Präsentation: MUH-Porsche im Christophorus

Gleich zu Beginn des Mojomagazins nutzte ich diese meine eigene Plattform dazu, eine eigene Präsentation zu veranstalten, damals die eines hochexklusiven Einspurfahrzeugs. Sie war (sexuell gesehen) ein voller Erfolg. Leider habe ich kein Geld mehr für … ich meine: Glücklicherweise konnte ich die Fahrzeugproduktion neu aufstellen, innovativ und mit starken Partnern! Die Hauptinnovation ist, dass erstmalig in der Geschichte der Fahrzeugproduktion radikal auf die eigentliche Produktion verzichtet wird. Was die kostet! Wir konzentrieren uns ganz auf die Kernkompetenz der Vermarktung, bei der ein Produkt nur stören würde. Stattdessen gibt es ein virtuelles Produkt, das sich (auch das ist ein Alleinstellungsmerkmal!) der Präsentation anpasst, denn um die geht es ja. Das virtuelle Produkt ist in einzigartiger Nutzung der Synergien Stuttgarts zusammen mit Porsche entstanden. Aber genug immer vom Produkt, kommen wir zur Präsentation desselben!

Viel Platz, ausgezeichneter Service, Dekadenz möglich
Viel Platz, ausgezeichneter Service, Dekadenz möglich

Wir beginnen die Präsentation im Restaurant Christophorus oben im Dach des Porsche-Museums, das ist gehoben und hat viel Platz. Den nutze ich allerdings nicht auf Kapazität. Ich habe nur einen Gast, das muss reichen. Qualität statt Quantität! Das ist eine Premium-Präsentation! Der Begrüßungsdrink ist ein „Holundersekt“, sagt die Zenzi. Ich hasse diese Sektpfuscherei, aber „Holundersekt“ klingt besonders und lokal und spezialitätisch, also ja, Zenzi, schenk ein die Plörre! Die wird meinen Gast beeindrucken. *schmack-schmack* Hm! Gar nicht so schlimm wie gedacht! Zur Vorspeise gibt es eine Muschelsuppe und einen Ceasar‘s Salad. Beide kosten unter zehn Euro und sind exzellent, also der Budget-Tip für andere Präsentationsveranstalter.

Aber man geht nicht ins Christophorus für die Vorspeisen. Man geht dorthin, weil es dort das beste nach amerikanischer Art zelebrierte Rindfleisch gibt, diese jahrtausendelang abgehangenen fetten Fleischlappen, die so zart sind, dass es fast „flüssig“ heißen müsste. Windet euch in Abscheu, Vegetarier, in Gedanken an diese authentische Cowboy-Nahrung! Dazu gibt es bei meiner Präsentation einen Brunello von 2004, der ist interessant, aber nicht anspruchsvoll und macht mit guten 80 Euro die Flasche den Veranstalter trotz seiner wahrnehmbaren Qualität nicht arm. Präsentationstoptip: Die zweite Runde Wein kann vom Billigsten bestellt werden, das fällt dann kaum noch auf, und ein Meckern wäre so unglaublich schlechte Form, dass nichtmal die Blogger-Gewerkschaft das wagen würde.

Zur Sache: Wir bestellen ein vorzügliches Rib-Eye-Steak und ein Gericht namens „Surf und Turf“: Filet Mignon teilt sich den Teller mit einem halben Hummer (56 Euro). Das „SuT“ ist gar nicht so gut, wie es klingt, aber es macht in seiner Dekadenz mächtig Eindruck, und nur darauf kommt es an. Wir wollen, dass lauter Fotos davon nach Facebook geschickt werden: „Boah, guck mal, was ich jetzt esse!“ Wer zum Essen ins Christophorus kommt: Das Rib Eye lohnt sich. Außerdem sehr kompetent zubereitet: die Schälchen mit Kartoffelschnittchen und Marktgemüse von der Beilagenkarte.

An das Dessert erinnere ich mich nur vage. Es war irgendwas mit Birnenkuchen glaub ich. Die vage Erinnerung ist nur teilweise alkoholbedingt, nur teilweise geschmacksbedingt, hauptsächlich steht das Dessert einfach nicht auf meiner gedankenstützenden Rechnung. Es wurde mir vom Haus geschenkt auf die ungeprüfte Behauptung hin, ich habe Geburtstag. Danke, Porsche-Museum! Und ein weiterer Toptip: Einfach mal „ich habe Geburtstag“ sagen.

