Looking for Leistung: Cadillac und Horex

Als Motorradfahrer wundert man sich ja immer wieder, wie wenig Leistung Autohersteller aus wie viel Hubraum herausholen können. Es ist ganz erstaunlich. Heute hat Horex seine Leistungsdaten für sein VR6-Motorrad herumgeschickt: Doch nur 161 PS (118 kW) bei 9.000 U/min aus 1,2 Litern Hubraum statt ihrer gewollten 200 PS, weil Kompressoren beim Obi ausverkauft waren. Die Motorradgemeinde gähnt.

Gestern hat Cadillac die Motorisierung ihres kommenden BMW-3er-Konkurrenten Cadillac ATS herumgeschickt: 270 PS aus 2 Litern Hubraum. Es ist ein Reihenvierzylinder mit Twinscroll-Turboaufladung, der wie bei den Bayern die Hinterachse antreibt. Dazu kommt ein schönes nutzbares Leistungsband mit mindestens 320 Nm ab 1500 U/min. Die Autogemeinde ist entzückt. Sogar ich bin entzückt, stelle mir schon vor, was man alles aus der Karre rausschmeißen könnte, um sie schneller zu machen. Über eines bin ich jedoch regelrecht erschreckt: Cadillacs Vierzylinder hat mehr Literleistung als die Horex! Ein Cadillac! Da müsst ihr eben doch zum Hornbach rüber und dort Kompressoren kaufen, Horex. Weil: Sich als neuer Motorradhersteller von ausgerechnet Cadillac abledern lassen, das geht nicht.

Update:
Wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, dann ist es das auch. Lehrsatz 1, Buch 1 der großen Clemens-Weisheitenkompilation. Diesen Motor hat GM natürlich nicht grad eben von Weihnachtselfen schnitzen lassen. Heute nacht hat mich Peter darauf hingewiesen, dass er im Gegenteil schon in der verfetteten Neuauflage des Opel GT verbaut wurde und im neuen Opel Astra OPC verbaut werden wird. Ich nehme also nichts zurück und behaupte weiterhin: Horex muss diesen Kompressor haben.

Turbogeladener Vierzylinder von Cadillac mit mehr Literleistung als die Horex. Hm... (Bild: Cadillac)

Kommentare:

ältere
  • lockinger meinte am 16. Dezember 2011 um 14:49:

    der vergleich geht nicht…………….horex ist kein mototrad und wird auch mehr keins, folglich ist es egal ob für die posergemeinde die literleistung passt oder nicht! wer aber einmal nachschaut wer bei horex alles diefinger im spiel hat der sieht klarer und wundert sich auch nicht mher über den „lahmen“ motor, was die literleistungbetrifft. 😉

  • Mike meinte am 16. Dezember 2011 um 16:35:

    Hallo lockinger,
    wer hat denn da so die Finger im Spiel?

    Aber Turbo-Liter-Leistung mit Sauger-Leistung zu vergleichen, ist schon etwas unfair.

    Und die Literleistung des Porsche-Harley Motors sieht auch nicht besser aus. Vielleicht möchte das Gros der dt. Motorradfahrer gar keine hohe Literleistung?

    Grüße

  • Clemens Gleich meinte am 16. Dezember 2011 um 17:41:

    Sie wollten ja einen aufgeladenen Motor bauen, und das finde ich weiterhin die coolere Idee. Ich hoffe darauf, dass er trotzdem noch nachgeschoben wird (was ja der Plan ist). Die Finger im Spiel haben einige Auto-Leute, worauf er glaube ich anspielt. Das muss ja nichts prinzipiell Schlechtes sein. Der deutsche Auto-Mann bei Ducati hat endlich die Qualität auf ein zumindest vertretbares Niveau gebracht.

  • Peter Kraschewski meinte am 16. Dezember 2011 um 23:32:

    Ähm…das ist der 2Liter Turbo-Motor aus dem letzten OPEL GT.
    Dieser Motor liegt bei GM schon länger fertig entwickelt in der (Konzern)Schublade.

    Der Horex Motor hat meiner Meinung nach zu viele Zylinder;
    das bedeutet viel Reibungsverlust und viel bewegte Masse.
    Das wird die Horex träge und durstig machen.

