Die neuen Heizungsregeln: eine Einordnung

Die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) wurde am 8. September im Bundestag beschlossen. Sie unterscheidet sich vom ersten Entwurf in einigen Punkten, entschieden wurde die veränderte Version aus dem Juli 2023. Um die wurde zwar genauso viel gestritten, aber sie wurde nun trotzdem mit den Mehrheiten der Ampelkoalition beschlossen. In diesem Text werde ich beleuchten, um was es geht und an den diversen Knackpunkten in den Kontext gehen, warum diese oder jene Interessengruppe das jeweils gut/kacke fand. Aus diesem Grund möchte ich euch anfeuern, auch eure Ansichten zu äußern. Ich lese jede Zuschrift und erweitere den Artikel gegebenenfalls.

Grundsätzliche Anforderungen

Die Anforderung der 1. Fassung war: Jede neu eingebaute Heizung (gilt also nicht für alte Heizungen oder Reparieren) muss mit 65 % „erneuerbaren Energien“ heizen. In der zweiten, gültigen Fassung wurde das mit der Fernwärmeplanung verrührt. Es müssen daher erst einmal nur Neubauten in Neubaugebieten diese Regel ab dem 1. Januar 2024 einhalten. Neubauten in Baulücken und Bestandshäuser dürfen auf die Fernwärmeplanung ihrer Kommunen warten, das heißt: bis Juni 2026 in urbanen Gebieten (> 100.000 Einwohner) und bis Juni 2028 in dünner besiedelten Gebieten (< 100.000 Einwohner). Diese Klausel hat die Funktion, dass keiner eine teure Heizung einbaut und dann eine Woche später Fernwärme angeboten kriegt. Diese Klausel war für viele offensichtlich auch beruhigend, weil der Stichtag in die nächste Wahlperiode fällt, in der sich schon die ersten Parteien damit positionieren, dieses Gesetz kippen zu wollen. Sie enthält jedoch einen wenig bekannten Haken: Wer ab 2024 bis zum Fernwärmestichtag eine Öl- oder Gasheizung einbaut, „hat sicherzustellen“, dass diese Anlage ab dem 1. Januar 2029 mit 15 % Biomasse, grünem oder blauem Wasserstoff oder deren Erzeugnissen bestückt wird. Diese Rate erhöht sich 2035 auf 30 Prozent und 2040 auf 60 %. Während jede olle Gasheizung Biogas verbrennen kann, gilt das für den heißer brennenden Wasserstoff schon nicht mehr. Neue Gaskessel mit „H2 Ready“ schaffen bis 30 % Beimischung. Bei Ölheizungen sieht es noch magerer aus. 5 bis 10 % Bioöl-Beimischung sind heute üblich. Es gibt seltener Kessel, die für bis 20 % Bioöl geeignet sind. Wenn du also 2028 einen neuen Ölbrenner kaufst, kannst du schon im nächsten Jahr ein Problem bekommen, weil die Düsen empfindlicher auf den Brennstoff sind, als sie das früher waren. Diese kleine Falle zeigt also, dass man über das neue Gesetz am besten so denkt, wie es geschrieben wurde: Es gilt tatsächlich ab 2024, aber es gibt Ausnahmen und Schiebemöglichkeiten. Ach ja, und: Wer in der Übergangszeit eine Gas- oder Ölheizung kauft, muss sich über die ganzen Risiken beraten lassen.

Was heißt „erneuerbar“?

Als „erneuerbar“ gelten für die GEG-Novelle folgende Alleinheizungen:

  • Fernwärme in allen Übertragungsformen
  • Elektrisch angetriebene Wärmepumpen aller Art, also auch Split-Klimaanlagen und Brauchwasser-Wärmepumpen
  • Biomasse, also konkret Holz/Pellets, für die die Solarthermie-Pflicht der 1. Fassung entfällt. Es gibt meines Wissens keine 65-%-Bioöl-Heizung.
  • Biogas
  • Grüner Wasserstoff (aus Elektrolyse von Wind- und PV-Strom), blauer Wasserstoff (aus Methandampfreduktion mit CO2-Abscheidung) und alles, was daraus hergestellt wird.

Stromdirektheizungen (also z. B. Heizlüfter und Infrarotplatten) dürfen (auch bei Ökostromverträgen!) nur in Bestandshäusern installiert werden, die 30 % besser isoliert sind als ein KfW55-Haus. Wenn es im Haus schon Heizverrohrung gibt, muss die Dämmung sogar 45 % besser sein. Beim Neubau gelten ebenfalls die 45 % besser. Kurz: Stromdirektheizungen sind nur für Häuser in die Richtung Passivhaus und besser gedämmt vorgesehen, um das zu vermeiden, was in Frankreich gerade passiert: Strompreisteuerungen in Verbindung mit vielen Stromdirektheizungen fressen den Franzosen die Haare vom Kopf.

Wir müssen aber nur 65 % erneuerbar im GEG-Sinn heizen. Also gibt es zusätzlich folgende Optionen, wenn sie (in beliebiger Kombination) diesen Prozentsatz erreichen:

  • Solarthermie (schafft alleine in sinnvollen Auslegungen keine 65 %, kann aber beisteuern, vor allem Sommer-Brauchwasser)
  • Wärmepumpe unterstützend, also z. B. Gas-Hybridheizung oder Split-Klimaanlagen, die Gasheizungen unterstützen

Zusätzlich kann man sich jedwede Sonderlocke von einem Experten als 65-prozentig erneuerbar bestätigen lassen, das betrifft dann zum Beispiel seltene Lösungen wie solare Luftkollektoren.

Ich möchte aber die großen, realistischen Optionen konkret benennen, die in Zukunft maßgeblich (und ohne Sondergenehmigung) heizen werden:

  • Luft-Wasser-Wärmepumpe
  • Wärmepumpen-Hybridheizung mit Gas oder Öl
  • Fernwärme
Die Verkürzung „alles auf Wärmepumpe“ enthält viel Wahrheit. In 10 Jahren hast du im Mainstream zum Neukauf die Wahl zwischen Fernwärmeanschluss und irgendwas mit Wärmepumpe.

Auf diese drei Hauptsachen kocht es sich ein, weil es in den nächsten Jahrzehnten keine Mengen von grünem Wasserstoff geben wird, dass wir sie verfeuern können, und blauer Wasserstoff ist je nach Studie mal besser, mal schlechter als Erdgas, also mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit einfach Schwachsinn. Biogas gibt es nicht in den benötigten Mengen, und es wäre sehr kontraproduktiv, die Anbaumasse für Biogas erheblich zu erhöhen. Selbst die Holzwirtschaftsverbände schätzen das Potenzial von Pellets aus Resten in der Gegend von nur 6 % des deutschen Heizenergiebedarfs ein. Wenn man deutlich mehr Wald verfeuern würde, dann würde der Wald wie vor der Nutzung von Kohle einfach in kurzer Zeit weg sein. Bleibt Fernwärme und Wärmepumpe, manchmal als Hybrid.

