Großer Honda-Vergleichstest

In der Tradition großer Vergleichstests wie Timos Reisescheise vergleiche ich jetzt die Auswahl von Kunden, die sagen: „Ich hätte gern egal welches Motorrad, es muss nur ‚Honda‘ draufstehen. Welche Maschine sollte ich nehmen?“ Nun ja, min Jong, da kann dir geholfen werden.

Jedes Jahr veranstaltet Honda ihren „Pressetag“: Die aktuelle Modellpalette steht dann im Spessart vor einigen Fässern voll Kaffee. Der Barmherzige Gerhard ist ebenfalls vor Ort, um ein bisschen zu knipsen und viel zu erzählen über Motoren in V4-Konfiguration, diese Konstruktionen Gottes. Und ich bin oft da, um jede Flügel-Bildungslücke nachzuholen, die sich gebildet haben mag. Die wichtigste Neuerscheinung MSX 125 war leider nicht fahrbereit, deshalb fangen wir mit der wichtigsten Neuerung im Bereich 400+ ccm an:

Honda CB 1100

Schnell? Nö. Cool? Ja.
Schnell? Nö. Cool? Ja.

Tja, man könnte jetzt kilometerweise herumschwafeln über dieses Motorrad, aber es gibt eine sehr einfache Zusammenfassung, nämlich Honda Japans Promovideo der Maschine: Ein sympathischer Mann mittleren Alters betritt die Garage. Er zelebiert das tägliche Ritual: hinausschieben, dem Zischen der Einspritzanlage lauschen, starten. Er verlebt einen ganzen Tag auf und mit diesem Motorrad, bei einem flüssigen, aber entspannt langsamen Fahrstil. Er trifft einen Kumpel, labert ihn über sein Motorrad zu, dann fährt er nach Hause. Das Motorrad knistert sich in der Garage kalt. Genau so, wie man sie sich während dieses Videos vorstellt, ist die CB 1100: nicht schnell, nicht spektakulär, nicht angeberisch, sondern so, wie man sich seinen besten Kumpel (oder sein Motorrad) wünscht: ruhig, gemütlich, aber voll innerer Tiefen, die man lieben muss. Wer von „Händling“ oder „Pauerrr!“ anfängt, soll eine Fireblade kaufen.

Ich möcht nur eins über das Design sagen: Was mir daran gefällt, ist, dass es eigentlich gar nicht so retro ist, sondern so retro wirkt, weil es so schlicht ist: ein Tank, ein luftgekühlter Reihenvierer, eine Rundlampe, Sitz, zwei weich aufgehängte Räder, Fahrer, Garnitur. Weniger ist mehr, und ich hätte gern öfter eine solche Packung voll weniger. Wer wissen will, was Honda im Bereich 500+ ccm groß gemacht hat: genau sowas. Fahren.

Wer nach meiner Duke und dieser Honda noch sagt, dass es kein schlichtes Design wegen moderner Vorgaben geben kann, beweist Ahnungslosigkeit. Wenn man nur will, geht das.
Wer nach meiner Duke und dieser Honda noch sagt, dass es kein schlichtes Design wegen moderner Vorgaben geben kann, beweist Ahnungslosigkeit. Wenn man nur will, geht das.

Honda CB 1100

Ist: dein ruhiger Kumpel.
Kos­tet: 11.255 Euro
Leis­tet: 89 PS (66 kW) bei 7.500 U/min
Stemmt: 93 Nm bei 5.000 U/min aus 1.140 ccm
Wiegt: 248 kg vollgetankt
Tankt: 14,6 Liter Super
Hat: zeitlose Klasse.

Honda CBR 500 R, CB 500 F & X

Nachdem es bei den NC-700ern sofort bei der ersten Fahrt bei mir verständig geschnaggelt hat im Hirn, habe ich mehrfach bei Honda gefragt, wozu es dann diese 500er gibt. Ich meine: Sie sind auch A2, sie kosten kaum weniger, können aber weniger, sie sind auch nicht grad leicht und erscheinen mir so willkürlich, zufällig: „Huch! Wir haben ja noch 500er-Motoren! Baut mir Motorräder dazu, mir wurscht, welche!“ Hondas Antwort auf meine Frage war: Die sind für Kunden, die es motorrädriger wollen als bei den 700ern mit ihren niedrig drehenden Wuchtmotoren. Den 500er muss man drehen. Gut, Probefahrt! Sorry, aber ich verstehs immer noch nicht. Es ist schon okay, aber nirgends zwingend und viel zu schwer. Kauft die 700er für praktische A2-Maschinen, und wenn ihr ein kleinervolumiges, motorrädrigeres Motorrad für einen A2-Schein wollt, kauft eine KTM 390 Duke. Die wiegt gute 140 kg vollgetankt, leistet 44 PS, kostet knapp 5000 Euro und es gibt ein A2-Mapping wegen der Gewichtsregelung. Es steht halt nicht „Honda“ auf der Maschine, für die paar hundert Euro Preisdifferenz gibt es aber bestimmt einen Flügel-Aufkleber.

Honda CBR 500 R: Ich verstehs auch nach der Probefahrt nicht.
Honda CBR 500 R: Ich verstehs auch nach der Probefahrt nicht.

Honda CBR 500 R

Ist: mir unverständlich.
Kos­tet: 6.255 Euro
Leis­tet: 48 PS (35 kW) bei 8.500 U/min
Stemmt: 43 Nm bei 7.000 U/min aus 471 ccm
Wiegt: 194 kg vollgetankt
Tankt: 15,7 Liter Super
Hat: mehr Drehzahl als die 700er, weniger Gewicht, weniger Alltagstauglichkeit.

Honda NC 700 S & X

Die besten Alltagsmopeten wo gibt. Urteilsbegründung hier.

Honda Croissantourer & VFR

Da hat Timo ja schon genug drüber geschrieben. Sie hat gegenüber anderen Reisecontainerschiffen den immensen Vorteil ihres Doppelkupplungsgetriebes mit lernendem Automatikmodus. Eigentlich ist die VFR 1200 das bessere Reisemotorrad, aber die ist ein Sporttourer (modisch out) und das Croissant ist ein Tallrounder (modisch in).

Für Leute, denen Mode wichtig ist, ist der Croissantourer das beste Honda-Reisemotorrad im Bereich über 250 kg.
Für Leute, denen Mode wichtig ist, ist der Croissantourer das beste Honda-Reisemotorrad im Bereich über 250 kg.

Honda Crosstourer

Ist: das beste Reisecontainerschiff mit „Honda“-Schriftzug und DCT im Bereich 250+ kg.
Kos­tet: 14.845 Euro (inkl. 1000 Euro DCT)
Leis­tet: 129 PS (95 kW) bei 7.750 U/min
Stemmt: 126 Nm bei 6.500 U/min aus 1237 ccm
Wiegt: 285 kg mit Sprit und DCT, ohne Koffer
Tankt: 21,5 Liter Super
Hat: eine Alternative. Sie heißt Honda VFR 1200.

