Bild: Kai-Uwe Widdecke

Sagt mir nicht, wie ich Motorrad fahren soll

Es war einmal vor langer Zeit in einer gar nicht so weit entfernten Galaxis. Ein schon damals nicht junger Clemens fühlte sich jung, weil er einen frisch ausgestellten Ofenlappen nebst einer passenden Maschine sein Eigen nannte. Er benutzte beides, wie es ihm richtig schien, denn entgegen aktueller Gerüchte ist Deutschland ein recht freies Land. Er trug zum Beispiel halbhohe Skate-Schuhe, mit denen er sich auf den Tank des fahrenden Motorrads stellte, weil das eben ging.

Nun war Deutschland zwar auch damals ein freies Land, so rein von den Regeln, die unsere Gesellschaft aufgeschrieben hatte. Nur hielt und hält sich der Deutsche an seinen Tiefpunkten für den Eichpunkt des Universums, die letztgültige Wahrheit und jede seiner Ansichten druckreif für das Grundgesetz. Aus dieser im Diamantgitter zementierten Ausgangsposition sagt er dann allen Anderen, was gut für sie ist: das nämlich, was er selber gut findet.

Leider sind Motorradfahrer hier eher schlimmer als besser. Ein alter Mann, optisch würde man einen Erdkunde- oder Deutschlehrer kurz vor der Pensionierung vermuten, der fuhr seine BMW oft zu denselben Zeiten wie der Clemens seine Kawa. Bei diesen Begegnungen schüttelte der ältere Mann stets den Kopf. Er konnte auch nicht anders, als zu sagen, warum es ihn schüttelt, was ihn anfocht: Diese Schuhe! Unmöglich. Und die Jacke! Die sieht ja aus wie geschenkt. War sie halt auch. Hallo? Jemand zu Hause, McFly? Anfänger? Geld?

Es war eine Zeit vieler Vorurteilsanpassungen. Huch, Motorradfahrer sind gar nicht die Rebellen, als die ihr Ruf sie zeichnet. Im Gegenteil muss man lange suchen, bis man einen konservativeren Menschenschlag findet. Vielleicht im Schützenverein oder der CSU. Die Prägung dieser Zeit mag der Grund sein, warum ich sehr gerne allein fahre oder mit einigen wenigen ausgesuchten Exemplaren, die nicht an so schmerzhaftem Zeigefinger-Priapismus leiden.

Der Erdkundelehrer der Zukunft

Heute trägt der Erdkundelehrer selber halbhohe Skate-Schuhe, weil es die heute beim Louis gibt. Er wird auch den Bart tragen, den ihm seine Frau lange aus modischen Gründen ausredete und nun aus genauso modischen Gründen gut findet. Er trägt statt seiner treuen Rukka eine von einer Maschine in den Used Look abgerubbelte neue Lederjacke, die ausschaut wie geschenkt, und die es genauso wie die Schuhe beim Louis gibt. Er trägt sogar eine Jeans, weil heute auf den Jeans Sachen wie „Kevlar“ stehen, die damals einfach fehlten auf dem Waschzettel.

Man könnte also meinen, die Harmonie wäre wieder hergestellt zwischen dem alten Mann und dem sehr alten Mann. Leider ist dem nicht so. Clemens kann sich heute sehr bequeme und gute und dennoch halbwegs normal ausschauende Motorradklamotten leisten und tut das. Er trägt keinen Bart. Er hört dieselbe Musik wie damals, darunter eben wenig Gitarrenrock nach Sixties-Bauweise. Und wieder ist es dem Älteren nicht recht. Er rümpft die Nase, denn als Eichstein des Universums und letztgültige Wahrheit weiß er, dass seine Lebensart allein die richtige ist.

Zum Ich

Kurzer Wechsel von der dritten in die erste Person für die wichtige Ansage dieses Textes: Bitte sagt mir nicht, wie ich Motorradfahren soll, was ich dabei zu tragen, zu hören oder zu fühlen habe. Das kriege ich GERADE NOCH selber hin. Früher waren es die Sicherheitsbewussten, die (aus prinzipiell den edelsten Motiven heraus) ansagten, dass alle ihren Fahrstil kopieren, alle in grell gelber Warnweste in höchster Alarmbereitschaft von Kaffeestop zu Kaffeestop fahren sollten. Heute sind es die Neubärte.