Ein weiteres mögliches Produkt zum Präsentieren
Ein weiteres mögliches Produkt zum Präsentieren

Birnenkuchen ist eh für Kinder. Erwachsenennachtisch: Es gibt im Christophorus eine Raucher-Lounge mit begehbarem Humidor. Ich kann die Wichtigkeit einer solchen Einrichtung für eine Präsentation nicht überbetonen. In vollgeschlagener Trunkenheit wird eine Kameradschaft geschmiedet, die doch keiner durch übermäßige Sachlichkeit in der Berichterstattung gefährden möchte. Oder? Nimm noch einen Brandy. Apropos Brandy: Ich kann mich erinnern, wie ein präsentationsführender Kollege in Spanien der versammelten Meute fröhlich zurief: „Ich gebe eine Runde Brandy aus!“ Er kam leicht ausgebleicht von der Kreditkartenunterschrift zurück. Heute weiß ich, wieso: Der Brandy „Monte Christo“ kostet 16 Euro die Portion. Mein Toptip wäre also, in der Lounge Scotch zu kredenzen, denn den gibt es schon ab 4,50 Euro den (kleinen) Schuss Bunnahabhain 12J. Mit Scotch kann man Journos auch besser beeindrucken, weil keiner zugeben will, dass er noch nie was von diesem „Bunny Heaven“ gehört hat. Der muss ja teuer sein!

Ähnliches gilt für die Zigarren. Die meisten Menschen rauchen keine Zigarren, freuen sich aber über die Zigarre als Event. Deshalb geht eigentlich alles, was nicht eklig ist. Eine Zigarre mit dem weibischen Namen „Laura Chavin“ machte mir ausreichend Freude und produzierte eine befriedigende Menge Rauch für 12 Euro. Es gibt dort auch sehr leckere Zigarren, die kosten aber so ab 30 Euro. Und man sollte sich auskennen. Der Service ist second to none, aber die Bedienungen rauchen und saufen oft nicht selber, sodass ihre Tips für Saufraucher klar erkennbar aus der grauen Theorie kommen.

Zusammenfassend möchte ich zwei Dinge sagen: Erstens, wem es ausschließlich ums reine Essen geht, der findet in Stuttgart in dieser Preisklasse bessere Kochkunst, ausgenommen das amerikaartige Rindfleisch. Zweitens, der Service ist der beste mir bekannte in der Stadt. Für eine Veranstaltung mit Gästen ist das Christophorus damit die erste Adresse: gutes Essen, perfekt serviert, danach schummrige Rauchsaufer-Lounge mit Ledersofas. In so einer Umgebung gedeihen die Geschäfte.

Probe aufs Exempel: Die Rechnung weist 280 Euro aus. Das ist völlig lächerlich für den erwarteten Gegenwert. Ich komme zum Fahrzeug, das der Einfachheit halber auf dem Tisch steht. Es ist ein offener Boxster in weiß, etwa 20 cm lang. Um die Unfallgefahr zu reduzieren, lasse ich den Gast das Teil kaum anfassen, dann frage ich: „Und? Wie findste das Auto?“ Antwort: „Voll geil.“

Disclaimer: Diese Präsentation wurde von Moto Uguale Hafling bezahlt, und der Nachtisch vom Porsche-Museum. Die nächste Präsentationsveranstaltung findet im Restaurant Ikarus, Hangar 7, Flughafen Salzburg, Österreich statt (Produkt noch offen, weil egal). Interessenten bewerben sich wie gehabt durch sich zigfach überschlagende Lobpreisungen aller Dinge von Moto Uguale Hafling, einschließlich, aber nicht ausschließlich unserer geschätzten Geschlechtsteile. Wir nehmen, das disclaime ich ausdrücklich, keinen Einfluss auf die Lobpreisungen.

Das Restaurant ist das zweitoberste. Ganz rechts der Bereich ist die Raucher-Lounge.
Das Restaurant ist das zweitoberste. Ganz rechts der Bereich ist die Raucher-Lounge.

Bilder: Porsche

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