Friedensverhandlungen mit der Polizei angelaufen

Selten, aber manchmal fragen mich Menschen, warum mir die Polizei so zuwider ist und selten, aber meistens sind die Fragesteller selbst betroffene Polizisten. Sie sind diejenigen, die genauso wie alle unter der Armada von Arschlöchern leiden, die als eigentliche Staatsdiener faktisch zu wenig Charakter besitzen, um eine Uniform zu tragen. Die meisten Deutschen haben nie oder selten mit der Polizei zu tun und wundern sich vielleicht, warum man darüber eine akzentuierte Emotion hat. Bei mir ist es so, dass ich zeitlebens oft mit der Polizei zu tun hatte. Sie sind für mich immer dann zur Stelle, wenn sie mir die quälende Last überflüssigen Geldes abnehmen können, unter der ich, wie wahrscheinlich alle dieser Tage, so schwer zu tragen habe. Sie sind jedoch nie zur Stelle, wenn sie eh nur stören würden — zum Beispiel die schüchternen Migrationshintergründler, denen es schwerfällt, sich unter polizeilicher Beobachtung nonverbal eloquent mit dem Baseball-Schläger zu artikulieren. Und wie sie meinen Sidekick Toby nebst kleiner Schwester zusammengeknüppelt haben: Respekt. Das hätte ich selbst nicht besser gekonnt.

Ich verarbeite manche solcher Episoden zu Kolumnen, die mir keiner glaubt und bei denen dann die eingangs beschriebenen Rechtschaffenen resigniert bei mir anklopfen, warum ich die Polizei so beschieße. Meistens ziehen sie dann nach zwei Sätzen selber vom Leder, wie scheiße so viele ihrer Kollegen sind. Das liegt nach meinen Erfahrungen einfach daran, dass Macht den Charakter verdirbt, deshalb sind die schlimmsten Verkehrskontrollen auch meist die mit den jüngsten Kontrolleuren. Dem „Jungbullen“, wie er im Fachjargon heißt, fehlt häufig die Abgeklärtheit des alten Hasen, der alles schon gesehen hat, vor allem sich in seiner Uniform oft genug im Spiegel. Jedenfalls besteht, wie wir sehen, thematisch ein erhebliches Konfliktpotenzial, wie es ein Innenminister sagen würde.

Sternchentätowierte Fleischbeilage auf bayrischen Superbikes: Die Polizei arbeitet an einem besseren Image. (Bild: Tech-Art-Photographie)

Der letzte haarsträubende Zwischenfall mit der Polizei liegt im alten Jahr, wenn auch knapp (Sylvester). Das neue Jahr ist bis jetzt zwischenfallfrei, und weil es ein gutes Jahr wird, bin ich milde gestimmt; bereit zu neuen Friedensverhandlungen. Der Beamtenbotschafter diesmal heißt Ricky Lowag. Er ist, das muss man neidfrei zugeben, ein amtlicher Heizer. Ich glaube jedoch außerdem, dass er das Herz am rechten Fleck hat, trotzdem wir uns in ausnahmslos allen Punkten, den (Un)Sinn der Gesetzgebung betreffend, diametral entgegenstehen. Er betreibt im Internet Kommunikation, Aufklärung, Annäherung und Gott weiß, wie bitter nötig das ist. Er macht das privat, in seiner Freizeit, ohne das Geld oder den billigenden Mantel seines Brötchengebers. Er macht das außerdem in der typisch unbeholfenen Art, wie alle Polizisten mit der Öffentlichkeit kommunizieren. Ich bitte jedoch darum, darüber hinwegzusehen und zu lesen, wer er ist: auch ein Mensch nämlich, und ein Kradist obendrein. Was er will, ist eigentlich dasselbe, was diese Rennstreckenbekehrer wollen: Vollgasrasen auf die Rennstrecke bringen, Handlungsreserven auf die Landstraße, und die Polizei wieder zu etwas mit Ansehen vergleichbarem. Da ist jetzt in der Intention nix Schlimmes dran, obwohl es für das Featuren von Motorradrasersendungen auf den ÖR-Kanälen natürlich stramme Abzüge in der B-Note geben muss.

Schließen wir also einen Waffenstillstand, beginnen wir den Heilungsprozess! Unlängst habe ich nämlich auch mal wieder die Polizei in einer kniffligen Situation gerufen und sie sind zum ersten Mal nicht geflüchtet, sondern gekommen! Bald werde ich vielleicht selbst Flugblätter gegen Sex, Drogen und Negermusik verteilen, wenig später gar eine Boxer-BMW fahren! Ich verspreche hiermit bei meiner Mille, dass ich den Waffenstillstand meinerseits nicht brechen werde. Bis zur Wiederaufnahme der Kampfhandlungen, bis zum nächsten haarsträubenden Zwischenfall schreibe ich keine Polemik gegen Polizisten mehr, sondern bin deren unerw…nannter Botschafter. Schauen wir also mal, was der Herr Lowag an zerrüttetem Vertrauen zu reparieren vermag. Die Arschlocharmada wird derweil gebeten, beiseite zu treten, um ihm eine Chance zu geben.

