Fahrenheit 1056: Verlage, die Leser hassen

Gespräche mit Leseratten wecken Fremdscham für die Branche der Verlage, die ja auch meine ist. Das ewige Geseire mit „nur Papier riecht nach Papier“ ist zum Glück auf dem Rückzug, immer mehr Lesefreunde interessieren sich für Ebook-Lesegeräte als Alternative oder Hauptkanal. Doch dann kommt die Gretchenfrage: Wie ist es mit deutschen Büchern? Denn Deutsche möchten natürlich auf deutsch lesen, und leider lautet die Antwort: Mit deutschen Büchern sieht es zu oft noch verblüffend finster aus. Mich verwundert gar nicht, dass der Markt hier stagniert.

Die meisten Bücher kaufe ich seit vielen Jahren als Datei aus dem UK und den USA, weil sich dort der Markt auf eine Normalität eingependelt hat, die deutsche Leseratten lange Zeit vor Neid weinen ließ: Zu Anfang kostet ein neues Ebook noch fast so viel wie das Taschenbuch. Da kaufen wir, wenn es wirklich dringend ist: ein lang erwarteter Band einer geliebten Reihe zum Beispiel. Schnell fällt der Preis dann auf das Niveau, auf dem man am Flughafenkiosk Magazine mal mitnimmt, also 3 bis 7 Euro. Alte Bücher gibt es zum Spottpreis, weil ja niemand eine neue Auflage drucken muss, um sie verfügbar zu halten. Gerade lese ich John Irvings „A Prayer for Owen Meany“ für 1,50 Euro. Bald kenne ich mich mit den amerikanischen Klassikern besser aus als mit unseren deutschen.

Wieso kostet Erich Kästners „Emil und die Detektive“ 10 Euro auf dem Kindle, wenn eine neue, in einen vierfarbig hochglanzbedruckten Harteinband gebundene, illustrierte Druckausgabe 12 kostet? Das hält mich vom Kauf ab, weil mir so eine Preisgestaltung das Gefühl gibt, verarscht zu werden. Das Kindle ist mein bezahltes Gerät, das Buch kommt über meinen bezahlten Netzzugang, den Umbruch macht die Software lokal. Der Preis muss sich signifikant unterscheiden von der schicken Schischi-Ausgabe, die ihr eigenes Trägermedium mitbringt. Ich beobachte das schon lange, und in letzter Zeit haben die Preise kleiner Indie-Verlage, die Bücher aus dem Ausland und die Beliebtheit der Kindle-Plattform endlich dazu geführt, dass immer mehr deutsche Titel zu Preisen angeboten werden, die Leser als fair empfinden. Es geht also voran. Langsam. Bei Ebook.de stehen bei den „Preishits“ immer noch vornehmlich Bücher für 3,99 €, 4,99 € und 5,99 €. Und hier! Sieh das Schnäppchen! Nur 12,99 €!

Das „gefährliche“ Ebook

Die Verlage dagegen empfinden Unterpapierpreise weiterhin als unfair, als etwas, das die böse Netzwelt den lieben Verlagen aufzwingt. Der Vorstand von Buch.de begann das Jahr 2014 damit, die Preisentwicklung bei Ebooks „gefährlich“ zu nennen, weil der „starke Wettbewerbsdruck“ die Umsätze verringere. Ebooks seien nämlich meistens (ach!) preisgünstiger. Kein Wort davon, dass sie auch preisgünstiger zu verteilen sind, keine Relativierung, dass der Wettbewerbsdruck im Print-Bereich genauso hoch ist, keine nüchtern kaufmännische Optimumrechnung aus Verkaufserlös und umgesetzter Stückzahl.

Ein Ebook ist keine Hochglanz-Magazin-App mit zu programmierenden Skripten und zu übertragenden Datenbergen voll Videos und Bildern mit kurzer Kioskzeit. Das XML-Flow-Layout eines Ebook muss möglichst einfach sein, damit es möglichst reibungslos bei allen Schriftgrößen und Geräten funktioniert. Aus meiner persönlichen Erfahrung: Der Aufwand für ein Epub-Layout eines in Text und Bild existierenden Buches ist in etwa so hoch wie das Lektorat – beides einmalig. Und anders als Magazine kann ein Backlog-Buch jederzeit neue Relevanz erlangen, was auch regelmäßig passiert – zum Beispiel, wenn ein neuer Titel alte, vergleichbare vom selben Anbieter mitzieht. Ein Buch verfügbar halten kostet heute nichts (Dienstleister) oder fast nichts (eigene Server).

Das ist alles viel günstiger, als ein statisches Layout mit Umbruch zu lektorieren, auf Papier zu drucken und das auf eine nahe der Innenstadt gemietete Fläche zu stellen, in der Hoffnung, dass ich vorbeistolpere. Und selbst wenn die Produktionskosten dieselben wären: Ein Marktpreis entsteht nicht aus dem tatsächlichen Wert, sondern aus dem emotionalen Wert, mit dem die Kundschaft ein Produkt belegt, denn nur den ist sie bereit, mehrheitlich zu bezahlen. Apple-Geräte sind das beste Beispiel dafür. Sie bieten nicht mehr Funktion als die Konkurrenz. Aber sie verpacken diese Funktion in einer Art, für die wir gerne mehr Geld ausgeben, unabhängig vom Produktionswert. Ein aufwendiges Hardcover vermittelt unabhängig der Herstellungskosten viel emotionalen Wert. Davon bleibt beim Ebook nur Text, Satz und Layout, denn das Trägermedium bleibt ja stets das Lesegerät.