Abschätzig betrachten sie alles, was nur mit Computer fährt, obwohl ihr Motorrad meistens selber mit einem Computer fährt, ohne dass sie das wissen. Noch schlimmer als Computer ist nur Plastik, obwohl das natürlich auch an jedem Motorrad vorkommt. Vielleicht geht es um die Menge, man weiß es nicht. Mein dreckiges Plastikmotorrad aus Österreich ist daher ein Amboss des Anstoßes geworden für Neubärte. Zu neu. Zu plastik. Zu bunt. Zu serie. Zu, zu, zu, zu, zu, ich kanns nimmer hören. Burschen, die Duke kann euch ZU egal sein, denn ihr müsst sie nicht fahren. Seid froh, wie ich froh bin, eure Eimer nicht fahren zu müssen.

Das lange Regelwerk für Freigeister

Wie alle Motorradmenschen freue ich mich über den frischen Wind, den die Umbauszene mit ihren schick gemachten Altmaschinen ins Einspurhobby bringt. Diese Freude erstreckt sich nicht auf jene, die mir ihren Lebensstil mit steil erhobener Nase als überlegen präsentieren, mir Kraftrad-Untermensch ohne Ahnung oder Kultur. Lasst es stecken. Freut euch ohne diesen religös bekehrerischen Eifer übers Krad. Ein weiser Mann verglich die Religion einmal mit dem Penis: Es ist super, dass du ihn hast. Freu dich. Aber lass ihn in Gesellschaft in der Wäsche stecken, ja? Drück ihn nicht jedem ins Gesicht. Damit machst dir keine Freunde.

Schreibt eure langen Listen von Regeln, deren alleinige Befolgung zum Freigeist macht (Hallo, Presseteam der Ducati Scrambler!). Gerne dürft ihr auch abends am Grill über die Regelwerke sprechen. Aber bitte werdet nicht die Vegetarier der Motorradszene: Näschen hoch und pöpöpöpöp öffentlich an den Esstisch hirnfurzen, warum ihr besser seid als alle Anderen. Ihr seid es nicht. Ihr seid derselbe verwesende organische Abfall wie alle Anderen, um es mal mit der Popkultur der Neunziger zu sagen. Wir leben alle im gleichen Komposthaufen.

The New Deal

Als eine der schönsten Eigenschaften der Motorradszene empfinden viele Menschen, dass es wohl keine Gemeinschaft gibt, die in ihren besten Momenten näher an eine klassenlose Gesellschaft herankommt. Da steht der Panigale-S-Besitzer neben dem Frischling mit dem ranzigen Einzylinder aus den Siebzigern, Schulter an Schulter mit den Cruiser-Freunden, am selben Kaffeetresen wie die Supermoto-Taliban. Geld oder Herkunft? Interessiert nicht. Zwei Räder schweißen irgendwie zu einer Einheit. Sogar Fahrradfahrer sehen wir ganz gern, obwohl sie diesen Fetisch für Reizwäsche aus quietschbunten Elastan so extrem ausleben, dass man als Motorradfahrer bei Interesse in Fahrt die Rosettentopologie jedes Rennradlers studieren kann.

Diese Einspurharmonie funktioniert am besten, wenn es mehr gibt als Toleranz, denn Toleranz bedeutet „Duldung“. Besser ist Akzeptanz. Ich hasse Elastan-Radlerhosen mit Trägern. Ich hasse Cruiser. Aber ich verstehe und akzeptiere jeden, der sie geil findet. Einen Cruiser-Fahrer auf die Duke bekehren? Abstrus. Soll er erzählen, was er geil dran findet. Ich antworte, was mir am leichten Naked gefällt. Vielleicht erweitert sich bei beiden der Horizont einen Quadratmillimeter. Vielleicht auch nicht. Dann hatten wir trotzdem ein nettes Gespräch.