Geht das überhaupt?

Meine Steckenpferd-Frage als gelernter Kaufmann. Menschen in der öffentlichen Diskussion setzen oft „es geht“ gleich mit „das sollten wir so machen“. Das ist aber kein logischer Schluss. Weißt, was auch „geht“? Mit dem Ferrari zur Arbeit pendeln. Hat sich aber irgendwie nicht auf breiter Front durchgesetzt. Könnte es an den Kosten liegen? Kosteneffizienz ist der wichtigste Parameter bei allem, was man tut, weil man jede wertschöpfende Arbeitsstunde nur einmal ausgeben kann. „Bang for the buck“, sagt der Angelsachse plakativ. Also, die Wärmepumpe funktioniert in den weitaus meisten Bestandsbauten wesentlich besser, als die meisten glauben. Das zeigt die mittlerweile doch recht lange Praxis. Ich skizziere einen Hauptgrund: In alten Häusern wurde meistens schon dieses oder jenes mal gemacht und die Heizung wurde früher gern überdimensioniert. Deshalb begegnen wir sogar häufiger dem Fall, dass selbst die uralten Heizkörper bleiben können, weil sich die reale Heizlast verringert hat und sie sowieso zum Bau schon zu groß waren. Oder es reichen vergrößerte Heizkörper. In manchen Altbauten reicht es nicht. Dann „geht“ es schon irgendwie mit sechsstellig Euros draufwerfen, aber es ist nicht kosteneffizient. Hier bietet sich dann eine Hybridheizung an.

Meine Wärmepumpe in einer der Kernwinterphasen 2022 beim Abtauen. Sie läuft deutlich besser als erwartet.

Es geht also alles, und nachdämmen sollte man nur das, was sich lohnt (das bedeutet: oberste Geschossdecke und eventuell Kellerdecke, kann man selber machen). Es KOSTET aber mehr als bisher. Einen Gasbrenner kann ich für 1500 Euro haben für mein Haus. Die riesige Wärmepumpe hat 20.000 Euro gekostet. Da kommt bei beiden noch die Peripherie und die Arbeit dazu, doch der Unterschied bleibt erheblich. Das bestreitet auch niemand, im Gegenteil gibt es deswegen staatliche Förderungen. Wäre die Wärmepumpe ohne Förderung günstiger, bräuchte sie ja die Förderung nicht. Und dass die zwei Heizungen einer Hybridheizung mehr kosten als eine, leuchtet wohl auch jedem ein. Die Erwartung ist, dass die WP minus Steuerförderung über die Lebenszeit günstiger ist als die Gasheizung, und dafür sorgen wahrscheinlich die gesetzlichen Rahmenbedingungen, hauptsächlich die CO2-Abgabe (dazu am Ende noch mehr).

In der GEG-Novelle blieb der Paragraph über Wirtschaftlichkeit bestehen:

Die Anforderungen und Pflichten, die in diesem Gesetz oder in den auf Grund dieses Gesetzes erlassenen Rechtsverordnungen aufgestellt werden, müssen nach dem Stand der Technik erfüllbar sowie für Gebäude gleicher Art und Nutzung und für Anlagen oder Einrichtungen wirtschaftlich vertretbar sein.

Anforderungen und Pflichten gelten als wirtschaftlich vertretbar, wenn generell die erforderlichen Aufwendungen innerhalb der üblichen Nutzungsdauer durch die eintretenden Einsparungen erwirtschaftet werden können. Bei bestehenden Gebäuden, Anlagen und Einrichtungen ist die noch zu erwartende Nutzungsdauer zu berücksichtigen.

Ein alter Mensch in einem alten Haus muss also nicht für die letzten 10 Jahre nochmal alles rausreißen, und du musst nicht eine teurere Lösung installieren. Allerdings musst du bei anderen, weicheren Konstellationen die Wirtschaftlichkeit eben vorrechnen und vom Fachbetrieb unterschreiben lassen und wissen, dass du wahrscheinlich der Erste bist, der deinem Amt sowas vorlegt. Die Wirtschaftlichkeitsklausel gibt es ja schon lange, seit der „Energieeinsparverordnung“. Sie ist irgendwie leider in sich unschlüssig. Es war fast immer billiger, eine gut funktionierende 30 Jahre alte Heizung noch ein paar Jährchen weiter feuern zu lassen, als eine Brennwertheizung zu kaufen, deren theoretischer Maximalvorteil durch Brennwert bei 11 % liegt, wenn die Vorlauftemperatur optimal eingestellt würde, was in der Praxis nie der Fall ist. Trotzdem gab es keine massenhaften Anträge, den alten Raketenbrenner weiter betreiben zu dürfen, weil billiger. Vielleicht gibt es jetzt mal mehr, aber dann müssen mehrere Gesetze geändert werden, bevor ein Gasbrenner für einen Vermieter teurer würde als eine geförderte Wärmepumpe (Verbrauch zahlt ja hauptsächlich der Mieter). Also sich hier keine Rettung erwarten, denn die stünde sonst fast allen zu.

Förderungen und Deckel

Hinweis: Die Förderungen stehen nicht im neuen GEG, sondern sind nur eine Willenserklärung, sie werden später über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) angeboten, können sich allerdings noch ändern. Also mit Vorsicht planen! Die angedachte Förderung ab 2024 besteht aus Elementen, die bis auf maximal 70 % aufaddiert werden dürfen. Die „Grundförderung“ liegt bei 30 %. Dazu kommen:

  • 30 % für Haushalte mit einem zu versteuernden Haushaltseinkommen unter 40.000 Euro/Jahr
  • 20 % für alle, die während der Fernwärme-Übergangszeit eine Heizung kaufen, gilt bis 31. 12. 2028 und sinkt dann alle 2 Jahre um 3 %. Der Bonus gilt zudem nur für Umrüstungen von Gas/Öl.
  • 5 % Bonus für Wärmepumpen mit natürlichen Kältemitteln oder Erde/Grundwasser als Wärmequellen
  • 5 % Bonus, wenn es einen individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) vom Energieberater gibt (kostet einige tausend Euro, wird wiederum mit bis zu 80 % gefördert).

