Nazis rein!

Es nervt mich schon lange: Wenn die besser Gebildeten über Dinge wie die Schlägerei in Bautzen reden, dann sagen sie zwar „Integration“, meinen es aber nicht, denn sie wollen die Nazis des deutschen Ostens am liebsten über dem Kongo abwerfen. Das sagen sie dann in all ihrer gebildeten Häme in oft geschliffener Gemeinheit. Kein Wunder zieht sich der Nazi dann zurück, zusammen mit vielen anderen, die eine rechtskonservative Politikmeinung haben, aber noch keine Extremisten sind. Sie werden dann schön langsam zu Extremisten durch die erfahrene Ausgrenzung. Und so leben wir dann in völlig parallelen Informationswelten, die kaum noch Berührungspunkte haben, denn bei jeder Berührung keift der Rechte, wird von oben herab als dumm bezeichnet und zieht sich dann beleidigt zurück. Die gebildeten Lager machen fast alles, was geht, falsch beim Miteinander sprechen. Deshalb äußern viele meiner Kollegen die Meinung, es sei am besten, gar nicht mehr mit den rechts Abgehängten zu reden.

Diese Kollegen wundern sich dann, wenn ich gerade das vehement fordere. Wir können doch nicht von Integration reden und die Abgehängten in Sachsen, Thüringen und Meckpomm weiter abdrängen. Wenn ein junger Syrer hier einen Apfel klaut und beim Erwischtwerden in seiner jugendlichen Destruktivität sagt, dass alle Deutschen scheiße sind, soll der dann deswegen auch überm Kongo abgeworfen werden? Immerhin hat er sich rassistisch geäußert! Steinigt ihn! Nein, natürlich nicht. Der Bub erhält eine Strafe und eine Chance, irgendwann eben doch an der Gesellschaft teilzuhaben. Dasselbe muss für den Nazi gelten. Viele Neonazis sind jung und daher durchaus Gesprächen aufgeschlossen oder besser: einem guten Vorbild. Wollen wir die alle der rechtsalternativen Parallelwelt überlassen, in der es keine BRD gibt, Richard Gutjahr für den Mossad arbeitet und Adolf Hitler als Schichtleiter bei Volkswagen Argentinien? Ich will das nicht. Ich will den Osten integrieren, komplett.

Wenn wir uns anschauen, was uns das bisher gekostet hat, kann man durchaus die Hoffnung verlieren. Aber wenn wir uns nicht nur das Geld anschauen, sondern auch gelegentlich im Osten vorbeischauen, dann müssen wir uns eingestehen, dass es auch positive Entwicklungen gegeben hat. Vielleicht hätten die gar nicht einmal so viel Kohle gebraucht, vielleicht wäre es sogar mit weniger schneller gegangen. Doch wie auch immer mit hätte, hätte, Fahrradkette: Wenn wir den Osten nur als trostlose Nazibrutstätte sehen, tun wir auch nichts Anderes als die Neonazis, die alle Einwanderer, Asylanten, unsortierte Flüchtlinge und dunkelhäutigere Deutsche in einen Sack werfen. Und damit kommen wir nach Bautzen, wo sich jugendliche Flüchtlinge mit Neonazis geprügelt haben. Bürgermeister Alexander Ahrens hat öffentlich immer wieder gesagt, er wolle alle seine Bürger hören. Er hat eine regelmäßige Bürgersprechstunde. Wenn es einen OB in der Republik gibt, der mehr Wert auf Kommunikation legt, möchte ich auch von dem wissen. Und die Kollegen beschweren sich, dass der Herr Ahrens ja dann mit Nazis spricht. Mit Altnazis gar, Betonköpfen, die in der DDR keinen Mucks wagten und jetzt in jede Kamera vom achtjährigen Löwenabstecher fantasieren. Da KANN ja nix bei rumkommen!

Du kannst nicht nicht kommunizieren

Die Emotion kann wahrscheinlich jeder Mensch nachvollziehen, der je mit dem obligatorischen Nazionkel gesprochen hat, den es in jeder Gemeinschaft ab einer gewissen Größe gibt. Der Amijude nimmt ihm sein Hartz 4 weg rhabarberrhabarber. Selbstverständlich will niemand mit dem über Politik sprechen oder gar über Menschen mit dunklerer Haut als er. Warum sollte man? Weil man nicht nicht kommunizieren kann, das ist eine wichtige Daumenregel (!= Immerwahrheit) der Kommunikationstheorie. Wenn niemand mehr mit dem Nazionkel spricht, wird seine Betonschicht davon sicher nicht dünner, sondern dicker. Der Onkel erlebt nämlich Ausgrenzung, manifestiert durch die soziale Sanktion „Ich rede nicht mit dir“. Ausgrenzung kennt er schon. Denn er wurde, wie er ist, weil ihn die Leistungsgesellschaft zum Beispiel der Achtzigerjahre komplett abgehängt hat. Wer was leistete, konnte sich nach oben schaufeln. Umgekehrt aber genauso: Wer unter Par leistete, versank im Schlick der Verachtung. Wir haben weltweit eine große Schicht Abgehängter, die wir am liebsten ignorieren wollen. Gleichzeitig beschweren wir uns dann, dass diese Leute sich erdreisten, nach langer Abstinenz wieder zu wählen: Trump. Brexit. AfD. Frechheit! Grenzt es aus, das Pack! Und so packen sich die Lager fester zusammen und reden immer weniger miteinander.

Deshalb finde ich es gut, was Ahrens macht. Mit den Betonköpfen reden heißt doch nicht, dass man ihren Löwenspeer-Wahnvorstellungen zustimmen muss. Wenn ich mit Betonköpfen rede, widerspreche ich ihnen meistens. Aber ich rede mit ihnen, denn das heißt: Ich habe dich nicht völlig abgeschrieben. Ich widerspreche dir auch zehntausendmal, wenns sein muss. Warum? Aus Mitgefühl. Wenn eine alte Frau am Rand der Gesellschaft nicht mehr klarkommt, soll ihr doch auch geholfen werden, selbst, wenn sie früher in der NSDAP war. Niemand möchte vor lauter Demenz Montags für den in Stalingrad gefallenen Sohn und Dienstags für den Ehemann gehalten werden, der sie betrog. Es bringt auch nichts, ihr da zehntausendmal zu sagen, dass man nur der Zivi-Ersatz sei. Da gibt es mehr Hoffnung, den Nazionkel zur Linksparteimitgliedschaft zu bewegen. Aber kaum jemand würde sagen: Lass die alte Frau doch in ihrem Wahn alleine; es reicht, ihr die Windeln zu wechseln. Das passiert sowieso schon viel zu häufig. Vielleicht hat sie noch einmal einen lichten Moment. Vielleicht scheint auch irgendwann die Sonne durch einen Riss in einen Betonkopf. Für diese mikroskopische Erfolgs-Chance lohnt sich die Arbeit. Wenn wir eine menschliche Gesellschaft sein wollen, muss diese Arbeit aber auch getan werden, wenn sie vollkommen hoffnungslos scheint, denn sie verschafft zumindest Linderung. Ein gelinderter Betonkopf wird seinen Neffen vielleicht weniger eindringlich vor dem Juden/Araber/Türken/$Anderen warnen, der den ganzen Tag nur Kinder frisst und Frauen schändet.

Denn was wir vergessen haben im Zeitalter der Kommunikation mit annähernd Lichtgeschwindigkeit: Politik, der öffentliche Diskurs, Demokratie, die bewegen sich unfassbar zäh, unfassbar langsam wie Bleiglas. Aber sie bewegen sich doch. Und dann können wir uns aussuchen, in welche Richtung wir gehen wollen. Sollen die Eliten weitermarschieren im Geiste der Eighties? Dann hängen wir immer mehr Leute immer mehr ab. Es gibt nämlich im Zuge der Automatisierung immer weniger echte Arbeit, mit der sich ein ganz normaler Mittelmaß-Mensch der Leistungsgesellschaft beweisen kann. Wenn die Gesellschaft aber so kippt, dass wir schon die Mitte der Gesellschaft verlieren, dann weiß zumindest ich, wo ich nicht hinwill in den nächsten Jahrzehnten. Ich werde deshalb weiter mit Nazis sprechen, auch wenn das in praktisch 100 Prozent der Fälle heißt, ihnen zu widersprechen. Politik ist eben zäh und scheiße. Die einfache Antwort auf die Probleme lautet „Sprechen wir nicht mit DENEN!“, und wie die meisten einfachen Antworten auf verknotete Probleme ist sie falsch. Das ist ein Aufruf zur Integration: Nazis wieder rein in die moderne Gesellschaft!