Deshalb verärgert es Vielleser derart, wenn Verlage ihnen für 10 Euro die unredigiert aus dem Taschenbuchlayout geschütteten Texte inklusive Trennzeichen aus dem Papierumbruch vor die Füße werfen. Würden Layout und Lektorat ein ähnliches Arbeitsniveau beim Taschenbuch vorlegen, die Geschäftsleitung würde die gesamte Abteilung grillen. Deshalb habe ich bei Verlagstaschenbüchern Derartiges auch noch nie gesehen. Aber beim Ebook ist es plötzlich okay oder egal. Diese kulturlosen Ebook-Schweine fressen doch alles.

Ebooks sind eine große Chance, auch für deutsche Verlage. Stattdessen haut der Buch.de-Mann in die Kerbe, die demnächst den Baum fällt: Wer ist schuld? Google, Amazon, Apple, danke. Außerdem sind Ebooks Kannibalen, die Print-Verkäufe ihrer Schwesterausgaben auffressen. Illusion dahinter: Jeder Kunde, der ein Ebook für fünf Euro kauft, ist ein verlorener Kunde für das zehn-Euro-Taschenbuch, genauso wie jeder illegale Downloader sonst ein Buch gekauft hätte. Und in jeder Blüte tanzt eine Elfe.

Realitätsverzerrungsfelder gestern und heute

Leser können von Glück sagen, dass solche Konzerne die Konkurrenz drückt. Sonst würden alte, kurze Kästner-Bücher elektronisch wahrscheinlich einen Zwanziger kosten oder (wahrscheinlicher) es gäbe sie einfach nicht. Die Konkurrenz drückt offenbar noch nicht stark genug, wenn die Buchindustrie trotz aller verfügbaren Erfahrungen darauf besteht, jeden einzelnen dokumentierten Fehler der Musikindustrie zu wiederholen. Der iTunes Store hat sich deshalb durchgesetzt, weil es einfach war, dort zentral Musik zu kaufen, und zwar praktisch jede beliebte. Steve Jobs hat bei den Lizenzinhabern so lange sein Realitätsverzerrungsfeld, sein Geschrei und seine Tränen eingesetzt, bis das wider jede damalige Erwartung möglich wurde. Die zur selben Zeit geplante iTunes-Konkurrenz von Sony kennt heute niemand mehr, weil sie lückenhaft und scheußlich war.

Mittlerweile gibt es sogar ein tolles neues deutsches Lesegerät, den Tolino Vision 2: gutes Industriedesign, vergleichsweise schnelle Hardware, Flash-Speicher erweiterbar und für Badewannenleser wie mich noch unempfindlicher gegenüber Wasser als mein altes Kindle. Ich würde das Teil sofort kaufen – wenn ich damit bei Amazon englische Bücher zu ihrem fairen Preis kaufen könnte. Denn bei den deutschen Shops ist die Auswahl an englischen Büchern viel kleiner, und alle verfügbaren sind so viel teurer, dass sich der Verdacht hält, diese Buchhändler sind vielleicht der Einfachheit halber nur Reseller von Amazon.

Zum Tolino-Lesesystem gab es den Benchmark Kindle. Vergleichbar gut nachbauen hätte vielleicht gereicht. Besser machen wäre möglich, vielleicht sogar nötig gewesen. Stattdessen gibt es ein zweites System, dessen einziger Kaufgrund politisch bleibt: „Ich will einfach nicht beim Riesen Amazon kaufen.“ Die Erkenntnis ist weder neu noch schwer begreifbar, noch hat sie sich geändert: Wenn du das Geld von Kunden haben willst, musst du es ihnen maximal einfach machen, es dir zu geben, für ein Produkt, das sie nachfragen, zu einem Preis, den sie verstehen. Klick, gekauft. Bequemlichkeit ist einer der größten Treiber überhaupt. Furcht ist ein anderer.

Naive Hipster lallen Suhrkamp an

Nur der Furcht haben wir es zu verdanken, dass sich überhaupt etwas tut im deutschen Ebook-Markt, denn nur die Furcht motiviert, die Bequemlichkeit alter Geschäftsmodelle zu überwinden. Natürlich schimpfen die Verlage auf Amazon oder Apple oder Google, weil sie seit mehr als zehn Jahren dabei zuschauen, wie die Neulinge ureigenste Verlagsarbeit besser machen als sie. Diese Arbeit ist eben nicht zwangsläufig der Verkauf und Vertrieb von Papier, sondern der medienübergreifende Verkauf und Vertrieb attraktiver Geschichten. Ohne Amazon hätten wir Leser von den in den alternativlos sicheren Papierzeiten fett gewordenen großen Verlagen in Sachen Ebooks überhaupt gar nichts zu erwarten. Das ist Arbeitsverweigerung, für die (am besten staatliche) Existenzsicherung erwartet wird.

Dabei gäbe es genügend tolle Dinge, die deutsche Verlage trotz aller Schwierigkeiten des Medienwandels tun könnten. Es gibt zum Beispiel keinen standfesten Grund, warum ich nicht jedes jemals in deutscher Sprache geschriebene Buch binnen drei Klicks in meiner Badewanne kaufen kann. Wo sind die kleinen Perlen deutscher Literatur denn heute? Vergriffen, bis jemand wieder eine mikroskopische Auflage davon druckt, die sich dennoch nicht lohnt. Statt uns Viellesern ein Angebot zu machen, müssen wir Beleidigungen wie diese aus dem Suhrkamp-Logbuch lesen: Arnos Schmidts Bücher wird es nicht als Ebooks geben, denn Ebooks sind „ein Unfug, ein Beschiss und ein Niedergang“. Wir Interessenten sind „Naivlinge“ und „Hipster“, die ihre Bedürfnisse „lallen“. Super. Danke. Da kauf ich doch gern bei euch ein.

