Time to … what?

Irgendwie habe ich Lust, eine Pause als Medienarbeiter zu machen. Versteht mich nicht falsch: Es ist ein tolles Spiel, ich hatte immer viel Spaß, aber jetzt gerade habe ich das Bedürfnis, wenigstens eine Zeitlang aus dem gerade bisserl gereizten Spiel auszusteigen. Für Leser dieses Web-Journals ändert sich dadurch nichts, weil das hier sowieso Hobby und/oder Seelenhygiene ist, damit verdiene ich kein Geld. Genauso werde ich weiter experimentieren mit „kann man von einem eigenen Objekt leben?“. Ich würde nur für eine unbestimmte Zeit die Einkommensquelle ändern, die das alles trägt.

Aktuell schaut meine hauptsächliche Einkommensarbeit so aus: Ich schreibe für Auftraggeber über Motorräder, Autos, Technik oder Quatsch mit losem Bezug zu solchen Themen. Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass sehr viel Meinung bestellt wird. Meinungen sind nämlich bisserl wie Arschlöcher: Jeder hat sowas und kann damit preiswert Scheiße produzieren. Eine gewisse Menge an Scheiße gehört in die Medien, aber ich denke mittlerweile, dass das nicht so richtig satt macht auf Dauer. Erstens nicht für das Medienobjekt, weil das einem kurzen Strohfeuer der Diskussion zuliebe lange brennende, zunächst weniger spannende Steinkohlethemen liegen lässt. Zweitens für den Schreiber. Durch die eigene, vorhandene Meinung vertreten ist noch keiner schlauer geworden, sondern höchstens einbetonierter.

Ich habe in der letzten Zeit zu viel Scheiße geschrieben, zu viel Papier verbrannt, das kurz pufft, aber die Mauer nie durchwärmt. Es geht mir gar nicht um das Ressort Meinung an sich. Eine eigene Meinung neu, tief und gut recherchieren hilft (meiner -ha!- Meinung nach) der öffentlichen Diskussion schon. Meistens ändert sich dadurch die eigene Meinung sogar. Aber das gibt es selten, denn dazu müsste man mehr lernen. Ein besser informierter Artikel klickt außerdem weniger, weil alles mit „der hat ja keine Ahnung“ fehlt. Die Website, die mehr Aufwand bezahlt, damit weniger Klicks rauskommen, muss erst noch gegründet werden.

Ein Positiv-Beispiel: Der Artikel, mit dem ich in meiner Zeit als Profi selber wahrscheinlich am zufriedensten war, liegt in lang vergangenen c‘t-Zeiten. Ich habe Texterkennungs-Software getestet, mit Test-Samples verschiedener Schwierigkeiten, Fehlerzählung, Features probieren und Entwickler interviewen. Ich bin sogar zu Abbyy nach Moskau geflogen, um mit Leuten zu sprechen, die früher die Flugbahn ballistischer Langstreckenatomwaffen berechnet haben und heute Buchstaben: „Sind ja beides Kurven“, sagte der nette Mann. Als ich — wieder daheim — den Text das letzte Mal überarbeitete, hatte ich eine komplette zweite Ebene, die für Leser weniger Wichtiges wegließ, statt den Normalfall mit „das kommt alles rein, weil selbst dieses Alles schon bisserl dünn bleibt“. Das hat satt gemacht, obwohl das Thema an sich arschlangweilig ist. Das soll kein Lob sein auf bessere vergangene Zeiten. Ich musste schon damals Urlaub nehmen für Moskau, weil die Personalabteilung wahrscheinlich vermutete, dass wir dort zu viel saufen. Stimmte ja. Wir haben gesoffen. Aber halt nicht nur. Nein, was ich sagen will: Das ist die Art von Medienarbeit, die mir Spaß macht. Es lohnt sich halt nicht.

