Sollen Journalisten Autos testen?

In „Was mit Medien“ sind Themen Themen, die eigentlich keine Themen sind, weil ich sie für Themen erkläre, obwohl sie nur uns Medienschaffende interessieren. Eins dieser Themen ist das ewige Missverständnis vom „Journalisten“, jetzt wieder wunderbar fachfern aufgelegt von den Printbloggern bei der „Auto Bild“. Im News-Teil der Ausgabe 27/2014 auf Seite 28 steht dort „Sollen Blogger Autos testen?“. Tja. Gute Merkwürdige Frage. Sollen Verkäufer Orangen verkaufen? Das kommt ja bisserl auf den Verkäufer an. Ein Obstverkäufer sollte schon Orangen verkaufen. Also sollte ein Autotestschreiber am besten auch testen, bevor er schreibt.

So eine Frage kann man nur stellen, wenn man Begriffe in seinem Kopf mit Bedeutungen überlädt, die außerhalb des Kopfes keine Realität enthalten. Ein Verkäufer ist jemand, der Dinge verkauft. Natürlich darf der Begriff im Schreiberkopf mystische Dimensionen immenser Wichtigkeit annehmen. Wo wären wir ohne Verkäufer? Ganz sicher nicht auf dem Wochenmarkt. Das wäre sehr schlimm. Und so weiter. Für die Autobild ist „Journalist“ ein im kollektiven Redaktionskopf bis zur Unkenntlichkeit überladener Kampfbegriff geworden, weil die Autobild auf lange Sicht gesehen im Medienwandel um ihre Existenz kämpft. In der Realität ist „Journalist“ ein völlig ungeschützter, von jedem auf sich anwendbarer Begriff für eine Person, die Informationen kompiliert und in Sprachform aufbereitet publiziert. Für den Deutschen Journalistenverband (DJV) muss das „hauptberuflich“ passieren, aber wie gesagt: Jeder darf hier finden, was er möchte. Der DJV findet halt das, was ihm die meisten Mitgliedschaften verkauft, deshalb nimmt er durchaus auch nicht „hauptberuflich“ journalistisch arbeitende Schreiber auf. Ich finde (ebenso willkürlich), dass ich kein Journalist bin, weil ich ungern mit DJV-Mitgliedern verwechselt werden möchte. Im DJV ist man ja nur, wenn man für diese Presserabattschnorrerseiten den Presserabattschnorrerausweis haben will.

Die Autobild willkürt noch einmal anders als DJV oder ich: „Autoblogger sind selten Journalisten“, steht im Anlauftext. „Trotzdem nimmt der Verband der Motorjournalisten sie auf. Pressesprecher sind auch zugelassen.“ Was zum Fick? Wo fängt man da an mit Nichtverstehen? Was ist jetzt die Nachricht? Ich greife zum Skalpell: Die „Pressesprecher“ kommen nicht weiter vor, die schneide ich als Redigierleiche oder sonstigen Wurmfortsatz ab. Der „Verband der Motorjournalisten“ (VdM) ist dasselbe wie der DJV, nur ohne schicken Lack und deshalb billiger. Der DJV ist mehr die Edelnutte aus biodynamischem Anbau, die dich voll versteht und so, während der VdM ganz hemdsärmelig Mundverkehr am Straßenstrich anbietet. Ist ja nix verkehrt dran. Aber wieso sollte der VdM seine Dienste Autobloggern verwehren? Schon der erste Satz ist nüchtern betrachtet falsch. Autoblogger sind immer Journalisten, wenn sie das wollen.

Beates minderwertige Mitmenschen

Glücklicherweise klärt der Brottext, was das eigentliche Problem ist. Eine Beate Glaser, „langjähriges VdM-Mitglied“ und Herausgeberin eines Kraftfahrtkäseblattes, das man per FAX (!) kriegen kann, beweist, dass sie auch sonst gedanklich noch stabil in der Monarchie verweilt. Sie stört, dass Autoblogger auf Fahrzeugpräsentationen kommen „und dort arbeitende Journalisten behindern, indem sie etwa Gesprächspartner und Autos blockieren“. Das ist doch ein dickes Ding! Minderwertige Menschen stehen der wichtigen Beate im Weg! Das muss unterbunden werden! Schreibt ihr neue Gesetze, auch, damit sie sich beim Bäcker nicht länger hinten in der Schlange anstellen muss. Am Ende wollen diese Blogger noch das Wahlrecht!

Dass Beates Befürchtungen berechtigt sind, belegt die Autobild im nächsten Satz: Der VdM stelle Bloggern „sogar“ Presseausweise aus! Oh mein Gott! Moment, ich brauch hier mein Shift-Lock: SELBSTVERSTÄNDLICH stellt der VdM jeglichen KFZ-Schreibern Presseausweise aus (sogar der Beate). Um in der Metapher zu bleiben: Die Bordsteinschwalbe schickt doch keine zahlenden Kunden ihres Rasters weiter, das wäre völlig unprofessionell von ihr. Dann kommt noch der „renommierte Journalistik-Professor“ Michael Haller zu Wort. Haller ist so ein bisschen der Dudenhöffer der Medienszene: eine Art menschliches Glutamat, das nährwertfrei den Geschmack der eigenen Meinung verstärken soll. Okay, das ist ein bisschen unfair. Haller ist einfach alt, vor allem im Denken. Publikationen kommen auf Papier, sonst sind sie grundsätzlich scheiße. Publizisten kommen seinen Weg, sonst sind sie grundsätzlich Pfuscher.