Auch am Kommentator Forssman floss die Realität vorbei, denn als er seinen Rant veröffentlichte, gab es zumindest das kleine Geschenkbüchlein „Arno Schmidt für Boshafte“ von der Suhrkamp-Insel bereits im Kindle-Shop. Auf dem Kindle wäre auch Schmidts unendlich langes Werk „Zettel‘s Traum“ nicht mehr schwierig, sondern problemlos und erschwinglich anzubieten. Herr Schmidt mit seiner erfindenden Schreibweise, wie sie heute in Webforen üblich ist, hätte Ebooks wahrscheinlich super gefunden. Wieso es die Arno-Schmidt-Stiftung für besser hält, sein Monsterbuch für 450 Euro im Hardcover und Schuber auf „Halbpergament“ der breiten Leserschaft zu entziehen, bleibt offen. Vielleicht, weil unverklärter Lesenachwuchs es als den größten Teppich schaumig masturbierter Neurosen der Welt bewerten könnte oder nach einem lesbar-machend-Lektorat rufen würde? Dann bleiben wir lieber im elitären Elfenbeinturm, bis der Lesenachwuchs an uns vorbeigegangen ist auf dem Weg zu Neal Stephenson, der belegt, dass die sprachlich geschliffene Längstform gerade auf E-Ink attraktiv sein kann.

Niemand will Freunden gedruckter Bücher etwas wegnehmen. Das Geschäft mit schönen Büchern aus Papier wird Liebhabern erhalten bleiben, genauso wie die Vinylplatte, die Wachskerze oder das Zugpferd. Aber wie diese Dinge wird es im Mainstream schrittweise von etwas Bequemerem ersetzt. Wir, die Vielleser, fangen nur etwas früher damit an. Liebe deutsche Verlage: Wir sind nicht eure Feinde. Wir möchten eure Freunde sein oder zumindest geachtete Kunden. Wir möchten zusammen ein stabiles Lesegeschäft verhandeln, das nach dem Prinzip des Ehrbaren Kaufmanns für alle fair bleibt. Das ist aber nur ein Angebot. Denn eigentlich versorgen uns Google, Amazon und Apple mittlerweile ganz gut, auch mit (euren) deutschen Titeln, zu deren Konditionen. Wir können also zukünftig auf der Digitalschiene ohne euch weitermachen, wenn ihr das so wollt. Der tragische Kollateralschaden bleibt dabei leider die deutsche Literatur.

Kommentare:

ältere
  • Mario meinte am 4. März 2015 um 17:16:

    2. Woche Lanzarote. Insel erkundet, Sonne getankt und nebenbei gerade das 3. Buch angefangen. Auf dem Kindle natürlich. Mir würde im Traum nicht einfallen, wie früher, kiloweise Bücher mitzuschleppen. Auch morgens beim Lesen in der U-Bahn macht sich ein eBook einfach besser. Notfalls bessere ich auch meine Englisch-Kenntnisse wieder auf, wenn die Deutschen Verlage so gar nicht mitmachen wollen. Hochmut… ! Man kennt das ja.
    Viele Grüße
    Mario

  • Griesi meinte am 4. März 2015 um 22:54:

    Ein paar kurze Anmerkungen
    E-Books sind in der echten Realität in der Herstellung nicht billiger als Printbücher, besonders wenn es sich um alte Bücher handelt. Natürlich könnten sie billiger sein, wenn die Verlagen die Texte als saubere XML-Dateien hätten, haben sie aber meistens nicht.
    Die Logistik für E-Books ist für die Verlage auch meistens teurer als als bei Papierbüchern. Das liegt an den Verträgen die abgeschlossen wurden.
    Die Gründe dafür sind vielschichtig. Angst und Verachtung und Unlust auf E-Books sind sicherlich weit verbreitet, die Logistik für das Papierbuch ist über Jarhunderte (ja ehrlich) hinweg optimiert worden und zur Zeitbilliger als die digitale Logistik. Die Buchindustrie in Deutschland ist voller winziger und kleiner Firmen, von denen die meisten kein digital können und können wollen.
    Für die nicht-Kindle Lesegeräte gibt es in der Regel die Möglichkeit, die E-Books überall dort zu kaufen wo EPUB angeboten wird (machen eigentlich alle außer Amazon). Nur Amazon macht das nicht. Du kannst also deine englischen Bücher theoretisch in einem indischen Shop für kleineres Geld als in deutschen Amazon Shop kaufen.
    Einige Lesegeräte sind an einen online Shop gekoppelt, mit denen kann man natürlich nicht überall kaufen.
    Warum die Verlage, zu recht oder unrecht möglichts nicht über Amazon verkaufen wollen und DRM lasse ich außen vor, tragen aber auch nicht unerheblich zum Problem bei.
    Die Folgen sind: wenig E-Book Titel mit höhen Stückkosten, hohe Preise, geringe verkaufte Stückzahlen und daraus folgend wenig wenig Geld für wenig weitere Titel usw.

  • postingnamenfestlegennervt meinte am 5. März 2015 um 10:02:

    Es gibt schon noch ein paar andere – fundamentale – Gründe, warum manche Leute (ich zB) Ebooks ablehnen.
    Das fängt speziell beim Kindle damit an, dass ich keine Kontrolle darüber habe, ob ich das Buch in ein paar Tagen/Monaten/Jahren überhaupt noch (oder noch mal) lesen kann. Siehe http://www.google.at/search?hl=de-AT&source=hp&q=amazon+kindle+1984+scandal
    Die Papier-Version hab ich, die bleibt in meinem Regal bis ich sie nicht mehr will.