Update: …uuund vorbei. Der nächste haarsträubende Zwischenfall kam und ging, weswegen ich meine Ehrenbürgerschaft in Pozileihausen wieder abgebe. Es ist einem professionellen Verhältnis zur Polizei ohnehin zuträglich, wenn man einen respektvollen Abstand zueinander einhält. Ein Beamter, der einen sanktionieren oder auch nur belehren soll, der kann nicht gleichzeitig ein Freund sein. Das Projekt „Rennleitung 110“ von Rick und Peter halte ich nach der aktuellen Nachrichtenlage für am Ziel angelangt: Wenn Polizeikontrollen im Schwarzwald den ganzen Tag nichts zum kontrollieren haben, Leute nur freiwillig anhalten zum Reden (was kommt als nächstes? Kaffee und Kuchen vorbeibringen?), dann braucht es keine Vermittlungsarbeit. Es braucht im Gegenteil wieder mehr Distanz, die vielleicht auch Rick und Peter mit schaffen könnten. Spandex-Anzüge in Warnwestenfarben und dann wie Judge Dredd die Leute anschreien: „I EM DE LOH!!“ Ich persönlich laufe ja selbst bewusst mit meinem Raserjudenstern auf der Brust herum.

Die Lage der Kraftradnation

Noch ein Update: Rick Lowag ist ein gruseliger und unangenehmer Mensch. Man sollte ihm am besten aus dem Weg gehen. Mein Mitgefühl ist bei seinen armen Kollegen. So kann man sich täuschen. Achtsam bleiben.

Rennleitung 110

Kommentare:

ältere
  • Clemens Gleich meinte am 2. Februar 2011 um 11:45:

    Rick Lowag hat in der Diskussion über die Arschlochdichte verschiedener Berufe anlässlich dieses Textes noch die interessante Frage nach schreibenden Arschlöchern gestellt. Und es ist tatsächlich so, dass der Journalismus, genau wie die Polizei, Arschlöcher nicht nur anzieht, sondern auch macht. Ich schließe mich da keineswegs aus. Ihr müsst mir schon sagen, wann ich eines bin. Denn wie eine Verkehrskontrolle merke ich das selber oft gar nicht. Anders als einer Verkehrskontrolle darf man es mir aber mitteilen.

  • William Berke meinte am 2. Februar 2011 um 18:23:

    Ich kann Dich gut verstehen. Obwohl ich hoffentlich behaupten darf, kaum asoziale Neigungen zu besitzen, sind auch meine negativen Erfahrungen mit den Gesetzeshütern ein ganz schön großer, stinkender Haufen geworden. Mit richtig giftigen Sachen drauf, wie mit Pauken & Trompeten verlorene Gerichtsprozesse, die meinen Glauben an Gerechtigkeit aus den Synapsen geätzt haben. Wenn ich weiß/grün oder blau/silber sehe, formt sich deshalb schnell ein Gartenschlauch am Hals und Schimpfworte regnen aus dem Großhirn. Manchmal auch halbgewollt auf die Stimmbänder. Doch dann muß ich oft schon über mich selbst lachen. Denn der ganze Haß auf die Grasfresser ist eigentlich ein automatisierter Reflex und Gewohnheit geworden. Und ich will ja genausowenig asozial wie ungerecht sein.

  • Yul Brynner meinte am 2. Februar 2011 um 20:18:

    toller text, „kiwara“ heissen die unnötigen bei uns in Ö. und sind nicht anders als eure oder irgendwo anders auf der welt. weil man(n) eben nicht kiwara werden kann, ist ja schließlich kein erlernter beruf (was sollte es da wohl zu lernen geben – ausser man ist nocht blöd geboren, dieser umstand muß nastürlich rückwirkend ausgebessert werden) sondern man wird als kiwara geboren. neuerdings werden auch „mädels“ für diese tätigkeit herangezogen, besser gesagt sie schlagen die männer in dem job teilweise um längen wenn es darum geht ein noch größeres arschloch zu sein. warum mich und viele andere das nicht wundert möchte ich hier nicht weiter ausführen. da es angeblich schon bullen mädels geben soll die lesen können und wir über die rachsucht der weiblichen rasse bescheid wissen, will ich hier nicht weiter zum angriff blasen. ach ja blasen und mädels als kiwara….ahhhh,uuppps…..mmmhhhh………….lassen wir das jetzt aber wirklich.