Auf jeden Fall sagt Haller: „manchmal bloggen auch Journalisten“, womit er wahrscheinlich klarstellen möchte, dass er seine in den Siebzigern eingegipste Meinung keinesfalls entkalken wird. Denn: „Wenn der Berufsverband nun auch diese Blogger aufnimmt, heißt das, dass er nicht wissen will, was Journalismus ist.“ Da fehlt ein „meiner Meinung nach“ vor dem „ist“, lieber Michael Haller. Du musst halt in Betracht ziehen, dass die Bordsteinschwalbe nicht an deiner versteinerten Meinung zu ihrem Geschäftsmodell interessiert ist. Guter Journalismus ™ hier am Ende doch noch: Die Autobild lässt Bordsteinschwalben-Geschäftsführer Strohbücker zu Wort kommen, der zu Protokoll gibt, dass „diese Blogger“ (Haller) willkommene Kundschaft sind. Ich bleibe dabei: Es gibt außer der Selbstbezeichnung keinen Unterschied zwischen „Bloggern“ und „Journalisten“. Beide Begriffe darf jeder beliebig auf sich anwenden. Deshalb: Ja, Autobloggerjournalisten sind oft scheußliche Kreaturen. Das liegt aber nicht am jeweiligen Kampfbegriff, sondern an den Personen.

Wieso muss ich diese Seite bezahlen?

Rechts neben dieser (nicht-)News-Meldung noch ein Kommentar von einem Claudius Maintz, der den ersten Satz eines Fahrpräsentationstextes gelesen hat, um sofort Schaum in sein Hackbrett tropfend trotzzuschmollen, er sei stolz, ein Deutscher Redakteur zu sein, der mit dem Zollstock nachmisst und alle Konkurrenzmodelle auswendig kennt rhabarberrhabarber … Er fällt kurz gesagt schlicht auf das Baiting von Axel Griesinger herein. Axel, du alter Troll, hättest auch nicht gedacht, dass das so einfach wird, oder? Claudius schließt mit dem üblichen Kurzschluss: Die Leser zahlen, deshalb ist die Autobild super. „Amateurfunk dagegen ist gratis. Und umsonst.“ Grandios.

Für Medienbeobachter ist diese eine Autobild-Seite ein fettes Smörgåsbord der Herrlichkeiten. Ein Lacher am anderen, dichter wurde Unterhaltung selten getextet. Aber eben nur für die Betroffenen plus drei interessierte Beobachter. Da hat doch wieder keiner an die Leser gedacht, die mit dieser Nichtnews konfrontiert werden: „Was schreiben die da? Irgendwelche Websites sollen keine Autos testen? Wieso muss ich diese Seite bezahlen? Das ist nur euer interner Streit.“ Glaubt mir, Autobild, ihr könnt bei euren Lesern keinen Stich damit machen, über euren Job zu sprechen, sondern sowas kostet euch höchstens Sympathien: „Oh neiin! Der Rotwein war zu kalt!“ Viel wichtiger ist jedoch: Diese Themen sind hier drinnen unter uns Medienschaffenden hoch spannend. Da draußen bei den Lesern aber, wo ihr euer Geld verdient, da interessiert das keine müde Sau.

Kommentare:

ältere
  • Oli meinte am 17. Juli 2014 um 12:12:

    Hi Clemens, toll geschrieben und schön auf den Punkt gebracht. Als einer der in der AB genannten Autoblogger sprichst Du mir sehr aus der Seele. Ich allerdings habe für mich fast zu entschieden diesem Mumpitz nicht noch mit einem Publikum zu belohnen 😉
    Dennoch, es ist gut es aufzugreifen.
    btw ziert meine Bloggertasche seit neuestem ein Gliederbandmaß – in der Ab salopp Zollstock genannt 😉
    Horrido
    In diesem Sinne – Keep Blogging
    Oli (der nie von sich behaupten würde Journalist zu sein/zu wollen)

    • Clemens Gleich meinte am 17. Juli 2014 um 12:16:

      Deine Entscheidung spricht für mehr Medienkompetenz als die Autobild, Oli, denn es interessiert ja wirklich kein Schwein. Ich mache diese Medienartikel für einen relativ überschaubaren Kreis von Interessierten aus eigenem Interesse an meinem Beruf heraus.

  • Winfried V. Berlepsch meinte am 17. Juli 2014 um 12:36:

    Danke für die Aufbereitung.
    Da habe ich glatt nochmal Lust mir den Artikel des „betroffenen“ Schreibers durchzulesen, der mit dem Umgangston der Kommentatoren bei Onlineartikeln nicht klar kommt.

    Wenn ich mich nicht beim Fußball schon verausgabt hätte, könnte ich ja bei der Autobild noch ein bissi schäumen.

  • Dennis meinte am 17. Juli 2014 um 12:55:

    Aloha.
    Ich bin kein Blogger. Ich bin, Gott sei Dank, auch kein Journalist. Ich mache auch nicht „irgendwas mit Medien“. Aber ich kenne ein paar Blogger. Die wenigen, die ich kenne, sind ausnahmslos nette Sprittköppe.
    Und da fängt es an interessant zu werden. Ich will was über Autos lesen. Und Moppeds. Ich möchte sogar was über Fahrräder lesen. Und da geht es mir um eins; Emotionen. Ist ja schön und gut, mal grob nachzumessen, ob irgendwelche Maße auch stimmen. Aber ich möchte mich am Ende nicht durch ein künstlich aufgeplustertes Datenblatt gequält haben, gespickt mit den immer gleichen Motorjournalismus-Floskeln.
    Was, meiner bescheidenen Meinung nach, das größte Problem einiger Journalisten mit den Bloggern ist; sie sehen ihre (vermeintliche) Stellung gefährdet. Pöses Internet. Nimmt einem den Job weg. Mit Verlaub: Bullshit.
    Was, eigentlich, Journalismus implizieren sollte, ist Professionalität. Nicht nur, daß man damit sein Geld verdient. Nein, man schuldet, in meinen Augen, dem Kunden auch ein Geldwertes Produkt. Also Text.
    Seit ich jedoch mal einem äußerst ernüchternden Produkttest samt Anwesenheit eines Journalisten einer der größten deutschen autozeitschriften beiwohnen durfte, bin ich geheilt. Einige Privatleute haben damals diverse Auspuffanlagen getestet. Fünf oder sechs verschiedene anlagen wurden an diesem Tag nacheinander an einem Wagen der initiatoren angebaut. Inklusive anschließender dynotests. Selbst die Fotos wurden selbst gemacht. Die prüfstandsprotokolle samt Daten wurden damals auch noch zusammengefaßt an den Herrn Journalisten übergeben. Er hat‘s trotzdem geschafft, alles durcheinander zu werfen. Daten, Fotos, leistungsangaben,…. alles Kraut und Rüben.
    Sicherlich kein Standardfall. Hoffe ich. Trotzdem genieße ich seitdem sämtliche Printmedien mit äußerster Vorsicht. Gut. Nicht sämtliche. Aber fast alle.

  • Frank Kemper meinte am 17. Juli 2014 um 17:18:

    Ich bin Journalist. Ich habe eine journalistische Ausbildung und arbeite in einer Redaktion. Damit verdiene ich mein Geld. Das ist ein ziemlich sauberes, einfach nachzuvollziehendes Geschäftsmodell. Ich akquiriere zum Beispiel keine Anzeigen. Ich schreibe auch keine Advertorials über Produkte und Firmen, weil sie in meinem Medium Anzeigen schalten, mir Sponsoringgeld überweisen oder dies in Aussicht stellen. Ja, ich bin weisungsgebunden gegenüber dem Geschäftsführer meines Verlages. Der könnte also theoretisch ankommen und von mir verlangen: „Herr Kemper, die Firma Gleich-Kampfschwerter will bei uns eine Anzeige schalten, also schreiben sie mal, wie toll die Schwerter sind, obwohl wir beide wissen, dass die aus kasachischem Pimmelstahl sind und nix taugen.“ Praktisch würde er das nicht tun, weil das die Reputation unseres Titels beschädigen würde, aber auch theoretisch würde das eng: Denn ich habe mit meinem Haus einen Arbeitsvertrag, in dem ich unter anderem dazu verpflichtet werde, wahrheitsgemäß zu berichten und mich nicht bestechen zu lassen. Verstoße ich dagegen, habe ich den Vertrag gebrochen. Will mich mein Chef dazu zwingen, gegen meinen Vertrag zu verstoßen, könnte ich mich wehren und zumindest auf eine hohe Abfindung hoffen.

    Ich schreibe das so ausführlich, weil mich in der leidigen Diskussion „Blogger vs. Journalisten“ oft der pauschale Vorwurf gestört hat, Journalisten seien ja alle abhängig und korrupt. In Wirklichkeit muss man viel mehr hinterfragen, welches Geschäftsmodell Blogger verfolgen. Viele Blogger benutzen ihren Blog vor allem zur (Self)-Promotion, sie wollen sich als Experte darstellen, um Aufträge zu bekommen. Das ist okay, macht sie aber noch nicht zwingend zu Journalisten – vielleicht wollen sie auch einfach nur ihr Produkt verkaufen. Andere Blogger machen ihren Blog aus Spaß an der Freud‘, ich selber habe auch so einen laufen. Das ist aber ebenfalls kein Journalismus, sondern Hobby. Und dann gibt es natürlich auch Blogger, die ihren Blog monetarisieren, weil sie davon teilweise oder ganz leben wollen. Die sind für mich zunächst einmal Medienunternehmer, und die Tatsache, dass sie gleichzeitig journalistisch tätig sind und sich um die Einnahmeseite kümmern müssen, also Anzeigen kobern, macht sie in meinen Augen nicht neutraler, unabhängiger oder sonstwie zwingend seriöser als angestellte Journalisten in einer Redaktion. Das sage ich jetzt ganz unabhängig davon, dass ich meinen Hut vor Leuten ziehe, die es schaffen, vom Bloggen allein zu leben.

    Ich würde diese Medienunternehmer nie pauschal der Korruption bezichtigen, denn schließlich hängt ihr Geschäftsmodell ja davon ab, dass sie Leser finden, denn sonst gibt es auch weder Anzeigen, noch Sponsoring oder Schmiergeld. Und die Leser gibt‘s nur, wenn der Content stimmt und keine PR-Scheiße ist. Doch dasselbe trifft auf mich als Journalist auch zu, deshalb muss sich jeder dahergelaufene Sportsfreund, der glaubt, er könne mich pauschal als korrupt diffamieren, warm anziehen.

    Hamwer das jetzt geklärt? Gut.

    Bleiben noch zwei Punkte, erstens Clemens‘ launige Sicht auf den DJV und zweitens das Thema Behandlung von Bloggern auf Presseterminen.

    Zum DJV: Das ist eine Gewerkschaft für Journalisten. Für einen Arbeitnehmer, der für einen Verlag arbeitet, der sich im Zeitschriftenverlegerverband organisiert, ist es in meinen Augen ganz selbstverständlich, sich ebenfalls in einer berufsständischen Organisation zu organisieren. Und ich ziehe den DJV einer Ver.Di-Mitgliedschaft vor, weil Journalisten, ihre Forderungen und Nöte innerhalb von Ver.Di nur eine sehr kleine Rolle spielen. Ob ein selbstständiger Medienunternehmer Gerwerkschaftsmitglied sein muss, das muss er mit sich selbst ausmachen. Übrigens hat der DJV (genauer: der Journalistenverband Berlin) meine Berufsausbildung bezahlt. Zur Mitgliedschaft gehört das Abo eines recht guten Medienmagazins („journalist“) und eine Berufsrechtsschutzversicherung, die ich auch schon in Anspruch genommen habe. Ja, sie können mir auch meinen Presseausweis ausstellen, aber den stellt mir im Moment mein Arbeitgeber. Und das mit den Presserabatten… Was hilft es mir, wenn ich auf ein Produkt 15 Prozent Presserabatt auf den UVP bekomme, der Marktpreis aber noch niedriger ist?

    Bleibt die unterschiedliche Behandlung auf Presseterminen: So ein PR-Termin ist ja keine Benefizveranstaltung, und VW ist auch nicht gesetzlich verpflichtet, jeden zur Präsentation des nächsten Phaeton einzuladen, der behauptet, er sei Journalist. Sie werden das – Kapitalisten, die sie nun mal sind – davon abhängig machen, ob der Bewerber ein Meinungsmultiplikator ist oder nicht. Und da werden sicherlich Leute, die zum Beispiel für „Motor Talk“ arbeiten, kaum weniger hofiert als irgendwelche Redakteur von Autozeitschriften. Natürlich kann man als Blogger wütend mit dem Fuß auf den Boden stampfen und fordern, dass man auch eine Stunde Interview mit Winterkorn haben will, wenn die ams das bekommt. Aber solange die PR bei VW glaubt, es sei wichtiger, in der ams prominent zu erscheinen als auf mein-auto-blog.de (No Pun intended), solange wird sie kaum jemand davon abhalten, diese Einschätzung auch umzusetzen.

    Zu hoffen, Blogger würden von Journalisten dabei unterstützt, von Unternehmen gleichberechtigt behandelt zu werden, ist völlig abwegig: Journalisten leben davon, Informationen eher, umfassender und exklusiver zu haben als andere (egal wer). Wenn mich eine PR-Tante fragt, ob es ihr etwas ausmacht, dass sie die Info, die ich mühsam rausgeleiert habe, auch an meinen Wettbewerber weitergibt, dann habe ich natürlich etwas dagegen. Und das erstreckt sich auf alle, die im selben Teich fischen wie ich. Und solange alteingesessene Medienmarken die Unternehmen noch mit der Androhung von Liebesentzug davon abhalten können, den privilegierten Kreis der Mitwisser größer zu machen, solange werden sie das tun, da bin ich sicher.

  • Clemens Gleich meinte am 17. Juli 2014 um 18:00:

    Frank: Danke für die Relativierung des DJV, das sind ja wissenswerte Dinge. Ich kenne halt die Leute, die wegen Presseausweis reinwollen, was ich noch nie verstanden habe, weil ich meinen Presseausweis in bald 20 Jahren des öffentlich schreibens noch nie gebraucht habe. Jeder Schreiber schaut glaube ich auch mal beim DJV vorbei, was der bietet, selbstverständlich hab ich das damals auch getan. War nix dabei, was mir nützlich gewesen wäre.

    Zum „Journalismus“: Du belegst sehr schön, wie man das Wort für sich selbst definieren kann. Ich definiere es anders. Es gibt keine richtigere Variante, es gibt nur die uns jeweils liebere Variante.

    Und wie ich schon hier selber mehrfach gesagt habe: Es ist völlig egal, ob man sich „Blogger“ nennt oder „Journalist“, letztendlich zählt die vom Einlader gefühlte Relevanz der Person. Deren Einschätzung soll nach Aussagen Anderer mittlerweile auch besser geworden sein nach dem anfänglichen Herumstolpern im Dunkeln zum Thema „wen laden wir aus dem Internet nur ein?“. Kann ich zwar aus meiner Sicht nicht bestätigen, stelle es aber als andere Meinung zur Diskussion.

  • Volker meinte am 17. Juli 2014 um 21:05:

    Ich bin kein Journalist und kein Blogger. Ich bin jemand, der gerne Motorrad fährt (und mit 20 TKM p. a. DEUTLICH mehr als der Durchschnitt).

    Ich lese gerne gute Texte über meine Hobbies. Das schliesst Motorräder ein beinhaltet aber auch einige andere Themen.

    …und für mich gibt es keine Texte von Journalisten oder Bloggern. Es gibt nur gute oder schlechte Texte…

    Deshalb bin ich hier. Weil Clemens gute Texte schreibt. Ob er jetzt Journalist oder Blogger ist interessiert mich nicht die Bohne…

    …und wenn jetzt ein „Old-School-Medium“ a la Auto-Bild mal wieder den Untergang des Abendlandes beschreit, weil das lieb gewonnene Geschäftsmodell den Bach runter geht dann kann ich nur sagen: „Deal with it!“

  • D. Golz meinte am 18. Juli 2014 um 13:36:

    Die Bemerkung mit dem „Dudenhöffer“ verstehe ich nicht. (Bezieht sie sich auf Gerd Dudenhöffer? Dann wäre sie falsch, weil ja eigentlich Dudenhöffers Kunstfigur Heinz Becker gemeint sein dürfte.)

    Sonst guter Artikel!

    Gruß
    D. Golz

  • Frank Kemper meinte am 18. Juli 2014 um 13:37:

    Für mich ist der Unterschied zwischen „Journalist“ und „Medienunternehmer/Verleger/Herausgeber“ vor allem ein wirtschaftlicher: der Journalist erstellt den Content. In einer klassischen Zeitung oder einem TV-Sender etc. ist diese Tätigkeit getrennt von der Suche nach Erlösquellen. Das Ziel eines guten Journalisten muss sein, möglichst viele Menschen für seinen Content zu begeistern. Mehr kann er zur Erlössteigerung nicht beitragen.

