wird. sonst müßten wir noch verscuchen uns einzureden das es in allen rennklassen fair zugeht und streng nach regelwerk – das gibts weder in der hobbyliga und weiter oben noch weniger.
(zum race attack sag ich jetzt nichts sonst wird mir schlecht..) *gg*
Ich schreibe hier nicht die bloße graue Tastaturtheorie, sondern ich empfehle das, was ich tatsächlich selber mache. Ich fange bei der Linie an. Ich bearbeite meine Einstellung zum und beim Fahren (ohne die fährt man erst gar nicht schnell). Ich versuche, Belastungsspitzen aus dem Fahrstil zu entfernen. Klar mögen es Andere anders machen. Aber für mich und für alle mit meinem finanziellen Rahmen finde ich persönlich das die beste Herangehensweise, also empfehle ich die auch. Am Nürburgring hat sie auch für Toby gut funktioniert. Klar, wenn ich reich wär, würd ich auch mit drei Mopeten im eigenen Rennteam samt Motorhome mit offenem Kamin und Nuttenharem antreten, nur macht Rennstreckeln auch mit weniger Aufwand Spaß.
noch was vergessen – bzw. überlesen, ist ja auch schon mitternacht vorbei 😉 du schreibst:“ Ansonsten: d’accord. Ich als Graupe freu mich auch, wenn mir die Technik meine Fehler ausbügelt. Nur kommt die in der Liste der Prioritäten ganz sicher nicht zuoberst.“
sorry aber auf der basis ist es sehr schwer über das thema zu quatschen – wenn jetzt irgendwer glauben sollte das z.b. ein ttx 36 nur fehler ausbügeln würde hat etwas falsch verstanden – ein gutes federbein muß ma zuerst einmal gscheit zum arbeiten bringen, was auf einer halbwegs scharfen 1000er nichts anderes heisst das sich jeder der sich das zulegt auch einmal ordentlich am kabel ziehen muß damit sich was tut, bzw. das heck spürbar wird, vorausgesetzt das federbein ist nicht nach schauckelpferd muster justiert…folglich wird es für den umsteiger meistens kurzzeitig schwieriger zu fahren als mit den meisten serienfahrwerken( gilt natürlich nur für SSP und SBK modelle). außerdem eröffnet sich vielen dadurch ein neuer fahrstil bzw. eine forschere herangehensweise an die fahrerei als solches.