 

Weil wir es hier von Kommunikation haben, möchte ich Ausnahmeregeln zur politischen Diskussion durchsetzen, die vermeiden sollen, dass die Kommentarspalte ausschaut wie bei Bild.de. Ich werde hier so stark moderieren wie Herr Köhntopp. Ich werde jeden Hass sofort rausschmeißen. Das steht hier, damit sich keiner die Mühe macht, lange Flames zu schreiben. Stellt euch vor, ihr wäret alle bei mir (was stimmt) und müsstet persönlich miteinander sprechen. Wir würden uns real nicht ansatzlos beleidigen oder anschreien, also tun wir es diesmal hier auch nicht. Kurz: Ich möchte versuchen, eine Kommunikation aufrecht zu erhalten. Ob das klappt, hängt an uns allen.

Kommentare:

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  • Volker Buescher meinte am 20. September 2016 um 19:33:

    Bevölkerung mit Migrationshintergrund 2015*

    Früheres Bundesgebiet und Berlin – 16,456 Mio.
    Neue Länder ohne Berlin – 0,662 Mio.

    Sie fürchten was sie nicht kennen…

    Oder in Prozent: weniger als 0,5% der Bevölkerung in den neuen Ländern hat einen Migrationshintergrund… und die sind jetzt an allem Schuld was in langen Jahren im Osten schiefgelaufen ist? Lachhaft!

    Zu erwarten das man sich mal an die eigene Nase fasst (West UND Ost) ist zuviel verlangt?

    Ja, klar haben die im Westen zu lange weggeschaut (wobei Soli?), aber so richtig viel getan (Ausbildung?) haben sie im Osten auch nicht…

    Und die Wessis müssen jetzt auf die Leute zugehen? DAS erwarte ich dann aber auch von der anderen Seite. Nur da kommt halt nix…

    *Quelle: http://www.destatis.de (ehem. Statistisches Bundesamt)

    Lebe im übrigen in der Schweiz, einem Land mit eigenen Problemen, aber mit einem Ausländeranteil von 25%

    Ausländer = Untermenge von „mit Migrationshintergrund“. Der ist in der Schweiz noch viel höher, da habe ich auf die Schnelle aber keine verlässlichen Zahlen gefunden. Aber in der Schweiz funktioniert die Wirtschaft und man kann von seinem Gehalt leben.

    Ostdeutschland hat kein Ausländerproblem, die haben ein wirtschaftliches Problem…

    • Clemens Gleich meinte am 20. September 2016 um 20:26:

      „Wessis“ und „Ossis“, das ist doch alles wurscht. Der Bürgermeister von Bautzen will mit seinen Wählern kommunizieren. Ich finde das eine gute Idee.

      Klar hat der Osten ein wirtschaftliches Problem. Es ist aber egal, was für ein Problem er hat, ich möchte ihn letztendlich doch in die Republik integrieren. Und was im Osten Grundsätzliches getan wurde, das langsam funktioniert, haben die Länder meistens selber getan. Die Schulbildung in Sachsen ist heute besser als die in Baden-Württemberg, rein aus den politischen Entscheidungen damals. Das wird sich auszahlen.

    • Jonathan meinte am 21. September 2016 um 13:57:

      Hallo Herr Buescher,

      zu dem Thema „Sie fürchten was sie nicht kennen.“ muss größtenteils leider zustimmen. Wobei der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund nicht bei 0,5% sondern bei 5% liegt, was das ganze aber nicht besser macht. [Geht man davon aus, dass „unser“ Herkunftsland nicht mehr existiert liegt der Wert aber massiv höher. (geschätzt 95%)] 😀
      Man darf hier aber den geschichtlichen Hintergrund nicht vergessen: In den damals alten Bundesländern gab es bedeutend mehr Gastarbeiter als in der der DDR; somit dauert der Prozess der Integration schon länger bzw. sind die Menschen es viel eher gewohnt mit „nicht-klassisch-deutsch-aussehenden“ Menschen zu interagieren. In meiner Heimatstadt (ca. 90.000 Einwohner) war es bis vor einigen Jahren noch wirklich etwas Außergewöhnliches wenn einem ein Dunkelhäutiger über den Weg gelaufen ist.
      Hinzu kommt, dass das System der DDR wohl auch die Ursachen vieler seiner Probleme auf den „bösen, kapitalistischen Westen“ abgewälzt hat, womit halt auch in der Bevölkerung diese „die Anderen sind Schuld“-Stimmung aufgenommen und verinnerlicht hat.
      Das soll aber wie gesagt die Problematik nicht entschuldigen oder relativieren.

      Auch würde ich nicht nur die Wirtschaft vorschieben auch wenn diese ein großes Thema, gerade in Gegenden wie Bautzen (durch die Nähe zu einem Land mit geringerem Lohnniveau), darstellt.
      Es fehlt leider wirklich vielen Leuten die Bereitschaft sich mit neuen Dingen/Menschen auseinanderzusetzen, getreu dem Motto: „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht.“

      Grundlegend, und das bezieht sich auch auf den eigentlichen Artikel, geht mir die Ossi-Wessi-Unterscheidung auf den Sack; allerdings von beiden Seiten.
      Ernst gemeinte Frage: Inwiefern muss der „Osten“ noch in den Westen integriert werden?
      Ebenso verhält es sich mit dem Thema Solidaritätszuschlag, den jeder Steuerzahler zu entrichten hat. Dessen Einnahmen werden schon seit Jahren für ganz andere Dinge als den „Aufbau Ost“ verwendet (seit Beginn zB. auch zur Finanzierung des Golfkrieges) und ist fester Bestandteil der Haushaltsplanung des Bundes. Ist jetzt aber etwas weit weg vom eigentlichen Thema.

      Und nach viel Gelaber bleibt für mich zu sagen: Engstirnigkeit, geschichtlich/politisch eingetrichterte Grenzen; ob nun bewusst oder unbewusst, selbst auferlegt oder vorgelebt; verhindern die Kommunikation.

      Jetzt hoffe ich, dass meine Gedanken nicht zu wirr/deppert sind und man versteht was ich sagen wollte. 😀

      Beste Grüße von nem Sochsn mit 100% Migrationshintergrund (von der DDR in die BRD migriert ohne einen Meter gewandert zu sein).

    • Clemens Gleich meinte am 21. September 2016 um 14:09:

      Zur zentralen Integrationsfrage: Solange das von Dir beschriebene Denken mit „der Westen ist schuld“ an was auch immer noch so deutlich zutage tritt, finde ich schon, dass sich Vermittlungsarbeit lohnt. Solange sich noch Leute selbst als „Ossi“ bezeichnen, stirbt auch der unsägliche „Wessi“ nicht aus, den es vor 1990 in der BRD nicht gab. Wahrscheinlich also ein DDR-Wort. Als Benchmark: Der Bayer sagt, er sei Bayer. Wenn der Sachse in Diskussionen um Bund und Länder also wieder eher sagt, er sei „Sachse“ statt er sei „Ossi“, dann sähe ich ein Etappenziel erreicht. Diesen Regress auf einen gemeinsamen Osten sehe ich als nicht so hilfreich an. In Sachsen gibt es ganz andere Probleme, aber auch Chancen als in Mecklenburg-Vorpommern. Sachsen hat z. B. wie gesagt in der Bildung in den letzten Jahrzehnten ein paar Dinge richtig gemacht. Das zahlt sich irgendwann aus. Dann haben sie sich den Arsch aufgerissen, Technikunternehmen anzusiedeln und brutal viel Geld verbrannt. Aber ein kleiner Anteil der Bemühungen hat doch Früchte getragen, es gibt mehr mittelständische Technikunternehmen in Sachsen. Bei den Erfolgen sagt das Land Sachsen ja auch nicht: „Das haben wir hier im Osten geschafft.“, sondern sie sagen, wie es ist: „Das haben wir hier in Sachsen schon geschafft.“

    • Jonathan meinte am 21. September 2016 um 20:37:

      Ah ok, verstehe. Muss ich aber ehrlich gestehen, dass ich jetzt gar nicht sagen kann ob ich bei der „Herkunftsfrage“ mit Sachsen oder Osten antworte.^^
      Meine eigentliche Intension mit „der Westen ist schuld“ war aber eher darzustellen, dass daraus ein „die Anderen sind schuld“ geworden ist; sprich die Fehler erstmal bei Anderen suchen statt sich selbst zu hinterfragen.
      Auch denke ich, wird der Ost-West-Vergleich aussterben, da die älteren Generationen da drauf rumreiten und den Jüngeren (die die DDR nicht mehr bewusst erlebt haben) es zum Glück egal ist. Ich merke das sehr häufig bei meiner Großmutter die fast wöchentlich irgendwas zu meckern hat; und gegen die Betonschicht zu arbeiten ist wirklich mühselig.