Förderfähig sind alle Heizungen, die dem neuen GEG entsprechen. Die Pelletkesselhersteller atmen auf. Nun hat sich allerdings mit den erhöhten Prozenten die maximale Fördersumme auf 30.000 Euro pro Einfamilienhaus reduziert, macht 21.000 Euro. Vorher waren es maximal 50 % von 60.000 Euro, macht 30.000 Euro. Es kann also sein, dass manche Umrüstungen nach den neuen Gesetzen weniger Staatsknete bekommen als vorher. Ich möchte zudem etwas grundsätzliche Kritik an solchen Förderungen äußern. Sie verzerren die Preise. Eine Pelletheizung kostete in all ihren Förderungsjahren magischerweise stets genau so viel mehr als eine Ölheizung, wie es Förderung gab. Da versinken enorme Geldmengen in den Ritzen, und es ist ja Steuergeld. Deutschland hat schon eine der höchsten Steuerlasten überhaupt. Förderungen müssen sehr gezielt gedacht werden, und mir fällt keine ein, die das wäre. Die E-Auto-Förderung ist ein Desaster. Teurer kann man CO2 kaum einsparen.

Miete und Mieter

Mehr als die Hälfte der Deutschen lebt zur Miete. Die Miete wird sich durch das neue GEG oft erhöhen. In Deutschland darf man als Vermieter 8 % Investitionskosten auf die Miete umlegen, und es ist recht streng vorgeschrieben, was eine Investition ist. Streng genommen ist „sich an Gesetze halten“ keine Investition und kann nicht auf die Mieter umgelegt werden. Für die GEG-Novelle wurde die Investitionskostenumlage auf 10 % erhöht und explizit legal gemacht. Hier soll ein Kostendeckel von maximal 50 ct/m²/Monat innerhalb von 6 Jahren das Schlimmste für die Mieter verhindern (insgesamt über alle Modernisierungen sind es je nach Mietpreis 2 oder 3 Euro/m²/Monat). Das steht allerdings nicht im GEG, sondern im dafür abgeänderten BGB, § 559, falls es jemand sucht.

Allerdings wird bei diesem Deckel oft die Rechnung für Vermieter nicht aufgehen. Sie werden also im Rahmen der Mietgesetze den Mietzins generell anheben, um das auszugleichen. Damit steigen die Mietspiegel und die Sache wird legal (die legale Miete orientiert sich am örtlichen Mietspiegel). Mieterrechtverbände sind unerfreut. Manchmal gibt es lokale Lösungen, das abzufedern. Die Städtische Wohnungsbaugesellschaft (SWG) Friedrichshafen etwa will ihren Mietern helfen, indem sie die Kosten ungleich verteilt und ihnen hilft, Wohngeld zu beantragen. Es bleibt aber der Umstand, dass der Mainstream der Mieter mehr bezahlen muss, und Wohnen ist in Deutschland bereits der größte Kostenfaktor. Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen rechnet mit zusätzlichen Kosten von 1,00 bis 1,20 Euro pro Quadratmeter, weil die Vorgaben ja nicht nur Heizungen betreffen, sondern auch Dämmung, Sicherheitsvorgaben und sehr, sehr viel Bürokratie. Bürokratie kostet jeden von uns Lebenszeit, das ist nicht nur nervig und langweilig, sondern real wohlstandsmindernd. Das Teilstück GEG wird für uns alle teuer, für den sozialen Wohnungsbau ist die Gesamtlage desaströs. Und 2029 kommen aus der EU deren Ideen zum Heizen. Ich habe in den Entwürfen schon etwas geschmökert, da werde ich auf Heise wieder viele Heizungsartikel schreiben müssen.

Was bringt es?

Da es so teuer ist, muss es auch viel bringen, sonst sind die Maßnahmen nicht kosteneffizient (not enough bang for the buck). Das Ökoinstitut hat für die Bundesregierung errechnet, was der ganze Aufriss an CO2 spart. Selbst mit dem optimistischsten Szenario werden die deutschen Klimaziele verfehlt – selbst wenn wir mit Sektorzielen arbeiten, die es ja nicht mehr geben soll. Das Szenario „worst case“ des Instituts rechnet damit, dass viele Leute noch schnell Öl- und Gaskessel kaufen. Das ist aber nicht der „worst case“, das ist die Realität, die sich wahrscheinlich über die Übergangszeit so fortsetzt. Ölkessel waren 2023 schon im Februar ausverkauft, Gaskessel erfreuten sich eines Pluses von 30 %. Wir haben also ein Gesetz, das viel kostet und wenig bringt. Kein deutsches Klimaziel kann damit erreicht werden. Gleichzeitig kostet es aber viel Geld/Zeit. Das gilt zwar für viele Gesetze in anderen Sektoren auch, es erklärt aber, warum überall so viel Unmut herrscht. Die Regierung arbeitet (aus besten Absichten, unterstellen wir einmal) gegen die Bevölkerung. Das kann in einer Demokratie nur eine Wahlperiode lang gut gehen. GERADE, wenn du für viel Klimaschutz bist, muss dich das besonders stören, denn das in solchen teuren Nullnummern herausgeblasene Geld fehlt dann für wirksame Maßnahmen. Je nach Szenario würde zum Beispiel eine Aufforstung deutscher Wälder um 4 bis 12 % einen größeren Effekt bringen, aber einen sehr kleinen Bruchteil kosten. Da würde sich zudem kaum jemand beschweren.

Der Unmut sorgt dafür, dass die aktuelle Regierung 2025 nicht wiedergewählt werden wird. In der aktuellen Stimmung setzen viele Hausbesitzer darauf, dass die nächste Regierung das Gesetz kippt, es wird auf jeden Fall wieder Wahlkampfthema werden. Dann haben wir noch mehr Schlamassel, weil dann jede Planung flöten geht. Die Firma Thermondo etwa hat kürzlich von Öl- auf Wärmepumpenheizungen umgeschwenkt, und zwar komplett, sie verkaufen keine Ölheizungen mehr. Thermondo tat das, weil die Gesetzgebung klar schien. Wenn es nach diesem Hü! wieder Hott! geht, muss Thermondo wieder Ölheizungen einbauen oder sich etwas Anderes Schlaues überlegen, auf jeden Fall wird das die Firma enorm Geld und Nerven kosten. Thermondo ist aber nur ein Beispiel für die Gesamtproblematik: Wenn die Wirtschaft laufen soll, muss sie a) günstige Energie haben und b) einigermaßen planen können. An beiden Punkten krankt es bei uns stark. Derweil ruft Kanzler Scholz Durchhalteparolen von einem neuen „Wirtschaftswunder“ aus, ohne die neuralgischen Punkte anzugehen.

Was soll ich also tun?