  • Clemens Gleich meinte am 17. Dezember 2011 um 0:04:

    Ja, leck mich doch! Recht hat er, da ist ja wirklich der Motor aus dem GT-Turbo-Roadster wieder. Hat sich ja ganz gut gehalten, ne?

  • jensinberlin meinte am 17. Dezember 2011 um 0:27:

    ich bin in der szene nicht vernetzt, hab` ich also ahnung, und die sagt mir, dass wir auch in 2012 von keiner neuen horex hergebrannt werden. mit oder ohne. vergnüglich an der vorgeblichen hokarnation ist aber, dass wir uns damit so angefressen wie besessene italiener fühlen dürfen. die ja berühmt-berüchtigt sind für ihre verdichtenden luft- und benzingeburten @ lockinger.

    @clemenstext ansich: vielleicht ist ja nicht der baumarkt schuld, sondern das erfordernis fahrbahrkeit (kurvenverhalten, kontrollierbarer leistungseinsatz).
    immerhin hat in der vergangenheit der verdichter noch immer versagt. – den turbo und den kompressor kann ich doch aus dem blickwinkel in einen topf schmeissen? nur wenn es um ganzschnellaufirgendwasging waren verdichter im motorradbau offenbar gut genug.

  • Tobias meinte am 18. Dezember 2011 um 16:01:

    Kompressor und Turbo bei Motorrädern in einen Topf zu werfen ist wohl etwas zu allgemein.
    Da Motorräder für Turbolöcher sehr viel anfälliger sind (deswegen sind sie ja gescheitert), ist der Kompressor hier ein geeignetes Mittel der wenn gut gemacht wunderbar funktioniert.

    Meine persönlicher Meinung ist das sich niemand in der Motorradindustrie auf ein Verdichterwettrennen einlassen will.
    Das wäre wohl heute für ein Unternehmen aus Umwelt technischen (was Leistung hat ist böse) und Politischen gründen wohl nicht targbar.
    Wenn die ersten von den 250 PS Bergen und 150Nm Drehmoment Plateaus gerichtet wurden dürfte das Geschrei losgehen und die ABS Pflicht als glückliche gute alte Zeit beweint werden als man noch keine 50 PS Drossel von der EU vorgeschrieben bekam.

    Die Welt ist doch auch so schön :).
    Also

  • suzischinder meinte am 18. Dezember 2011 um 17:29:

    diese ganze Horexgeschichte ist n.m.E. nichts als ein Luftpumpe und 1 kluger Schachzug im allgemeinem Wirtschaftswust, maximale Investions- und Fördermittel abzugreifen und sich nebenbei persönl. perspektivisch auf dem Markt anzubie- (preisen); soll heißen sich als gewiefter Förderabgreifkapitain dem Managermarkt zur Verfügung zu stellen. Zur Rekapitulation: wie lange Monate (Jahre) läuft die Heißlaufphase Marke Horex schon? Dann die Ankündigung der WVFR (XYZ – Passat-VW) Motorkonfiguration für die angepeilte Kundengruppe? Der Name Horex ist auf dem Gesamtweltmarkt genauso unwichtig und tot/töter und unaussprechbar wie z.B. Maybach/Mercedes; hier werden nichts anderes als Altdeutsche Wirtschaftswundererinnerungen bedient ohne nachhaltige Wachstumsperspektiven; und wer verflucht soll sich so einen Krapfen von Motorrad antun bei angeblich 200!!!PS (siehe Bilder der gesamten Motorpresse) Beispiel Sitzbank!!!)

  • André meinte am 21. Dezember 2011 um 23:37:

    Ich hab ne Theorie zum Thema „geringe Literleistung der Automotoren“:
    Motorradmotoren haben gegenüber Automotoren den Vorteil das sie deutlich weniger Masse bewegen müssen. Sie brauchen also zum anfahren und beschleunigen weniger Drehmoment und können auf viel höhere Drehzahlen ausgelegt werden.