      Mit den Mittelständigen Unternehmen hast du vollkommen Recht. Gerade die Automobilzulieferer sind hier stark vertreten (in Thüringen auch), wobei die Grundlagen für Automobilbau gerade im Raum Zwickau (meine Heimat) schon nicht verkehrt waren. Auch in Sachen Bildung muss sich hier keiner verstecken: die WHZ baut seit Jahren beständig aus, ist gut ausgestattet und hat einen ziemlich guten Ruf. Und auch Thüringen hinkt da nicht hinterher und bietet auch „seltenere“ Studiengänge und internationale (gern angenommene) Austauschprogramme an. Kann da als Beispiel meine ehemalige Fh nennen: kleines 10.000 Einwohner-Nest (ca. 2800 Studenten) wo man Kunststofftechnik studieren kann (ist meines Wissens nach nicht so weit verbreitet) und viele Studenten aus Brasilien, Finnland, Russland, etc.

      Klar ist auch hier nicht Alles rosig aber die Grundsteine sind gelegt und die Voraussetzungen sind gut. Deswegen versteh ich nicht warum Viele so „ängstlich“ und voreingenommen sind, aber ich bin nun auch nicht die hellste Kerze auf der Torte. 😀

      Beste Grüße

      Ps: Sollte man bei einem Sachsen nicht wissen ob er P oder B gesagt hat einfach fragen ob er das Babbelbom-B oder das Birnbom-B gemeint hat 😛

  • Matthias meinte am 20. September 2016 um 21:45:

    Hell, yeah! Bis auf die Überschrift bin ich weitgehend bei dir, Clemens! Es ist nur ziemlich mühsam mit Menschen zu diskutieren, die das nie gelernt haben und faktenresistent sind. Das sollte uns allerdings nicht davon abhalten.

  • Willi meinte am 21. September 2016 um 7:50:

    Prinzipiell ein erschreckend guter Artikel. Problematisch finde ich immer, wenn ich versuche, mit den Jungs zu reden (meist mit ein paar Bier im Hirn an der Theke), dass die immer mit „Fakten“ kommen, die auf die Schnelle nur schwer zu widerlegen sind („jeder der mal nen deutschen Schäferhund hatte, bezieht hier sein Leben lang Rente“, „Reparationszahlungen an Israel (die Juden)“, „die ungelernten Flüchtlinge kommen her, schaffen nix und müssen durchgefüttert werden“, ….
    Und diese Punkte werden als 100%ig sicher vertreten und als Rechtfertigung genommen. Man selbst kann dann oft nur mit den Schultern zucken, weil mans eben nicht 100%ig weiß. Das macht die Diskussion so schwierig und m.E. müßig.

    • Clemens Gleich meinte am 21. September 2016 um 12:20:

      Das stimmt, das ist eine typische Taktik solcher Leute. Es hilft in diesen Fällen, sich daran zu erinnern, dass sie selbst auch nur Menschen sind und ihre Bestätigungsfakten irgendwo zusammengegrabbelt haben. Frag doch einfach mal „Woher weißt du denn das?“. Dann kommt meistens die ganze bunte Kopp-Verlag-Parade und du weißt, woran du bist.

    • Marc Wieden meinte am 26. September 2016 um 10:42:

      Hallo erstmal!

      Das diese Informationen von Kopp und co. kommen, ist doch keine Erkenntnis mit der man etwas anfangen kann.
      Willst Du denen erklären das das alles Bullshit ist? Das glaubt Dir doch keiner.

      Gruß,
      Marc

  • Frank meinte am 21. September 2016 um 8:32:

    Tiefe Verneigung, Clemens. Feiner Text. Das hier ist nur eine „Me to“ Antwort. Ich unterschreibe Deinen Text vollumfänglich.

    Vor der letzten Bundestagswahl hatte ich die Chance mit einem Bekannten zu sprechen, der sich traute als AfD Wähler zu outen. Ich habe ihn ihn offen gefragt, was ihn denken lässt, das sei eine gute Wahl. Die Situation des Gespräches hat mir die eine oder andere Erkenntnis gebracht, vor allem aber kann ich mit diesem Menschen weiter umgehen und vor allem Sprechen. Seine Ängste sind vergleichbar zu meinen (keine Überraschung) , aber seine Schlüsse daraus halte ich für grundverkehrt, was wir ausgiebig besprochen haben. Ich bin bei Dir: Steter Tropfen höhlt den Stein. Spreche ich nicht mehr mit ihm, habe wir beide verloren.

    Ich bin der Meinung, daß in unserer Gesellschaft die Diskursfähigkeit verloren gegangen ist. Das Trauerspiel kann man in den Foren und sozialen Medien gut beobachten.

    • Clemens Gleich meinte am 21. September 2016 um 12:23:

      Ich finds auch schlimm, wenn sich wieder jemand wegen geringster Kleinigkeiten sofort beleidigt zurückzieht. Das kommt glaube ich tatsächlich aus der vermehrten Kommunikation unserer Tage, dass da Viele dünnhäutig werden, weil ihr Weltbild nicht stabil zu halten ist. Angriffe auf das Weltbild werden vom Gehirn ähnlich empfunden wie Angriffe auf den Körper. Das erklärt manche extreme Reaktion und die Wichtigkeit, das eigene Weltbild offen zu halten.

  • Dirk Klatt meinte am 21. September 2016 um 10:56:

    Das ist genau das, was ich denke, aber vielen meiner Bekannten mit viel Bildung, hohem Einkommen und der damit oft einhergehenden Arroganz und Ignoranz nicht vermitteln kann. Wie oft habe ich gehört….“mit diesen AfD-Leuten diskutiere ich doch gar nicht“ ….eben, genau der falsche Weg der Ausgrenzung.
    Vielen Dank für diesen wirklich guten Artikel! Er ist hilfreich!

  • Volker meinte am 21. September 2016 um 11:53:

    Völlig einverstanden und gut geschrieben.
    Zwei Einwendungen: nicht nur vermeintlich Ungebildete haben Vorbehalte gegen die derzeitige Einwanderungspolitik und nicht jeder, der diese nicht mittragen will, ist ein Nazi. Schon bin ich beim zweiten Einwand:
    Der hemmungslose Gebrauch des Wortes Nazi lässt mich genauso ratlos zurück wie der des Wortes Flüchtling.
    Etwas mehr Differenzierung und mehr Sachlichkeit tut dringend Not in dieser Gesellschaft, in jeder Hinsicht.

    • Clemens Gleich meinte am 21. September 2016 um 12:17:

      Ich verwende den „Nazi“ in der klassischen Bedeutung als Person mit rechtsextremer Anschauung, damit klar ist, dass die Argumentation auch für die Extreme gilt. Für Gemäßigte gilt sie ja dreimal.

  • Thomas meinte am 21. September 2016 um 12:14:

    Gut geschrieben Clemens – und ich stimme Dir zu 100% zu – auch wenn die Überschrift mich etwas abgeschreckt hat!
    Gelebte Integration bedeutet auch andere zum Dialog aufzufordern und zu ermuntern.

  • Jörg Lomberg meinte am 21. September 2016 um 18:27:

    Zu einem heiklen Thema mit heikler Überschrift meine Zustimmung zu dem Aufruf zur Kommunikation. Eine kleine Geschichte von mir: Wo ich früher einmal wohnte, lebte im Haus nebenan ein junger Mann, den ich wegen seinem Äußeren eher den Punks zurechnete, der von sich aus auch immer freundlich grüßte, was ich selbst dann ebenso freudlich erwiderte, wenn ich draußen mal wieder am Motorrad schraubte. Dann eines Tages sah ich, dass er ein „Rudolf-Hess-Gedenk-T-Shirt“ trug und NPD-Aufkleber in der Nachbarschaft waren auch an den Laternenpfählen zu finden. Als er aber das nächste Mal an mir vorbei ging, grüßte er ebenfalls wieder und ich grüßte wieder automatisch zurück und erschrak: Ich als vermeintlich „Linker“ hatte einen Nazi freundlich gegrüßt… Später dachte ich aber: Vielleicht ist das eines Tages ein kleiner Anstoß für ihn, dass die Welt dann doch nicht ganz so sch…. ist und vielleicht macht er in seinem Alltag die Erfahrung, dass sein Weltbild kein Bestand hat. Natürlich, hätte ich ihn näher kennengelernt, wäre ich vehement gegen seine nach außen getragene Provokation vorgegangen, aber damit hätte er ja gerechnet und dementsprechend reagiert. Allerdings sollten wir nicht vergessen, dass auch die „Rechte“ sich teilweise gut ins Licht stellen kann und unvoreingenommene, vielleicht jüngere Menschen sich bei einem schlau eingefädelten Gespräch von rechten Ideologien einwickeln lassen. Vor vielen Jahren sah sogar Thomas Gottschalk mal schlecht aus, als er in einer Fernsehsendung den Rechtsradikalen Schönhuber interviewte. Aber sonst: Locker bleiben!