Aber nur so geht es eben. Der alte neue Deal soll werden und bleiben: Lass Andere Anderes machen ohne Religionspenis ins Gesicht. Wenn ich will, ziehe ich morgen zehn Warnwesten an, liebes Roadster-Magazin. Oder gar nichts. Ich lasse mir einen Nasenbart stehen und stets ein Ei aus dem Hosentürl hängen. Das wird für Neubärtige in etwa so schräg aussehen wie sie für mich. Wenn alle ihren Pimmel bei sich behalten, werden wir uns trotzdem bestens verstehen können. Wenn nicht, fahr ich einfach mal wieder allein.

Dieser Text erscheint auch im Roadster-Magazin 3/15, das am 17. April am Kiosk liegt. 

Kommentare:

ältere
  • Michael Schwitalla meinte am 18. März 2015 um 11:18:

    Du sprichst mir aus der Seele!
    Ein gleichgesinnter!!!!!!!

  • Boris Dreyer meinte am 18. März 2015 um 11:50:

    Danke Clemens! Dem ist nichts hinzu zu fügen, man kann es nicht besser ausdrücken!

  • jensinberlin meinte am 18. März 2015 um 13:01:

    danke für den ultimativen penisvergleich.

  • richie meinte am 18. März 2015 um 13:40:

    gut. Aber – die ärgsten Kritiker der Elche…

    Ich erinnere mich an deine Stellungnahmen zu NeonAzis.

    Ich maule ja selbst täglich an allem rum, außer an Moppedfahrern, eine der guten Indokrinationen meiner Rockerzeit (wäre nur schön, wenn sie alle fahren könnten – aber man kann ja nicht alles haben 😉

  • Clemens Gleich meinte am 18. März 2015 um 14:01:

    @richie: Ich möchte mich da nicht ausnehmen. Die Neonnazis allerdings, das war der Maik.

  • Olli meinte am 18. März 2015 um 16:16:

    Sehr geiler Text. Spricht mir aus der Seele! Akzeptanz und Respekt – wollen wir haben – sollten wir auch anderen entgegenbringen. Soll doch jeder fahren was und wie es ihm gefällt. Solange er niemanden in Gefahr bringt…
    Solange es „nur“ die eigene Haut betrifft muss das jeder mit sich selbst ausmachen.
    Die Frage Cruiser, Fighter, Stoppelhopser ist doch auch eine leidige. Bei so manchen wird sich das im laufe des Motorradlebens ggf. auch ändern. Der Trend geht eh zum Zweit- oder Drittmotorrad 😉

  • travellingpete meinte am 19. März 2015 um 7:30:

    Herrlich! Wobei ich zugeben muss, dass es bei mir einer gewissen Reifezeit bedurfte. Wenn man halt aus eigener, aus Ahnungslosigkeit geborener Erfahrung weiß, wie scheisse Chopper sein können, dann will man eben andere vor dem selben Elend bewahren. Um nach angemessener Reifezeit wieder mit dem Konzept lieb zu äugeln.
    Den Missionierungseifer für Schutzbekleidung schreibe ich als Berufskrankheit ab 😉

  • Scheisst Euch nicht an! | Why Ask Why – Motorräder und mehr meinte am 19. März 2015 um 18:19:

    […] In eine ähnliche Richtung geht auch Clemens Gleich‘s Blog Eintrag . https://www.mojomag.de/2015/03/sagt-mir-nicht-wie-ich-motorradfahren-soll/ […]

  • Volker meinte am 19. März 2015 um 19:00:

    Hallo Clemens!

    Schön geschrieben. Eine Ode an die Lässigkeit, das Leben-und-Leben-lassen, die freundliche Toleranz. Leider gibt es in jeder Personengruppe aber die Missionierer, die Betroffenen, die Sicherheitsapostel. Deswegen formulierte ein uns beiden bekannter und ebenfalls motorradfahrender Zeitgenosse _seine_ Ode an die Lässigkeit etwas anders: „Ich habe kein Problem mit meinen Mitmenschen. Solange sie reichlich 1000m von mir entfernt sind.“. Er meinte das sicher auch im übetragenen Sinne, d. h. was die Reichweite ihrer Einflußnahme anbelangt.