    Und da die Drehzahl direkt in die Formel der Leistung eingeht, kommt der Automotor mit 6000 U/min nicht auf Literleistung. Da helfen dann nur noch ein bis zwei Turbo – G – Kompressor – Lader.
    Und wenn die Horex anstatt 9000 U/min 16000 U/min könnte, hätte sie bestimmt auch 200PS (ohne Kompressor).

    Andererseits, scheiß auf die Literleistung wenn das Ding unten raus geht wie die Sau!

    • Clemens Gleich meinte am 22. Dezember 2011 um 10:07:

      André, diese Theorie hatten wir alle mal, bis wir die erbärmlichen Drehmomentkurven der Motoren sahen. Ganz ernsthaft geht es im Auto darum, bei schlechterer Kühlung (am Motorrad hängt der Motor ja gut im Wind) längere Laufzeiten zu erreichen, und ich glaube, das ist auch schon der ganze Grund. In der Formel 1 schaffen sie ja auch brutale Literleistungen. Hält halt nur 2000 Kilometer…

  • sinsser meinte am 22. Dezember 2011 um 11:28:

    Natürlich hat Andre Recht und Clemens nicht Unrecht.

    Hohe Literleistungen erzielt man nur über hohe Drehzahlen, dass ist das kleine Einmaleins des Motorenbaus und gilt schon immer, da pyhsikalisch bedingt. Auch in der genannten Formel 1, ich verfolge das jetzt nicht wirklich, aber so um die 18000U/min drehen die doch sicher.
    Was würde Erna Mpüller wohl sagen, wenn Sie zu Einfädeln auf der BAB ihren (sagen wir 600ccm) VW Lupo auf 18000U/min hochjubeln müsste?

    Nun stehen natürlich in der Neuzeit noch einige Kniffe parat, etwa Veränderungen der Ansauglängen (bspw. Audis Schalltsaugrohre oder Yamahas Ansaugtrichter-Kniff) oder auch variablen Steuerzeiten durch Nockenwellenverstellung usw usf
    Alles Tricks um die Grundformeln Viel Drehzahl = Viel Leistung und Wenig Hubraum = Wenig Leistung zu verschieben. Aufheben lässt sie sich indes nicht.

    Das alles ist doch auch erfahrbar.
    Fahr mal eine 2001er KTM LC4 mit dem High-Flow Motor und dann die aktuelle 690er.
    Die Charkteristik ist eine völlig andere. Von der Wuchtbrumme zur Drehzahlschleuder.
    Nur damit marketingtechnische 70PS erreicht werden. Die 55PS von 2001 waren aber eigentlich schon spaßig genug, dank des tollen Drehmomentverlaufs. Gut, mancher hier ist ja 2001 noch nicht Mopped gefahren :o)

    Ähnlich bei den Racern: Wem war ernsthaft die erste R1 mit Ihrer ich-tret-dir-ins-kreuz-Charakteristik zu untermotorisiert?
    Heute hat sie 35PS mehr, aber wohl in viel höheren Drehzahlbereichen.
    Es gibt dutzende weitere Beispiele….
    Mein Geschmack ist das übrigens nicht. Dieses BOOAAARB beim Powerwheelie am Kurvenausgang ist mir lieber.

    Und abschließened: Viele Eindrücke hiervon sind meine Meinung und rein subjektiv, es kann sein, dass auf dem Papier die neueren Modelle sogar den älteren im Durchzug davonfahren, aber: Motorradfahren ist Bauch-Feeling, nicht Kopf-Zahlen.

  • André meinte am 23. Dezember 2011 um 0:50:

    Motorsport ist Ingenieursport und die Sperspitze der Motorenentwicklung. Nur leider kommt von den Entwicklungen im Automobilsport nur noch wenig zurück in die Serie. Warum auch? Dem gemeinen Golf-Piloten ist die Drehmomentkurve wurscht. Die Karre muss funktionieren, sparsam sein und ewig halten.
    Da fehlen die emotions!

    Im Motorradsport ist das anders. Siehe der Big-Bang Motor der Yamaha R1. Oder die Entwicklung der Traktionskontrollen. Oder die neuen Motoren für die Moto3. Ich hoffe Honda beläßt es in der Serie nicht bei 26PS wenn in der Moto3 über 50PS gehen. Da geht doch noch was…

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