Dr. Gleichsam #2: Der betäubende Biss des Tigers

Was bisher geschah.

Natürlich wusste ich schon vorher, dass meine sorgfältigst präparierten Ausreden Erläuterungen zum Thema, warum wir ausrückten, wie wir ausrückten, nicht ausreichen würden. Ja, wir hatten einen nahezu perfekten Fächer des Spektrums „Tallrounder/Alltagsenduro“ dabei. Ja, man (also ich) kann mit der KTM 690 Enduro sehr gut reisen. Auch Toby ist mit dem Ding im November nach Schottland und zurück gefahren, ohne Beschwerde über das Motorrad (einige Beschwerden übers Wetter). Doch wir wissen alle, dass der typischere Reisende des Segments die Sitzbank der 690 als zu schmal empfindet, weil er meistens etwas breiter baut. Um diesbezügliche vollumfänglich berechtigte Einwände abzufangen: Ich habe mich dem Einwurf „Also, für MICH ist eine 690 Enduro KEINE Reiseenduro.“ später vollumfänglich gewidmet. Der Artikel wird dem Alpentext als erweiterter Epilog folgen und eine Reiseenduro enthalten, die so schwer ist, dass keiner mehr den soeben zitierten Spruch aufsagen muss.

So ein fein austarierter Fächer trifft natürlich nicht ZUFÄLLIG zusammen, sondern den haben wir in jahrelanger Tüftelarbeit so ausbaldowert.
So ein fein austarierter Fächer trifft natürlich nicht ZUFÄLLIG zusammen, sondern den haben wir in jahrelanger Tüftelarbeit so ausbaldowert.

Zurück in den Alpen, etwas mehr zum Fahrzeugparkfächer. Weil es mir für meinen Artikel wichtig erschien, habe ich meine Mitfahrer befragt, was sie zu ihrem Fahrzeug trieb und wie sie ihr Gepäck befestigen:

Die klassische Tourenfahrer-Kombination also, bei der alte Männer mit dem Beinchen voran in die kleine Sitzlücke springen und ich immer darauf warte, dass mal einer seine Karre mit vollem Anlauf das Stilfserjoch runterkickt.

