So wird 2011

Wenn man wie ich ein Leben ohne aktuelle Nachrichten führt, war 2010 ein sehr gutes Jahr. Mein Ziel war und ist zum Beispiel, nicht mit Idioten zu interagieren — ein hehrer Vorsatz, der zu einer ansonsten kaum erreichbaren Verbesserung der Gesamtlebensqualität führt. Hervorhebenswertes Profibeispiel: die Agentur Edelman, die mir für meinen Test in der Welt über Nacht ein Kinect hat zukommen lassen. 2010 war da also gut. 2011 wird da besser. Ein paar vielversprechende neue Nichtidioten, die auch für diese Website Relevanz haben, sind zuerst mal die Jungs und Mädels von Motor-Talk.de. Wer das nicht kennt: Foren sind in Deutschland immer noch sehr wichtig, und Motor-Talk ist das größte zu Motor-Themen. Dort laufen auch News von Content-Syndicatern auf der Startseite durch, die man dann mit einem Klick im Forum diskutiert. Die Seite ist so groß, dass „Auto, Motor und Sport“ (Motorpresse) dort Content syndicäitet; die Seite ist so gut, dass ich da Content sündikäiten werde. Die Streams sind vorbereitet, irgendwann im neuen Jahr (vorr. KW4) sollen sie dort eingetaktet werden. Dass ihrs wisst, dass sich keiner wundert, warum dort Text von hier steht.

Partout nicht sündikaten wollten die Kollegen von Speedheads.de. Sie wollten stattdessen Geld zahlen für News. Das probieren wir im Januar aus. Vorab freue ich mich schonmal, dass es dort noch Spaß an der zweispurigen motorisierten Fortbewegung gibt, die ohne die ständige, langweilige und irrelevante sprachliche Verrenkerei der politischen Korrektheit zuliebe auskommt. Eine coole Karre ist eine coole Karre. Dass der Erbauer sie zum Rasen ohne düngen konstruiert hat, ist eine implizit eindeutig verfügbare Info. Die muss da nicht nochmal explizit in Form einer kriecherischen Entschuldigung an die Ökoterroristenfraktion stehen.

Und dann ist da noch das gute, alte, (teure) Papier, dann ist da noch die Fastbike. Ohne uns selbst loben zu wollen… Nein, das ist eine Lüge. Wir wollen uns selbst loben! Fastbike besteht aus Herzblut und Hoden. Dicken Hoden. Dieses kleinste Heft probiert am meisten aus; in einem Markt, in dem man mit Vernunft sowas niemals überhaupt angefangen hätte. Konsequenterweise reißen sich alle den Arsch auf. Mastermind Ralf Steinert schrammt an jeder Deadline haarscharf am Infarkt vorbei. Die Autoren sind durch die Bank Masters of Disaster, Profis im kontinuierlichen Katastrophenmanagement. Wir haben alle 2010 viel Blut, Schweiß, Tränen und Geld teils auf das Heft, teils in den Sand gesetzt. Wir werden es 2011 wieder tun. Wer ernsthaft „Warum?“ fragen muss, kann einem leid tun, weil er dann wahrscheinlich denkt, „Herzblut“ ist eine Kreislaufkrankheit, gegen die er schnell 600 mg kondensiertes Alltagskonzentrat als Kapsel schlucken muss. Mitte Januar gibt es also einen Grund, zu feiern: uns. Wir werden uns die Birnen zuleuchten, um einen Abend lang gesammelt unsere kleine Welt zu rocken. Denn die Fastbike macht niemanden reich. Aber sie macht viele Leute zufrieden. Bewertet das selbst.

Das wiederum führt mich meiner alten Redaktion von MO, hier allerdings mit einem traurigeren Anlass. In meinem Postfach schlagen immer wieder Leser von MO auf, viele davon mit schönen Grüßen oder einem Lob von Herzen auch für meinen geschätzten Kollegen Timo Großhans. Es ist verdientes Lob: Timo ist jemand, der Gespür dafür und Spaß daran hat, den Magazinteil eines Magazins zu machen: die Lesegeschichten, die Hintergründe, die „Mystic Places“, wie er sie immer nannte, die wollen geschrieben, fotografiert und am Ende zusammengestellt werden. Diese Arbeit wird er ab Montag nicht mehr für MO, sondern für den Wohnmobiltitel „Reisemobil International“ tun. Das ist schade, denn diejenigen Magazinsachen, die wir zusammen gemacht haben, gehören zur weltweit wünschenswertesten Arbeitsart. Wehmütig schaue ich zurück auf unsere Alpentour auf der BMW F 800 S/ST, komplett mit Klapphelmen, Koffern, Rukkajacke immer im Slalom Timos Befehl nach: „…die müssen wir jetzt alle überholen!“ Jemand überreichte uns dann am Faaker See einen Nuttenkatalog, der uns zur Recherche veranlasste, was eigentlich „algerisch“ bedeutet. Ich schaue zurück auf unseren Vergleich „Leichtsinn“ oder wie er hieß (MO 8-2008, glaub ich), bei dem ich eine KTM 990 SM pur ohne alles und Timo eine BMW R 1200 GS wie Döner mit allem fuhr — inklusive dem halben Buchschrank sowie drei Parisern. Oder auf unser unveröffentlichtes Meisterwerk „Zwei Idioten fahren im Januarregen Motorrad“, bei dem wir schmierig-nasse Kopfsteinpflasterpassagen mit durchdrehenden Rädern auf Burgen hochgeklettert sind, um oben Kaffee aus dem edlen Fixbesteck zu schlöppern. Wehmütig bin ich, weil das mit Wohnmobilen irgendwie nicht mehr dasselbe sein wird. Wenn es überhaupt passiert.