Honda Crossdresser

Der Honda Crossrunner ist das Paket, das Hondas 800er-V4 am besten präsentiert. Der Unterhaltungswert des Motors tröstet über Tretbootaussehen und die hässlichste schwarze Lenkerverkleidung der Welt hinweg. Ausführlich hier.

Honda Goldchopper

Die Honda Gold Wing F6B (B für „Bagger“) ist eine gechoppte Goldwing. Mehr kann man dazu glaube ich in nüchternem Zustand nicht sagen. Vielleicht noch: Das Heck sieht für ein Cabrio ganz schön aus. Interessenten sollten ihren Rausch ausschlafen und dann nach einem gebrauchten Honda S 2000 suchen.

Ein Bild, so verwirrend wie die Honda Golden Shower selbst: Rainer in Schwabenleder-ergonomischer Kackhaltung, ein dicker Mann mit ausgefahrenem Seitenständer und der obligatorische Fotoversau-Einspringer dahinter.
Ein Bild, so verwirrend wie die Honda Goldchopper FSME Teabagger selbst: Rainer in Schwabenleder-ergonomischer Foto-Kackhaltung behindert einen dicken Mann mit ausgefahrenem Seitenständer und der obligatorische Fotoversau-Einspringer steht dahinter. Muss wohl Kunst sein.

Honda Gold Wing F6B

Ist: eine gechoppte Goldwing, man kann es nicht anders sagen.
Kos­tet: 24.945 Euro
Leis­tet: 118 PS (87 kW) bei 5.500 U/min
Stemmt: 167 Nm bei 4.000 U/min aus 1.832 ccm
Wiegt: 385 kg vollgetankt
Tankt: 25 Liter Super
Hat: ein schönes Cabrio-Heck.

Honda CBF 1000 & CBF 600

Die Honda CBF hat einen sehr einfachen Kaufgrund: Ihre Käufer haben keine andere Honda ausprobiert, nichtmal eine gebrauchte. Meiden!

Honda CB 1000 R

Vor laaanger Zeit fuhr ich diese Maschine mal für Fotos in einem Kupper-Artikel, deshalb war sie mental abgehakt. Jetzt bin ich zufällig auf eine CB 1000 R gesprungen, weil sie grad frei war und wir zu dritt loszogen, und ich muss sagen, dass der Satz, den Honda zur CBF 1000 gesagt hat, hier stimmt: Mit der machste nichts falsch. Sie verbindet japanische Bigbike-Kultur mit einem Schuss Aggro-Tabasco und tadellosem Landstraßen-Fahrverhalten. Ihre Fahrwerksabstimmung ist seit damals im Kuppertest besser oder kommt mir zumindest so vor. Sie hat einen riesigen Shuriken als Felge in der Einarmschwinge! Selbst die komische Lampe wirkt immer noch so komisch wie am ersten Tag, aber nicht albern alt. Fahren. Du könntest ebenso positiv überrascht sein wie ich.

Da machste nix falsch.
Da machste nix falsch.

Honda CB 1000 R

Ist: immer noch eine positive Überraschung.
Kos­tet: 11.755 Euro
Leis­tet: 125 PS (92 kW) bei 10.000 U/min
Stemmt: 99 Nm bei 7.750 U/min aus 998 ccm
Wiegt: 222 kg vollgetankt
Tankt: 17 Liter Super
Hat: alles, was ein Roadster braucht und damit alles, was ein Motorrad braucht.

Honda Hornet und CBR 600 F

Die Hornet war lange Zeit Italiens meistverkaufte Maschine, weil sie eins dieser Motorräder ist, die alles können und trotzdem Spaß machen. Hier in Deutschland, jetzt in 2013 spielt sie keine so große Rolle mehr bei den Verkäufen, genausowenig wie ihre verkleidete Schwester CBR 600 F (lies: „Goof“). Letztere hat die besten Eigenschaften der alten Goof, was bedeutet: Sie fährt entspannt flüssig schnell, und das so lange, bis dir das Spritgeld ausgeht. Ein Motorrad für die wenigen verbliebenen Kilometerfresser, die jeden Tag fahren.

In der Gegend von Marbella ging die Tanklampe das erste Mal an.
In der Gegend von Marbella ging die Tanklampe das erste Mal an.

Honda CBR 600 F

Ist: die Königin des Vielfahreralltags.
Kos­tet: 9.255 Euro
Leis­tet: 102 PS (75 kW) bei 12.000 U/min
Stemmt: 64 Nm bei 10.500 U/min aus 599 ccm
Wiegt: 211 kg vollgetankt
Tankt: 19 Liter Super
Hat: die besten Eigenschaften der alten Goof, aber keinen Mittelständer mehr.

Honda CBR 125 R & 250 R

Bis auf ihre Leistung zum Verwechseln ähnlich in Gestaltung und genereller Langweiligkeit. Wenn „Honda“ draufstehen muss, sind sie alternativlos in ihrer Hubraumklasse. Wenn nicht, kauft man besser was Anderes, zum Beispiel die Yamaha YZF-R 125 oder die Kawasaki Ninja 300.

Honda Fireblade & 600 RR

„Der Supersportmarkt ist tot“, sagt nicht nur Honda. In Trauer darüber ist dieser Absatz ein Schweigeabsatz. Aber er schweigt über Gutes: Die schnellen Hondas sind immer noch Referenzen in ihrem Segment. Tut was! Fahrt sie und kauft sie dann.

Bilder: Honda, Buenos Dias

Kommentare:

ältere
  • Phil meinte am 30. April 2013 um 13:05:

    Yeah.
    Das bringts auch fuer mein laienhaftes Verstaendnis auf den Punkt.
    Mein Lieblingssatz: „Die wichtigste Neuerscheinung MSX 125 war leider nicht fahrbereit“
    Einmal in weiss bitte.
    Wenn ich nur 3000.- haette.

    Falls du die mal testen kannst, freue ich mich riesig auf den Fahrbericht.
    Phil

    • Clemens Gleich meinte am 30. April 2013 um 13:15:

      Ich will sie immer noch fahren, und sie wird ja wohl hoffentlich auch irgendwann noch kommen. Mai ist die grobe Terminierung.

  • Der-Alte Griesgram meinte am 30. April 2013 um 13:23:

    Falsch falsch falsch!
    Die CBR500R ist ein astreines Motorrd für alle, die im legalen Tempobereich auf der Landstraße Spaß haben wollen.
    Und die F6B ist eine Goldwing für Motorradfahrer. Aufsitzen und bis zum Ende der Weltfahren und dann noch ein Stück weiter.

    • Clemens Gleich meinte am 30. April 2013 um 15:48:

      Falschfalschfalschselber, Herr Griesgram. Ja, die 500 R kann das. Die KTM kann das aber viel besser für weniger Geld. Und eine „Goldwing für Motorradfahrer“ kann es per definitionem nicht geben.