Wenn die Heizung läuft: gar nichts außer dem, was du schon hier tust, nämlich Infos sammeln. Überlege, wann die Heizung wahrscheinlich fällig wird und orientiere dich dann an den aktuellen Werten für Gerätepreise, erlaubte Techniken, Förderungen, vor allem aber an Energiepreisen. Man verpasst bei sinkenden Förderungen meistens weniger, als man denkt, weil Förderungen wie gesagt den Markt verzerren. Die aktuellen Heizungspreise sind also unter anderen Einflüssen ein Resultat der Förderungen. Es werden sowohl die Geräte als auch die Handwerker günstiger werden, wenn die Stückzahlen steigen und die Förderung sinkt. Mit „günstiger“ meine ich immer: Du musst dann tendenziell weniger lang für diese Heizungen arbeiten. Ich sage das, weil wir derzeit immer noch über 6 % Inflation haben und die 30.000 Euro auf deinem Angebot heute nicht mehr soo viel mit den 30.000 Euro auf dem Angebot in 10 Jahren zu tun haben.

Wenn die Heizung kaputt ist, musst du nehmen, was du kriegen kannst. Thermondo garantiert dir eine neue Heizung innerhalb von 90 Tagen, aber mit einer garantierten Jahresarbeitszahl (JA/) von nur 2,8. Zum Vergleich: Meine Nibe arbeitet mit Heizkörpern in einem nie nachgedämmten Haus von 1979 mit JAZ 4,1 (gemessen inklusive aller Pumpen und dem Heizstab, weil das alles am selben Zähler hängt, die reine WP schafft also ein Stück mehr). Nehmen wir einen Strompreis von 36 ct/kWh an, dann liegt mein Preis für eine kWh Wärme bei unter 8,8 ct. Mit Thermondos unterer Garantie AZ 2,8 wären es 12,9 ct. Das durchschnittliche Einfamilienhaus verbraucht rund 25.000 kWh Wärme pro Jahr. Sind über 1000 Euro Unterschied pro Jahr, und die Strompreise werden weiter steigen. Es lohnt sich also, die Lösung aufs Haus zu optimieren. Beim „nehmen, was du kriegen kannst“ enthalten: Ja, Gaskessel sind die günstigsten Wärmeerzeuger in der Anschaffung. Bedenke aber: Ab 2027 gehen die CO2-Aufpreise in den Zertifikatehandel. Dabei können sie sprunghaft ansteigen. Mineralölkonzerne bezahlen derzeit zwischen 150 und 400 Euro pro Tonne CO2. Wir bezahlen bei Treibstoffen und Heizstoffen 2023 30 Euro pro Tonne, macht für Erdgas unter 1 ct/kWh (Wärme). Bei 400 Euro würden es fast 10 ct (im Durchschnittshaus also 2500 €/Jahr) – NUR CO2-Aufschlag! Das Gas und dessen Steuern und Umlagen musst ja außerdem bezahlen. Und Erdgas hat die geringsten CO2-Emissionen. Deshalb hat die GEG-Novelle die verpflichtende Beratung vorgesehen. Nun können wir nicht wissen, was künftige Regierungen tun, aber am CO2-Aufpreis in welcher Art auch immer werden die meisten Parlamentarier festhalten, denn es ist die klimaökonomische Methode mit dem größten Konsens und der besten Kosteneffizienz. Den Schnellficker-Bonus von 20 % würde ich also als Erinnerung sehen, dass ab 2027 die Kalkulationen kippen könnten.

Dieses Beispielbild von Bosch Home Comfort zeigt die Richtung, in die es geht: Strom wird immer mehr Energieträger fürs Heizen und Fahren, und damit das geht, muss die Wärmepumpe mit Strom Umgebungsenergie heben.

Ich würde sagen: Schau dir in Ruhe an, ob du sinnvoll (!) auf Wärmepumpe gehen kannst, denn meistens geht das besser als gedacht. Egal, wie die Gesetze in den nächsten Jahren purzeln, die schrittweise Umstellung auf Strom als Energieträger ist generell gewollt und rollt mit hoher Systemträgheit gesetzunabhängig weiter. Dass die CO2-Bepreisung beim Regierungswechsel fällt, ist eher unwahrscheinlich, denn sie stammt von einer konservativen Regierung. Kleines Trostpflaster: Die Winter werden milder, der Heizbedarf sinkt also (langsam).

Zahle 3 Euro in meine Kirschenkasse! Ich verspreche, dass ich sie in meiner Wärmepumpe verheize. ?

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Kommentare:

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  • Thomas meinte am 25. September 2023 um 14:31:

    Bestimmt kennst Du den Prof. Dr. Christian Rieck. Dessen Film hat meine Vorstellungen, dass das was der Habeck da macht zwar scheiß teuer aber möglicherweise gut ist, negiert: https://www.youtube.com/watch?v=jIOGMl98KpQ

    • Clemens Gleich meinte am 25. September 2023 um 15:59:

      Kannte ich noch nicht. Er sagt aber das, was viele Klimaökonomen auch sagen: Teuer, aber weitestgehend nutzlos.

    • Volker meinte am 6. Oktober 2023 um 15:30:

      Mal davon abgesehen, daß Herr Rieck etwas länglich und wortreich herumschwurbelt, bleiben offene Fragen. Viele.

      Negativanreize (aka. „CO2-Steuern“) funktionieren seiner Ansicht nach „im Prinzip“ – übersetzt: versagen regelmäßig in der Realität, u. A. weil die Einnahmen nicht zweckgebunden ausgeschüttet werden. Die Boni versanden letztlich ähnlich wie der Heizkostenzuschuß. Kein Begünstigter kam auf die Idee, die Kohle explizit für eine Kleinphotovoltaikanlage („Balkonkraftwerk“) einzusetzen, sich ein Radl als Konkurrenz zum Verbrenner-Kfz anzuschaffen oder das Deutschlandticket zu nutzen. Es war ja ein Heizkostenzuschuß, damit den hat man buchstäblich ins Wohngeld verfeuert. Oder der Ölpreisdeckel. Die Nutznießer? Ölmultis. Wer hätte das gedacht?

      Dem Negativanreiz „GEG“ spricht er die notwendige Hebelwirkung ab – mit dem hinlänglich bekannten wie abgedroschenen und unnötigen China-Argument – welches ich normalerweise nur aus der Ecke der Klimawandelleugner höre. Dabei reichte es zu sagen, daß Mittel, die auf Maßnahmen mit geringem Effekt verwendet werden, natürlich für Maßnahmen mit hohem Effekt nicht zur Verfügung stehen.

      Ach. Achwas. Gebongt.