Ich wäre schon lang gern in die Ukraine gefahren (nicht nur zum Saufen), denn aus der Ferne via „ich hab gehört“ berichteln bringt es einfach nicht. Das wäre eine typische Geschichte für Tageszeitungen. Die zahlen so einen guten Euro pro Zeile. Das heißt: Man würde schon beim Sprit drauflegen. Dann kann ich es auch gleich komplett selbst bezahlen und für uns hier in der kleinen Runde aufbereiten. Am Schreibtisch mal schnell deuteln und meinen und vermuten ist ökonomisch viel effizienter, aber irgendwie nervt es auf Dauer. Ich stelle mir vor, dass ein Maurer genauso die Krise kriegt, wenn er zu lange nur Gipswände mit Mauerbildtapeten beklebt.

Deshalb mal in dieser Runde eine offene Diskussion über Tolles und Scheißiges einzelner Wege, die geschätzte Kollegen vor mir als Abfahrt von der Medienautobahn genommen haben oder andere, die ich ohne Vorbild nehmen könnte. Ich hoffe auf zahlreiche Kommentare von Arbeitern in den entsprechenden Bereichen.

Software-Entwickler

In Hannover hatte ich einen Kollegen, den ich sehr schätzte, weil er gut schreiben, gut essen und über dieselben Diktatoren lachen konnte wie ich. Leider blieb der nicht besonders lange, sondern ging wieder in die Anwendungsentwicklung, wo er herkam. Sein Vorteil war, dass er im Thema noch weit genug drin war. Seine Entscheidung begründete er mit Bequemlichkeit: „Ich kann so meine Familie wesentlich stressfreier ernähren.“ Bei mir ist das alles schon so lang her, dass da erhebliche Anfangsinvestitionen nötig wären. C50-Assembler-Tippsen braucht heute halt keine Sau mehr.

  • Vorteil des Berufs: Es gibt aktuell wenige Berufe, in denen mehr Zukunft gestaltet wird als in der Software-Entwicklung.
  • Nachteil des Berufs: Zehn Stunden täglich Code schreiben hat mir immer bisserl den Schädel erweicht, was meiner ohnehin geringen geistigen Stabilität abträglich war.

Pädagoge

Ein anderer, auf andere Art netter Kollege verließ uns, um Berufsschullehrer zu werden. Fachlehrer wahrscheinlich, was ich auch machen könnte. Vielleicht Informatik. Den Schülern den Feenstaub (gut: Hausstaub) der C50-Architektur erläutern oder einen von-Neumann-Computer als Laubsägearbeit herstellen. Sowas. Meinen Zivi damals habe ich in einer Kindertagesstätte für schwer Erziehbare geleistet. Das hat sehr gut funktioniert, weil die Kinder auf dieselbe Art gestört waren wie ich damals, was es mir sehr einfach machte, sie zu verstehen. Gleich nach dem Zivi wollte ich schon Erzieher werden, hatte aber damals schon keine Lust, drei Jahre Ausbildung abzusitzen, um einen sehr schlecht bezahlten Job machen zu können. Und jetzt bin ich ja auch noch alt. Ich brauche viel Geld für meine tägliche Medizin (Malt Whisky).

  • Vorteil des Berufs: Mit Menschen arbeiten macht irgendwie zufrieden.
  • Nachteil des Berufs: Mit Menschen arbeiten ist gleichzeitig sehr frustrierend, sowohl von den Fortschritten als auch von der Bezahlung. Beide sind mikroskopisch.

Werbetexter

Dieser Weg hat keinen direkt ins Gedächtnis springenden Vorschreiter, er liegt aber nahe, weil ich ohnehin gelegentlich als Werbetexter arbeite. In der Werbung geht es um kurze Texte, und die sind eine Herausforderung, die ich immer mochte. Während meiner Festanstellung in Magazinen erledigte ich gern die Dinge, die Kollegen lästig waren: Bildunterschriften, Beitexte, Inhaltsverzeichnis, Titel. Das sind alles Dinge, die Artikel an den Leser in der Form verkaufen, dass sie ihn zum Lesen motivieren. Der einzige Unterschied bei Werbetexten ist dann, dass mehr Personen mit mehr Geld mitreden möchten.

  • Vorteil des Berufs: Werbetextern ist eine sehr interessante, gut bezahlte Arbeit.
  • Nachteil des Berufs: Es gibt einen Grund, warum das gut bezahlt wird: Werbetexteraufträge entwickeln regelmäßig Stress-Level, die bei mir sonst nur bei komplett katastrophal detonierten Plänen bei diesen Pressebespaßungsevents auftreten.