  • Volker meinte am 21. September 2016 um 19:22:

    Hi Clemens!

    Ich kann Deine Verdrossenheit sehr gut verstehen und teile sie auch vollumfänglich angesichts zahlreicher am Ende ihrer Weisheit angekommener Mainstreampolitiker, die sich bzw. dem Bundesverfassungsgericht allerlei Gründe an den Haaren herbeiziehen um ein Parteiverbot für unangenehme Erscheinungen zu erwirken.

    Das handhaben wir im Lande der Vorschriften und Regeln halt (und schon immer) so: Integrativ-demokratisch-kosmopolitische Grundeinstellung bitte nur, wenn es publikumswirksam in den Kram paßt, der Rest gehört verboten, abgeschoben, totgeschwiegen, weggesperrt, abgemurkst: (Neo)nazis, Rechtsradikale, Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger, Flüchtlinge, Behinderte, Juden, Araber, Raser, Rocker, Frauen, Studenten, alles schon dagewesen.

    Übrigens: Bevor eine eher rechte Gesinnung megaout war, mißtraute man „dem Kommunisten“. Also Vorsicht: Jeder Wutbürger kann schneller einer aussterbenden Minderheit angehören, als ihm lieb ist. Und dann gibt es kein Gesetz mehr, das man herbeiheulen könnte.

  • Jens Beuger meinte am 22. September 2016 um 0:44:

    Hallo Clemens,

    ich weiss nicht, ob das so eine gute Idee war, einen politischen Kommentar hier zu schreiben…
    Auf jeden Fall war er mutig und ehrlich. Den Grundgedanken teile ich schon, aber einiges sehe ich anders.

    Wie der überwiegende Teil der Journalistischen Zunft kann ich auch bei dir eine eher links gerichtete politische Orientierung erkennen. Die oft wiederholte Mär von den vielen Nazis im Osten ist einfach nur die gewünschte Darstellung unserer Regierung. Die Realität sieht anders aus, ich kenne die Statistik politisch motivierter Straftten von Berufs wegen und weiss wie hier manipuliert wird.
    Ich hab den Vergleich von Ossi und Wessi echt satt, unverkennbar bemerke ich auf welcher Seite der Mauer du das Licht der Welt erblickt hast. Das soll kein Vorwurf sein, nur eine Feststellung.
    Du willst den Osten integrieren aber komplett. Ich denke der Ossi kann sich besser integrieren als der Wessi, welcher das noch nie tun musste. Und wenn du dann noch die Kosten der Wiedervereinigung in`s Spiel bringst kann ich nur lachen.
    Da ist sie wieder die Siegermentalität. Wer hat denn die Wende und den Sturz der Mauer herbeigeführt? Kohl mit seinen Sonntagsreden jedenfalls nicht.
    Die selben Sachsen die 1989 die Freiheit wollten, nennt man nun auf einmal Nazis, weil sie heute auf die Straße gehen und dagegen protestieren, dass ihre Grundrechte immer mehr beschnitten werden und ihre neu gewonnene Freiheit von einer machtgeilen Regierung verstümmelt wird.
    Die Wiedervereinigung war ein riesiges Konjunkturpaket für die alten Bundesländer und ist es noch.
    Die meisten der rentabel arbeitenden Ostbetriebe wurden von der mafiösen Treuhand für 1 DM an Unternehmen im Westen verkauft um zukünftige Konkurrenten einfach plattzumachen, das soll Marktwirtschaft sein.
    Die Wiedervereinigung war toll, leider vom Prinzip her eine feindliche Übernahme unter beiderseitigem Jubel.
    Ich habe 1989 nicht für die Grenzöffnung demonstriert, trotzdem bin ich froh über das wiedervereinigte Deutschland.
    Ich habe viele Freunde im Westen. Leider ist die politische Entwicklung unseres Landes sehr unerfreulich.
    Deshalb schlage ich vor, lass uns gemeinsam Motorrad fahren! Gemeinsam Politik zu machen bringt nur Ärger.
    Jens

    • Clemens Gleich meinte am 22. September 2016 um 7:45:

      Ja, man soll nicht mit Freunden über Politik sprechen. Die Ungerechtigkeiten, die Du zu Recht beklagst, liegen aber nun einmal daran, dass die kleinere Partei der fünf neuen Länder sich der größeren BRD anschließen musste, nach deren Regeln. Das war eben so, und das wurde natürlich ausgenutzt von den üblichen Verdächtigen. Ich störe mich deshalb am „Siegermentalität“. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich oder meine Generation die DDR „besiegt“ hätte. Es war mehr so, dass sie fiel, aus der gesellschaftlichen Stimmung heraus, die auch Gorbatschow anerkannte. Und dann kam mir zugute, dass man zu meiner Zeit in Deutschland immer davon gesprochen hatte, dass diese fünf Länder auch Deutschland seien und hoffentlich einmal zurück in den Bund kommen. Wie das passiert ist, darüber bin ich auch nicht froh. Lass uns deshalb nicht Ossi und Wessi sein, ich habe den Begriff „Wessi“ von Anfang an gehasst. Lass uns einfach Deutsche sein oder meinetwegen Bayern, Thüringer und Sachsen.

  • Andreas Lehmann meinte am 22. September 2016 um 7:18:

    Servus,

    Toller Artikel. Stimme aber (als ‚ehemaliger‘ Sachse) Jens Beuger in seinen Kritikpunkten zu.

    Andreas

  • Clemens Gleich meinte am 22. September 2016 um 7:47:

    Ich möchte euch übrigens allen danken dafür, dass ihr meiner Bitte nach respektvoller Kommunikation nachgekommen seid. Ich wusste nicht, wie das mit den Kommentaren wird, weil ich ja auch z. B. auf Welt.de veröffentliche, wo die Redaktion die Kommentarspalte oft ganz schnell schließen muss und weiß das daher wirklich zu schätzen.

  • Pteppic meinte am 22. September 2016 um 10:31:

    Zustimmung mit Einschränkung

    Klar ist es gut, mit den Leuten zu reden. Mit richtigen Nazis kann man aber nicht diskutieren, ebensowenig wie mit allen anderen Fanatikern, die irgendeiner Religiotie oder Ideologie anhängen, dafür sind die Prämissen viel zu unterschiedlich. Bloß: Die meisten der Leute, um die es geht, sind eben keine Nazis. Und weil Du schon vom deutschen Osten sprichst: Wenn in der Heute-Show das „Deutschland der Rechten (DDR)“ ausgerufen wird, ist das zwar lustig, aber verkehrt. Die Erklärung für dieses „Ossi-Phänomen“ halte ich für recht simpel.

    Wir erinnern uns: 1990 stand eine Wahl an. Es ging um die Wiedervereinigung. Da war der Herr Lafontaine, der sagte, ui ui ui, das wird aber alles verdammt schwierig, wir müssen uns richtig Mühe geben und dürfen nichts überstürzen. Dann war da der Herr Kohl, der beschwor einfach blühende Landschaften und meinte, alles würde ganz einfach und schnell gehen. Der gemeine Ossi ist jetzt nicht dümmer oder schlauer als jeder andere Mensch, vor allem ist er aber auch nicht geduldiger. Der wollte sofort Aldi-Chop-Sui, Kassettendecks und Malle-Urlaub. Klar, wer da gewählt wurde.

    Kurze Zeit später stellten wir Ossis fest: Mist, der Kohl hat uns beschwindelt, der elende Mistkäfer. Was nämlich geschah, war der völlige Ausverkauf der DDR- Alle Betriebe, sämtliche Werte wurden für fast nichts an Wessis verhökert, die damit ihren Besitz im Westen sanierten. Im Osten wurde alles abgebaut, Fabriken geschlossen, extrem viele Leute wurden arbeitslos. Die paar Ost-Marken, die überlebt haben, gehören heute sämtlich Wessis. Bildende Lektüre zum Thema: http://www.stern.de/politik/deutschland/schnauze-wessi/schnauze–wessi–rotkaeppchen-und-andere-maerchen-3524704.html

    Ok, dachten wir uns, war halt blöd, den Kohl zu wählen, aber wir haben ja jetzt Demokratie, wählen wir eben den Schröder. Die SPD ist eine Arbeiterpartei, ne? Böser Fehler, der Herr Schröder machte alles noch viel schlimmer mit Hartz IV und Agenda irgendwas.