      Bis etwa 19:00 werden dann die einzelnen Punkte des GEG zerlegt, warum sie nicht wirken, warum Subventionen nicht treffen und wie unsere Gesellschaft dabei arm wird. Die Lösung, so scheint es, bringt die Marktwirtschaft, Angebot und Nachfrage. Wäre ja auch verwunderlich, wenn ein habilitierter Wirtschaftswissenschaftler anderer Meinung wäre.

      Mit Angebot und Nachfrage ist das aber so eine Sache. Da gibt es dann Gastanker, die vor der Küste herumdümpeln und auf höhere Preise warten. Da gibt es kriminelle Machenschaften mit mehrfach verkauften isländischen Ökostromzertifikaten, Augenwischerei zum Klimaschutz durch Nicht-Abholzen von Wald, Nicht-Anheizen von Aluschmelzöfen („virtuelle Batterie“), Preisabsprachen und Stromspekulation. Immobilienblasen platzen, Rotwein wird zu Industriealkohol destilliert und Produkte werden immer scheißiger, weil sie es nur über den Gewährleistungszeitraum schaffen müssen.

      Das geht also regelmäßig schief, zumindest abseits der Hörsalkanzel.

      Nun möchte Herr Rieck als „richtige aber unattraktive Maßnahme“ Wald aufforsten. Klar, CO2-Speicher und so. Das geht aber nicht Heil!Wanger-Like mit 25km^2 Wald. Sondern jährlich(!) etwa die zehnfache(!) Fläche von ganz Deutschland zur Kompensation seiner Emissionen.

      Und der Wald müßte freilich auch stehen bleiben oder zumindest irgendwo verbaut werden, mit CO2-neutralem Zement hoffentlich. Jedenfalls nicht von einer immer gierigeren Industrie zu Pellets verarbeitet werden. Oder wir schreiben einfach *sic* China und Brasilien vor, die Bäume nicht abzuholzen, sondern stattdessen welche zu pflanzen. Am besten die Sorte, die innerhalb von wenigen Jahren enorm Biomasse ansammelt und Hitze verträgt.

      Dann sagt Rieck, es möge bitte zielgerichtet geforscht werden. Wird bestimmt getan, bis 2035-2040 ist da aber wenig Land in Sicht. Vor allem in Deutschland. Kommt semantisch gleich nach den „technologieoffenen“ Verbrennungsantrieben.

      Man könnte z. B. Gelder in die Hand nehmen, dem bereits im Dauerbetrieb laufenden Wendelstein 7-X einen industriellen Prototypen zur Seite zu stellen. Baubeginn könnte quasi morgen sein, Dauer um die 5 Jahre, Kosten etwa 20 Milliarden €. Das wären z. B. um die 100 F-35 Kampfjets, etwa 10 Tesla-Staatshilfen, zwei Intel-Subventionen oder knapp die Hälfte der geplanten Ausgaben für Fernstraßenausbau. Ganz zu schweigen das 5-Fusionskraftwerke-Sondervermögen der Bundeswehr.

      Nur um die Angelegenheit mal etwas in die Verhältnismäßigkeit zu rücken und Prioritäten klarzustellen.

      Schließlich reden wir noch ein wenig über Wasserstoff (als allein sinnvolle Langzeitspeichertechnologie). Je nun. Wenn da nicht die leidige Molekülgröße wäre, die schon dem Fantasieprojekt der H2-Autos den Garaus gemacht hat. Deren „Langzeitspeicher“ sind nach ein paar Wochen halbleer oder man tut mit 1000 Bar herum, vielleicht im (groß)industriellen Maßstab irgendwie machbar. Und vielleicht geht mit der Methanpyrolyse aus Biogas oder Methanisierung was.

      80% Verlust, gibt er ja selbst zu. Fakt ist, daß wir natürlich mit dem Strom irgendwohin müssen, falls er uns trotz aller Wärmepumpen droht, zu den Ohren rauszukommen. Aktuell sieht es aber (noch) nicht nach riesigen Überschüssen aus, tatsächlich schwächelt es eher an der Erzeugerseite und was die Stromtrassen betrifft.

      Da könnte man mal die Dinosaurier in Bayern „beforschen“ und auch aufklären, warum es zum Windkraftausbau zwar immer großspurige Versprechungen aber wenig Fortschritte gibt. Und warum mein Namensvetter einen Solardachdemonstrator über der A81 in Baden-Württemberg feiert, als sei er der große Wurf schlechthin. Der 200‘000€ teure PV-Carport an der Rastanlage Hegau wurde jahrelang zu Tode geplant, der Baubeginn verschoben und ist seit vier Monaten „fast fertig“. Prüfung von Bauauflagen und Zulassung laufe noch, so das Verkehrsministerium. Die machen echt das Mögliche unmöglich.

      Rieck möchte schließlich alle Projekte abgrasen „die besonders leicht umzusetzen sind“. Welche das sind, bleibt offen und mit einem neuerlichen Appell pro CO2-Bepreisung (die sich z. B. der alternativlose Kraftfahrer postwendend über die Pendlerpauschale wiederholt) schließt sich der Kreis.

      Ein konstruktiver Beitrag war das nicht und daß das GEG ein ineffizientes Flickwerk mit Schlupflöchern wie ein Sieb ist, hat wohl niemand ernsthaft bezweifelt, der noch einen kläglichen Rest Grips in der Birne hat.

      Und nun zu meinem RICHTIG unattraktive Vorschlag: Wir alle werden uns einschränken müssen. Sehr. Refuse, reduce, reuse, repurpose, recycle. Wissenschon. Natürlich wählt mich niemand mit diesem Motto. Man wählt statt 5R lieber 3W: Wirtschaft, Wachstum, Wohlstand.

    • Clemens Gleich meinte am 6. Oktober 2023 um 19:08:

      CO2-Bepreisung ist nach großem Konsens von Klimaökonomen tatsächlich die kosteneffizienteste Maßnahme, da hat er schon recht. Und er sagt ja nicht, dass Deutschland sein CO2 wegforsten kann, sondern er sagt, dass die marginalen Effekte des extrem teuren neuen GEG durch billige geringe Aufforstung erreicht werden könnten, was so richtig ist. Ebenso richtig ist, dass die geplante Energieversorgung aus EE massiv Speicher braucht (und massiv teuer wird für die Bürger, das halt auch). Seine Kritik finde ich berechtigt und er ist nicht der Einzige, der sie äußert, ich ja z. B. auch. Dass er kaum konstruktive Vorschläge hat, ändert nichts daran, dass die GEG-Novelle scheiße ist. Weißt, was man stattdessen auch hätte machen können für ein besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis? Nichts.