  • Joerg Eilermann meinte am 3. Februar 2011 um 11:53:

    Ja, die liebe Polizei und ihre Kinder.
    Hab zu Glanzzeiten auch alle über einen Kamm geschoren mit allen Konsequenzen auf die ich hier nicht eingehen will.
    Mag am fortgeschrittenen Alter liegen,bzw.. sagt Clemens das auch selber, das einzige was Gleich ist,ist die Uniform.
    Ansonsten sollte man schon den Menschen darin sehen und vor allem auch respektieren,wenn er es denn Wert ist.
    Ansonsten immer recht freundlich Bitte,hilft über das gröbste hinweg.

  • michse nix meinte am 7. Februar 2011 um 17:09:

    … seit wann ist Pornoflutsche eigentlich etwas abwertend Geringschätziges?!

  • Clemens Gleich meinte am 7. Februar 2011 um 17:18:

    Ich glaube, wir haben es hier mit der Geringschätzung eines ganzen Kulturzweigs zu tun: der Pornographie an sich! O Zeiten! O Sitten! Bei den alten Römern wär das nicht passiert mit ihren Vasen voller Nockerter.

  • Frank Kemper meinte am 16. Februar 2012 um 18:17:

    Merchwürdich, aber ich hatte noch nie, never, ever irgendeinen Terz mit einem Mitglied der Rennleitung, dem ich Auge in Auge gegenübergestanden habe. Ganz im Gegenteil: Das eine oder andere Mal ging es für mich günstiger ab als es nach Gesetzeslage hätte ausgehen müssen. Bevor jetzt Lästereien ob der von mir zeitweilig pilotierten Boxer-GS abgehen: Mit der hatte ich überhaupt keinen Bullenkontakt, weder nega- noch positiv.

    Man könnte jetzt ja denken, dass in meinen Augen alles in Ordnung ist. Ist es aber nicht: ich habe schon zweimal vor Gericht in Verfahren ausgesagt, bei denen Polizisten Prozesspartei waren, und ich hatte einmal (vor über zehn Jahren) einen Unfall mit meinem schwarzen, tiefergelegten BMW, bei dem vor Ort in der Vernehmung noch klar war, dass nicht ich der Unfallverursacher war, sondern der Fahrer des Omnibusses, der sich unerlaubt vom Unfallort entfernt hatte (und seine 65 Zeugen gleich mitgenommen hatte). Später sah ich dann Ermittlungsprotokolle, in denen Polizisten, die ich nie gesehen und mit denen ich nicht gesprochen hatte, mich zum 100%igen Unfallverursacher stempelten. Es bedurfte eines zweijährigen Rechtsstreites, bis mein Schuldanteil von 100% auf 40% reduziert wurde – was auch ziemlich genau der Faktenlage entsprach.

    Ich möchte zu deinem wie immer brillant geschrieben Text allerdings eins anmerken: Wenn du wirklich so oft Stress mit den Bullen hast, wie dein Text das suggeriert, dann machst du glaube ich irgendwas falsch. Vielleicht ist es auch deine Haltung, die sich von der meinen unterschiedet. Für mich sind Bullen arme Willys, in deren Leben irgendwas falsch gelaufen ist, dass sie sich ausgerechnet diesen Beruf ausgesucht haben. Und genauso wie man als wohlerzogener Mensch nicht über Behinderte, Penner oder andere Mitglieder sozialer Randgruppen herzieht, sondern sie nach Möglichkeit höflich behandelt, halte ich das mit Bullen auch. Die haben es ja auch so schon schwer genug. Man darf bei diesen Leuten (bei den Bullen, meine ich) auch nicht vom Vorhandensein von Intelligenz, Selbstironie oder ganz allgemein Humor ausgehen – also stellt man sein Verhalten darauf ein. Wenn ich bei Google eine Suchanfrage stelle, dann gebe ich dort ja auch genau das ein, von dem ich glaube, dass es das von mir gewünschte Ergebnis hervorruft, und schenke mir irgendwelche Sprüche…

    Das Leben ist glaube ich zu kurz, um mehr Zeit als irgend nötig mit Bullen zu verbringen.

  • Clemens Gleich meinte am 16. Februar 2012 um 18:29:

    Ich habe in letzter Zeit zum Glück wenig mit der Polizei zu tun. Das war zu Anfang meiner Motorradzeit, als ich mittem Mopped gependelt bin, wirklich nervig. Aber ich sehe die Erfahrungen meines Bekanntenkreises und ich sehe bei Routinekontrollen, wie ich derjenige bin, der deeskaliert statt die Beamten und das zeigt mir, dass es eben nicht nur die schlechte technische Ausbildung ist, sondern dass es außerdem keine charakterliche Bildung gibt. Die wäre aber dringend nötig, denn wenn man einem beliebigen Menschen Macht gibt, explodiert sein naturgegebener Arschlochkoeffizient ins Unermessliche.

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