    Und dann kommen, mittlerweile 26 Jahre nach der Wende, die CDU- und SPD-Leute und wundern sich, daß sie im Osten nur noch von ein paar Hanseln gewählt werden, denen es ganz gut geht (gibt‘s ja auch), und der von ihnen selbst abgehängte Rest sich für andere Parteien interessiert? Und regen sich ernsthaft über Populismus auf, als ob sie die ganze Zeit irgendwas anderes als Populismus getrieben hätten (sieht man mal von Lobbyismus ab)! Die Leute wählen AfD, weil sie alles andere schon probiert haben und sich jede dieser Entscheidungen als lausig herausgestellt hat. Daß das mit der AfD nicht anders sein wird, werden sie später merken.

    Hinzu kommt noch, daß Ossis, obwohl noch immer nicht klüger oder dümmer als andere, mehr Medienkompetenz besitzen. Die merken eher, wenn eine Zeitung oder eine Fernsehsendung eine bestimmte Meinung durchsetzen will, und fühlen sich dadurch bestätigt und verarscht zugleich.

    Ich kenne ein paar Leute in Dresden, einer geht zur Pegida. Er ist ein kluger Mensch, mit dem man reden und diskutieren kann. Kein dumpfer Nazi jedenfalls (wovon es freilich auch etliche gibt, leider). Wir bilden uns beide nicht ein, den anderen überzeugen zu können. Aber wir reden miteinander. In einem vernünftigen Ton. Nach unserer Erfahrung hat es sich als schlau herausgestellt, nicht bloß Sachen zu hören, zu sehen oder zu lesen, die die eigene Meinung bestätigen. Diese Binsenweisheit scheint mir leider ein bißchen in Vergessenheit geraten zu sein.

    • Clemens Gleich meinte am 22. September 2016 um 17:26:

      Das im letzten Absatz kenne ich auch. Leute auf Facebook fragen, wieso ich diesen oder jenen nicht aus der Timeline werfe, der poste doch Sachen von der AfD / linksradikale Plakate / wasauchimmer. Weil ich auch mit ihm weiter reden möchte. Menschen kann man nicht binär beurteilen. Ich erinnere nur an den Busfahrer, der in den Nachrichten war dafür, Flüchtlinge willkommen im Land zu heißen und gleichzeitig AfD-Wähler war. Soll man den jetzt ausgrenzen, indem man nicht mit ihm spricht? Ich spreche auch mit Leuten, die Schröder gut fanden, obwohl ich den Typen schon immer hasste. Wo ist die Streitkultur geblieben? Man muss nicht einer Meinung sein, um sich zu respektieren.

    • 3-plus-1 meinte am 23. September 2016 um 15:13:

      „Ich spreche auch mit Leuten, die Schröder gut fanden, obwohl ich den Typen schon immer hasste.“

      Ehrlich? Also ich habe Schröder nicht geliebt und bei Wahlen immer versucht das kleinere Übel zu wählen. Als dann aber 2003 Angela Merkel in die USA flog und um Verzeihung dafür bat, dass die Bundesregierung – damals noch unter Schröder – nicht mit in den Angriffskrieg zog, hatte ich doch das befriedigende Gefühl mit Schröder den (für mich) richtigen Kanzler gewählt zu haben.

      Alles was dann aus der Regierung Merkel kam, wenn man sich von dort mal vom Aussitzen erhob, lag immer diametral dem entgegen, was ich für richtig hielt, egal ob es die Prämie zum Abwracken funktionierender Autos war oder das Zertreten des Atom-Ausstiegs-Kompromisses der SPD, nur um dann – unter großen Kosten für den Steuerzahler – wieder überhastet aus der Atomenergie auszusteigen.

      Für mich kamen aus der Richtung nur solche Schoten, doch unerträglich wurde es im letzten Jahr, als die deutsche Linke plötzlich Angela Merkel nur wegen eines Satzes zur Säulenheiligen erhob und sich selbst zu ihrer persönlichen Schweizer Garde in den sozialen Medien aufschwang (Stichwort: SJW).

      Aktuell greift das sehr schön das Interview der Nachdenkseiten mit Felix von Leitner auf, der (am Ende des Interviews) auf die Problematik hinweist, dass die Amadeu Antonio Stiftung unter dem Vorwand der Bekämpfung von „Hate Speech“ den Freibrief als private Gesellschaft zur Zensur in sozialen Medien erhalten hat:

      https://www.nachdenkseiten.de/?p=35077

      Nun denn, 1998 wurde ich mit der Wahl der SPD unter Schröder als rote Socke beschimpft. Wenn ich heute äußere, dass ich Gerhard Schröder ganz deutlich Angela Merkel als Kanzler vorziehen würde, sehe ich mich dem Vorwurf ein Nazi zu sein ausgesetzt. Damit werde ich leben müssen … und das kann ich ganz gut.

    • Clemens Gleich meinte am 24. September 2016 um 10:33:

      Ok, ich glaube, wir können definitiv einen Konsens finden darin, dass Merkel schlimmer ist als Schröder je war. Denn Schröders Regierung hat ja immerhin noch Dinge versucht, etwas GETAN. Merkel definiert sich durch Nichtstun.

    • Pteppic meinte am 23. September 2016 um 20:37:

      Ich teile nicht Deine Ansicht, die Streitkultur verfiele. Das sieht imho bloß so aus, weil heute viel mehr Leute viel mehr andere Leute mit ihrer Meinung erreichen können … das Internet ist ja erfunden. Und das Internet macht es auch einfacher, es sich selbst einfacher zu machen: Man muß keinen mehr überzeugen, so wie früher im echten Leben, oder es wenigstens versuchen, weil man ja eine Server-Ecke weiter genug Leute trifft, die einem zustimmen, ohne daß man sich Mühe geben muß, vernünftige Argumente zu finden. Das ist das bekannte Filterblasen-Paradoxon — Vielfalt erzeugt offenbar Abschottung. Manchmal wenigstens.

      In meinem Bekanntenkreis existieren nur sehr wenige Leute, die so drauf sind. Und auch, wenn ich (durch meine Kinder oder in der Verwandschaft) auf Jugendliche treffe, sogenannte Digital Natives, stelle ich überwiegend Interesse an Diskussionen fest.

      Andererseits gibt es so viel Mist, daß man sich ja gar nicht auf alles einlassen kann, sondern Filter braucht. Ich steige aus, sobald ich Anzeichen von Fanatismus erkenne, oder Argumente, die weder beweis- noch widerlegbar sind. Aber auch hier muß man wieder unterscheiden. Menschen können durchaus auf ein bestimmtes Thema mit Fanatismus reagieren, aber bei allen anderen Themen sehr vernünftig sein. Religioten sind ein gutes Beispiel. Ein Bekannter, Moslem, dreht sofort völlig durch, wenn es um seinen Glauben geht. In jeder anderen Hinsicht ist er ein lieber, kluger und netter Mensch, den ich auf meine Kinder aufpassen lassen würde. Ich schätze, das gilt für die meisten anderen Teilaspektfanatiker ebenfalls, Femanzen, Veganer usw.

    • Clemens Gleich meinte am 24. September 2016 um 10:36:

      Sehe ich auch so. Mit manchen Personen vermeide ich Politik als Gesprächsthema, spreche wohl aber über z. B. Technik.

    • Frank meinte am 26. September 2016 um 15:36:

      „Der böse Westen hat den Osten abgewickelt, um sich zu bereichern“, das ist in meinen Augen auch so eine Mär, die zwar als Identifikationspol für die Zukurzgekommenen dienen mag, aber nicht der Realität entspricht.

      Das Problem war doch, dass es in der DDR nach der Grenzöffnung zu einem massiven Brain Drain gekommen ist, der vermutlich noch viel massiver ausgefallen wäre, wenn man nicht das System der BRD auch der DDR übergestülpt hätte. Außerdem konnte man durch das Beenden der Zweistaatlichkeit die Wiedervereinigung unumkehrbar machen. Wir erinnern uns: Die Ära Gorbatschow war bereits 1991 beendet, bereits 1999 war Putin dran. Ich weiß nicht, wie viel Zeit Lafontaine einer DDR zur eigenständigen Entwicklung hätte geben wollen, aber an der Entwicklung Ungarns nach dem Fall des Eisernen Vorhangs sieht man ja, dass das Ganze nicht so einfach ist.

      Und zur verscherbelten DDR-Industrie: Vieles davon war halt auch nichts mehr wert. Nimm Pentacon, die waren weit weniger rentabel als westdeutsche Optik-Hersteller, von denen es heute auch kaum noch welche gibt.