  • Yamaha XTZ 660 Ténéré: Stephan findet das Motorrad wie ich optisch gelungen, was man nicht oft genug betonen kann, weil gelungene Gestaltungen bei Reiseenduros sehr selten sind. Dazu: 23-Liter-Tank an sparsamem Einzylinder für enorme Tankreichweite. Abschleppöse an der Gabelbrücke. Plastikschoner schützen bei Umfallern. Günstige Wartung. Fairer Preis. Stephan war auch der Meinung, dass die Ténéré auszeichne, eben nicht so riesig zu sein wie aktuelle Reiseenduros mit 10.000-PS-Schiffsdieseln. Als Gewichtsnazi musste ich ihm bei 211 kg vollgetankt natürlich aus Prinzip widersprechen, aber wenn man sich Klumpen wie den Tiger anschaut, kann man sein Argument nicht vollends entkräften. Gepäcksystem: weiche Satteltaschen an den (sehr praktisch!) nur handwarm werdenden Auspuffen, Hecktasche mit Rollverschluss und Tankrucksack.
  • Honda CRF 250 L: Marc fährt mit seiner „Hippe“ ständig durch Deutschland, Landstraße, Waldwege, Furten, Autobahn. Er verwendet das Ding also, wie junge Menschen früher ihre 80er verwendeten, als Alltags-, Reise- und Spaßgerät. Das taugt ihm, weil die Honda zwar ein bisschen langweilig, aber eine Enduro im klassischen Sinn ist: Sie hält viel aus. Marcs Honda fällt öfter hin. Dann hebt er sie eben wieder auf, biegt den Hebel gerade und fährt weiter. Dazu kommt der niedrige Preis, niedrige Wartungskosten, geringe Haltungskosten, niedriges Gewicht (145 kg vollgetankt) und der Punkt, dass die L auf der Straße mit ihrer breiten Sitzbank bequemer fährt, als man denken würde. Ihr größter Nachteil in der Praxis waren die erwähnten kurzen Tanketappen mit 140 bis 160 km. Gepäcksystem: weiche Satteltaschen mit selbst konstruiertem Draht-Abstandshalter zum Auspuff (Funktion so mittelgut), klassische Gepäckrolle auf dem Rücksitz und eine feuchthandtuchgekühlte Getränkeflasche.
  • Triumph Tiger Explorer: Das war eher unromantisch. Patrick fuhr die Tiger, weil ihm eine angeboten wurde. Matthias Hirsch von Bikerszene.de gab ihm seinen Dauerteste, damit da Kilometer draufkommen und eine schöne Geschichte bei rumkommt. Bereits zum Test montiert war eine Touratech-Sitzbank, die sich bei Nässe mit Wasser vollsog, um das dann an den Fahrerarsch weiterzugeben beim Aufsteigen (sehr teures Spezial-Feature). Patrick zog Metzeler Karoo 3 auf und montierte Sturzbügel. Er bereute seine Fahrzeugwahl früher, als ich anfangs annahm. Gepäcksystem: mehrere Gepäckrollen und sonstiges Gepäck hinten auf Beifahrersitz und Gepäckträger plus einen Hochhaus-großen Tankrucksack. Die klassische Tourenfahrer-Kombination also, bei der alte Männer mit dem Beinchen voran in die kleine Sitzlücke springen und ich immer darauf warte, dass mal einer seine Karre mit vollem Anlauf das Stilfserjoch runterkickt.
  • KTM 690 Enduro R: Mein Pflichtenheft lautete: Muss die 130 km/h schaffen, die ich bei Reiseenduristen als Autobahnreisetempo beobachten konnte, muss die Tanketappen dieser Zielgruppe schaffen (also schon so 200 km), muss einen Schnabel oder sonst ein Gestaltungselement haben, das die Kundschaft verlangt. Ich kam also recht schnell bei der großartigen Yamaha WR 250 R heraus. Leider hatte Yamaha Deutschland die längst aus dem Fuhrpark geschmissen, sodass ich dann zur KTM kam, von der ich bereits wusste, dass sie gut auf der Straße fährt. Auf der Autobahn bin ich damit letztenlich 140 bis 150 km/h Reisetempo gefahren, weil bei höherem Tempo die Tanketappen zu kurz wurden und die Fahrt zu wackelig, wegen der breiten Koffer. Mankos: Lenkeinschlag, kein Bordwerkzeug, Tankdeckel unter einer Gepäckposition. Gepäcksystem: Je ein Touratech-Aluminiumaquarium pro Seite plus später mit dem neuen Schlafsack eine hinten festgeschnallte Plastiktüte mit dem Ersatzschlafsack und der Luftmatratze darin. Nerv, nerv: Die KTM wird rektal betankt, sodass du bei jedem Tankvorgang dein Heckgepäck abnehmen musst.

These Boots are Made for Schotter

Mit dieser Fahrzeugkombination etablierte sich auf Asphalt das typische Bild jeder gut harmonierenden Gruppe: Jeder fährt seinen Stiefel, die Stiefel sind nicht zu krass unterschiedlich, auf den Geraden, in den Orten oder an Kreuzungen zieht die Gruppe wieder zusammen. Wir bogen jedoch bald wieder auf Schotterpisten ab durch die Skigebiete der Gegend, vorbei an sommerstillen Liften bis hinauf zum verlassenen Fort de la Redoute Ruinée. Auf diesen trockenen, einfachen Schotterpisten zeichnete sich bereits das Fahrbild ab, das die ganze Tour auszeichnete: Marc und ich fuhren mit den leichten Maschinen vor und warteten an interessanten Stellen, an denen wir uns die Zeit damit vertrieben, hin und her und rauf und runter zu fahren. Dann kam irgendwann Stephan an, stellte ab, atmete durch und sagte: „Ist das schön! Ist doch schön, oder? Schön. Ich find‘s schön.“ Und irgendwann bebte dann die Erde, der Tiger brummte ums Eck, den Patrick sofort abschaltete, vom Sitz floss wie ein Magnum-Eis auf einem Ventildeckel und erst einmal im Gras liegenblieb, bis er genügend Puste für eine Zigarette gesammelt hatte. Lieber Leser, ich dachte während der Tour dasselbe wie du jetzt: Der stellt sich doch an. Aber ich habe es später selber ausprobiert. Er stellte sich nicht an. Es ist tatsächlich um Vieles anstrengender, mit so einem Klumpen zu fahren als mit einer 250er oder der 690er. Vor allem mit Patricks Höhenangst.