  • Frank Kemper meinte am 30. April 2013 um 13:53:

    Bad news are good news, insofern hätte mich schon interessiert, was eigentlich gegen die CBF1000 zu wissen ist. Big Bike, ‘n bisschen schwer, genügend Wumms und geht inkl. ABS für unter 10K her. Wo ist das Problem?

    • Clemens Gleich meinte am 30. April 2013 um 15:54:

      Die CBFs sind zu langweilig. Du kriegst im Bereich „schweres Bigbike für unter 10K“ so viele tolle Motorräder, dass eine CBF 1000 nur aus Unwissen in der Garage landen kann. Aktuelles Beispiel Abverkauf Yamaha XJR 1300: 8995 Euro neu. Wenn es was mit ABS sein soll: Honda CB 1300 ist auch gebraucht eine Sahneschnitte. Man fährt zum Spaß Motorrad, oder, zum was erleben? Also gibt es keinen logischen Grund, fürs selbe Geld weniger Erlebnis zu kaufen.

  • Dennis Richter meinte am 30. April 2013 um 16:49:

    Supersportmarkt ist tot? 🙁

    Ich fahre am Sonntag in Harz um eine CBR 600 RR (2005) abzuholen. Wenn ich mir jedes einzelne der hier aufgelistete Moped angucke (und deren Konkurrenten), würde einzig die CB1000R in Betracht kommen.

    Aber die hat nicht so ein hübsches Heck………

    :):):)

  • Clemens Gleich meinte am 30. April 2013 um 16:56:

    @Dennis Richter: Gute Wahl! Habe 2011 auch sowas gesucht, aber keine gescheite gefunden. Bildschönes Mopperl, schnell, zuverlässig und ihren gebrauchten Preis wert (meistens).

  • Welche Honda? #HondaTT13 | Griesgram999 meinte am 30. April 2013 um 23:13:

    […] Gleich hat auf dem Mojo Mag angefangen und die Sicht eines Profis auf die aktuelle Modellpalette gegeben. Hier nun meine […]

  • AllgemeinerMensch meinte am 1. Mai 2013 um 12:55:

    Eins vorweg: Wenn‘s um Gewicht geht, werd ich intolerant.

    An Honda hab ich daher seit gut 15 Jahren jegliches Interesse verloren, aus meiner Sicht ist der Verein schlicht hoffnungslos. Als quasi Unbeteiligter hatte ich mit deinem Artikel daher so lange kein Problem, bis der Teil mit der KTM kam. Was KTM angeht, hatte ich mir zumindest bisher ein kleines bißchen Resthoffnung bewahrt. Deren 400er nagt leider an besagter letzter Hoffnung. Warum muss son Bock heute 150kg wiegen? Mal abgesehen davon, dass du uns da um knapp 10 kg bescheisst (KTM gibt das Trockengewicht mit 139 kg an, ist mir schleierhaft, wie das Ding mit 11 Litern Sprit dann unter 140 kg bleiben soll), für mich ist der Eimer je nach Ambition immernoch ziwschen 20 und 30 kg zu schwer. Warum kann‘s z.B. Yamaha bei der 450er WR und so ne „Ready to race“ KTM kann‘s nicht?

    Könnt ihr Mopedschreiberlinge mir einen Gefallen tun und die kleine KTM nicht ständig für etwas loben, was sie nicht ist? Letztens hab ich bei Heise (selber Schuld, ich weiss, kommt nach der Erfahrung sicher nicht wieder vor) einen Artikel über besagte KTM gelesen, der mir glatt die Mittagspause versaut hat. Um die fahrfertigen 150 kg der KTM doch noch irgendwie in ein lächerlich beschönigendes Licht zu zerren und von der „Leichtigkeit des Seins“ schwärmen zu können, wurde da behauptet aktuelle 600er täten 250 kg wiegen und hätten 80PS. Das ist doch glatt gelogen. Was spricht dagegen ehrlich zu sein und zu schreiben „aktuelle Motorräder sind so schwer wie der Mond und kompensieren das immense Gewicht mit zu viel Leistung, die kleine KTM macht in beiden Punkten zumindest schonmal weniger falsch als andere, es bleibt aber weiterhin viel Luft nach oben.“

    Warum soll sich irgendein Motorradhersteller die Arbeit machen unn mir ne kaufenswerte, kleine, 120kg Knallbüchse bauen, wenn bei 150 kg die Fachpresse schon in unangebrachte Lobhudeleien verfällt?

    Ich bin noch keine 30 und so langsam setzt sich das Gefühl fest, dass zumindest auf dem Zweiradmarkt früher alles besser war. Ist ja fürchertlich.

    • Clemens Gleich meinte am 1. Mai 2013 um 13:37:

      Ich hab die 390er noch nicht gewogen, ich weiß nur, dass die 125er 136 kg wog, daher meine Schätzung von „gut 140 kg“. Lass es 147 vollgetankt sein. Das ist im heutigen Konkurrenzumfeld relativ gesehen wenig, und deshalb freuen sich viele darüber.

      Genauso einfach kann ich Deine Frage beantworten, warum Dir keiner ein 120-kg-Motorrad baut, das technisch ja gut möglich wäre: Weil es außer Dir kaum jemand will, genau wie bei den Autos. Einen Murray T25 finden alle witzig. Kaufen tun sie einen Audi Q3. Der T25 wird also wohl nie in Großserie gebaut werden. Warum kommen denn die Macs (http://www.mac-motorcycles.com) nicht endlich? Weil ihr Markt mikroskopisch ist. Ich verstehe Deinen Vorwurf, aber ich bin ja noch ein echter Gewichtsnazi im Vergleich zu meinen Schreiberkollegen, die immer behaupten, Motorräder würfen ihre Pfunde wech, sobald sie fahren.

      Schlussendlich zu „Früher War Alles Besser“: An welche Massen von Motorrädern denkst Du, die es früher im Bereich um die 120 kg gab? Mir fällt keins ein. XT (Endurochassis) und SR (Straßenchassis) als sehr bekannte Beispiele waren vergleichsweise schwer.

  • Alexander meinte am 1. Mai 2013 um 14:30:

    @AllgemeinerMensch: „Ich bin noch keine 30 und so langsam setzt sich das Gefühl fest, dass zumindest auf dem Zweiradmarkt früher alles besser war. Ist ja fürchertlich.“

    – Eh? Du weisst aber schon, was die Eisenhaufen früher gewogen haben, oder?

  • Norbert meinte am 2. Mai 2013 um 17:06:

    Seit Soichiro Honda tot ist,sitzen in der Vorstandsetage von Honda Manager,die testen wollen,wieviel Langweile und Hässlichkeit der europäische Moppedmarkt verträgt.Vorbei die glorreichen Zeiten einer CB750,einer BoldOr,etc.Dass der Supersport-Markt nicht tot ist,beweisen die Europäer,Duc,Aprilia, und BMW.

    • Clemens Gleich meinte am 3. Mai 2013 um 11:24:

      Ich persönlich finde, dass Honda derzeit von allen Nippon-Herstellern am besten dasteht in Europa, weil sie sich zurückbesonnen haben auf ihre große Stärke: Einfache, robuste, zuverlässige und trotzdem liebenswerte kleine Kräder bauen. NC-Reihe, die neuen 500er, und jetzt die MSX. Das macht sie mir zumindest sympathisch. Da brauch ich dann auch nicht alle zwei Jahre ein mit irrem Aufwand neu gemachtes Superbike, das dann eh nur fünf Leute kaufen.

  • butterfly meinte am 3. Mai 2013 um 12:22:

    ….“dass Honda derzeit …. am besten dasteht in Europa … weil sie sich rückbesonnem haben…“

    das genau finde ich nicht – im Gegenteil – als jemand, der mit einer CB 50 sozialisiert wurde und seither 6 tolle Kräder des Herstellers mit der Schwinge besessen hat, fahre ich seit 10 Jahren keine Honda mehr – weil
    Honda eben mit Ausnahme der Fireblade und der CBR 600 (RR) fast alle ihre legendären Reihen in den Sand gesetzt haben und nur noch langweiligen, beliebigen Mainstream aus der praktisch, ökologisch, sparsam Ecke baut.
    Der Hersteller, der mit CB 750, CB 350, CBX, Bol D‘or, CX 500, VFR 750, Africa Twin, Domninator, Pan Europeanr, CBR 600 und zahlreichen anderen epochemachenden Bikes den Gang der Motorradentwicklung seit 1970 bestimmt, ja in wesentlichen Teilen dominiert hat, wird nun von Clemens gelobt, „einfache, zuverlässige und trotzdem leibenswerte kleine Kräder zu bauen“
    Ein solches Lob ist sicher für einen taiwanesichen Rollerhersteller schmeichelhaft, für eine Marke, die für rund 3 Dekaden den Nabel der Motoradwelt darstellte, ist es das vernichtende Urteil über eine harte gegenwärtige Realität des Bedeutungsverlustes, der verlorenen Kreativität, des eingebüßten maschinenbaulichen Kompetenz und vor allem des völligen Fehlens richtungsweisender Visionen.

    greez
    butterfly

  • Clemens Gleich meinte am 3. Mai 2013 um 12:53:

    @butterfly: Ich finde die (ausverkauften) NCs richtungsweisend. Sowas hätte höchstens noch von BMW kommen können, und dann wärs wieder viel zu teuer für den Alltagsmarkt gewesen. Ich finde die MSX 125 mutig. Kein anderer Hersteller hätte sich getraut, heute noch so ein Clownsmotorrad zu bauen. Ich finde auch die CB 1100 richtungsweisend: Mutig neu entwickelter, LUFTGEKÜHLTER Motor, schlichtes Design, das die scheußliche Retrofalle für mich gekonnt vermeidet. Vielleicht bauen sie davon ja noch diese halbverkleidete Sportmaschine. Aber gut aufgestellt sind sie schon jetzt. Vor allem sehe ich nicht, wieso Dein Beispiel CB 350 damals so viel geiler gewesen sein soll als alles heute.

  • Alexander meinte am 3. Mai 2013 um 13:20:

    @butterfly: „…weil sie sich zurückbesonnen haben auf ihre große Stärke: Einfache, robuste, zuverlässige und trotzdem liebenswerte kleine Kräder bauen.“

    – Ich stimme Clemens da voll und ganz zu! Ich treibe mich auch auf diesen Pressetagen rum und bin die aktuellen Modelle gefahren und die stehen definitiv in direktem Erbe zu meiner ollen CX500, die mich einfach, robust und zuverlässig Tag für Tag von A nach B bringt. (Ganz besonders die NCs und die neuen 500er.)

  • butterfly meinte am 5. Mai 2013 um 13:08:

    hey Alexander, Clemens

    gerade der Verweis auf die ‚olle CX‘ zeigt worum es geht – 1978 war die CX eben nicht ‚oll‘ – sondern stellte modernste Motorradtechnik dar, die in dieser Form von Wettbewerb für einiger Modellzyklen nicht nachvollzogen werden konnte – das ist der Kernpunkt des Hondaerfolges: absolute Higheind Technik UND Zuverlässigkeit zu akzeptablen Preisen. Die ersten international erfolgreichen Hondas (CB 77, CB 450, schliesslich CB 750) stellten im damaligen Umfeld moderrnste (Renn)technik dar, der niemand zugetraut hätte, zuverlässig zu sein – es waren keine ‚einfachen, …kleine und trotzdem liebenswerte‘ Bikes – es war die Spitze des Machbaren, Diese Spitze des in Großserie Machbaren stellten die zahlreichen Hondameilensteine wie beispielsweise CBX über VFR750 hin zur ersten Blade immer dar.
    Eine heutige CB 500 ist nicht weiter als die CB 500 (PC 26) von 1993, wenn mensch sich nur ein bisschen Mühre gibt, springen die 48 PS mit der heute notwendigen Einspritzung auch noch bei einer CB 450 S (PC 17( raus – die wäre dann für 3999 Euro angeboten, wirklich ein nettes kleines zuverlässiges Bike – und dabei genausowenig honda-like progressiv wie die aktuelle CB 500.

    greez
    moony

  • Christoph meinte am 5. Mai 2013 um 16:06:

    Hi,

    Ja so ganz unrecht habt ihr alle nicht…
    Ich bin einer von denen, bei dem „Hauptsache es steht Honda drauf“ zutrifft. Habe allerdings, jetzt wo die Überlegung ein Zweitmoped anzuschaffen (auch für die Allerliebste als Wiedereinsteigerin….kleiner, wendiger als die CBR XX ) doch so meine Problemchen.
    Es gibt eigentlich nur 2 Gründe, eine aus der neuen Palette zu nehmen anstatt einer CB 450S, die Neue hätte ABS und wäre eben…..na ja… neu. Aber sonst ? Zuverlässig sind beide, steht ja bei beiden Honda drauf und ist auch drin.
    Und ABS ist eben ein muss, wenn man mal die Kurzen auf eine Fahrt in die Eisdiele mitnehmen will, und wenn es nur für das eigene Gewissen ist. Aber ABS ist keine Raketenwissenschaft, kann jeder verbauen , macht auch jeder.

    Aber vielleicht ist es tatsächlich eben nur das heutzutage, was absolut nötig ist, Motorräder erreichbar zu machen und mit dem auszustatten, was funktioniert, mehr nicht. Andere Zeiten halt.

    Greets

  • Alexander meinte am 5. Mai 2013 um 18:06:

    @butterfly: „Olle CX“ meinte ich nicht abwertend sondern eher im Sinne von alt. Aber ich weiss nicht, ob Du das nicht vielleicht ein bisschen zu verklärt durch die Retrobrille betrachtest. Ja, mit der Konstruktion war Honda der Zeit voraus und das Teil hat Wartungsintervalle, da werden manche moderne Maschinen noch blass vor Neid. Aber das Fahrwerk z.B. war damals schon ehr nur so lala. Das war auch der Grund, warum die Euro-CX ‘85 oder wann es war, eine deutlich dickere Gabel bekommen hat.

    „… das ist der Kernpunkt des Hondaerfolges: absolute Higheind Technik UND Zuverlässigkeit zu akzeptablen Preisen.“ – Ich muss gestehen, den Motor einer CB500 von ‘93 hatte ich noch nicht in den Fingern, kann also nicht wirklich was dazu sagen, wie er aufgebaut ist, aber die neuen 500er haben schon einige wirklich gute technische Lösungen verbaut, wie z.B. an bestimmten Stellen speziell beschichtete Kolben oder zweigeteilte Zahnräder, die per Federn gegeneinander verspannt sind, um Verschleiß und Geräusche zu minimieren. Klar, das sieht man nicht und man merkt es vielleicht auch nicht unbedingt, aber ich finde schon, dass das ziemlich genau nach dem Kernpunkt des Hondaerfolgs klingt.

    Das Niveau der Qualität, auf dem – zumindest die großen – Hersteller produzieren, macht es denke ich auch sehr schwierig, heutzutage noch solche Evolutionssprünge zu machen, wie sie in den 70ern oder 80ern noch möglich waren.

    • Clemens Gleich meinte am 6. Mai 2013 um 11:33:

      Hondas Kernkompetenz ist meiner Ansicht nach Technik, bei der die Anwender im Vordergrund stehen, die Menschen. Das ist bei BMW oder Ducati etwas anders, da geht es viel um Technik aus Profilierungsgründen („USP!“ „Wir sind die Ersten/Besten/Kompetentesten!“). Und in diesem Bereich gibt es bis heute viel Entwicklung mit immer noch Fehlschlägen (Honda HFT in der DN-01) und Erfolgen (DCT in den 700ern). Wie Alexander schon schreibt, ist die Motorradtechnik eben weitergewandert. „Wir sind die Ersten“ gibt es heute seltener, und es gibt einen Preis dafür zu zahlen, den Honda nicht zahlen will: Unzuverlässigkeit. Deshalb so konservativ. Warum haben Hondas z. B. immer noch einen klassischen Kabelbaum? CAN baut leichter. Aber Ducati und BMW und KTM hatten damit so ihre Anlaufschwierigkeiten, die man in (übrigens ganz) Japan vermeiden möchte. Das wird noch dauern. Das japanische Zuverlässigkeitsniveau wird durch viel langweilige Arbeit erreicht, die sich Andere verständlicherweise sparen möchten. Anekdote dazu: Ein Auspufftest in Japan geht so: Ein Techniker hält die Hand auf den Endtopf hinten, während die Mopete bei Volllast auf dem Rollenprüfstand steht. Das muss gehen, damit die Maschine nicht so oft jemanden verbrennt. Wenn das ein Benelli-Techniker sieht, dann lacht der nur. Er ist schon froh, wenn seine Maschinen in Fahrt seltener brennen. Ich liebe Benellis, aber für eine Welttournee würde ich lieber Honda fahren. Hondas Maschinen mögen mich als Menschen, und wer gemocht wird, mag immer auch ein bisschen zurück.

  • Ben meinte am 6. Mai 2013 um 22:26:

    “ Ein Auspufftest in Japan geht so: […]“

    Danke, mein Abend ist vollendet 🙂
    Fahren was Spaß macht und etwas weniger Gemäkel; das sollte es tun. Irgendwo werden immer noch schöne Motorräder gebaut, die ma nauch fahren möchte.

  • AllgemeinerMensch meinte am 10. Mai 2013 um 11:11:

    @ Alexander:
    Zu Studentenzeiten bin ich aus akutem Geldmangel mit ner Honda XL 500 durch die Lande gerollert. Das Ding war sicherlich kein allzu ambitioniertes Motorrad und trotzdem war son Brot-und-Butter-Mopped damals mit <130 kg (trocken) angegeben. Wenn sich 40 Jahre später jemand „Ready to race“ auf die Fahne schreibt, dann halte ich 150kg fahrfertig für ein nochmal deutlich kleineres Mopped für erbärmlich.

    Natürlich waren vor 30-40 Jahren die Motorräder nicht durch die Bank 20 kg leichter als heute, die Technik war ja auch noch eine vollkommen andere, sie haben es aber wenigstens veruscht.

    Mittlerweile fahr ich ne RGV 250. Auch eine Motorradklasse, die es völlig zu unrecht heute nicht mehr gibt. Erinnert sich noch irgendjemand? Motorräder ohne Leistung, die trotzdem nicht scheisse waren, weil nicht an allen Ecken und Enden gespart wurde.
    Eine Honda CBR 250 war damals noch ein irres Renngerät mit 4 Zylinder Viertaktmotor, der mit nem zahnradgesteuerten Ventiltrieb bis 20.000 Umdrehungen drehte und sich die Seele aus dem Leib schrie. Eine CBR 250 heutzutage ist genauso langweilig und emotionslos wie diese hoffnungslose KTM. Alles indischer Ramsch der vom ersten Strich an mit dem Rotstift gezeichnet wurde.

    @ Clemens: Natürlich will keiner einen Murray T25. Schon gar nicht auf zwei Rädern. Solche Entwürfe wenden sich an Leute, die mit Freude am Fahren nichts anfangen können. Wenn du schon ein Autoäquivalent suchst, dann nim doch wenigstens nen Lotus, z.B. ne Elise oder noch besser n alten Elan. Auch heute noch Traumautos, gerade weil sie nichts wiegen.

    Von Yamaha z.B. hieß sowas früher mal SDR 200. Für mich ein absolutes Traummotorrad.
    Es geht ja auch überhaupt nicht darum, dass es massenweise solche Modelle zu kaufen gab, klar waren Leute mit gutem Geschmack damals schon rar und diese Motorradklasse auch damals schon eine Nische, aber besagte Nische wurde eben trotzdem bedient (siehe bereits angesprochene CBR 250, Suzuki RGV 250, Aprilia RS 250, Honda VFR 400, Honda CBR 400).
    Mir fällt kein einziges aktuelles Motorrad in dieser Leistungsklasse ein, was gemessen am heute technisch Möglichen ähnlich ambitioniert daher kommt wie meine alte Suzuki. Ein Sportgerät, dass auch heute noch ohne Elektronik beherrschbar ist, gibt es nicht zu kaufen. Alles was halbwegs ambitioniert ist, liegt von der Motorleistung deutlich jenseits der 100PS. Ne abgespeckte 400er Version von BMWs 1000er z.B. würde ich sonstwas für zahlen, gibt es aber nicht.

    Weil's von den großen nix gibt hab ich es letztes Jahr übrigens mal mit ner Kleinstserienmaschine aus Leverkusen versucht. Mit guten 100kg fahrfertig für ne 500er ein absolut irres Gerät, leider kann sie halt in Sachen Zuverlässigkeit nicht verbergen, dass sie im Grunde auf steinalter Technik aufbaut und von ner halben Hand voll Leute in ner mittelgroßen Garage zusammengesteckt wurde. Trotz allem ein schweinegeiles Motorrad das zumindest mir über so manche Sinnkrisen ausgelöst durch die Berichterstattung über Honda NC 700 X oder KTM Duke 390 hinweghilft.

    • Clemens Gleich meinte am 13. Mai 2013 um 9:53:

      Gut, nehmen wir Lotus als Beispiel. Die will auch keiner mehr. Um zu überleben, baut selbst Lotus dem Publikum gerade immer schwerere Autos. Die Nische für echten Leichtbau ist so mikroskopisch geworden, dass es sich nicht lohnt, da zu produzieren. Das passiert eigentlich nur noch für den Rennsport.

  • Alexander meinte am 13. Mai 2013 um 16:38:

    @AllgemeinerMensch: Ja gut, das ist ja auch nochmal was anderes, ob man so eine Maschine will, um damit zu spielen, oder um jeden Tag damit von A nach B zu fahren. Zum Spielen würde mir so eine Moto3 KTM ja auch taugen, 82 Kilo trocken und 50PS. Aber halt nur zum Spielen.

  • AllgemeinerMensch meinte am 13. Mai 2013 um 18:31:

    @Alexander:
    Na aber das liegt doch der Hase im Pfeffer:
    Der Prozentsatz der Leute, die wirklich mit dem Motorrad zur Arbeit fahren ist in Deutschland vernichtend gering. Die Leute fahren alle nur zum Spass.
    Von mehreren Hundert Leuten bei mir auf der Arbeit bin ich einer von vielleicht 5, die regelmäßig mit dem Mopped zur Arbeit kommen. Der Rest der Motorradfahrer hier in der Eifel fährt nur am Wochenende, nur bei schönem Wetter dreimal die ewig gleiche Hausstrecke um den Rursee, dass dann aber bitte mit Navi, Kofferset, Direktschaltgetriebe, Traktionskontrolle und ZweiZimmerKücheBad. Das ist doch paradox.

    @Clemens:
    Der Großteil der Kunden weiss halt nicht was er will und kauft den erstbesten Ramsch, der in der jeweils favorisierten Fachzeitschrift angepriesen wird und die Fachzeitschrift ist zu einem zahmen Schoßhündchen verkommen die alles lobt, wovon sie den Schlüssel angeboten bekommt. Jaguar baut gerade einen 2sitzigen „Sportwagen“, der leer 1,6 Tonnen auf die Waage bringt und mehr als eine Randnotiz hab ich da noch nicht drüber gelesen.

    Mich würde ehrlich mal interessieren wie das „damals“ in der „guten alten Zeit“ eigentlich war: Die von mir so verklärte SDR 200 z.B. war in den 80ern doch wahrscheinlich auch nicht als Volumenmodell geplant (wurd in Europa ja z.B. überhaupt nicht angeboten) und trotzdem wurde sie gebaut. Wie war das möglich? Sprichst du heute jemanden auf ein Nischenprodukt an, bekommst du immer die selben Ausreden zu hören „Das will kaum einer, die Kosten sind zu hoch, das können wir nicht“. Warum konnte man ne CBR 250 bauen die sicherlich einen Arsch voll Entwicklungsgeld gekostet hat und schon von Anfang an absehbar war, dass das Teil außerhalb Japans niemand haben wollen wird.

    Wenn du mich fragst liegt der Unterschied darin, dass früher Motorradenthusiasten am Drücker saßen und heute BWLer und Aktionäre. Man baut nicht mehr das, was sich finanziell so gerade eben selber trägt einfach weil das Konzept es wert ist, man baut das was die fettesten Gewinne abwirft. Deswegen vergisst KTM großzügig das eigene Motto und verkauft indischen Großserienramsch statt östereichischem Präzisionswerkzeug.

    Ich hab 2012 einem KTM Händler dabei zugehört, wie er versucht hat einem Kunden am Telefon zu erklären, warum dieser mehr Geld für ne gebrauchte 690er Baujahr 2011 ausgeben soll als weniger Geld für ne neue 690er Baujahr 2012. Sowas tut nicht nur mitdenkenden Kunden wie mir, sowas tut auch dem Händler weh. Aber wenn du den Hersteller oder die wiederkäuende Fachpresse fragst, dann heisst es dass der Markt das so will und da führt ja heutzutage nun mal kein Weg mehr dran vorbei. Zeigen ja allein schon die Absatzzahlen.

    Aus meiner Sicht sind die Kunden selber Schuld, wenn sie sich einreden lassen sie müssten den Hersteller IHRES Motorrads an Absatzzahlen messen, von daher kriegt halt jeder was er verdient, aber ein bißchen Schade ist es schon.

    • Clemens Gleich meinte am 13. Mai 2013 um 21:53:

      Man konnte eine 250 R bauen, weil der weltweite Markt es lohnt. Man konnte früher Geld in prozentual kleineren Nischen machen, weil der absolute Neumaschinenmarkt so viel größer war. Und man kann in der Presse Motorräder weder zum Topseller schreiben noch vernichten, beides sind verbreitete Fehlmeinungen. Der typische Testleser kauft erst und liest dann. Deshalb regen sich auch gerade Käufer immer über Verrisse auf. Und es sind tatsächlich die Kunden, die den Audi Q3, die BMW R 1200 GS und die Honda CBF 1000 lohnend machen. Wenn es nach der Pressemeinung ginge, müssten heut alle Honda Hawk oder Triumph Daytona 675 fahren.

    • Clemens Gleich meinte am 13. Mai 2013 um 22:05:

      Um Dir noch die andere Seite mit zu argumentieren, Andreas: http://www.heise.de/tp/artikel/39/39022/1.html

      Dort mal ins Heise-Forum gucken, es gibt ein paar gute Diskussionsfäden, Zitat z. B.:

      Ein schönes Beispiel gegen das hier öfter geäußerte Argument, der Kunde bekäme ja genau das, was er auch wunsche, und des Kunden Wunsch sei des Produzenten Befehl. Es gibt noch mehr gute Produkte, die ich gern kaufte, die plötzlich vom Markt verschwanden. An ihrer Statt traten andere, teurere, schlechtere. Ich habe das niemals gefordert, noch hat mich je ein Verkäufer oder Handesvertreter oder Produzent gefragt, ob ich dieses Produkt weiterhin kaufen möchte oder ein anderes. Der Käufer wird immer vor vollendete Tatsachen gestellt. Seine Wahl besteht darin, das andere Produkt zu kaufen oder es sein zu lassen.