      Übrigens gab es auch im Westen Verlierer der Einheit. Mein Vater war Leiter der Bauabteilung eines großen Chemiewerks in Niedersachsen, das damals zum Bayer-Konzern gehörte. 1990 war er 59 Jahre alt. Er hatte geplant, so mit 63 bis 65 in Rente zu gehen, und er hatte noch eine Reihe großer Bau- und Investitionsprojekte vor sich, die er bis dahin noch für seinen Arbeitgeber realisieren wollte. Nach der Wende ist Bayer dann bei den großen Chemiekombinat in Bitterfeld eingestiegen. Die Investitionen, die in Niedersachsen hätten stattfinden sollen, haben dann in Bitterfeld stattgefunden – und mein Vater ging in den vorzeitigen Ruhestand.

      Ich war nie ein CDU-Mann und habe Kohl nie gewählt. Aber immer noch glaube ich, dass es keine andere Möglichkeit gegeben hat als die, die gelegenheit am Schopfe zu packen, als sie sich bot – und das Ganze nicht bis zum Sanktnimmerleinstag zu vertagen. Als Fehler sehe ich allerdings an, dass man die historisch einmalige Gelegenheit nicht zu einer Volksabstimmung genutzt hat. Die wäre damals sicher für die Wiedervereinigung ausgegangen und hätte der Regierung die nötige Legitimation gegeben.

    • Jens Beuger meinte am 26. September 2016 um 21:34:

      Hallo Frank, ich muss schon wieder protestieren,
      „Der böse Westen hat den Osten abgewickelt, um sich zu bereichern“, das ist in meinen Augen auch so eine Mär, die zwar als Identifikationspol für die Zukurzgekommenen dienen mag, aber nicht der Realität entspricht.“
      Das Wesen des Kapitalismus ist es nun einmal den Profit zu steigern, so funktioniert die Marktwirtschaft.
      So schön wie das Wunder der friedlichen Wiedervereinigung auch ist, bei Geld hört die Freundschaft auf.
      Ich fühle mich nicht als ein Zukurzgekommener auch wenn ich solche Leute persönlich kenne.
      Die Wiedervereinigung umzukehren hätte keine Seite gewollt noch wäre sie dazu in der Lage gewesen.
      Es ging doch garnicht darum das sich der Osten eigenständig entwickelt, sondern das er sich an das Westsystem angleicht, ohne das alles erhaltenswerte sinnlos zerstört wird. Es gibt etliche Lösungen die im Osten gut funktioniert haben, aus Prinzip aber abgeschafft werden mussten, um heute neu erfunden zu werden. Manchmal wäre ein Blick in unsere Nachbarländer da sehr aufschlussreich…
      Sicher waren sehr viele Ostbetriebe nicht mehr zu retten, trotzdem wurden auch die Filetstücke der Industrie systematisch verramscht. Mit etwas gutem Willen hätte man hier zehntausende Jobs erhalten können.
      Unbestritten gab es auch im Westen Verlierer der Wiedervereinigung, zahlenmässig stehen diese aber kaum in einem nennenswerten Verhältnis zu denen im Osten. Derjenige, welcher betroffen ist, dem wird es herzlich egal sein.
      Ich stimme dir zu, dass es richtig war die Gelegenheit zu Wiedervereinigung am Schopfe zu packen, Kohl hat eben rechtzeitig das ihm vernünftig erscheinende getan.
      Kollateralschäden gibt es bei solch unplanmässigen kaum zu überschauenden Maßnahmen immer.

  • Made meinte am 22. September 2016 um 13:07:

    Hey Clemens,

    eine politische Diskussion auf einer „Moped-Seite“ ? ?

    Warum nicht !

    Gut geschriebener Artikel, dem ich in vielen Punkten zustimmen kann. Kommunikation ist extrem wichtig, in vielen Bereichen des Lebens, aber auch und insbesondere in der Politik ! Aber was willst Du machen wenn sich die etablierten Parteien der Kommunikation verweigern ? Bin aus BW und dachte ich trau meinen Ohren nicht als die Vertreter etablierten Parteien vor der Landtagswahl in BW nicht gemeinsam mit Vertretern der AFD in Diskussionssendungen zeigen lassen wollten. Klar, wenn man davon ausgeht, dass die eigene politische Einstellung „alternativlos“ ist. . . . . Ich hasse das Wort mittlerweile. Selber war ich Mitte April im Erzgebirge ( zum Motorradfahren übrigens ) und habe Land und Leute vor Ort trotz überwiegend miesem Wetter in sehr angenehmer Erinnerung ->> ich komme wieder, versprochen !
    Der Bürgermeister von Bautzen hat neulich in einer der üblichen Diskussionssendungen im Fernsehen eine sehr gute Figur gemacht, ganz im Gegensatz zu anderen Protagonisten !
    Völlig zu Recht hat er auch die einseitige Berichterstattung über seine Stadt in den Medien kritisiert, z. B. im Zusammenhang mit dem Besuch von Herrn Gauck. Der Bürger spürt, wenn versucht wird ihn zu beeinflussen ( siehe auch die Berichterstattung über die „Völkerwanderung“ ->> Stichwort Kinderaugen, oder auch über die Vorfälle an Silvester ->> am liebsten totgeschwiegen ) und er lässt sich das nicht länger gefallen, sondern wählt dann eben die „Alternative“, denn in einer Demokratie hat man eben sehr wohl die Wahl ! Durch totschweigen, in die rechte Ecke stellen, Kommunikationsverweigerung etc. etc. wird nichts, aber auch gar nichts besser. Deshalb bin ich ganz Deiner Meinung, lasst uns miteinander Reden, denn nur dann habe ich die Möglichkeit andere von meiner Meinung zu überzeugen, neue Denkansätze zu geben, aber natürlich auch in umgekehrter Richtung zu bekommen ! ! !

  • Andre H. meinte am 22. September 2016 um 13:21:

    Ich habe sehr kurze Haare und wurde schon einige male von Leuten angesprochen worden ob ich Nazi bin.
    Ich antworte ihnen dann nein wie kommst du darauf.
    Es sind die kurzen Haare in Kombination mit einer Baseballjacke.
    Dann frage ich zurück was diese Leute von Nazis unterscheidet, wenn sie einen so wegen Äußerlichkeiten in eine Schublade stecken.
    Ich finde das sehr lustig das es gerade solche Menschen sind die sich für tolerant halten die die größten Vorurteile haben.

  • Michael Richartz meinte am 23. September 2016 um 9:53:

    Lieber Clemens,

    Dein Ansatz ist vollkommen richtig! Hinzufügen möchte ich, daß die derzeitigen Probleme in Deutschland ja nicht nur die „Abgehängten“ verunsichern und in die Arme der Rechten (und Linken) treiben. Auch die bürgerliche Mitte, die nicht um ihr Hartz IV bzw. ihren Arbeitsplatz kämpfen muß, fühlt sich hier zutiefst verunsichert. Dies weniger, weil man Angst hat, daß all das über uns zusammenschlägt, sondern weil Politik und Medien jeden, der seine Sorgen deutlich äußert, vorsorglich pauschal in die rechte Ecke stellen. Wir brauchen also zweierlei Dialog: Den zwischen „normalen“ und „extremen“ Bürgern UND den zwischen Politik und Bürgern. Und Dialog bedeutet Zuhören auf beiden Seiten – bei der Politik leider als Tugend in Vergessenheit geraten.

  • 3-plus-1 meinte am 23. September 2016 um 14:47:

    Meiner Einschätzung nach gibt es zwei Probleme in der aktuellen politischen und medien-kulturellen Landschaft. Das eine ist der Abbruch mit jeglichem Gegenüber, den man als Nazi bezeichnet hat, das andere aber die immer pauschalere Fassung dessen, was heute als Nazi gilt. Dem ersteren sagst du den Kampf an, bei zweiterem bin ich mir aber nicht so sicher und darum recycle ich hier mal, etwas abgeändert, meine Einschätzung zur (politischen) Situation in Deutschland, die ich so ähnlich schon im Telepolis-Forum geäußert hatte und die das Fehlen einer _säkularen_ Alternative für Deutschlands Politzirkus im Kern hat.

    Aktuell haben wir nur die Wahl zwischen ohnehin C-Parteien, die den Kirchen mehr Einfluss zuschustern wollen, einer SPD, die das Merkel Kabinet uneingeschränkt unterstützt und einer Mischpoke aus Linken und Grünen, die ihre ursprünglichen Fundamente verraten haben.

    Wo früher noch Religion „Opium für das Volk“ war, steht man dort nun dermaßen geschlossen gegen das, was man als Rechts glaubt, dass plötzlich eine der repressivsten Religionen – also der Islam – mit offenen Armen begrüßt wird.

    Diese unheilvolle Wendung fing meiner Einschätzung nach an, als sich Juden und Moslems, die sich sonst bei jeder sich bietenden Gelegenheit an die Gurgel gehen, plötzlich einig waren das „Pimmelschnibbeln“ in Deutschland gegen die Unversehrtheit von Kindern durchzudrücken und „unsere“ Regierung komplett vor dem Wunsch eingeknickt ist. Was bedeutet auch schon die Unversehrtheit von Kindern, wenn die Toleranz jeglicher Religionen auf dem Spiel steht!

    Aktuell wurde dann Kritik am Islam in Rassismus umgedeutet (ich „böser Rassist“ hasse dabei aber vor allem die Konvertiten – also Biodeutsche – so richtig inbrünstig, die jeglicher Freiheit im eigenen Land den Kampf angesagt haben) und damit jegliche Chance auf die dringend nötige Bildung einer sekulären Opposition mit der Nazi-Keule erschlagen.

    Oder um es ganz auf den Punkt zu bringen: „Wir schaffen das“? Was, die Integration indoktrinierter und aggressiver jugendlicher Männer als Vorkämpfer des Islam?

    Das will ich nicht schaffen! Ich will es schaffen aus den Kriegsregionen gezielt verfolgte Minderheiten, wie Christen oder Schwule und Lesben herauszuholen, damit sie hier bei uns unverfolgt die Freiheiten unserer Gesellschaft erleben können. Ich will nicht Menschen importieren, die hier alles das nachbauen wollen, was ihr Heimatland so wenig lebenswert hat werden lassen.

    Wer vertritt solch eine Marschrichtung? Also weder die komplette Abschottung noch das bedingungslose „jeder rein“ dem wir uns dann anzupassen haben? Politisch aktuell niemand … und das ist das Problem.

    Man vergleiche mal die Freiheiten der Frauen in Afghanistan in den 1950ern und heute. Von Minirock zu Burka. Das ist erschreckend. Leider findet sich keine politische Heimat mehr in Deutschland für Menschen, die wie ich denken. Ich will die erkämpften Freiheiten radikal erhalten und in Zukunft lieber ausweiten.

    Der Tugend-Terror der aktuell medial und politisch vorherrschenden Meinung läuft aber darauf hinaus, dass wir im Zuge der Integration selber „mehr Religion wagen“ sollen und damit rechnen dürfen, dass zukünftig religiösen Befindlichkeiten immer mehr Spielraum eingeräumt werden wird, u.U. auch mit neuen Verboten bzw. dem Aufweichen bestehender Gesetze.

    Aber bin ich wirklich ein Nazi, wenn ich nicht will, dass Deutschland den Weg beschreitet, den Afghanistan die letzten 75 Jahre beschritten hat? Weil ich Menschen retten will aber nicht Gesinnungen? Und ich keine Menschen retten will, denen ihre Gesinnung wichtiger ist als ihr Leben?

  • Michael Richartz meinte am 23. September 2016 um 15:53:

    Well spoken, 3-plus-1!

    Mir ist ohnehin schleierhaft (paßt gut….), wie sich die religiösen Rechte von Menschen an solchen Äußerlichkeiten festmachen können wie an dem Tragen bizarrer Gewänder und dem Entfernen bestimmter Häutchen.
    Die im Grundgesetz verbriefte Religionsfreiheit teilt sich in zwei Komplexe:
    1. Jeder darf erstmal glauben, was er will. Das ist die eigentliche Religionsfreiheit.
    2. Die Religionsausübungsfreiheit: Das ist der nach außen sichtbare Teil, der beim Besuch von Gottesdiensten beginnt und halt beim Tragen bizarrer Kleidung noch lange nicht aufhört. Randnotiz: Früher wurde der teilweise rücksichtslose Lärm des Stundengeläuts (nicht der beim Ruf zum Gottesdienst o.ä.!) mancher Kirche auch als geschützt angesehen. Dieses Stundenschlagen „gemahne an das Zeitliche im Menschen“.
    Diesem Unsinn haben die Verwaltungsgerichte schon vor über 20 Jahren den Garaus gemacht. Warum also beschäftigen wir uns jetzt mit ebenso banalen Randproblemen des Islam?
    Gleiches gilt natürlich für die „weltlichen Gesinnungstäter“: Jeden mit einer anderen Meinung als Nazi abzutun und vielleicht sogar konkret zu diskriminieren, ist – wenn es der Staat tut – gleich ein Verstoß gegen mehrere Grundrechte, zuvorderst gegen das der Meinungsfreiheit. Dem muß endlich entschieden entgegengetreten werden!
    Ich weiß auch nicht, warum sich alles derart verbissen auf die AfD eingeschossen hat, anstatt sich mit den Sachthemen zu beschäftigen. Die Grünen waren zu Anfang eine ebenso fragwürdige Gruppierung wie die AfD. Erst nach langem an der Realität erfolgtem Reinigungsprozeß konnte man die ernstnehmen. Die Chance benötigen die anderen auch!
    Kleines Beispiel: Nach der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz mußten SPD und Grüne zähneknirschend die FDP mit in ihre Koalition aufnehmen. Nicht, daß ich mich für diese Gruppe begeistern könnte, aber siehe da: Plötzlich gibt es mehrere Hundert zusätzliche Stellen bei Polizei und Justiz. Insgesamt also ein hilfreiches Korrektiv…..

    • 3-plus-1 meinte am 23. September 2016 um 19:09:

      „Kleines Beispiel: Nach der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz mußten SPD und Grüne zähneknirschend die FDP mit in ihre Koalition aufnehmen. Nicht, daß ich mich für diese Gruppe begeistern könnte, aber siehe da: Plötzlich gibt es mehrere Hundert zusätzliche Stellen bei Polizei und Justiz. Insgesamt also ein hilfreiches Korrektiv…..“

      Damit bringst du auf den Punkt, was ich auch empfinde. Noch schlimmer, es markiert den Wendepunkt in der bundesdeutschen Politik nachdem wir uns zu der heute vorhandenen – und für mich unerträglichen – Medien- und Politlandschaft entwickelt haben, die mir viel zu stark an das System der DDR angelehnt ist. Da gab es auch ein Politbüro, das immer Recht hatte, und die Aktuelle Kamera hat diese Meinung verkündet.

      Bei uns kam der Wendepunkt bei der letzten Bundestagswahl. Der Bundestag muss (!) immer ein Ort des Disputs sein, darum hatte ich gehofft, erwartet und entsprechend gewählt, damit neben der CxU, SPD, Grüne, FDP und Linke auch die Piraten (damals noch mit Datensicherheitsthemen unterwegs und nicht von Genderdiskussionen zerstört und Antideutschen unterwandert) und die AfD (damals noch unter der wirtschaftsliberalen Führung von Lucke) in das Parlament kommen.

      Was passierte aber? Keine Partei kam dazu aber die FDP flog raus. Schnell wurde aus CDU und SPD eine Meinung, die Grünen warfen nur noch mit Vorschlägen neuer, absurder Verbote um sich und die Linke war – trotz brillanter Reden – völlig einflusslos geworden.

      Man muss es ganz klar sagen, an dem Punkt haben wir unsere parlamentarische Demokratie verloren. Es wurde nicht mehr offen diskutiert, nein, die Zukunft Deutschlands wurde in Kolalitionsgesprächen hinter verschlossenen Türen geführt und im Anschluss, wie in einer Monarchie, vom ÖR-eingekauften Regierungssprecher Seibert verkündet.

      Das wäre ja noch fast ertragbar gewesen, wenn nicht im gleichen Zug die Medien jede Kritik hätten fallen gelassen. Statt kritisch nachzufragen, feindetet alle anderen Journalisten den einzigen an der das noch tat, Thilo Jung. Eine freiwillig so kritiklos Hofberichterstattung veranstaltende Medienlandschaft hatte ich bewußt noch nie erlebt.

      Wer mir nun widersprechen will und immer noch an die parlamentarische Demokratie glaubt, der sollte sich mal „Das Hohe Haus“ von Roger Willemsen anhören (oder lesen). Mit welcher Arroganz da von Parlamentarierseite dieser Institution (aber auch im NSU-Untersuchungsausschuss) aufgetreten wird, zeigt ganz deutlich auf, was diese Personen von uns Bürgern denken. Zivil formuliert: „Ihr könnt mir hier gar nichts!“.

      http://www.deutschlandradiokultur.de/ein-jahr-im-bundestag-die-kanzlerin-chloroformiert-das-land.990.de.html?dram:article_id=280070

  • Frank meinte am 26. September 2016 um 15:08:

    Guter, interessanter Text.