Mit Timo immer rund um die Uhr gearbeitet. Hier beim abendlichen Fotoshooting fürs Titelbild.

Daher bitte ich um einen Gedenkmoment, in dem wir Timo nur das Beste wünschen. … … … Danke. Johannes Riegsinger hat MO einmal als kleines Gummiboot beschrieben, bei dem jeder den pöttelnden Motor als Ruder herumreißt, wie er‘s gerade braucht. Sind wir also gespannt, wohin die MO mit Timos Nachfolger tuckert. Trösten wir uns bis dahin mit den guten Motorrädern, die da kommen werden. Aus Jerez habe ich noch einen Test der Aprilia Dorsoduro 1200 ABS, den ich zeitnah hier einstellen werde. Außerdem will ich schnellstmöglich für MO den heißesten Kandidaten auf meinen Award „Motorrad des Jahres“ fahren, die KTM 125 Duke. Wann das passiert, hängt von Faktoren wie Wetter oder Testfahrzeugverfügbarkeit ab, man rechne jedoch mit einem groben „baldmöglichst“.

Ansonsten habe ich ein Buch geschrieben. Das werde ich 2011 entsprechenden Verlagen anbieten und danke vorab Marc, Thomas D, Marcel und Uwe für tatkräftige Hilfe bzw. hilfreiche Erfahrungen. Es geht in diesem Buch nicht explizit um Motorfahrzeuge, obgleich sie natürlich darin vorkommen. Es ist fantastische Literatur, reine Unterhaltung, aber ich freu‘ mich trotzdem wie Bolle, wenn ihr das lesen wollt.

Kommentare:

ältere
  • Peter Wenz meinte am 31. Dezember 2010 um 15:10:

    Die Aussichten sind gut!
    Vor allem das Buch erzeugt schon jetzt so was wie Vorfreude.

    Und dann sind da immer noch fränkische Biere, hessische Apfelweine und Leonard Cohen.
    Nothing remains forgotten!

    Frohes Neues!

  • Winfried v.B. meinte am 31. Dezember 2010 um 23:41:

    Der Timo G. kümmert sich also nun um motorisierten Toilettenhäuser… schade für die MO und schade für mich, denn damit kann ich nu gar nix anfangen. Es sei denn, Du machst das auch noch und ihr startet so geniale Versuche vollausgestattetes Hymer gegen Fiat 500 mit Schlafsack und Thermokanne 4 Wochen durch Schottland. Nebenbei kannst Du noch testen, wie wasserfest dieses Kinetic bei schottischem Landregen ist.

  • Joerg Eilermann meinte am 1. Januar 2011 um 11:09:

    2011 gefällt mir jetzt schon,bei den Aussichten.
    Kleine Wermutstropfen gibts immer.
    Bin gespannt auf‘s Buch.

  • Clemens Gleich meinte am 2. Januar 2011 um 15:21:

    Geschichten mit Timo in Womos haben wenig Chancen. Die Leserschaft dort ist noch ein paar Jahre älter als die Motorradfahrerschaft und ungleich konservativer. Außerdem gibt es einen organisierten Widerstand der WoMo-Fahrer gegen mich persönlich, das wäre ein zusätzliches Hindernis.

  • Chris G. meinte am 4. Januar 2011 um 4:43:

    Ich denke mal 2011 wird das Jahr wo $$$ und Teuro durch das Treiben der gierigen Wall-Street Bankster und „Federal Reserve/Deutsche Bank“ Privatbesitzer endlich den Wert von Monopoly Spielgeldes erreicht haben…
    Unsere Sparvorhaben werden wie schon wie bei der Einfuehrung des Euro mal wieder die Haelfte Wert sein und die Preise sich verdoppeln.Den Bankstern sei Dank.Party Time fuer die wenigen Billionaire…
    Vielleicht wird aber auch der werte Herr Ahmadinedjad aus dem Iran fuer seine mutigen und wahren Aussagen zum Schweigen gebracht.Der nukleare Holocaust laesst gruessen sicherlich zumindest mit radioaktivem Niederschlag ueber Europa Courtesy of our American and jewish friends der die Tchernobyl Wolke Ende 1986 zum Roentgengeraet verbannen werden…
    Natuerlich uebernehme ich fuer meine Angaben keine Gewaehr aber ich bin mir Sicher dass wir bestimmt 2011 keine Arbeit fuer Millionen Hartz Arbeitslose finden werden.
    Unsere Loehne werden bestimmt auch nicht um 100% erhoeht nachdem man die Preise vor Jahren um diese Summe erhoehte.
    Unsere Steuern werden sicherlich auch nicht niedriger und so werden wir wie gehabt bis Juli fuer unseren Staat schuften muessen der unsere Sozialleistungen jaehrlich zusammenstrecht.
    Benzin wird sicherlich auch nicht billiger.75% des Benzinpreises ist Steuer…
    Die „Mehrwert“ Steuer wird sicherlich auch nicht auf 10% gesenkt.
    Und Global Warming gibt es leider auch nicht.
    Fahren wir die alte Karre weiter,freuen uns auf einen verregneten Sommer und viel Schnee ist Winter…;-)
    Totz Allem,ein frohes Neues!
    Rom hat man auch nicht in einer Nacht abgebrannt…

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