    Wer hierzudeutschland (mein despektierliches Synonym dafür ist übrigens „Correctcountry“, weil man natürlich alles darf, solange man nicht gegen die Gesetze der StV(Z)O, des StGB, des BKat, des BGB, des Anstands, der guten Sitten, des „gesunden Menschenverstands“ oder des Modediktats verstößt) beispielsweise meint, tatsächlich _SPASS_ mit Kraftfahrzeugen haben zu wollen, gerne offroad (da wo die Blümchen wachsen und die Bienchen fliegen, Wurzelerosion, Lärmemission oder Staubflug droht), womöglich gar im öffentlichen Straßenverkehr und immer unter sinnfreie-frivoler Verbrennung fossiler Ressourcen, der wird sein blaues Wunder erleben.

    Natürlich wird man auch von den vorauseilend Gehorsamen angemacht, warum man sich partout nicht Regularien unterwerfen will, die sie schon pflichtschuldigst und eilfertig assimiliert haben (ABS, ESP, Tagfahrlicht, Winterreifen mit Schneeflocke oder M&S) und warum man deren schleichenden Einführung durch die Hintertüre bei Versicherungen (s. auch die Narrenkappe für Radfahrer) skeptisch bis ablehnend gegenübersteht.

    Der Deutsche benötigt ganz offensichtlich Regeln, viele Regeln – und wenn sie nicht zutreffen, werden sie aufgestellt oder zumindest detailliert. Bis zu einem Grad, wo selbst der größte Depp und Bewegungslegastheniker mit seinem Schweineeimer bei jeder Tages- und Nachtzeit und zu jeder Witterung mit der höchstzulässigen Geschwindigkeit ums Eck geschlichen kommen kann. Mündige Bürger nur, wenn es ums Kreuzerl machen an der Urne geht. Hat man das Kreuzerl dann falsch gemacht, debattieren Politiker darüber, ob sie evtl. die Intention nicht klar genug herausgearbeitet haben (=das Wahlvieh mal wieder zu dumm war, oder die Lügen nicht clever genug).

    Und: Was beugst Du Dich auch nicht dem Modediktat und konsumierst, was gerade en vogue ist? Was schämen sollte sich Herr Gleich! Zumindest eine Steppjacke aus Ballonseide mit Pelzkragen aus totem Hund wäre des Mindeste zum Ausdruck der sich abzeichnenden Läuterung. Speziell ich als bekennender Pragmatiker mit konsumverweigerndem Anklang fühle mich manchmal wie in einem Remake von John Carpenters „Sie leben!“ (wer den Streifen noch kennt).

    Deswegen kann ich Deinem Appell, die Penisse in der Hose zu lassen, nur beipflichten. Für die italienischen Momente im Leben wird man aber leider eines tun müssen: Genau dorthin fahren. Und sich vielleicht in einem gewissen zivilen Ungehorsam üben.

    Viele Grüße,
    Volker

  • Dirk meinte am 20. März 2015 um 8:52:

    schöner Text,
    reg dich nicht über die „Neubärte“, auf die verschwinden so schnell wieder wie sie kahmen.
    Leider stimmt das mit dem Trend zum Zweit oder Drittmotorrad.
    Viel schlimmer ist aber der Trend zum Motorrad „besitzen“ aber nicht fahren!
    Dei meisten „Neubärte“ besitzen nur,fahren aber nicht!
    Erklärt doch alles!

    Gruss

  • 3-plus-1 meinte am 20. März 2015 um 14:34:

    @Dirk

    > Viel schlimmer ist aber der Trend zum Motorrad
    > “besitzen” aber nicht fahren!

    Der ist nicht nur schlimm, der Trend ist wirklich gefährlich!

    Es mag den Golf-Plus-Fahrer geben, dem sogar Radfahren zu gefährlich ist, und der nun gegen das Motorradfahren wettert. So what? Macht nix. Aber die Besitzer und Nichtfahrer sind die wahren Zerstörer des Motorradfahrens. Gut, das sind keine „Neubärte“ sondern eher GS-Käufer mit allen Tinnef, aber genau die halten die nicht gefahrene Maschine für ein paar Jahre ohne zu fahren, verkaufen sie und erzählen überall herum WIE UNGLAUBLICH GEFÄHRLICH Motorradfahren ist.

    Weil die ja auch ein Motorrad hatten, wird denen das dann leider von besorgten Ehefrauen im Muttipanzer geglaubt, die ihren Ehemännern dann den Wiedereinstieg vebieten. Natürlich NUR bis die Kinder groß und durch die Ausbildung sind – also die nächsten 25 Jahre – danach legen sie dann die B-Seite dieser Platte auf, die etwas mit peinlich und zu alt zu tun hat.