    Eine andere Aufgabe ist die Monetarisierung des Contents, also die Gegenfinanzierung. Und da wird es in dem Moment problematisch, in dem die Gegenfinanzierung aus Werbeeinnahmen besteht – und nicht aus Einzelverkäufen oder Abos. Wer einerseits als Journalist auftritt und der Wahrheit verpflichtet ist, andererseits aber Anzeigenkunden dafür gewinnen will, Geld zu zahlen, der steuert unweigerlich auf einen großen Interessenskonflikt zu.

    In traditionellen Medienbetrieben ist es ein Ausweis für Qualität, dass Redaktion und Anzeigen komplett getrennt sind, auch und vor allem personell. Es gibt bei uns im Haus exakt zwei Leute, die ich sieze – unseren Geschäftsführer und die Leiterin unserer Anzeigenabteilung.

    Wenn einer allein einen Blog hochzieht und diesen gleichzeitig mit journalistischen Inhalten füllt und dafür Werbung akquiriert, dann deutet das auf einen potenziellen Interessenskonflikt hin. Bei einem „seriösen Medium“ würde man einen solchen Konflikt nicht hinnehmen. Anstatt also Journalisten als „abhängig, korrupt, inkompetent“ zu diskreditieren, sollten sich Blogger lieber darauf konzentrieren, ihr Geschäftsmodell transparent zu machen und der Welt zu erklären, wie sie gleichzeitig einen kritischen Test über den neuen Yamozuki schreiben und Anzeigenschaltungen bei Yamozuki kobern können.

    Das ist der Konflikt. Nicht mehr, nicht weniger.

    Dessen ungeachtet lese ich gern Blogs. Ich lese aber auch gern Zeitschriften.

  • Marc meinte am 18. Juli 2014 um 13:40:

    Lieber Clemens,

    kollegialen Glückwunsch. Großes Kino und unglaublich locker viel Wahrheiten verpackt. Sehen Sie aber zu, dass Sie den Schaum vom Mund bekommen, bevor Sie wieder raus gehen. 😉

    Marc Mingstein
    Chefredakteur „der möbelspediteur“, Flörsheim (nicht DJV, nicht VdM)

  • DL2MCD meinte am 18. Juli 2014 um 13:44:

    > Ich finde (ebenso willkürlich), dass ich kein Journalist bin, weil ich ungern mit DJV-Mitgliedern verwechselt werden möchte. Im DJV ist man ja nur, wenn man für diese Presserabattschnorrerseiten den Presserabattschnorrerausweis haben will.

    Ich kenne Deine Texte sonst nicht, Autos sind mir nicht so schrecklich wichtig.

    Wenn es mein Thema wäre, wäre mir zunächst mal egal, ob Du Journalist bist oder nicht.

    Du schreibst hier aber nicht über Autos, sondern über Journalisten und den DJV.

    Und davon hast Du offensichtlich keine Ahnung.

    Wer unbedingt einen Presseausweis will, geht zu Vereinen, die billig sind und genau damit werben. Dazu geht niemand zum DJV. Zumal man einen Presseausweis ja auch vom Arbeitgeber haben kann.

    Journalisten brauchen für einen Presserabatt auch keine Presserabattseiten. Abgesehen davon, daß ein Neuwagen 15% billiger für mich immer noch viel zu teuer wäre und der Händler mir die 15% auch so gäbe. Doch ich fahre nur alte Autos.

    Presserabatte sind ein reines Aufregerthema. Wenn Metzger bei Autos Rabatt bekommen, stört es keine Sau. Nicht mal die, die sie als nächste schlachten…

    Wozu man im DJV sein muß als Journalist ist vielmehr, weil es eine extrem unsichere Branche ist, wo man üblicherweise alle paar Jahre vor die Tür gesetzt wird, weil mal wieder ein Verlag „das Portfolio bereinigt“. Oder mal eben von anderen Arbeitgebern auf eine halbe Million verklagt wird. Ohne Gewerkschaft ist man da ganz schnell am A…..

    Frank hat es ja schon gut erklärt und er war damals – obwohl mein Vorgesetzter – auch derjenige, der mir zum DJV riet. Der sicher seine Schwächen hat, wie jeder Verein, doch ohne DJV Journalist zu sein ist wie Porsche ohne Gurt zu fahren…

  • Peter meinte am 18. Juli 2014 um 14:13:

    natürlich wehrt sich eine Institution wie die AutoBild gegen jegliche Konkurrenz!
    Das liegt an mehreren Faktoren:
    a) Wo Bild draufsteht ist Bild (Qualitätsjournalismus) drin
    b) hat man einfach nur Angst, dass die lang aufgebauten „Strukturen“ nun gefährdet sind.

    Warum?
    Weil die AB nie kritisch gegen deutsche Autobauer berichtet, sondern wohlklingend…
    Man profitiert beiderseitig (Autoindustrie und AB) von dieser engen Zusammenarbeit.
    Warum sollte AB darauf verzichten, dass die Mitarbeiter neueste Modelle vorab testen dürfen? Man Autos über hunderte Kilometer in bester Lage (Südeuropa) testen darf? Man Autos aus dem AB-Fuhrpark mit nach Hause nehmen darf? und so weiter… Eine Hand wäscht die andere…

    Und nun kommen Blogger und wollen im angestammten Revier wildern? Klar gibt das Ärger! Man gibt ungern Privilegien ab…

  • Clemens Gleich meinte am 18. Juli 2014 um 14:42:

    @D. Golz: Die Anmerkung bezieht sich auf Ferdinand Dudenhöffer.

  • Clemens Gleich meinte am 18. Juli 2014 um 14:52:

    @Frank Kemper: Es ist löblich, wenn das bei euch so ist. Bei Motorrad News ist es ähnlich. Aber es gibt diese (wie von Dir korrekt beschrieben sehr wichtige) möglichst strikte Trennung heute selten wie beschrieben. Deshalb agieren auch fest Angestellte in Medienhäusern meistens grundsätzlich ähnlich zu Einzelkämpfern, sofern beide Institutionen von der Werbung leben. Deinen Unterschied im Verhalten sehe ich daher nicht. YMMV.