    Das mit dem Abhängen, das ist in meinen Augen in vieler Hinsicht das Problem. Nimm irgendeinen Türkenjungen aus Obergiesing (eher mittelprächtiges Viertel in München), der kann Deutsch sprechen wie die eins, tolle Noten haben und alles, und er wird immer noch in den Augen vieler Leute die zweite bis dritte Geige spielen. Das bedeutet, er ist erst mal in die Vorleistung gegangen, hat gegeben, was von ihm verlangt wurde, dafür aber recht wenig bekommen.

    Ein ähnliches Phänomen wirst du im Osten auch haben. Zumal ich schon den Eindruck habe, dass sich viele Zonis eben nicht befreit sondern weiterhin unterdrückt finden.

    Lösung? ich weiß keine. Aber das Gespräch hochhalten ist sicherlich kein Fehler.

    • Jens Beuger meinte am 26. September 2016 um 21:02:

      „Ein ähnliches Phänomen wirst du im Osten auch haben. Zumal ich schon den Eindruck habe, dass sich viele Zonis eben nicht befreit sondern weiterhin unterdrückt finden.“ schreibt Frank

      Ich fühle mich auf jeden Fall freier als in der DDR.
      Der Sozialismus funktioniert eben nicht. Das bedeutet aber nicht, dass der Kapitalismus automatisch in jeder Beziehung besser ist.
      Die Ossis sind warscheinlich sensibler was Ungerechtigkeit und Unterdrückung betrifft. Die haben eben beide Systeme am eigenen Leib erfahren.
      Ich habe den Eindruck dass manche Alt Bundesbürger gar nicht realisieren das ihre Demokratie immer mehr verstümmelt wird.

    • 3-plus-1 meinte am 27. September 2016 um 13:52:

      „Ich habe den Eindruck dass manche Alt Bundesbürger gar nicht realisieren das ihre Demokratie immer mehr verstümmelt wird.“

      Damit bringst du es auf den Punkt, Jens.

      Ich bin im Westen mit den Werten aufgewachsen, dass es ein extrem schlimmes Unterdrückungssystem bis 1945 gab und ein Schlimmes aber immer noch gibt. Letzteres war das der DDR. Ein Negativbeispiel, wie man nicht werden wollte.

      Damals war klar, dass es längst nicht reicht den Antifaschismus als Monstranz vor sich herzutragen, wenn man dann in der Realität die Überwachung, die Justiz und die Riten (Junge Pioniere als Nachfolger der Hitlerjugend) fortführt und nur die Vernichtungslager weg lässt.

      Heute ist in der öffentlichen Meinung(smache) diese negative Bewertung des Systems der DDR völlig verloren gegangen. Jetzt sind ausschließlich nur noch die Nationalsozialisten die Bösen gewesen und aus der „Bonner Republik“ mit sozialer Marktwirtschaft wird in Berlin eine DDR 2.0 (mit Kotau vor den Wirtschaftsinteressen) nachgebaut.

      Unter den Vorzeichen ist es dann auch kein Wunder, wenn mit staatlicher Unterstützung Menschen mit Ego und Sendungsbewusstsein, sowie Vergangenheit in der Staatssicherheit der DDR, heute beurteilen dürfen, was zu sperrender „Hate-Speech“ ist.

  • Michael Schiebold meinte am 28. September 2016 um 15:03:

    Gefällt mir!
    Weil:
    …ich das auch schon immer so sehe
    …wir viel mehr als WIR im Sinne von WIR ALLE und eben nicht im Sinne von WIR und DIE denken und sprechen sollten. Dann sind nämlich einige von UNS rechts, links, doof, blond, …, und mit UNS kann man doch reden.

  • Boxerlust meinte am 10. Oktober 2016 um 16:51:

    Ich als 1965 geborener West-Deutscher sage Heute das schlimmste System ist die BRD.Dagegen waren die Nationalen Sozialisten Heilige.Frueher gab es Recht und Ordnung und Arbeit Brot und soziale Leistungen fuer Deutsche von denen die Bunzelbuerger nur traeumen koennen.Heute in der sogenannten Demokratie werden wir Deutsche von unseren judeo-amerikanischen Kolonialherren zu einer Minderheit im ehemals eigenen Land degradiert.Freie Wahlen gibt es nicht den Parteien die DEutsche Interessen verbieten wie etwa die NSDAP sind uns Deutschen von unseren judeo-amerikanischen machthabern verboten.
    Freie Meinungsaeusserung wird mit zu 12 Jahren Gefaengnis bestraft.Siehe Horst Mahler.In der BRD ist historische Forschung verboten und der Bunzelbuerger muss an die Holocau$$t-Luege glauben.Da ist schon eine Diktatur wie Nord-Korea freier als die BRD.SEit dem 8.Mai 1945 sind wir Deutsche unterdrueckt und sind nicht frei und souveraen.Wer in der BRD noch Arbeit hat der hat die Fresse zu halten und zu malochen und brav 50% Steuern zu zahlen.Dazu 19% Mehrwersteuer und 75% Benzinsteuer.Dieses Geld geht nach Israel zur brutalen Besatzung und Ausmordung Palaestinas.An die Juden in USA an die Wall Street deren Schuldner und Zinsknechte wir sind.Nach Bruessel an die EUDSSR.Und nicht zuletzt an die Migranten die Dank offener Grenzen und Merkels Einladung in die BRD einfallen und sich vom BRD Steuerzahler mit 450 000 Euro pro Kopf alimentieren lassen.
    Wer Heute kein Nazi sein will der wird verrecken wie einst die Ureinwohner Nordamerikas !
    Das warden die dummen Wessis die seit 70 Jahren von den judeo-amerikanischen Kolonialherren Gehirngewaschen wurden mit Hollywood Muellpropaganda,Siegerluegen und Holoklaus Maerchen schon bald am eigenen Leibe spueren werden.
    Egal ob der Wall-Street Jude,TTIP oder der Moslem und Neger der Deutsche wird vernichtet.Oekonomisch und bald kommt auch noch die Endloesung durch die Umvolkung und Schwerstkriminalitaet…Freuen wir Uns darauf was Gutmenschen und Daemokratten verbrochen haben.Der Buergerkrieg oder auch arabische Fruehling ist jetzt auch nach Europa gekommen.Vielleicht kann Putin uns retten denn ein Hitler ist leider nicht in Sicht.
    Die Nazis waren die Guten !
    Opa ich vermisse Dich…

    • Clemens Gleich meinte am 10. Oktober 2016 um 17:07:

      Ah, hier haben wir mit Exilnazi Christian Geuting eine Bewährungsprobe des Diskutierens, mit dem bösen Neger drin, dem noch böseren Juden, Holocaust-Leugnung, Vernichtungsängste und „Putin wird uns retten“. Härtefall. Christian, wie immer möchte ich Dir kategorisch und in allen Punkten widersprechen.

      Bei den Nazis durftest du gar nichts außer mitnicken oder einkassiert werden. Da zahl ich dann doch lieber Steuern.

  • Boxerlust meinte am 10. Oktober 2016 um 22:06:

    [Ich bin ein Horst und habe ein schwaches Gedächtnis, dem entfiel, dass es auch hier nicht hetzen darf.]

    • Clemens Gleich meinte am 11. Oktober 2016 um 9:23:

      Lieber Chris, Du bist der einzige User, dessen Beiträge ich je rauswerfen musste. Du hast meine letzte Ermahnung nicht ernst genommen oder vergessen. Deshalb habe ich es mir diesmal einfach gemacht und nicht die von anderen Lesern beklagten Hetzpassagen, sondern den ganzen Kommentar gelöscht. Ich bat explizit um einen höflichen Umgangston. Den schlägst auch Du an oder ich schreibe beliebigen Quark anstelle Deines Hasses in Deine Kommentare. Ich habe auch wie schon öfter gesagt mehr Respekt vor Kritik an Deutschland, wenn sie von Leuten kommt, die hier leben, statt von Flüchtlingen wie Dir.

  • Holger B. meinte am 10. Oktober 2016 um 22:44:

    Da hat wohl einer vergessen, seine Pillen zu schlucken. Und geh‘ mal zum Arzt und beschwere dich, der hat viel zu niedrig dosiert…

  • Boxerlust meinte am 11. Oktober 2016 um 16:55:

    [Ich brings nicht fertig ohne Hass.]

    • Clemens Gleich meinte am 11. Oktober 2016 um 18:51:

      Letzte Ermahnung: Bitte reiß Dich z‘samm. Du weißt, welcher Tonfall gefordert ist. Zeige die dazu erforderliche soziale Mindestintelligenz.

  • ich meinte am 12. März 2023 um 4:39:

    Hört sich nach jemanden an, der an Lösungen interessiert ist!

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