      Zu Deinem Verzicht: Degrowth wird gern und oft vorgeschlagen. Aber es fehlt immer noch jede Idee, wie man das umsetzen sollte, ohne dass neunstellig Menschen sterben. Ich habe die neuesten Forschungen dazu gelesen, es ist erschreckend, wie wenig es dazu gibt. Der Kapitalismus existiert schon allein deswegen weiter, weil keiner eine (funktionierende, stabile) bessere Idee hat, geschweige denn einen Weg vom Ist zum Soll.

    • Volker meinte am 7. Oktober 2023 um 22:03:

      Ich würd sowieso keine Texte für irgendwelche Deppen schreiben wollen, die sie dann doch nicht verstehen, egal wielange ich dran rumgeklöppelt habe. Dazu noch diese elende Hetze, die Abwesenheit jeglicher Wertschätzung. Da hast schon Recht mit den Pfandflaschen. Ich nehm die tatsächlich mit, einerseits, weil sie sich sonst in reifenschreddernde Glasscherben verwandeln und andererseits, weil ich doch 30 Sekunden mehr Zeit erübrigen kann, als Menschen, die offenbar reich genug sind um aufs Pfandsystem zu scheißen.

      Das ist auch gleich die Antwort auf den anderen Faden: Bin gespannt wie sich das mit der heilsamen CO2-Bepreisung entwickelt und ob jemand die Eier hat, den läppischen 40 Euro/Tonne (ja, 65€ dann irgendwann in 2026) mal eine echte Ansage entgegenzusetzen (eine Null mehr).

      Und dann reden wir auch gleich über die pauschale Besteuerung privat genutzter Fahrzeuge, steuerfreies Kerosin, ermäßigte Mehrwertsteuer auf Fleisch, Milch und andere tierische Produkte sowie Hotelübernachtungen, Strompreisausnahmen Industrie, Mehrwertsteuerbefreiung internationaler Flüge, Energiesteuervergünstigung Diesel, Steuerbegünstigung Agrardiesel, Geschenke im Emissionshandel, usw.

      Das ist in der Gesamtschau schon recht nah am Nichtstun und damit ungefähr, was Du als Alternative zum GEG vorschlägst.

      Und das mit dem „neunstellig Menschen sterben“ kriegen wir schon auch noch, ganz ohne Degrowth. Einfach weiter abwarten und zurücklehnen. Hat doch bei COVID-19 auch niemanden groß gejuckt (695 Millionen).

      Gute Nachricht: Die Erde wird sich auf einer großzügigen Zeitskala nach dem Anthropozän schon wieder erholen. Nur das Gewese bis dorthin. Schrecklich.

    • Volker meinte am 7. Oktober 2023 um 22:13:

      Bevor mir noch wer vorwirft, ich hätte meine Hausaufgaben nicht gemacht: Die Zahl der COVID-19-Toten wird auf ca. 7M geschätzt. 7‘000‘000. Unter Physikern: 10E7.

    • Clemens Gleich meinte am 8. Oktober 2023 um 8:15:

      Der private Bereich geht nach stückweisen fixen Erhöhungen 2027 in den Zertifikatehandel (geplant war 2026, aber Habeck hat verzögert wegen Energiepreisen). Im Handel sind heute schon Preise zwischen 150 und 450 Euro üblich, und die zeigen sehr deutlich die erhoffte Lenkungswirkung. Die optimale Spur zwischen Kosten und Nutzen haben Klimaökonomen bei etwa 25 Dollar ab 2020, stetig erhöht auf bis 270 Dollar/t in 2100 (Forschungen Nordhaus). Soo weit sind die deutschen Werte da nicht weg, sie werden sich im Gegenteil daran orientieren. Listen to the experts. Klimaforschung ist ein weites Feld, und wer Wettermodelle macht, kann nicht automatisch auch Weltökonomie in Abhängigkeit vom Klima machen (glaubt das aber natürlich oft).

      Das Zweite ist ein interessanter Gedanke: Wenn die Optionen „alles jetzt tun, egal wie schlecht es wird“ und „nichts tun, egal wie schlecht es wird“ beide vergleichbar schlimm sind, ist es schlauer, nichts zu tun, weils weniger kostet. Solange kein Mensch eine schlaue Lösung hat, wird halt gewurschtelt werden, und weißt Du was? Die Ergebnisse bisherigen Gewurschtels sind erstaunlich gut (für Gewurschtel).

  • Volker meinte am 5. Oktober 2023 um 14:01:

    M. M. n. wäre dieser Fachartikel zum GEG anderswo besser aufgehoben, z. B. dort, wo sich Leser der Gattung „Meine Heizung, meine Entscheidung!“, „Hilfe! Ich will meine Altanlage nicht von den Grünen verboten kriegen!“, „GEG=Wärmepumpe“ und „Technologieoffene Heizungen! Jetzt!“ à la F(reunde)d(er)P(etrochemie) tummeln.

    Angeblich wisse die Zeitung mit den großen Buchstaben ja noch nicht einmal, wie Wärme- oder schließlich Luft(wärme?)pumpen funktionieren (Zitat Bild-Chefredakteurin Marion Horn: „Wir haben hier verdammt noch mal niemanden, der weiß, wie so eine Wärmepumpe funktioniert.“), geifert aber dennoch fleißig gegen das GEG.

    De facto kann jeder seinen alten Kram solange reparieren, bis die Hölle zufriert oder ihm das Geld für fossilen Treibstoff ausgeht. Denn wenigstens der findige Chinese wird schon die passenden Ersatzteile liefern können. Das ist wie mit den immer neuen Restposten bei den Glühlampen oder dem ewigen Besen, dem man zwar schon etliche Male das Brett mit den Borsten und den Stiel ausgetauscht hat, aber sonst noch echt gut in Schuß ist.

    Der Umstieg auf „erneuerbare“ Heizungsformen wird ein langwieriger sein, bis dahin bleibt man natürlich – wie beim Verbrenner-KFZ geschehen – „technologieoffen“ und der Ansatz mit CO2-Abscheidung kommt direkt nach dem kriminellen Ablaßhandel mit CO2-Zertifikaten, den man doch auch für die CO2-neutrale Gebäudeheizung hernehmen könnte. Komisch, daß dieses Schlupfloch noch niemand bemerkt hat.

    Und last not least ist das GEG ja nicht in Stein gemeißelte Verfassung, Grundgesetz oder UN Charta der Menschenrechte, sondern vollkommen Gegenstand politischer Willkür. Man wird sehen, wieviel davon nach Landtags- und Bundestagswahl – Ahnungslos-fickt-Deutschland, Cyber-Sicherheits-Utopie, Bierdimpfl-Partei und Faschistoide-Wiedergeburt sei Dank – noch übrig bleiben.