  • Clemens Gleich meinte am 18. Juli 2014 um 14:58:

    @DL2MCD: Man „muss“ also im DJV sein als Journalist? Das ist doch mal eine ganz neue, kreative Belegung des Wortes: „Journalist ist, wer im DJV ist.“ Schön.

    Ich freu mich ja, dass es euch im DJV gut geht, und ich freue mich, dass ihr den Verein verteidigt, aber es gibt Leute, für die gibt es keine sinnvollen Leistungen im DJV. Dazu gehöre ich halt. Anders als von Dir vermutet habe ich mich durchaus damit beschäftigt, ob eine Mitgliedschaft nützlich wäre für meine Arbeit. Sie ist es halt nicht. Soll passieren.

  • Clemens Gleich meinte am 18. Juli 2014 um 15:00:

    @Marc: Die Nachbarn sind es schon gewöhnt, dass Tollwutschaumspuren von meiner Tür in den Wald führen. Sie hoffen darauf, dass mich in spätestens drei Jahren der Infarkt dahinrafft vor lauter Aufregung.

  • Bjoern Habegger meinte am 18. Juli 2014 um 20:09:

    @Frank K. – Ich finde es toll, wenn Dein Arbeitgeber so frei ist. Es klingt unglaublich, aber es scheint eine Bastion des freien Journalismus zu sein. Gut. Fein.

    Bei den Big3 der dt. Motor-Zeitungen ist es das aber mit Sicherheit nicht. Aber – es juckt den Leser nicht. Links der Fahrbericht zum Mahindra Superviech, daneben die Anzeige zum Superviech von Mahindra. Jeder sieht es. Jeder versteht. Alle akzeptieren es.

    Doch warum soll ich als Blogger in einem Interessenskonflikt sein? Denkst du ich würde mit den Marketing-Agenturen der großen Hersteller verhandeln? Glaubst Du wirklich die Automobil-Hersteller fliegen einen durch die Welt und zahlen dann noch doppelseitige Werbe-Banner auf dem Blog? Ernsthaft? Das ist blauäugig. Das imho einzige Finanzierungskonzept von Blogs funktioniert anders. Und die Automobil-Hersteller und deren Media-Agenturen spielen nur eine untergeordnete Rolle. Da bin ich in keinem Konflikt. Bsp.: Mercedes-Benz: Als einziger Blogger durfte ich die C-Klasse vor ihrer Premiere bereits fotografieren. Da geben sich die Big3 die Klinke in die Hand und abends kommt noch der Blogger. Verschone ich Mercedes deswegen mit Kritik? Nein. Was immer ich kacke finde, schreibe ich.

    Juckt es Daimler? Nein.
    Denn wissen um die Wirkung. Gekaufte Blogger will niemand haben, nicht einmal die Industrie. Wer würde meine Artikel noch als subjektiv und unabhängig bewerten, wenn ich meinen Ruf mit kurzfristigen Erlösmodellen zerstöre? Eben.

    Es gibt Automobil-Hersteller die mit maximaler Souveränität an die Kritik eines Bloggers herangehen, die achten die Arbeitsweise. Die fürchten sich nicht. Das ist die Zukunft. Die Hersteller die das nicht können, die laden den Blogger eben nicht ein. Und das sind die, die teure Sonderdrucke bei den Verlagen einkaufen. Und jetzt erkläre mir nochmal – in welchem Dilemma steckt der Blogger?

    Lächerlich. Der AutoBild geht der Kackstift. Auf der einen Seite kaufen sie über motorkultur.com ivw-Reichweiten bei den Blogs ein, auf der anderen Seite agieren Einzelne mit maximaler Unsicherheit und verlieren jedwede Souveränität. Ich selbst habe knapp 60.000 PI p.M. über meine Artikel, die ich auf motorkultur.com einspiele. Einem Angebot mit Digitaler-Vermarktung durch die AutoBild. Viel lächerlicher kann man sich als Papierwurst nicht mehr machen.

  • DL2MCD meinte am 19. Juli 2014 um 16:49:

    @DL2MCD: Man „muss“ also im DJV sein als Journalist? Das ist doch mal eine ganz neue, kreative Belegung des @Clemens:

    > Ich freu mich ja, dass es euch im DJV gut geht, und ich freue mich, dass ihr den Verein verteidigt, aber es gibt Leute, für die gibt es keine sinnvollen Leistungen im DJV. Dazu gehöre ich halt. Anders als von Dir vermutet habe ich mich durchaus damit beschäftigt, ob eine Mitgliedschaft nützlich wäre für meine Arbeit. Sie ist es halt nicht. Soll passieren.

    Das muß jeder für sich selbst entscheiden und die Unterstützung der freien Journalisten läßt z.B. durchaus zu wünschen übrig.

    Deine saloppe Äußerung, daß es Journalisten bei der Mitgliedschaft im DJV um Presserabatte ginge, war jedenfalls daneben – das ist kein Argument für oder gegen den DJV. Wer deshalb in den DJV will, gehört da auch nicht hin. Die Unterstützung bei Problemen mit Arbeit- oder Auftraggebern ist dagegen durchaus ein wichtiger Grund, sich die ja auch nicht billige Mitgliedschaft anzutun.

    Die ewige Argumentation, ob Journalisten oder Blogger bestechlich seien, ist auch pillepalle. Es gibt solche und solche in beiden Lagern. Und natürlich gibt es auch Verlage und Chefs, die Journalisten zu unsauberem Arbeiten zwingen wollen. Ebenso wie solche, die es in der anderen Richtung übertreiben und verlagen, daß man sich alle Testgeräte privat kauft, ohne daß der Verlag dann wenigstens das zahlt.

    Es gibt aber kein zwingendes Argument, wieso eine Gruppe per se anfälliger oder wenigter anfällig wäre. Gerade Blogger werden oft auf eine Weise angesprochen, die bei Journalisten niemand wagen würde. Manche veröffentlichen das dann, andere nehmen die unmoralischen Angebote aber an, sonst würden diese aussterben…

    • Clemens Gleich meinte am 19. Juli 2014 um 20:43:

      Das mit dem „gehört da auch nicht hin“ kann der DJV ja selbst entscheiden. Konsens dagegen: Ja, ich sehe auch nicht, dass es kategorisch unabhängigere Schreiber gibt. „Ich könnte mir sowas nie erlauben“ hör ich zum Beispiel sowohl von Profis als auch von Amateuren, obwohl letztere nüchtern betrachtet viel unabhängiger sein könnten, wenn sie wollten, weil sie von was Anderem leben als vom Berichten. Die meisten Beschränkungen des Schreibens existieren nur im Kopf des Schreibers oder dem Kollektivkopf der Redaktion: „Das KÖNNEN wir nicht machen!“

      Deshalb reite ich ja so darauf rum, wie ähnlich Schreiber unabhängig ihrer Eigenbelabelung sind. Da spielt auch Herdentrieb mit hinein. Was man „muss“ und was „nicht geht“, das schauen sich Neue verblüffend schnell vom Establishment ab. Umso wichtiger die Ebene des Menschen: Wen ich mag oder wen ich scheußlich finde, erkenne ich an Unterhaltungen mit der Person. Dazu brauch ich kein Label.

  • Torsten Fuchs meinte am 21. Juli 2014 um 15:59:

    Wie jetzt, verehrter Herr Prof. Haller? Ich habe vor einigen Jahren auch Ihre Vorlesungen in Leipzig besucht und mit dem akademischen Grad „Diplom-Journalist“ die Uni verlassen. Ich blogge nun schon seit mehr als einem Jahrzehnt, z.B. für rap2soul.de. Bin ich deshalb kein Journalist mehr? Interessante Logik.

  • Bookmarks vom 11.07.14 bis 23.07.14 | Irgendwas ist ja immer - Reloaded meinte am 23. Juli 2014 um 13:32:

    […] Sollen Journalisten Autos testen? | MoJomag – Der DJV ist mehr die Edelnutte aus biodynamischem Anbau, die dich voll versteht und so, während der VdM ganz hemdsärmelig Mundverkehr am Straßenstrich anbietet. Ist ja nix verkehrt dran. Aber wieso sollte der VdM seine Dienste Autobloggern verwehren? Schon der erste Satz ist nüchtern betrachtet falsch. Autoblogger sind immer Journalisten, wenn sie das wollen. […]

  • RE: Wie ticken eigentlich Auto-Blogger? | Driver's Groove Driver's Groove meinte am 23. Juli 2014 um 17:28:

    […] schuldig außer den Lesern. Und die sind kritisch! Journalisten sind das Gegenteil. Und zur Autobild sage ich nix. Ich bin übrigens einer der Blogger im VdM. Der hat uns immerhin ein eigenes Plätzchen in der […]

  • Frank Kemper meinte am 27. Juli 2014 um 10:00:

    @Bjoern: „Links ein Test des neuen Mahindra Superviech, rechts eine Anzeige des neuen Mahindra Superviech“. Ja, das kenne ich nur zu gut. Ich zitiere noch einmal die Verhältnisse aus Print-Verlagen, wie ich sie in den letzten 20 Jahren mitbekommen habe. Da haben die Redakteure in der Regel ein Festgehalt bezogen, allenfalls gab es mal eine Prämie, weil man ein Sonderprojekt durchgezogen hat, bei Bertelsmann hatte ich auch mal eine „Nasenprämie“ im Vertrag. Demgegenüber arbeiten Anzeigenverkäufer eigentlich immer erfolgsbasiert, d.h. ihr Grundgehalt ist niedrig bzw. null. Geld verdienen die nur, wenn sie Anzeigen verkaufen, je mehr desto besser. Und das Anzeigenverkaufen ist immer schwerer geworden. Es gab auch früher schon die Gruppe derer, die ihre Anzeigen nach Gießkannenprinzip/Mediaplan über die Fachlandschaft verteilt haben, und es gab auch immer schon die Gruppe derer, die einfach keine Anzeigen schalten. Ich kenne auch interne Aussagen von Firmen-Marketingabteilungen, die sagen „in dem und dem Fachmedium brauchen wir keine Anzeigen zu schalten, weil wir dort ohnehin schon regelmäßig redaktionell präsent sind.“

    Ärgerlich finde ich Versuche der Anzeigenabteilung, Anzeigen auf Themen zu verkaufen nach dem Motto: „Schaun sie mal, da bringen wir einen Test zum Mahindra Supervieh, wollen Sie keine Anzeige dazu schalten?“ Dieser bescheuerte Mechanismus funktioniert tatsächlich – man bringt eine bestimmte Klientel von Kunden nur dazu, eine Anzeige zu schalten, wenn man über ihr Thema berichtet. Und die Anzeigenabteilung weiß, dass sie noch einfacher an ihr Geld kommt, wenn sie eine Anzeige über eine Firmennennung verkaufen kann. Ich persönlich finde das Bullshit, weil eine Werbeanzeige direkt in oder neben einem Artikel den Artikel gekauft aussehen lässt, obwohl er das in Wirklichkeit gar nicht ist. Und dann wird es besonders unglaubwürdig, wenn sich ein Autor positiv über das beworbene Produkt äußert. Beispiel: Vielleicht findest du den neuen Mahindra Supervieh ja wirklich super – nur glaubt dir das keiner mehr, wenn die Anzeige daneben steht. Warum also die Anzeige nicht in den zwei Ausgaben danach schalten und die Aufmerksamkeit der Leser hochhalten. Aber gerade in knappen Zeiten sind Anzeigenverticker nicht dazu zu bewegen, diesen Bullshit zu lassen. Denn offenbar klappt das ganz gut und es ist schließlich am Ende ihr Gehalt.

    Ansonsten gilt, du kennst das bestimmt auch: Wenn ein Leser ein Produkt, das positiv getestet wurde, gut findet, war der Bericht „objektiv und informativ“. Findet er es kagge, dann war der redakteur geschmiert. Würde ich so oft geschmiert, wie mir das von uninformierter Seite unterstellt wird, würde ich bestimmt kein 18 Jahre altes Gebrauchtmopped fahren….

    • Clemens Gleich meinte am 27. Juli 2014 um 13:37:

      Anzeigen neben Artikel zu stellen hebt die Anzeige in ihrer Relevanz und ist deshalb so üblich geworden. Das geht aber auch, wenn die Anzeigenabteilung von der Redaktion getrennt arbeitet. Der Redakteur wundert sich dann vielleicht, dass neben seinem Mahindra-Text die Anzeige steht, aber wirklich schlimm kann ich das nicht finden. Eher nervig: Der von Frank beschriebene schleichende Mechanismus der Bedingung eines Artikels über das Thema zur Anzeigenschaltung. Dieser Quark hat dazu geführt, dass in praktisch allen Motorradzeitschriften der News-Teil ein Produktkatalog geworden ist.

  • DL2MCD meinte am 3. August 2014 um 19:40:

    @Clemens: Der DJV verlangt einen nachweis hauptberuflicher journalistischer Tätigkeit. Sonst gibt es keinen Presseausweis.

    Und die Redaktion weiß normal nie, wo und welche Anzeigen plaziert werden. Wenn so etwas passiert, ist also die Anzeigenabteilung schuld. Wobei es manchmalsogar gut wäre, wenn die genauer hin schaut…:

    https://web.archive.org/web/20070408123828/http://www.boocompany.com/index.cfm/content/story/id/13218/

  • Elektroautos – Zoff um die Reichweite! › Mein Auto Blog meinte am 27. August 2014 um 8:02:

    […] unterbringen? Das klingt vollständig negativ. (Das ist fast so schlecht wie die Frage, ob „Auto-Blogger Autos testen sollen“…aber, dass ist eine andere […]

  • Medieneulen spiegeln | MoJomag meinte am 13. Dezember 2014 um 15:48:

    […] mich Menschen mit einem Faible für das Böse, ob ich das jetzt öfter mache, vielleicht mit einer Auto Bild oder so. Nein. Ich habe mich jahrzehntelang erfolgreich gegen jedes Geld gewehrt, indem ich NIEMALS […]

  • Alexander Sandvoss meinte am 15. Februar 2015 um 13:24:

    Ich als Pressefotograf empfinde Blogger als die neue und moderne Generation der Journalisten. Sie sind hip, trendy und die Internet Kids hängen an Ihren Lippen. Deswegen werden Sie auch von der Industrie hofiert: Sie werden in der Business Class um die Welt gejettet, nächtigen in 5 Sterne Hotels und werden opulent verköstigt. Als lokales Transportmittel an der Test-Location stehen großräumige Limousinen mit Chauffeur bereit (nach der langen Reise darf man erst mal nicht selbst fahren).
    Da drücke ich mir manchmal eine Träne ab: Die werden sogar auf Automessen und Autorennen eingeflogen und becatert. Ich als ärmlicher Pressefotograf muss mein Messezimmer im Jugenherbergs-Standard selbst löhnen. Und zur Rennstrecke lädt mich auch überhaupt niemand ein. Lifes a fucking bitch.

    • Clemens Gleich meinte am 16. Februar 2015 um 10:35:

      Alexander: Es wird der Tag kommen, an dem jemand wie der Weihnachtsmann im Nichtlustig-Comic die Rechnung aufmacht. Es mag ja sein, dass manche Leser an einem Weblog hängen wie Du schreibst, aber es sind halt nicht viele. Dass die Fotografen oft (auch nicht immer) im Fotografenstall untergebracht sind, wunderte mich auch schon gelegentlich, aber die dürfen halt auch nicht ihre Meinung zum Produkt veröffentlichen.

  • Lieber Medienvertreter der klassischen Medien | bigblogg.motoring meinte am 11. September 2015 um 0:02:

    […] Meinung nach zu Unrecht Autos testen (eine wunderbare Aufarbeitung dieses Themas können Sie bei mojomag.de nachlesen) und jetzt erlebe ich Sie direkt vor meinen Augen an einer einfachen Vorfahrtsregel […]

  • Joe E. meinte am 18. November 2016 um 9:32:

    Ich wurde über „mein-auto-blog“ und einen Fehltritt der ams hierher verlinkt und möchte Ihnen mitteilen, dass ich ich diese „Kolumne“ für außerordentlich gut gelungen halte! Sozusagen „hohe journalistische Qualität“. ;-)))
    Ich hatte mehrmals ein dickes Grinsen im Gesicht und habe reflektiert, dass ich in letzter Zeit die meisten Motor-„Pressererzeugnisse“ nach kurzem Durchblättern wieder ins Regal stelle.
    Denn: „Wieso muss ich diese Seite(n) bezahlen?“ kann ich als nicht-Abonnent glücklicherweise noch einfach beantworten: Ich muss nicht!

    MfG und viel Ausdauer und Erfolg beim Bloggen!

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