    Verborgen ist ein weiteres Thema, und über die sonstigen Probleme mit DRM will ich gar nicht erst zu reden anfangen.
    Dazu der Format-Wirrwarr – warum zum Teufel kann ich mein bei/via Amazon gekauftes Ebook nicht auf jedem Device lesen, das mir grade in die Finger kommt? Nein, das braucht eine „Kindle“-„App“ – und die greift sich im System erst mal alles an Info, was es kriegen kann, und schickt das an Amazon.

    Dazu kommt auch noch, dass man keine brauchbaren Backups machen kann, ausser in irgendwelchen „Clouds“ (von denen wieder niemand weiss, ob es sie in 10,20,30,50 Jahren noch gibt). Die Bücher meiner Grosseltern kann ich auch heute noch lesen, ohne jedes Problem, ohne mir dafür extra neue Geräte anschaffen zu müssen.

    Bis diese Probleme gelöst sind, bleibe ich doch lieber bei den toten Bäumen. Die nimmt mir so einfach keiner weg, und verborgen kann ich sie auch. Sogar weiterverkaufen!

  • 3-plus-1 meinte am 5. März 2015 um 11:14:

    Das Problem ist, die Elfenbeinturm-Lektoren und das Geronten Suhrkamp Bremser sind zu reich. Die leben seit Jahren in ihrer 3,50m hohen Altbauwohnung und haben die Wände voller Bücherschränke. Sie denken, das soll das Vorbild für alle Menschen sein, aber so sieht die Lebenswirklichkeit nicht aus.

    Wer berufsbedingt alle drei Jahre umzieht fängt Bücher an zu HASSEN. Der Wunsch nach Bücherverbrennung flammt kurz auf, wenn man SCHON WIEDER die schweren Kisten wuchten muss und wird doch durch die Erinnerung an unsere Geschichte unterdrückt. Der unterschwellige Horror vor dem nächsten Umzug bleibt.

    Wie einfach könnte es sein, weg mit allen DVDs, allen CDs und erst recht mit allen Büchern aus dem Wohnumfeld ohne sie wirklich aufzugeben und rein mit ihnen auf Datenträger. Dafür taugt der eBook-Reader perfekt … und zum Lesen neben dem schlafenden Lebensabschnittspartner ohne die Nachtisch-FLAK entzünden zu müssen.

  • Clemens Gleich meinte am 5. März 2015 um 12:34:

    @Griesi: Vielleicht stellte ich das ungenügend klar dar: Ein Ebook und ein Printbuch, die mögen je nach Infrastruktur vergleichbar teuer herzustellen sein (wobei ich weiterhin dabei bleibe, dass ein Ebook aufgrund seiner einfacheren Struktur auch weniger Aufwand braucht: kein Umbruch, schlichteres Layout, kein Umschlag usw.). AAABER: Das gilt für die Klasse eines Buches. Die INSTANZ, also das verkaufte Einzelstück des Buches, das ist auf jeden Fall billiger. Wenn Du an dieser Stelle andere Daten oder Ansichten hast, dann würde ich die gern genau hören.

    Auf jeden Fall vielen Dank für die Ansichten aus der Welt der kleinen Verlage. Appreciated.

  • Clemens Gleich meinte am 5. März 2015 um 12:37:

    @postingnamenfestlegennervt: Hm. Ich verstehe die Argumentation, aber in der Praxis sieht es für mich und die meisten anders aus. Meine CDs und Platten sind heute alle weg oder kaputt. Die Musikdaten habe ich digital gerettet. Viel gelesene Bücher sind mir zerfleddert. Andere habe ich verloren. In meiner Realität haben Daten durch ihre Redundanz einfach länger Bestand. DRM ist eine Pest, ja. Zum Glück sehen das immer mehr ein. Ich gebe gekaufte Ebooks auch meiner Freundin weiter und sie mir. Machen eigentlich die meisten, die ich kenne, und ist im deutschen Recht explizit so vorgesehen mit dem Recht auf die Privatkopie.

  • Philipp meinte am 5. März 2015 um 13:17:

    „E-Books sind in der echten Realität in der Herstellung nicht billiger als Printbücher…
    Die Logistik für E-Books ist für die Verlage auch meistens teurer als als bei Papierbüchern. „

    Ich gehe jetzt davon aus dass das Buch dem Verlag in irgendeiner digitalen Form vorliegt.
    Dann soll es jetzt billiger sein Bäume zu pflanzen, Menschen in den Wald zu schicken, die Bäume fällen, die Bäume auf LKWs zu laden, in eine Papier Mühle zu karren, Papier daraus machen, wieder LKWs, dann in eine Druckerei, Tinte drauf, binden, verpacken, wieder LKWs, einlagern, bei Bedarf wieder auf den LKW und dann ab in den Buchladen, als das Buch digital zugänglich zu machen? Das soll mir mal bitte jemand verrechnen. Ich schule dann nämlich um und stelle Bücher für Verlage Online, diejenigen die das machen müssen ja Millionen verdienen…

  • Der-Alte Griesgram meinte am 5. März 2015 um 13:29:

    @Clemens Das ist ein sehr umfangreiches Thema. Ein E-Book sollte selbstverständlich billiger herzustellen sein, ist es inder Regel aber nicht, wegen der Datenlage und technischen Infrastruktur der Verlage. Besonders bei Altausgaben ist es so, dass zwar kein Layout herein-gearbeitet werden muss, aber das alte Layout muss herausgebracht werden.
    Die Einnahmen pro verkauftem Stück Printbuch sind bei den Verlagen eher höher als bei einem gleichpreisigen verkauften Stück E-Book,.
    Wir können gerne bei einer oder zwei Flaschen Malt auf einem einsamen Schotterpass in den Vogesen darüber reden, hier würde es den Rahmen sprengen.