Rainman zieht sich nie um

Nach unserem Ausflug auf die Skipisten genehmigten wir uns ein Mittagessen in einem dieser frankreichtypisch lustlosen Kleinrestaurants, deren Betreiber nur eines mehr hassen als störende Gäste, und das sind Zutaten. Diese Zutaten werden zur Unkenntlichkeit brutalisiert und dann den Gästen gezeigt, damit ihnen klar wird, dass sie besser schnell weiterziehen. Vor Schreck fiel die KTM auf dem Parkplatz um, da konnte ich gar nichts dafür. Dann musste auch noch das Jesuskind weinen, es begann zu regnen. Wir hielten an, damit sich alle außer mir in Gummi hüllen konnten. „Ziehst du dich nicht um?“, fragte Stephan. „Ich fahre immer regenbereit“, antwortete ich, der Rainman. Bei jeder Fahrt länger als einen Tag ziehe ich Wetterschutzkleidung an, weil es bei mir auf jeder Fahrt länger als einen Tag mit der Wahrscheinlichkeit 1 regnet. Hose wasserdicht. Jacke wasserdicht. Handschuhe zumindest regentauglich. Wir rollten durch den Regen, ein bisschen Strecke machen. Es hörte auf, wurde wärmer. Alle außer mir rollten sich ihre Gummis ab. „Ziehst du dich nicht um?“, fragte Patrick. „Ich sah doch schon vorher so aus!“ Weiter durchs Tal. Da, wieder Regen! Alle außer mir zogen sich ihre Gummis über. „Ziehst du dich nicht um?“, fragte Stephan. Und so weiter.

Wichtigste Regel jeder Reportage: Erst fotografieren, dann helfen! Stephan Fritsch machte hier alles richtig.
Wichtigste Regel jeder Reportage: Erst fotografieren, dann helfen! Stephan machte hier alles richtig.

Stephan als Reiseleiter aus Emergenz schlug vor, diesen Abend in einem Hotel zu verbringen, in dem wir alle unsere Sachen trocknen könnten. Wir hielten also auf Albertville zu, im Winter ein Ort voller Halligalli, Alkohol und Skifahrer mit bunt aufgemalten Titandioxid-Masken, im Sommer bei Regen ein Ort, den Depressive nur als letzten Ort aufsuchen sollten. Wenn ich Leute über die Umwelt und das Motorradfahren in den Alpen salbadern höre, kann ich ganz entspannt abschalten, weil ich weiß, wie sanft unser Hobby zur Umgebung ist im Vergleich zur Haupteinnahmequelle Wintersport. Mondlandschaften voller Geisterstädte produzieren die Moppedfahrer jedenfalls nicht.