  • Alexander meinte am 14. Mai 2013 um 0:24:

    @AllgemeinerMensch: „… Das ist doch paradox.“ – Absolut, da stimme ich dir voll und ganz zu!

  • Dirk Klatt meinte am 14. Mai 2013 um 14:35:

    Eine wirklich tolle Diskussion….absolut lesenswert. Interessant auch all Eure Analysen und Bewertungen zur Fa. Honda. Ich kann dazu nur sagen, dass Honda früher für mich so Einiges zu bieten hatte. Selbst eine NTV hatte ‚was. Heute bauen sie nach meinem Geschmack aber nur noch Belangloses. Sicher alles gute Motorräder, aber leider ohne jede Fazination. Auch die anderen Japaner haben unter diesem Aspekt nicht mehr viel zu bieten. Und wenn da einmal etwas auftaucht, ist es nie lange im Programm (siehe MT01). Vielleicht ist das aber auch nur die Ingoranz (und Arroganz) eines Kradlers, der seit 1979 Motorrad fährt, dem Klasse A1 oder A2 so gar nichts sagen und der beim Mopettenkauf auch nicht mehr auf den letzten Cent achten muss. Wenn Honda, beispielsweise mit den neuen Spar700‘ern, Perspektiven für den Nachwuchs öffnet, ist das aller Ehren wert, denn ohne Nachwuchs wird auch uns „alten Säcken“ der Unterbau und damit auch die jetzt schon darbende Händlerwelt weg brechen.

  • Clemens Gleich meinte am 14. Mai 2013 um 19:00:

    Die Yamaha MT-01 war eine wunderbare Nischenmaschine, die sich eher mikroskopisch verkauft hat. Aber das gilt für viele Perlen. Wie viele Honda Hawks gibt es z. B. noch?

  • Frank Kemper meinte am 16. Mai 2013 um 8:31:

    Ich frage mich manchmal, woher die Leute, die 250er Renn-Nähmaschinen, die sich „die Seele aus dem Leib schrien“ hinterherweinen, 120-Kilogramm-Motorräder fordern und allen anderen Motorradfahren einfach mal in Bausch und Bogen unterstellen, sie würden nicht wissen, was ihnen guttut, weil sie von der bösen, bösen Fachpresse so belogen werden, eigentlich ihre grenzenlose Arroganz hernehmen.

    Moppeds, die schreien, gibt es unter anderem nicht mehr, weil sie heute alle Euro3 erfüllen müssen, was gemessen an den schon anskizzierten Normen Euro4 und Euro5 noch Kinderfasching ist. Ich finde das zumindest nachvollziehbar, denn wieso sollen Spaßgeräte mehr Dreck und Lärm raushauen dürfen als andere Verkehrsteilnehmer. Und die Menschen sind heute schlicht größer, dicker und auch kaufkräftiger als nachm Kriech. Bereits in den 50ern hat ein US-Werbepsychologe rausgearbeitet, warum in jedem amerikanischen Auto-Showroom ein Cabrio auf dem Drehteller steht, wenn die allermeisten Leute doch biedere Limousinen und Kombis kaufen. Bei Moppeds ist es ähnlich: Die abgedrehten Sahnestücke regen zu Stammtischdiskussionen an, gekauft werden Moppeds mit hohem Praxisnutzen (guck dir mal die Zulassungsstatistik an).

    Allgemein, und das kriegt man nicht mehr zurückgedreht, gibt es einen Hang zu viel Leistung. Es gibt heute kaum noch Kleinwagen mit weniger als 60 PS, 80 bis 100 PS sind eher normal. Damit war vor 40 Jahren eine ausgewachsene Mittelklasselimousine noch ordentlich bestückt. Ein Golf mit Zweiliter-TDI-Motor hat heute 170 PS, das war lange Zeit die Top-Motorisierung für einen 3er BMW.

    Es mag ja sein, dass sich Leute früher an 120-Kilo-Kinderfahrrädern mit 20 PS gefreut haben, aber die Zeiten sind eben vorbei. Und eine heutige Super-Duke fährt auf heutigen Reifen Kreise um diese alten Kisten.

    Und wer‘s unbedingt puristisch haben will: Urban Motors, Jens v. Brauck, Blitz Motorcycles und andere existieren. Und für viel Geld nehmen sie auch Aufträge an.

    • Clemens Gleich meinte am 16. Mai 2013 um 11:23:

      Was der Frank sagt. Worum es beim Leichtbau-Schreiben halt geht, ist: Diskussion. Dass das klappt, siehste ja. Im Honda-Artikel ging es noch nicht mal explizit um Leichtbau. Es ist auch heute nicht superschwer, leichter zu bauen, es ist auch nicht teurer, es ist nur die Frage nach dem Markt. Die Duke 690 und die Suzuki Gladius (oder neuer: Kawa ER-6n) sind im selben Marktsegment mit einem Euro-Abstand, der nüchtern überlegt werden kann. Dazwischen liegen 40 kg. Und obwohl sich die Duke ausgezeichnet verkauft, hat sie nicht dieselben Stückzahlen erreicht wie die Kawa oder auch eine Honda im Segment. Es gibt ganz einfach wie Frank schreibt eine Mehrheit, der Gewicht nicht so wichtig ist. Das liegt zwar auch daran, dass es viele nicht verstehen (Frauen kaufen oft beim zweiten Motorrad was viel leichteres), aber es bleibt eine Realität.

      Und deshalb freut es mich persönlich, dass auch Gegenangebote wie eben die Duke heute genauso ihr Publikum finden können, wenn man es richtig macht. Die alte Duke war sehr speziell, also hat sie sich fünf Mal verkauft. Die neue ist praktisch jedem zugänglich, und (wichtig) trotzdem nicht langweilig. BTW sind die Brauck/Blitz-Bikes zwar puristisch, aber nicht bemerkenswert leicht.

  • Dirk Klatt meinte am 16. Mai 2013 um 11:53:

    @Clemens Gleich: Von einer Hawk weiß ich‘s ganz sicher …ich hab sie 1998 nach Hamburg verkauft ….und den Erlös für den Erwerb einer der ersten Triumphs in Wohnwanddesign eingesetzt ….Die Hawk erfreut heute noch Ihren Besitzer …was aus Triuphm geworden ist….who knows? Ja, ja man macht so seine Fehler im Leben ….;

  • AllgemeinerMensch meinte am 16. Mai 2013 um 16:52:

    @Clemens:
    Interessant, werd ich mir mal ansehen, wobei ich hier teile meiner Meckerei sowieso noch relativieren wollte: Ich hab mir grad, als ich wegen meinem Fremdfabrikat wieder beim KTM Händler war, mal die Freeride 350 genauer angesehen. Ich hatte früher mal fälschlicherweise abgespeichert, dieses Mopped würde es nicht mit Straßenzulassung geben. Entgegen meiner Erwartung stand aber sogar ein Vorführer bereit. Das nächste mal werde ich definitiv mehr Zeit und vielleicht sogar dieses kleine Mopped mal auf ner Proberunde mitnehmen. Das geht schon erschreckend weit in die richtige Richtung und ich dachte schon ich müsste ne Beta Urban kaufen 😀

    @ Frank:
    Jemand der mit der neuen ZX10R von Kawa über die Landstraße fährt macht objektiv was falsch. Diese Erkenntniss hat überhaupt nichts mit Arroganz zu tun. Leg mal ein Leistungsdiagramm und ein Übersetzungsdiagramm nebeneinander und du wirst feststellen, dass im niedrigsten aller möglichen Gänge bei 100 km/h auf besagtem Moped knapp 8000 Umdrehungen anliegen und der Motor bei dieser Drehzahl maximal 80 kW leisten kann. Mit dieser Erkenntniss kann man entweder im ersten Gang zwischen 150 und 170 km/h fahren um endlich auch die Leistung abfordern zu können die man bezahlt hat, oder man sieht ein dass solche Gefährte auf der Landstraße völlig fehl am Platze sind und kauft sich was anständiges.