    • Clemens Gleich meinte am 5. März 2015 um 14:55:

      Die „technische Infrastruktur“ kenne ich als Senkblei in vielen Verlagen, ja, aber das kann nicht der Maßstab sein. Und bei alten Ausgaben, die neu erscheinen sollen, muss das Layout ja auch angepasst werden. Da hab ich auch schon viel gesehen, oft auch einfach „mach das alte Layout 10 % kleiner, dann passt es in den neuen Seitenspiegel“, genauso wie ich bei Ebooks immer noch händische Trennungsstriche finde. Beides entsteht aus Ressourcenmangel.

      Jederzeit trinke ich gerne mit Dir den Malt und ich finde die Unterhaltung spannend, aber wenn Du noch Zeit hast, die eine Frage wär noch wirklich wichtig, denn da fehlt mir jeder Anhaltspunkt: WARUM sind die Einzelerlöse bei gleichem Preis pro Papierbuch höher als pro Digitalkopie? Kann mir keinen Grund vorstellen und kenne das Phänomen auch nicht aus meiner Branche, also von Fachmagazinen oder Zeitungen.

  • Der-Alte Griesgram meinte am 5. März 2015 um 13:35:

    @Philipp Die Daten liegen nicht alle digital vor. Und selbst wenn sie Digital vorliegen, sind sie noch lange nicht tauglich für ein E-Book. um aus digitalen Daten ein E-Book zu machen ist Software nötig und die kostet auch. Die Idee, Bücher für Verlage online zu stellen hatten schon viel mehr Leute, einige wenige haben es auch soweit gebracht, das jetzt beruflich zu tun, ich kenne jedochkeinen, der daruch Millionen gemacht hat. Du kannst der Erste werden.

  • Der-Alte Griesgram meinte am 5. März 2015 um 16:32:

    @Clemens Das liegt an den Rabatten, die für das E-Book in der Regel sehr viel höher sind als für die gedruckte Ausgabe und an den Kosten, die der Zwischenbuchhandel (digital i d. R mehr als Papier) berechnen. Es gibt tatsächlich viele Anbieter digitaler Dienstleistungen, die höhere Speichergebühren für E-Books verlangen als Lagergebühren für Papier.

  • Clemens Gleich meinte am 5. März 2015 um 17:08:

    @Der-Alte Griesgram: Wenn es an Rabatten und den Tarifen des Zwischenbuchhandels liegt, dann sind das künstliche Größen, selbstgemachte des Buchbetriebs. Es sind keine Mehrkosten in der Sache. Dasselbe gilt für die Speichergebühren. Papiergeeigneter Lagerplatz kostet de facto mehr als Speicherung mit Backup von Ebooks, die in der Regel ja mit je ein paar hundert kB inkl. Cover auskommen. Mir fehlt bisschen das Mitleid, wenn die digitalen Probleme des Buchwesens allein ihre eigenen sind.

    Und wenn der Zwischenbuchhandel für den Digitalvertrieb derart überzogene Gebühren berechnet, warum stellen die Verlage dann nicht selber ihr Zeug digital ein bei den üblichen Plattformen? Das lohnt sich ja dann, wenn die Gebühren unsinnig werden.

    Wie gesagt: Antworte, wenn Du Zeit hast. Sonst frag ich Dich das nächste Mal. So wie das letzte Mal halt.

  • Philipp meinte am 5. März 2015 um 22:12:

    @der alte griesgram: wie die Daten liegen nicht digital vor? Wie wird denn heute noch ein Buch gedruckt wenn es nicht in digitaler Form vorliegt? Ich kann mir nicht vorstellen dass da noch jemand mit einem Setzkasten sitzt.

  • Warum bald niemand mehr Arno Schmidt lesen wird | Ti_Leo meint: meinte am 6. März 2015 um 0:43:

    […] den Text bin ich übrigens von einem deutlich besseren Text gestoßen worden: Fahrenheit 1056: Verlage, die Leser hassen von Clemens […]

  • Thimo meinte am 6. März 2015 um 16:54:

    @Philipp: Ich glaube, Griesgram redet u. a. auch von älteren Büchern – und in kleinen Verlagen liegt sicherlich nicht alles in digitaler Form vor. Grundsätzlich ist einiges, was Clemens und der Griesgram so vor sich her grummeln bestimmt nur die Spitze des Eisbergs.

    Ich bin zwar auch im redaktionellen Bereich tätig, allerdings im „Technischen“, der zum Glück in Europa und USA (mit Vorsatz nicht D gesagt) flächendeckend im 21. Jahrhundert arbeitet. Natürlich gibt es auch Dokus in Word … Aber über die meisten hier benannten Probleme kann ich nur den Kopf schütteln. Obwohl auch ich schon nach Schnittmarken gefragt wurde (Betriebsanleitung online) zwecks „Ausdruck“.