Auf dem Hotelparkplatz lernte ich das kennen, was mir meine Mitfahrer als „Schwimmschotter“ erklärt hatten: lose, runde, kleine Steine, die sich sehr weit gegeneinander bewegen, also „schwimmen“. Die Honda trippelte fast spurlos darüber wie Legolas auf dem Caradhras-Pass. Die KTM folgte, eine kleine, aber erkennbare Spur ziehend. Der Hobbit quasi. Die Yamaha schaufelte sich schon durch wie so ein feister Ork. Der Tiger schließlich grub sich zehn Zentimeter vom Schotterbeginn entfernt ansatzlos ein. Wir versuchten noch kurz, den Eimer weiterzubewegen, ließen ihn aber dann aus Mangel an Erfolgsaussichten und in weiser Voraussicht auf den nächsten Tag einfach an der Einfahrt stehen.

So leicht, dass sie auf Schotter schwimmt! Also die Honda jetzt. Die Triumph versank sofort wie ein Sack voller Blei und Katzen.
So leicht, dass sie auf Schotter schwimmt! Also die Honda jetzt. Die Triumph versank sofort wie ein Sack voller Blei und Katzen.

Zubehör des Tages: Hose BMW Streetguard 4

BMW Streetguard 4: wasserdicht, sehr warm, lederbezogene Knie, weite Stulpen unten für über die Stiefel ziehen. Sehr gute Hose, leider entsprechend teuer: 540 Euro
BMW Streetguard 4: wasserdicht, sehr warm, lederbezogene Knie, weite Stulpen unten für über die Stiefel ziehen. Sehr gute Hose, leider entsprechend teuer: 540 Euro

Schlittenomis Apfelkuchen an der Penisporte

Das Schönste an Albertville war ja die Abfahrt, als das Scheißkaff endlich im Rückspiegel verschwand. Oben am Pass lag Schnee und es hatte diese romantischen Wolken, die wir in den Alpen alle immer fotografieren müssen, weil man‘s als Flachlandtiroler kaum fassen kann. Stephan wollte uns heute die Straße hoch zum Fort de la Turra zeigen, als „kleine Aufwärmrunde“. Wir trafen zu einem Frühstück und einer militärzackigen Vorbesprechung in einem kleinen Kaffee oben am Alpendurchgang des Mont Cenis ein, und ich möchte es für alle zugeben, denen es heimlich so ähnlich geht: „Hihi, Mont Penis!“

Das Café wurde von einer Oma bewirtschaftet. Meine Freundin sagt immer, ich habe einen Schlag bei netten alten Damen, was sie hinnimmt, solange die alten Damen wirklich alt und nicht zu nett sind. Auf jeden Fall unterhielten wir uns sehr angeregt über Hannibal von früher, die Dampfeisenbahn von früher und die Schlittenrennen von früher. „Mont Cenis, c‘est la porte des Alpes!“ Es war so nett, dass wir auf dem Rückweg vom Fort (Stichstraße, die führt nur zum Fort) dort noch einmal einkehrten und ihr einen sehr teuren Apfelkuchen abkauften. Den brauchten wir, weil die „kleine Aufwärmrunde“ doch größer und aufwärmender war als Stephans Beschreibung das vermuten ließ.

Eines war in dieser Welt ganz sicher: Patrick würde hier nicht ohne fotografierenswerte Umstände hochkommen.

Eigentlich stand der Weg hoch zum Fort als nicht so schwer im Denzel. Bei diesen Alpenschotterstraßen habe ich allerdings festgestellt, dass es völlig egal ist, was wo in welchem Buch steht, denn die Schwierigkeit dieser Wege hängt zuallererst, ja: fast allein an ihrem augenblicklichen Zustand, der sich mindestens jedes Jahr extrem ändern kann. Als wir da ganz gemütlich hochfuhren, dachte ich mir irgendwann: „Holla, also tiefer dürfen die Furchen jetzt aber nicht mehr werden, sonst furche ich selbst mit den hohen Rasten der KTM.“ Und: „Was macht dann eigentlich der Patrick auf dem Tiecher?“ Naja, er furchte erst ganz furchtbar und fuhr schließlich in der Mitte auf dem Grat weiter. Dann bogen wir falsch ab. Es gibt wohl tatsächlich eine einfache Route, von der wir auf eine Route abwichen, bei der ich zum ersten Mal dachte: „Ja, das hat jetzt was von Endurostrecke.“ <- Dieser Gedanke kam an einem steilen S mit lockerem Erdboden, das ich mit Schwung und wider alle Faulheit im Stehen (!) fuhr. Oben angekommen, stellte ich die Kati sofort ab und robbte mit dem Fotoapparat in Position, denn Eines war in dieser Welt ganz sicher: Patrick würde hier nicht ohne fotografierenswerte Umstände hochkommen.