    PS an Volker: Auch sehr geil gesagt, kann ich so unterschreiben!

  • Motomatti meinte am 21. März 2015 um 20:28:

    Seit drei Tagen liege ich flach und lese und lese….
    Sehr treffender Text. Allerdings frage ich mich, wo die Neubärte eigentlich stecken. Ich habe in freier Wildbahn noch keinen auf einem Motorrad gesehen. Vielleicht noch zu kalt. Ich habe allerdings den Verdacht, dass die nur in den Werbebotschaften, versteckten Werbebotschaften oder Köpfen von Marketingtextern stecken. Ich will auch mal einen sehen. Nur mal so aus Neugier.

    • Clemens Gleich meinte am 23. März 2015 um 11:09:

      @Motomatti: Komm mal ans Glemseck, da triffst die Szene.

  • Thimo meinte am 23. März 2015 um 15:57:

    Ach, die gammeln alle am Glemseck rum? Auch an normalen Wochenenden oder nur zum 101? Dann muss ich da mal wieder hin, bin sonst nur hin und wieder auf der Platte zum Wurst futtern …

    Zum Text: Ich muss ehrlich sagen, das ich sehr wenig schlechte Erfahrungen gemacht habe. Ein paar Mal nahmen sich einige Damen und Herren die Zeit, mir kilometerlang hinterher zu fahren; Nur weil ich sie oder andere irgendwie falsch überholt oder erschrocken habe.
    Aber zumeist überwiegt die andere, klassenlose Erfahrung. Ich denke immer, wenn ich die Leute nicht vollquatsche (rechts ist Gas, Reifen ist ganz bezahlt, Gerade ist eine Verbindung zwischen zwei Kurven, usw. …), und eventuelle Kontaktversuche freundlich entgegne, dann kommen die meist auch mit mir zurecht. Mopedfahrer sind schon ein komisches Völkchen …

  • Clemens Gleich meinte am 23. März 2015 um 16:18:

    Ich hab auch überwiegend positive Erfahrungen gemacht. Das bleibt auch so, denke ich, und wird für die meisten Realität sein. Ist ja auch ein Grund, warum wir Moppeds nebst ihrer Szene lieben.

  • MarcDern meinte am 26. März 2015 um 23:43:

    Hallo clemens,
    Ich ruhe in mir selbst. Nichts bringt mich aus meiner mitte. Sind die fährnisse des lebens noch so zwieder, bleib ich ein stein. Oder baum. Aber zwei dinge machen mein gleichgewicht unwuchtig: neubärte (schönes wort, danke) in umgestülpten röhrljeans, die scrambler ducatis fotografieren und mit ihren alurollern und gummistiefeln neben mir in der u-bahn stehen und diese neuartigen gs fahrer, die einen auf der geraden mit 160+ überholen, um dann in der nächsten ecke die landschaft zu geniessen. Oder an ihren stallburschen denken, was weiss ich.. Schön aber, dass es auch andere gibt, die die gleichen unlogischen agressionen entwickeln. Beruhigt ungemein. Bin nicht allein. Bringt mich wieder näher zu meinem ausgangspunkt: ich bin eins mit dem universum und liebe alle lebewesen, blumen, spinnen, frauen, usw….
    Und noch eins: du bist der beste, neben berserk. Die anderen lese ich nur noch oberflächlich.
    Lg marc

  • Frank Kemper meinte am 30. März 2015 um 0:07:

    Du möchtest vielleicht, bevor du deinen Text für Ausgabe 3 der „Roadster“ schreibst, dir mal die Jungfernnummer der „Roadster“ zu Gemüte führen, genauer die „10 Gebote“ auf Seite 13, mit denen das ansonsten sehr gelungene Blatt definiert, wie man Motorrad zu fahren hat und wie nicht. Das könnte man noch für ein Versehen halten (Im Eifer des Gefechtes schaffen es ja gern mal die unsinnigsten Inhalte in die Erstausgabe). Aber der Kommentar auf Seite 14 macht es deutlich: „Roadster“ beansprucht für sich die Deutungshoheit, dass Menschen mit einer Regenjacke im Topcase nicht verstehen, worum es beim Motorradfahren geht.