    • Clemens Gleich meinte am 6. März 2015 um 17:32:

      Das mit dem „liegt nicht digital vor“ ist halt so eine Sache. In einem digitalen Produktionsprozess, wie er heute für Druckereien üblich ist, musst du ein altes Buch, das du neu auflegen willst für den Papiervertrieb, genauso digitalisieren und überarbeiten wie für ein Ebook, nur mit mehr Aufwand für Layout, Umschlag und Umbruch. Es gibt Abkürzungen wie die beschriebene: alte, analoge Druckvorlagen etwas verkleinert/vergrößert in einen neuen Seitenspiegel kruschteln. Aber das ist Bequemlichkeit, die sich meiner Meinung nach auf der Langstrecke rächt. Durchsuchbare Digitaldaten helfen jeden Tag im Alltag. Das ist ja im Magazinbereich genauso. Die Motorpresse hat einmalig einen großen Aufwand in ein Redaktionssystem gesteckt. Da waren viele genervt, aber jetzt kann die Redaktion arbeiten wie in 21sten Jahrhundert statt wie in den Neunzigern. Und Andere stapeln Datenträger in Schränken zu jedem Heft. Oh, wir brauchen was! Die große Sucherei geht los.

      Mich stört immer, dass solche hausgemachten Probleme angeführt werden, als seien es physikalische Gesetze, denen man ausgeliefert wäre. Das hat mir zu viel von Ausrede: Wir können das nicht, weil das Gesetz des Dschungels besagt, dass wir keinen Rabatt unter 20 Prozent geben. Die Märkte UK und US zeigen, dass diese Probleme keine eigene Substanz haben. Ich unterstelle den deutschen Verlagen, dass vielen ihrer Mitarbeiter und Sprecher die aktuell vertrackte Lage ganz recht ist, denn dann können sie sich immer herausreden. Genauso ist super, dass sie praktisch keine Umsätze im Digitalvertrieb machen. Dann muss man sich um ein potenzielles Zukunftsfeld natürlich gar nicht kümmern, super.

  • 3-plus-1 meinte am 6. März 2015 um 17:57:

    Ich glaube wir haben verloren: „
    EuGH-Urteil: E-Books sind keine Bücher und müssen teurer sein“ (http://winfuture.de/news,86130.html)

    So ist das nun mal in einem Land, in dem auch mal Modem verboten waren und Kunden, äh, nein, Bundespostopfer gezwungen waren solche Geschwüre von Akkustikkoplern zu verwenden. Wenn der technische Fortschritt hierzulande der Legislative nicht passt, dann wird er eben VERBOTEN! Wäre ja nicht das erste Mal.

  • Gerd meinte am 9. März 2015 um 10:09:

    @Griesi und andere:

    Was machen Sie, wenn Sie ein Telefonbuch abgetippt haben wollen, also von der Papierform in digitale Form umgewandelt haben wollen?

    Sie geben es nach Indien. Nein, das ist kein Witz. Dort gibt es Agenturen, die ihnen gegen kleines Geld mal eben ein Telefonbuch abtippen. Die tippen Ihnen alles ab, auch Bücher – Sprache egal. Alles für kleine Geld. Zur Qualitätssicherung lassen Sie das Buch bei mehreren Agenturen unabhängig abtippen und verwenden ein kostenloses Werkzeug wie WinMerger. Das Mergen ist ein bisschen nervig, vielleicht ein Job für den Praktikanten. Fertig ist das digitale Rohmaterial.

    Jetzt muss aus dem Rohmaterial nur noch ein eBook werden. Hilfe! Es gibt sicher 50 verschiedene Programme dafür. Von kostenlos bis ein paar 1000 Euro. Es geht natürlich auch einfacher. Viele Küchentisch-Agenturen machen ihnen für kleines Geld aus dem Rohmaterial ein eBook.

    Also was soll dieses Herumgereite auf der “technischen Infrastruktur” von Verlagen? Ein Verlag der ins eBook-Geschäft einsteigen möchte braucht keine eigene Infrastruktur. Es braucht nur den Willen es zu tun, und den Willen – siehe Suhrkamp als Negativbeispiel – seine Leser nicht mehr wie Sch****e behandeln zu wollen.

    Die alte Warenaufpasser- und Verteilungsmentalität aus den Wirtschaftswunderzeiten hat sich überholt. Verlage die überleben wollen sollten sich davon abkehren.

    • Clemens Gleich meinte am 9. März 2015 um 13:13:

      Gerd: Wenn ich eine Druckvorlage in ein digitales Textformat übertrage, lasse ich eine Texterkennungs-Software laufen, denn die ist noch ökonomischer als der Inder. Vielleicht kann der Inder jedoch danach das nötige Lektorat machen, um eventuelle OCR-Lesefehler zu entfernen. Wobei ich das einfacher an mein eigenes Lektorat geben kann. Und bei der Software bin ich aktuell davon beeindruckt, wie gut mittlerweile die günstigen oder kostenlosen Spezialtools funktionieren, und wie schlecht immer noch die teuren Tools von Adobe, obwohl ich als Kunde da Pionierarbeit erwartet hätte (denn dann müsste ich keine neue Software lernen).

  • Volker meinte am 9. März 2015 um 17:24:

    @Clemens: „[…] Wenn ich eine Druckvorlage in ein digitales Textformat übertrage, lasse ich eine Texterkennungs-Software laufen, […] um eventuelle OCR-Lesefehler […] bin ich aktuell davon beeindruckt, wie gut mittlerweile die günstigen oder kostenlosen Spezialtools funktionieren […]“.

    Drücken wir es einmal so aus: Von Tesseract OCR war ich nach langer Suche betreffs Freeware-Open-Source-OCR Tool nicht gerade begeistert. Viele (wenn nicht die meisten) GUI-Geschichten stammen davon ab. Wenn man über das Ergebnis nicht noch eine Rechtschreibprüfung für ß-b, O-0, 1-I-l und gängige Interpunktionshoppalas drüberlaufen läßt, ist das Ergebnis eher mau.

    Google macht es übrigens vor, wie es auch ohne Inder und mit Freiwilligen geht: Etwas Statistik und die zweite Hälfte von Captchas, schon betätigen sich 10^6 Pr0n-Sauger als Gratisexpertensystem. 😉

    Ich finde es übrigens auch frech (oder faul oder dumm oder alles drei), daß Verlage einfach mit dem „Hammwernicht, kostzuviel“-Argument dahergeschlichen kommen und der Lesewillige bei ausgelaufenen Preziosen auf irgendwelche Antiquitäten aus dem Papiermuseum (oder „Raubkopien“ engagierter Fans, s. u.) angewiesen ist. BTDT, obwohl ich schon viel lieber http://www.amazon.de/Kanadisches-Scherzo-lachenden-J%C3%A4geraugen-Pr%C3%A4rie/dp/3490199111 oder „Was ein Junge braucht, um groß und stark zu werden“ von Raymond F. Jones in digital hätte, statt mein Regal damit vollzustellen, Lesestoff mit krummem Buckel im Rucksack herumzuschleppen oder dem Papier beim Vergilben zuzusehen. Man möge mir mein sentimentales Faible für Trivialliteratur verzeihen.

    Aber, ja, den Spruch „Das Internet, MP3 und XviD sind der Tod der Medienindustrie!“ haben wir auch schon mal irgendwo gehört. Die Lage ist offenbar sogar schon so ernst, daß sich Sony von seiner Computer- und TV-Sparte trennte und nur noch Sony Music Entertainment, Sony Pictures Entertainment und sonstwas mit Medien macht. Vielleicht fließen dann die Entwicklungsgelder zur Abwechslung wieder in sinnvolle Features anstatt automagische Rechtegängelei (Cinavia, XCP) .

    Ich gebe Dir 100%ig Recht mit dem selbstverordneten Dornröschenschlaf. Wer nicht will, hat schon. http://i.imgur.com/GxzeV.jpg bringt es auf den Punkt.

    Volker

  • Alex meinte am 19. März 2015 um 17:50:

    Ich verstehe nicht, was es da überhaupt zu diskutieren gibt. So gar nicht. Ich komme nicht dahinter. Ich bin Laie. Ich bekomme diffus mit, dass da offensichtlich eine „ganze Branche“ irgendwas diskutiert und manchmal bekommt sie dafür sogar Sendezeit (also bei den öffentlich rechtlichen natürlich nur) aber ich kann mir ums Verrecken nicht vorstellen, was sie diskutieren. Das Problem ist gelöst. Amazon funktioniert, ist reife Technologie, wie man so schön sagt, und das ist einfach die Realität. Unabhängig von Meinungen. Und das was Amazon macht ist nicht illegal, auch wenn einige das wohl gerne hätten, um ihre Geschäftsmodelle zu retten.

    Die Argumente pro Papier (aus Lesersicht) fallen, soweit mir bekannt in drei Cluster:

    1) Fetische, die mit Papier an sich zu tun haben („Es riecht aber so gut“ etc.)
    2) Fetische die mit dem physischen Besitz des Buches zu tun haben (Haltbarkeit, Vorzeigbarkeit etc.)
    3) Argumente, die sich direkt gegen einzelne Anbieter und deren Geschäftsmodelle richten.

    Die Konsequenzen für „die Branche“ sind doch dann auch relativ klar:

    1+2) Wenn euer Geschäftsmodell darin besteht einen Fetisch zu bedienen und euch das auch bekannt ist, dann müsstet ihr doch sehr anders handeln, als wenn ihr ein Massenprodukt herstellt. Ich glaube das ist euer Fehler. Dann müsst ihr doch auch einsehen, dass ihr für die Leute, denen es beim Buch im Wesentlichen darum geht den Text zu lesen, gar kein Angebot habt. Das braucht euch auch nicht weiter zu stören, da ihr euch ja nichtmal mehr im selben Markt bewegt. Das alles ist völlig legitim aber es wäre dann auch nett, wenn ihr euch politisch aus dem Markt für Texte raushieltet damit dessen Teilnehmer in Frieden ihr Ding machen können.

    3) Wenn die Geschäftsmodelle der anderen so böse und kaputt sind, wie ihr immer rumheult, dann müsste es doch ein Leichtes für euch sein, die ganz ohne politische Unterstützung in Grund und Boden zu konkurrieren, ihr Experten.

  • Ernst meinte am 22. März 2015 um 8:29:

    Bei den pro-Papier Argumenten fehlt eindeutig dieses:
    4) Es gibt Leser (z. B. mich), die geben aus ideologischen Gründen kein Geld für DRM-geschützte Bücher aus!

    Zudem halte ich es für unverzichtbaren Luxus, das Zeug nach 30 Jahren ungeplanter Lagerung problemlos öffnen und erneut rezipieren zu können.

    • Clemens Gleich meinte am 23. März 2015 um 11:08:

      @Ernst: Ja, DRM ist die Pest. Ich hoffe, dass die Verlage wie bei der Musik einsehen: bringt nix, schadet sogar, kostet Geld und Kunden. Erste Anzeichen gibt es dafür. Bei der Lagerung sehe ich es wie bei allen Daten: Mein Papier altert schlechter als meine Daten, genauer: Ich verliere mehr Daten auf Papier und jedem anderen Einmal-Datenträger, als wenn ich etwas im allgemeinen, redundanten Backup habe. Der Einwurf von Laien, dass wir alte Formate irgendwann nicht mehr öffnen können, ist ein leerer. Wir können heute jedes jemals entwickelte Format öffnen, wenn wir wollen.

  • Ernst meinte am 31. März 2015 um 21:50:

    > Wir können heute jedes jemals entwickelte Format öffnen, wenn wir wollen.

    @Clemens Gleich:
    Das ist zwar richtig, aber leider noch nicht einmal die halbe Miete.
    Es geht schon. Es geht aber auch um die Kosten, alte Formate zu öffnen. 95 war ich ganz vorne, mit einer Digicam von Apple. Als ich diese Bilder irgendwann auf einer alten Platte fand, hatte ich einigermaßen Stress, das Zeug in heutzutage verwertbare JPEGs zu wandeln. Neulich wollte ich ein Buch lesen, dass es in Papier nicht mehr gibt. Ich bekam nur ein PDF des Buchsatzes. Irgendwie habe ich es geschafft, das Zeug bildschirmlesbar zu machen.
    Aber als ich neulich an meinem Regal mit Papierbüchern der Marke Unterhaltsam-und-Spannend entlang ging und mich grinsend auf ein Wiederlesen von zahlreichen Schätzen freute; fand ich es sehr entspannend, dass ich da nur reingreifen muss, aufschlagen und los geht‘s. Mehr nicht! Schön.

  • Hemsch meinte am 7. April 2015 um 23:29:

    @ Ernst: Uns‘ Clemens hat halt EIN Problem: Seine Bücher sind „zerfleddert“, und anscheinend verliert er auch immer mal wieder ein paar …

    Das Problem haben wir konservative Menschen halt nicht. Es ist wahrscheinlich sehr befreiend, auf so‘ne Hardware einfach nicht mehr achten zu müssen, weil man weiß: Ach, dabei bin ich sowieso fehleranfällig.

    Es setzt die Energien frei, die man in seinen Umzügen nicht mehr sinnlos für schwere Kisten verpulvert.

    Ansonsten bin auch ich Laie. Und kann mir ernsthaft nicht vorstellen, Griesi, dass nach einmal erfolgter Digitalisierung ein eBook in der Herstellung teurer sein sollte als ein hardware(im wahrsten Sinne)gebundenes. Und das scheint im Profibereich kein so großes Problem mehr darzustellen, hein?

    Ja, ich greife gerne in meine seit sieben Jahren nicht ausgepackten Umzugskisten, halt: wir haben inzwischen 2015, also acht Jahre. Auch in meine Ivars greife ich gern und hole mir zum dreiundzwanzigsten Mal die Malloreon-Saga oder So wird‘s gemacht Bd. 34 heraus. Ja, ich habe inzwischen ein Smartphone und denke auch revolutionär über den Kauf eines Tablets nach. Ja, och, ein Reader wär für eine eigene Bibliothek auch nicht schlecht …! Ja, Mensch, mit der Technik müsste ich mich dann ja auch befassen! Ach, nee, der Bequemlichkeitsfaktor sagt, das gehe auch noch später … – irgendwann. Jetzt sind andere Vergnügungen dringender, gleichwohl nicht wichtiger.

    Reader? Buchhandel? In beidem könnte ich Stunden verbringen! Vielleser halt. Wenn mir dazu mal die Zeit bliebe!

    • Clemens Gleich meinte am 8. April 2015 um 9:51:

      @Hemsch: Da siehst Du mein Argument: Bequemlichkeit ist der größte Treiber der Menschheit. Für Dich ist die Bequemlichkeit, eben nicht auf ein neues System umzusteigen, weil Dein altes mit den Kisten offenbar noch gut genug tut. Für mich ist Bequemlichkeit, diese Kisten/Regale nicht zu haben, aber dafür ein Lesegerät, das unterbrechungsfreies Lesen (Shop) überall kann. Und das Wichtige wird sein, was für die nächste Generation bequem sein wird. Ve vill zee…

  • Starkimarm meinte am 22. September 2015 um 9:45:

    Ich habe anscheinend ein Nischenproblem: ich will meine Medien sowohl physisch (quasi als Langzeitbackup und Deko/Sammelobjekt) und digital zum konsumieren – und ich möchte nicht zweimal den vollen Preis bezahlen. Deswegen finde ich Amazons CD/MP3-Angebot so genial. CD gekauft, MP3 umsonst dazu (muß ich nicht selbst rippen, super). Fänd ich bei BluRays auch nett, aber gut, der Aufwand die Nutzdaten vom physischen Datenträger in ein benutzbares Format (auf dem Server) zu bringen ist wenige Minuten + ein paar Stunden Arbeitszeit vom Computer. Das Ganze mit Büchern? Tja, gibs nich. Also Papier+epub-Torrent. Wär mir ja durchaus einen kleinen einstelligen Eurobetrag Aufpreis wert, aber fast 100%? Nee, wenn ihr mein Geld nicht so dringend haben wollt wie ich eure Produkte…

  • Clemens Gleich meinte am 22. September 2015 um 10:24:

    @Starkimarm: Amazon bietet Verlegern seit langem an, diese Kombos zu vermarkten. Du kannst Taschenbuchkäufern die Ebook-Version reduziert geben oder dazuschenken. Ich schenke sie aus den von Dir beschriebenen Kundenbedürfnissen dazu.

    Es bleibt festzustellen: Die deutschen Verlage haben keine Lust auf den Ebook-Markt. Da wird sich etwas ändern, wenn es selbst mit Ach und Krach nicht mehr anders geht. Immerhin hat es schon angefangen.

  • Volker meinte am 8. März 2020 um 14:23:

    Man lese und staune: Das „Kanadische Scherzo“ von Curt Mehrhardt-Ilow gibt es im Kosmos-Verlag nun tatsächlich als Kindle-Ausgabe:

    https://www.amazon.de/dp/B079HHBJ82

    Mit 15€ sogar noch GÜNSTIGER als die gebundene Neuauflage. Sapperlott!

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