    Eine SuperDuke ist auf dem selben Weg, aber nicht ganz so schlimm wie die Kawasaki. Trotzdem kannst du dir sicher sein: Bevor diese KTM ihren Leistungsvorteil vor nem anständigen 60 PS 120 kg Mopped ausspielt, ist auf deutschen Landstraßen der Führerschein schon lange weg.

    Und zu der Nummer mit Euro Irgendwas:
    Ich, der ich meine Brötchen in der Automobilindustrie verdiene, halte sowas für dumme Ausreden. Seit dem ich denken kann, geht die spezifische Leistung bei Autos wie bei Motorrädern hoch und die Abgasemissionen runter und zwar beides zeitgleich. Die 1000er Rennsemmeln haben doch in den letzten Paar Jahren enorme Sprünge in Sachen spezifischer Leistung getan, zu behaupten kleinere Motoren könnten das nicht genauso entbehrt jeder Grundlage.

    Was ich ganz fürchterlich finde ist wenn Leute nicht verstehen auf welcher Seite sie überhaupt stehen. Als KUNDE sollte mir auf der Suche nach dem optimalen Motorradkonzept für MEINE Bedürfnisse eine Zulassungsstatistik doch sonstwo vorbei gehen. Trotzdem gibt es immer wieder (insbesondere) Dickschifftreiber, die die eigene Kaufentscheidung mit Zulassungszahlen, Zeitgeist oder sogar Werbepsychologie rechtfertigen. Für einen Hersteller sind Zulassungszahlen wichtig, für mich als Kunden kann es aber kaum was egaleres geben.

    Solch eine Eigenständigkeit kannst du von mir aus als Arroganz auslegen, aber um hier keinen Streit vom Zaun zu brechen sag ich dir besser gar nicht was ich von den von dir vorgeschlagenen Mode-Puristen halte. Fahr was dir gefällt und freu dich halt, dass du zu einer großen Zielgruppe gehörst, die genau das bekommt was sie sucht.

    • Clemens Gleich meinte am 16. Mai 2013 um 18:03:

      Freeride! Warum ist mir das ned gleich eingefallen? Habe nur Gutes drüber gehört von einem Auskenner (Alexander Métayer, roadbooktouren.de) und bin die elektrische Variante selber mit so viel Spaß gefahren, dass ich es im Ötztal die Tage wiederholen werde.

  • Dirk Klatt meinte am 16. Mai 2013 um 17:05:

    @AllgemeinerMensch: Richtig……

  • Frank Kemper meinte am 16. Mai 2013 um 21:53:

    @allgemeinermensch: Weißt du, ich bin da ohnehin draußen, weil ich kein Mopped brauche, das leichter ist als ich – und auch keins, das schöner ist als ich. Deswegen fühle ich mich auf meiner ollen, bleischweren GS pudelwohl. Und der Erste Grundsatz des Explosionsmaschinenbaus („Hubraum ist durch nichts zu ersetzen außer durch noch mehr Hubraum“) erscheint mir wirklich schlüssig.

    Ich finde es eher fragwürdig, warum man zwar jedes 150-Euro Fahrrad und jeden rumänischen 6.000-Euro-Kleinwagen problemlos auf die individuellen Abmessungen seines Benutzers einstellen kann, es aber im Motorradbau breits Seltenheitswert hat, dass man mal die Sitzbank um 15 mm in der Höhe verstellen kann. Und das bei den Preisen…

    Aber das ist eine andere Dikussion.

  • Dirk Klatt meinte am 17. Mai 2013 um 11:48:

    @Clemens Gleich: Die Freeride ist doch aber schon sehr speziell und nichts mehr für ambitionierten Landstraßenritt, oder? Leider hat KTM im Netz keine Angabe zum zulässigen Gesamtgewicht gemacht. Verträgt die 90 fettarme Fahrerkilo + 10 kg Ausstattung?

  • Clemens Gleich meinte am 17. Mai 2013 um 11:51:

    @Dirk Klatt: Ja, das verträgt sie. Alexander wiegt ungefähr so viel wie Du (ist groß und wohlständig um die Hüfte). Natürlich ist das kein Landstraßen-Roadster, das ist ein Querfeldeinundstadtspielmotorrad, wie die genannten Betas eben.

  • Dirk Klatt meinte am 17. Mai 2013 um 14:19:

    @Clemens Gleich: Ich liebe Spielzeug …werd einmal schauen, ob ich eine Probefahrt ergattern kann …danke!

  • Robert Jakhel meinte am 4. Dezember 2013 um 19:43:

    Wenn ich hier die Meinungen einiger Motorradexperten lese und die Ahnung die sie haben oder denken zu haben, dann werde ich um den Schlaf gebracht….

  • germ meinte am 8. April 2014 um 0:03:

    Moin Clemens, kannst du – als Nachtrag sozusagen – was zu der CB650f sagen, die jetzt rausgekommen ist? Kaufenswert?

  • Clemens Gleich meinte am 8. April 2014 um 16:51:

    Die Honda Cb 650 F kostet knapp 8000 Euro. Wenn ich 8000 Euro für ein Motorrad aus Japan ausgeben will, kaufe ich doch lieber eine MT-09.

  • Achim Müller meinte am 5. März 2016 um 12:27:

    Deine sehr persönliche Sicht auf Hinda hat mir insgesamt sehr gefallen (spez. zur CB 1100), aber der Satz:

    „Die Honda CBF hat einen sehr einfachen Kaufgrund: Ihre Käufer haben keine andere Honda ausprobiert, nichtmal eine gebrauchte. Meiden!“

    ist ohne jeden Infowert. Was genau stört dich denn an diesen Bikes ?

  • Using (and trying) another motorcycle meinte am 31. Mai 2016 um 19:31:

    […] could get; for my friend (and motorcycle journalist) Clemens it *is* the best, as he writes here or here (in German). Hint: he calls himself a „weight Nazi“, so this is what he bought for […]

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