    Offenbar wenig genug, um schon jetzt die Zahl der Förderanträge für Wärmepumpen und deren Absatz massiv einbrechen zu lassen. So, wie es auch schon bei BEVs der Fall ist, wegen der Technologieoffenheit.

    Die Mühe, die Du Dir beim Zusammenschrieb der Fakten gemacht hast, ehrt Dich. Alldieweil ich befürchte, sie war vergebens. Wir Deutschen werden es auch hier schaffen, alles mit Lamento, Bedenkenträgerei und Reglementierungswust bis ultimo zu verzögern, s. auch das Debakel mit den Kleinphotovoltaikanlagen aka. „Balkonkraftwerken“ (Stichworte: Deye-Relaisgate, Marktstammdatenregister, VDE, Wielandstecker). Da baut sich der Aktivist seine Anlage zur Grundlastabdeckung schwarz, freut sich über die Ersparnisse und scheißt auf die Bürokratie. Die Schafe lassen es sein, Strom ist einfach immer noch zu billig.

    Beruhigend aber, daß nach aktueller Forschung der Klimawandel nicht nur irgendwelche Entwicklungsländer am A. d. W. mitnimmt, sondern auch hier im Speckgürtel der Erstweltmenschen recht herbe Phänomene entstehen. Mein Mitleid? Gering.

    Laß uns vielleicht besser über Motorräder reden.

    • Clemens Gleich meinte am 5. Oktober 2023 um 15:19:

      Na, das ist nicht vergebens, denn ich verdiene mittlerweile einen erstaunlichen Teil meines Einkommens mit Haustechnik. Jedes Mal, wenn Robert Habeck irgendwas beschließt, habe ich mindestens einen Tausi verdient, weil ichs erkläre und das dann klickt wie die Sucht. Man muss ja nur „E-Auto!“ oder „Wärmepumpe!“ rufen, dann ist das Geschrei groß, das Geklicke aber eben auch. Wir sind eh lange an dem Punkt vorbei, an dem man sich auch nur an die Hälfte der gültigen Gesetze halten KANN. Habe vor einiger Zeit gelesen, dass seit 1978 Pflicht ist, seine Heizrohre zu dämmen. Ist immer noch in den meisten Kellern nicht gemacht, kommt erst langsam durch die hohen Energiepreise. Hat aber auch niemand kontrolliert oder gar sanktioniert. Von daher würde ich das wie Du locker sehen. In deutschen Heizungskellern ging es noch nie gesetzeskonform zu und das wird sich eher verschärfen mit einem Regelwust, durch den du erstmal steigen musst. Allein der feine Unterschied zwischen energetischen Prozenten und Volumenprozent wird uns beim Wasserstoff noch über viele Maischberger-Lanz-Abende beschäftigen.

  • Volker meinte am 6. Oktober 2023 um 10:31:

    *LOL* Der Clemens ist halt ein Fuchs! Sollte ich – angesichts meiner seit Jahren unveränderten Einkommensverhältnisse – vielleicht auch probieren.

    Allerdings will ich philanthropischerweise hoffen bis annehmen, daß das Verständnisproblem bei dem Wust an Regelungen nicht intellektueller Art ist (d. h. man nur als Jurist, Energieberater, Virologe oder – wie in meinem Fall: Diplomphysiker durchsteigt) sondern eher eine Frage der Aufmerksamkeitsspanne.

    Da gibt es Änderungsgesetze zu Gesetzesänderungen der nationalen Umsetzung für internationale Gesetzesvorlagen, die man alle kumulativ durchkauen und zusammenpuzzlen muß. Ähnlich wie der alle naslang anwachsende, virtuelle Stapel an Ministerialblättern (Wo? Im Freistaat natürlich!). Pflichtlektüre in COVID-19-Zeiten um verbindlich zu wissen, ob das eigene Kind nun in die Schule bzw. man selbst auf die Straße darf, der Alibihund dabei sein muß, der Spucklappen umgebunden und ein *sic* „digitales“ Impfbuch mit mindestens 5 BioNTech-Stempeln in der Tasche.

    Da hat doch keiner Bock drauf, dem man eine Paßwortmanagement-App mit dem Versprechen von 15 Sekunden Zeitersparnis verkaufen kann.

    Außerdem fällt es am Stammtisch soviel leichter, Schlagzeilen der BILD-Zeitung nachzuplappern, die (wie der Rest der alteingesessenen bayrischen Politik) letztlich nichts anderes will als eine verschwurbelte Ausrede für ultrakonservatives Festkleben in der bequemen Pupskuhle der Couch für Wohlstandsbürger.

    Das ist auch vollkommen OK so, muß eine Demokratie aushalten. Aber bitte nicht über teures Russengas, vollkommen unvorhersehbar explodierende Heizkosten, teuren Atom-/Kohlestrom oder das alternativlose Verbrenner-KFZ lamentieren, zu dessen Bestätigung man eben noch sein Kreuzerl bei der Landtagswahl machte.

    You can‘t have the cake and eat it.

    • Clemens Gleich meinte am 6. Oktober 2023 um 19:10:

      Nee, die klöppelst zu lange an den Texten rum, das hattemer doch schon. Das muss Zack! grob mit der Axt gehauen sofort raus, sonst kannst gleich Pfandflaschen sammeln.

  • Volker meinte am 8. Oktober 2023 um 15:23:

    Um das Thema vorläufig zum Abschluß zu bringen: Zu „Die Ergebnisse bisherigen Gewurschtels sind erstaunlich gut (für Gewurschtel).“ hättest Du vielleicht ein paar Belege? Also bitte nicht was im Sinne von „könnte weit schlimmer sein“, sondern schon Fakten dazu, daß sich „Gewurschtel“ gegenüber Nichtstun irgendwie abhebt.

    Geil ist ja, daß sowas (eine Untersuchung der Signifikanz) dank COVID-19 nun mehr Menschen ein Begriff ist. Also: Haben die Masken/Impfungen/Abstandsgebote/usw. jetzt was gebracht, oder ist die Pandemie hier und da genauso durchgelaufen, wie sie es nach dem Infektionsmodell vollkommen unbeeinflußt getan hätte?

    Natürlich ist der Klimamodellierer (oder Pandemiemodellierer) jetzt vielleicht nicht die ideale Besetzung für eine interdisziplinärer Signifikanzuntersuchung zur Klimaökonomie. Aber besser als (m)ein Bauchgefühl werden die wohl sein.

    Es fühlt sich – nur um im Kontext zu bleiben – Nichtstun, bzw. „weiter wie bisher“ oder „chaotischer Aktivismus“ (falls Du das mit „Gewurschtel“ meinen solltest) irgendwie nicht gut an.

    Und ist als Substanz für postuliere Klimaschutzbestrebungen auch irgendwie unlauter.