Ich konnte das Elend in aller Ruhe mit klickender Linse beobachten, weil eh klar war, dass wir vier Mann brauchen, um das Ding da hochzuwuppen.
Erst fotografieren, dann helfen #2: Ich konnte das Elend in aller Ruhe mit klickender Linse beobachten, weil eh klar war, dass wir vier Mann brauchen würden, um das Ding da hochzuwuppen.

Weiter oben wich das lose Erdreich dann einem sehr festen Steinboden, auf dem es sich fuhr wie auf einer dieser sehr schlecht gewarteten Autobahnen, für die Deutschland so berüchtigt geworden ist. Nachdem die Skipisten gezeigt hatten, dass die KTM trotz ihrer recht straffen Dämpfung nicht springt oder dem Reifen zu viel auflastet, gab ich auf jedem Stück immer mehr Gas, fing an zu hüpfen, was man halt so macht, bevor es zum Unglück kommt. Mein Unglück lag jedoch noch weit in der Zukunft. Zuerst einmal traf es Stephan. Ein Stein hebelte seine Kette vom Kettenblatt. Während er also seinen Antrieb wieder einhängte, schwadronierten Marc und ich davon, dass eine gescheite Enduro ja so einen Stiefelabstreifer am Kettenblatt habe, der außer Stiefel eben auch Steine abstreift. Hier konnte auch der Tiger punkten mit seinem Kardanantrieb.

Das Fort de la Turra oben haben die Franzosen Ende des 19. Jahrhunderts dort errichtet, weil die Italiener auch Forts hatten. Wie das halt immer so ist mit der gegenseitigen Aufrüstung. Sie verwendeten Holzbalken, aber auch sehr viel Gestein, das sie vor Ort fanden, deshalb verfallen die Ruinen des Forts auf sehr ansehnliche Art und Weise. Eigentlich ist die Strecke zum Fort hoch nicht besonders lang, aber sehr abwechslungsreich, sodass sie länger scheint. Das beschriebene S mit dem lockeren Boden kann einen (oder in unserem Fall vier) zum Schwitzen bringen, ansonsten fallen mir nur noch die über den Weg gespannten Stahlseile ein, auf die man achten sollte, damit man nicht mit achtzig drüberknallt. Oh, und Tenere-Fahrer sollten auf Steine achten! Eigentlich könnte man also Stephans Einschätzung einer Einschwingrunde teilen. Uneigentlich werden Erstbefahrer wie wir so viele Fotos machen, so viel in den Ruinen herumrennen, so viel Aussichten glotzen, dass auf dieser Route viel mehr Zeit und mehr von Keith Codes Aufmerksamkeits-Zehndollarnote draufgeht, als man es vorher für möglich halten würde, und das wurde uns letztendlich zum Verhängnis. Mit „uns“ meine ich natürlich Patrick.

Tod und Wiederauferstehung

Als Nachmittagsprogramm nach dem Apfelkuchen hatte Stephan uns die Assietta-Kammstraße herausgesucht, eine einfache Staub-Schotter-Strecke, die uns zu unserem Nachtlager führen sollte. Ich rollte also ein Stück voraus, stieg an der Passhöhe oben ab, zog den Helm aus und wartete auf die anderen Motorräder, die ich fotografieren wollte. Es kam lange nichts. Dann kam eine alte Achtziger mit einem Bauernlümmel in Badelatschen darauf. Dann wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Ich packte ein und fuhr zurück. In einer Kehre fand ich die anderen. Der Tiger war gestürzt. Fahrer okay. Kurz war ich verwundert, wie sie den Planeten Triumph mit nur drei Mann wieder vertikalisieren konnten, wurde aber schnell belehrt, dass noch zwei helfende Schweizer mit angepackt hatten. Das Motorrad hatte keinen Schaden, aber bei Patrick war einfach der Akku auf diesem Stand, auf dem sich dein Smartphone mitten im voll wichtigen Flüchtlingskommentar herunterfährt. Da ging nichts mehr.