    Für mich sind das zwei Seiten derselben Münze: Genauso wenig, wie du von einem Sicherheits-Taliban auf die mangelnde Abriebsfestigkeit deines Beinkleides angesprochen werden willst, will ich mir von Leuten auf Basis der Farbe meines Helms Mutmaßungen über den Grand meines Fahrkönnens oder gar meiner sexuellen Orientierung anhören.

    Ich bin erst in einem Alter zum Motorradfahren gekommen, als die Entwicklung meiner logischen Urteilsfähigkeit bereits vollständig abgeschlossen war – und ich staune immer wieder, über welch lächerliche Fitzligkeiten sich Motorradfahrer voneinander abgrenzen können. Die Gräben zwischen Juden und Palästinensern könnten kaum größer sein als zwischen Menschen, die sich einen Aufschrieb in die vergilbte Klarsichttasche ihres Harro Elefantenboys stecken und jenen, die dafür ein Navi benutzen. Mit ABS fange ich gar nicht erst an…

    Interessant, dass solche Debatten gern im Internet stattfinden – und man sich fragt, ob diese Technik für manche Motorradfahrer nicht viel zu neumodisch ist;-)

    • Clemens Gleich meinte am 30. März 2015 um 10:31:

      @Frank: Der Kommentar und die Liste (und zugegeben: die Scrambler) waren die ausschlaggebenden Punkte, die Kolumne zu machen. Was meinst, warum da am Ende steht „liebes Roadster-Magazin“?

  • Frank Kemper meinte am 30. März 2015 um 23:33:

    Bist halt doch ‘n Guter…

  • J50+ meinte am 19. April 2015 um 16:25:

    Lieber Clemens,

    gerade habe ich das neue ROADSTER gelesen (etwas spät, hatte zu viel zu tun). Was kann man da noch sagen … du hast meine Gedanken aber sowas von gelesen! Ich finde die Roadster prinzipiell wirklich gar nicht schlecht, aber was ich mich bei der ersten Ausgabe über diese vollkommen überflüssigen, bescheuerten „10 Gebote“ geärgert hatte …! Dabei geht es mir gar nicht um die Inhalte, ob jetzt Warnweste oder nicht, aber um die Haltung, dass man sich scheinbar trotz aller vorgeschobenen Coolness erst einmal kleingartenvereinsmäßig abgrenzen muss.

    Wie kann man nur so blöd sein: im Prinzip hatten die Jungs alles richtig gemacht: guter Titel, gutes Konzept — und dann so ein kleinliches, kindisches Rumgeseiere!

    Also: alleine schon für den Nachsatz „liebes Roadster Magazin“ in deiner Kolumne hätte ich dich küssen können.

    In der zweiten Ausgabe, als ‘ne ganze Menge Leser ordentlich gemeckert haben, gab es ja schon ‚mal eine pflaumenweiche, halbluistige Halbentschuldigung – höhöhö.
    Bitte sprich doch jetzt noch mal mit den Heftmachern, damit die in der nächsten Ausgabe einfach mal offen schreiben, dass die erste Aufstellung ihrer „Gebote“ eine nicht allzu kluge Idee war, die im Überschwang des neuen Heftes aufkam, dass sie sich dafür ein bisschen schämen – und dann ist es ja auch gut, dann kann man das Magazin wieder frohgemut lesen.

    P.S.: der Bericht über die SR war auch klasse …

  • J50+ meinte am 19. April 2015 um 16:30:

    P.S.: kleiner Tipp für alle weiteren Zeitungsmacher, die nicht in diese Falle tappen wollen: Bei der Beschreibung der Inhalte und Ausrichtung einer Publikation einfach nur positive Aussagen machen („… dieses Heft wendet sich an X, an Y und an Z“), keine negativen — der geneigte Leser kann dann schnell herausfinden, ob er sich angesprochen fühlen will oder nicht …

  • Se Brouler meinte am 20. Juli 2015 um 9:39:

    Zeigefinger-Priapismus und Neubärte! 🙂 Sehr schöner Beitrag, genau das Richtige für Montag Morgen und Regenwetter 🙂

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert