Treibstoff, Landstraßer, Zunftradl

Es lebe die Scannerkasse (an deren Entwicklung mein lieber Onkel übrigens beteiligt war). Sie erlaubt uns Medienmenschen, noch vor Abschluss einer kompletten Kioskgeneration Daten hochzurechnen, die normalerweise sehr nah an der späteren Vollzählung liegen. Also: Sowohl Roadster als auch Fuel werden dann höchstwahrscheinlich rund 10.000 verkaufte Hefte zählen. Roadster hat 50.000 Hefte gedruckt (Abverkaufsrate also ~20 Prozent), Fuel hat 35.000 gedruckt (Abverkaufsrate also knapp 30 Prozent). Über diese Zahlen gibt es sehr verschiedene Meinungen. Früher hat man durchaus mal mit 10 Prozent Abverkaufsrate bei einer Nullnummer gerechnet, wobei man da zugegebenermaßen auch mehr Hefte druckte. Das Papier war ebenfalls billiger. 20 Prozent Abverkauf galten als guter Wert zum Start. Man gab solchen Publikationen dann die Zeit, auf das wirtschaftliche Optimum zu kommen, das je nach Heft meist zwischen 40 und 60 Prozent Abverkauf im Regelbetrieb liegt. Mehr zum Mechanismus hier.

Ich selber finde die Verkäufe im Bereich des Erwarteten. Die erwähnten anderen Meinungen finden es zu wenig. Auf jeden Fall wird es weitere Hefte von Roadster und Fuel geben, und ich hoffe ja, dass die Verlage den Dingern zumindest so viel Zeit geben, dass sie es schaffen können. Ein Baby füttert man ja auch, bis es selber arbeiten gehen kann. Wenige Babys tragen gleich nach der Niederkunft zum Familieneinkommen bei. Das müssen schon sehr gesuchte Baby-Models für den Ottokatalog sein oder so.

Wie gesagt finde ich beide Hefte interessant genug, dass ich Geschichten vorgeschlagen habe. Für den Roadster habe ich eine SR-Geschichte entwickelt, die sich Guido gewünscht hat, Erscheinungstermin unbekannt. Zum Geschichtenvorschlag habe ich Rolf gesagt, er soll gleich vorher mit Flottillenadmiralschefredakteur Michael Pfeiffer sprechen, weil der das wahrscheinlich nicht möchte, und das ist jetzt auch wie erwartet. Ich verstehe ihn ja: Wenn mich der Pfeiffer fragen würde, ob er mir ein Editorial schreiben soll, würde ich auch sagen: „Weisch, des bassd glaub i ned …“

Schließlich habe ich noch in der Medienpräsentation von „Craftrad“ geblättert, das im April als Magazin für den Kaffeetisch an den Markt gehen will. Die Präsentation zeigt als Bezugspunkte außer Motorradheften weltweit auch 11 Freunde und die Ramp, das Automagazin, bei dem man nur die tollen Bilder angucken sollte. Die Craftrad ist bisher so aufgetreten, dass ganz viele Leute ganz große Hoffnungen hegen, dass es toll wird. Ich persönlich hätte ja gern ein Motorradheft wie die erste neue Motor Revue: Ausschließlich tolle Magazingeschichten von vorne bis hinten, mit viel Mut, ohne Bückling für Werbekunden. Die Erstausgabe der Motor Revue war das einzige Heft, das ich von vorn bis hinten gelesen habe wie ein Buch. Dann kostet das halt 7,50. Ich meine: Die Technology Review kostet mittlerweile 9,40 Euro. Wenn eine Craftrad wird wie die Motor Revue, bestelle ich sofort drei Abos. Hoffentlich nehmen sich die Zunftradl-Macher sowas zum Vorbild statt die Ramp, denn die dreht den Regler weiter auf die 11: „Wir haben keine Werbung. Wir SIND die Werbung.“ Naja, wie immer: Abwarten und Scotch trinken. Wir werden alles sehen.

Kommentare:

ältere
  • Sascha K meinte am 3. Februar 2015 um 13:30:

    Hab nur die neue Fuel gelesen… fands teils gut und teils zu klischeehaft. Roadster bin ich noch nicht zu gekommen. Ich mags zwar anders, aber irgtwie mag ich diese Scene schubladen nicht. Es gibt so viele geile arten von Moppeds und derer art sie zu bewegen das ich mich da nicht immer festlegen will.

    Was mir aber bei allen diesen, und auch der von dir erwähnten, von mir aber unbkannten da 4Rad, angesprochnenen Magazine auffällt: Die haben wenigstens mal eine mit liebe gemachte Optik. Das wirkt nicht immer alles so kopiert wie bei den hunderfünzigtausend heften im Tankstellen-Regal.

  • Bla meinte am 3. Februar 2015 um 21:00:

    Die Roadster weiß nicht, was sie sein will. Die Fuel will Klischees bedienen, und tut das ganz gut und hatte die besseren Geschichten. Gut sind beide noch nicht. Aber genau, das kann ja noch werden. Ich werde jedenfalls weitere Ausgaben gerne kaufen und lesen.

  • Oli meinte am 3. Februar 2015 um 23:19:

    Danke, Clemens, für den offenen Einblick! Das tut dem durchtschnitts-Leser (mir) wirklich gut und ermutigt, demnächst auch mal wieder am Regal eine gedruckte Zeitung mitzunehmen.

  • Mugello321 meinte am 9. Februar 2015 um 16:03:

    Auch meine Meinung ist….. an beiden Heften muss noch geschraubt werden. Die Käufergruppe ist ein bisschen eng, sind das Hipster? (Wer sind die eigentlich?)

    Für mich wäre in der Tat eine Zeitung wie „11Freunde“ in Motorradform ideal. Warum gibt es das nicht?

    Ramp finde ich nicht sooooo schlimm. Da sind immer wieder ein paar geile Stories drinnen. Außerdem bin ich sehr froh, dass es sowas wie Benzinfans in D noch gibt und nicht nur u-bahnfahrende Veganer, die einem jede Lebensfreude, natürlich politisch korrekt, verbieten wollen.

    Cheers…. darauf einen Single Malt.

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