Test KTM 690 Duke

Die aktuelle KTM Duke ist ein Motorrad, das ich mir wie die Vun vorgestellt habe, das aber eher gefahren wird wie eine alte Supermoto.

Leider hat auch die KTM einen Einzylindermotor, zum Glück ist er aber leiser, damit man sein Tuckern nicht ertragen muss, und er ist mit seiner elektronisch gesteuerten Drosselklappe auch tausendmal bedienbarer als jener der Vun. Dennoch wird es ein großer Tag für leichte Motorräder sein, wenn Einzylinder endlich durch E-Antriebe mit Reichweite ersetzt werden können. Ja, steinigt mich, ihr Einzylinderfans, ihr wisst genau, dass ich recht habe. Die Singles können dann wieder in Notstromaggregaten vor sich hintuckern, wo sie bei Konstantdrehzahl kein Band brauchen, und wo ich mich vor allem nicht draufsetzen muss.

Auf die KTM setzt man sich jedoch ganz gern. Die Ösis haben es irgendwie drauf, gute Ergonomie zu bauen. Um das Motorrad halbwegs fahren zu können, montiert man sich mit dem Schritt im Lenkkopf, liegestützt den Lenker und zieht das Hinterrad irgendwo weiiit hinter sich her. Alles Andere fühlt sich irgendwie komisch an, deplaziert. Die Beherrschbarkeit braucht sie auch, weil sie jedesmal, wenn man ein bisschen Schräglage wagt, zu rutschen anfängt. Das Fahrwerk hat beim Rumbummeln keinen Grip, trotz Öhlins-Fahrwerksexperten am Ort. Wenn man härter damit umgeht, funktioniert es irgendwann, es ist alles geradezu überdimensioniert, aber als Ottonormalfahrer find ich es schwer, in den Bereich „brutal fahren“ zu kommen, ohne in „bissi schräg fahren“ vorher Schiss zu kriegen, oder hinzufallen oder den Bereich irgendwie magisch zu überspringen. Auf dem Testparcours war die KTM natürlich die Schnellste.

Und ich finde sie die schönste. Sie polarisiert mit ihrem Weltraumkäfer-Design, und ich verstehe jeden, der davon speibn muss, aber ich mag es. Ich mag die kantigen Linien, den muskulösen Hals, die konvergierenden Kanten allüberall. Wenn auf dem Planeten Vega anorektische, aber carnivore Ziegen mit Exoskelett und Dunlopreifen leben, dann sehen sie aus wie die neue Duke.

Sie ist hochhackig zu fahren und es gibt für Fahrer wie Beifahrer überall bequemere Motorräder, aber die Duke fährt man gern, selbst wenn man das jeden Tag macht. Jedentagfahrer freuen sich bestimmt auch darüber, wie gut das Ding beschraubbar ist. Mit einer Schraube löst man den Tank, den man dann an Schnellverschlüssen abklippen und tauschen kann. Ein Tanktausch geht hier schneller als einmal volltanken, falls jemand grad Endurance-Racer sucht.

Das ist mir wirklich mal an einem Ortsschild passiert, als ich probierte, wie schnell man von Reisegeschwindigkeit auf 50 abbremsen kann. Fast auf die Fresse gefallen. (Bild: KTM)

KTM 690 Duke Modell 2009/2010

Ist: eine carnivore Ziege vom Planeten Vega mit Exoskelett und Dunlop-Reifen
Kostet: 8.995 Euro
Leistet: 65 PS (48 kW) bei 7.500 U/min
Stemmt: 67 Nm bei 5.500 U/min aus 654 ccm
Wiegt: 163 kg vollgetankt
Tankt: 13,5 Liter Super
Verbraucht: unter 5 l auf 100 km
Hat: fast nichts. Das macht sie so gut.

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