    • Clemens Gleich meinte am 8. Oktober 2023 um 16:39:

      Mit den Ergebnissen meine ich den Umstand, dass es uns trotz steigender Bevölkerung über längere Zeiträume immer immer besser geht, obwohl das zur Tatzeit seit ca. 1730 stets bestritten wird bzw. als Unmöglichkeit dargestellt wird, die es offenbar nicht ist. Wenn es Dich im Detail interessiert, kannst Du „Hyperabundance“ lesen, eine Zusammenfassung der aktuellen und vergangenen Forschungsarbeiten zum Thema. Menschlicher Wohlstand ist ein direktes Resultat menschlicher Aktivität, nicht von Nichtstun. Wohlstand ist (auch) deshalb so wichtig, weil es ohne Wohlstand keinen Umweltschutz gibt. Wenn wir also wollen, dass Menschen auch Raum für nichtmenschliches Leben lassen, muss es ihnen zuerst gut genug gehen.

      Deine Covid-Frage krankt daran, dass die Covid-Modelle so schlecht waren, dass sie schon zur Laufzeit nicht stimmten (vll. aus Zeitmangel). Ebenso ist es daher eine sehr wichtige Aufgabe, die Klimamodelle zu prüfen. Aktueller Stand der Technik ist tatsächlich: Die Modelle sind so schlecht, dass wir *grundsätzlich* mit vielen Modellen arbeiten und ein Aggregat bilden, das die Vergangenheit einigermaßen vorhersagt, denn nur daran können wir prüfen. Regelmäßig sagt sowas dann die Zukunft inkorrekt voraus, das kannst Du bei den Klimamodellen auch nachlesen, denn sie werden ja schon länger eingesetzt. Die Erwärmung fand bisher z. b. meist deutlich schneller statt als modelliert, und wir haben keine Ahnung, warum.

      Zum Schluss komme ich mal zurück zum GEG und betone, warum es wichtig ist, dass Dinge kosteneffizient sind: Wenn wir wollen, dass Dinge einen Effekt haben, müssen Mehrheiten mitziehen. Mehrheiten der Menschen haben kaum Wohlstand. Jede effektive Lösung muss also billig sein. Deine Lösung (Verzicht) ist eine billige, wäre also theoretisch möglich. Praktisch ist es ein bisschen gemein, zu sagen: „Haja, mir gehts so gut, dass ich mich einschränken kann, also bleibe du in Sierra Leone auch mal auf deinem armen Niveau, damit du nicht ressourcenintensiver wirst.“ Aus menschlicher Sicht müsste man sagen: Sierra Leone braucht dringend MEHR Wohlstand, und der kommt aus billiger Energie. Und daran scheiden sich gerade die Geister. Wer menschliche Aktivität mindern möchte, will die eine Richtung. Wer menschliche Aktivität fördern will für mehr Wohlstand, will eine diametral entgegengesetzte. Die Lager sind sich auch nicht einig darüber, was besser ist für den Wohlstand 2100. Nur dass wir da nicht (aus Klimagründen) am Ende der Zivilisation dastehen, ist relativ breiter Konsens nach IPCC, würde ich sagen. Wichtig sind die Fragen natürlich trotzdem, weil wir auch ohne Kollaps ja den besten Weg finden wollen.

  • Volker meinte am 15. Oktober 2023 um 16:12:

    Unter denen, denen es so gut geht, daß sie sich einschränken können und dann sagen: „Also bleibe du in Sierra Leone auch mal auf deinem armen Niveau, damit du nicht ressourcenintensiver wirst.“, wirst Du mich nicht finden. Mir geht es (relativ gut), ich kann mich einschränken und tue das auch. Und wenn man sich die Top-CO2-Emittenten so ansieht, kommt Sierra Leone doch recht weit hinten.

    Schon klar, daß der klimasozialistische Ansatz „Der Volker schränkt sich ein bisserl ein, damit es Aamadu in Sierra Leone Strom haben darf“ eher unpopulär ist. Mit Altruismus hatte es Homo Sapiens noch nie so recht, „Tit for Tat“ funktioniert in der Spieltheorie auch nur bei direkter Rückkopplung.

    Die Weltrettung ist inzwischen ja eh Prio D. Lt. jüngster ARD-Umfrage halten 44% Zuwanderung (natürlich nach nach Deutschland) für das dringendste Problem, 18% Kriege (natürlich anderswo), 13% Rente (die eigene), 11% Wirtschaft (wenn sie nützlich ist, keinesfalls aber vor der Haustüre). Inflation (falls der Lohn nicht angepaßt wird, um die Inflation zu begrenzen) und Steuern (falls man ihnen nicht entflüchten kann) liegen bei 10%.

    „Wo steht der Klimawandel?“ höre ich Dich fragen. Gute Frage! Der ist Schlußlicht mit 1%. Schlecht fürs GEG, schlecht für alles was erst mittel- bis langfristig oder überhaupt wirkt (und auch nur ein Mü Diskomfort verursacht) und schlecht natürlich auch für den Altruismus.

    Jeder, der Geld und Gehirnzellen übrig hat, ist gut beraten, sich rechtzeitig ein paar Solarzellen herzutun und soviel Grundlast wie möglich wegzunehmen. Wer noch mehr Kohle und Gehirnzellen übrig hat, dürfte mit einer (idealerweise photovoltaisch) angetriebenen Wärmepumpe gut beraten sein. Auch als Hybridlösung.

    Der Rest muß halt hoffen, daß die Staatsmittel für Strom-/Miet-/Benzin-/Öl-/Gaspreisbremsen noch eine Weile reichen.

    • Clemens Gleich meinte am 16. Oktober 2023 um 12:13:

      So schauts auch weltweit aus, der Klimawandel steht hinter akuteren Problemen zurück. Das sollte er aber auch, vor allem, weil die Klimapolitik meistens schlecht gemacht wird. Beispiel: Fast alle CO2-Einsparungen im Verkehrssektor kommen aus Agrosprit, weil der von allen Methoden immer noch die billigste war (wie immer: Externalitäten nicht drin). Prognosen des IPCC und sogar des Potsdamer Panikinstituts gehen daher davon aus, dass (solche) Klimapolitik den Leuten mehr schaden wird als der Klimawandel (IPCC Special Report 2019), weil Essen anbauen und dann verbrennen gar nicht mal so schlau ist, wo doch Flächenverbrauch schon das größte Problem ist. An diesem mageren Punkt stehen wir also. Ich habe bisher noch keine bessere Klimapolitik gesehen als so einen Scheiß (einzige Ausnahme: CO2-Bepreisung). Du? Folglich kann ich die geringe Akzeptanz nachvollziehen.

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