Erst fotografieren, dann helfen #3: Patrick ging in einer Kehre die Konzentration aus. Stephan fotografierte.
Erst fotografieren, dann helfen #3: Patrick ging in einer Kehre die Konzentration aus. Stephan fotografierte. Die Schweiz half aufheben.

Patricks Sturz war aber nur ein Symptom für eine Überschätzung der gesamten Gruppe. Wir waren zum Beispiel fast am Ende der Schwierigkeiten. Nach der Passhöhe kommt kaum noch was. Aber wir kehrten um. Die Gruppe als Wesen war in sich zusammengebrochen und damit nur noch so intelligent wie ihr dümmstes Element geteilt durch die Anzahl der Gruppenmitglieder. Anders ist es nicht zu erklären, wie wir uns im Dunklen am geplanten Campingplatz anstellten, den wir (wahrscheinlich fälschlich) für leer hielten, und anders kann auch unsere gewürfelte Hotelwahl nicht erklärt werden. Selbst Stephan, nach dessen unbeugsamer Radiomoderatoren-artiger guter Laune im Erzgebirge kindermotiviernde Stehaufspielzeuge gebaut werden, war ganz nahe an einem etwas weniger freundlichen Wort. Das einzig Intelligente, das wir an diesem Tag noch hinbekamen, war, Patrick auf die Honda zu setzen. Marc fuhr den Tiger, denn die beiden mochten sich eh: „Der Tiger kann das!“ Patrick war auf der CRF plötzlich wie ausgewechselt, wie wiederbelebt. Er fuhr zügig, mit Leichtigkeit, und wenn es nicht so blöd ausgesehen hätte, hätte er Marc auf der Triumph nach 300 Metern überholt. Diese Wiederbelebung nach drei Tagen steht seitdem in meiner Bibel für Gewichtsnazis als ein Fundament meiner Religion.

… wird fortgesetzt.

Zubehör des Tages: Nishua Enduro Carbon

Ein fleißiger Chinese kaufte die von Uvex für einen Pseudurohelm geplante Form und kleidete sie mit CFK aus. Der Helm ist super, sitzt straff und die Verarbeitung ist für den Preis gut. Das Schild wabbelt zu sehr. Die Visierschließmechanik leierte auch aus, das ist aber mittlerweile behoben. 300 Euro.
Ein fleißiger Chinese kaufte die von Uvex für einen Pseudurohelm geplante Form und kleidete sie mit CFK aus. Der Helm ist superleicht, sitzt straff und die Verarbeitung ist für den Preis gut. Das Schild wabbelt zu sehr. Die Visierschließmechanik leierte auch aus, das ist aber mittlerweile behoben. 300 Euro beim Louis.

Es tut mir leid, die tote Katze muss ich auf die nächste Folge verschieben. Am Ende unserer Fahrt schafften es nur zwei von uns ans Ziel, auf den Schotterstrand am Mittelmeer, und es kann auch diesmal nur einen Vergleichstest-Sieger geben. Noch wichtiger war jedoch, was uns nachts auf einem finsteren, gesperrten Schotterpass begegnete: Eine ECHTE Enduro-Einlage, die einzige der Tour.

Außerdem müssen wir gleich zu Anfang der nächsten Folge über den Tiger sprechen. Warum hackt der Clemens so auf dem herum? I shall explain.

Du solltest 2 Euro für diesen Artikel bezahlen. ?

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