Was mit anderen Medien machen

Der sehr merkwürdige, aber meistens liebe Winfried ist nicht allein mit seinem Ruf: „Moar Videos!“ Das möchte ich zumindest kurz anschneiden. Aaalso, Videos ändern überhaupt nichts an der Gesamtsituation. Videos machen mir Spaß, also bleiben sie im Rahmen unseres Mojo-Kreises hier erhalten. Werbebestückte Videos können aber nicht die Miete bezahlen. Axel hat es mal ausgerechnet für die Zahlen von Drive: rund 3 Euro pro 1000 Views kommen rein. Damit kann man kaum aufwendige Features produzieren, deshalb probiert Drive es mit einem Abo-Channel (gibt es nicht auf Youtube Deutschland). Die andere Alternative ist, möglichst billig Drehzahl zu schinden wie ein Ficker. Das macht auf Dauer genausowenig Spaß wie Gipswände tapezieren. QED. Ne, alles mit Video läuft weiter unter der Reichskriegsmojoflagge, weiter finanziert aus der krümeligen Reichskriegsmojokasse.

Was mit Medien anders machen

Das ist ein Legacy-Punkt. Ich mag ja im Prinzip meinen Job. Also werde ich die Zeit der Wiedereingliederung in die Welt der über IT halbwegs Informierten oder die Voruntersuchungen zur pädagogischen Eignung nutzen, um Artikel zu versuchen, wie ich sie für richtig halte, im Rahmen der eben üblichen Bezahlung. Vielleicht geht das doch öfter als aktuell üblich, zum Beispiel durch engere Zusammenarbeit mit Experten auf ihren Gebieten. „Hallo? Herr Dudenhöffer? Ja, hier spricht Ihr größter Fan!“ Nein, Spaß beiseite, ich habe auf Recherchen viele Fachleute kennengelernt, die ihr Wissen sehr gut vermitteln konnten, und es verkürzt Recherchen enorm, früher mit denen zu sprechen: „Lies dasunddas, es ist der beste Einstieg. Dann dasunddas. Dann sprich mit Bernd soundso.“ Mehr Zeit in „zu Fachleuten durchdringen“ investieren könnte sich am Ende lohnen, auch wenns oft zäh ist, an den Pressefuzzis vorbeizukommen. Planung generell. Die Tage hat Timo angerufen mit dem Vorschlag, etwas längerfristig Geschichten zu planen. Stoßdankgebet! Die meisten Aufträge erreichen mich nämlich maximal zwei Wochen vor Ausführungstermin. Es gibt außerdem auch günstige Geschichten. Wenn sich die Ukraine nicht lohnt: Der deutsche Hartzer ist nicht weit und wird ebenfalls viel zu selten von Nicht-RTL2-Teams besucht. Den Versuch ist es wert. Aber ich installiere mir jetzt trotzdem mein Visual Studio, um bisserl herumzustolpern.

So, und jetzt schreibt mir eure weise Karriereberatung in die Kommentare, bitte. Wenn mein Urlaub von der Medienindustrie total toll wird, spendiere ich kistenweise Bier für den auslösenden Tipp. Eins noch: Die beiden häufigsten Ausfahrten von der Medienautobahn „Pressesprecher“ oder „Sozialmedienberater“ sind eher nix für mich.

Kommentare:

ältere
  • Richard Anacker meinte am 1. August 2014 um 14:55:

    Hilft dir nicht weiter, weiß ich, aber mir wüden deine Kommentare über Zweiräder schon fehlen.

  • Axel Bergander meinte am 1. August 2014 um 14:59:

    Oh Clemens, mein Clemens. Wie konnten Menschen dich nur in die Schublade mit Meinungen setzen?

    Was soll ich da sagen? Meine Assemblerkenntnisse sind rudimentär und für den 6502. Von der Arbeit mit Menschen wurde mir von entscheidender Seite (mir) abgeraten. Ich kann nur was mit digitalen Medien machen, sag ich da was zu:

    Werbetexter. Die Variante mit Kampagnen und TV-Spots – die hat nix mehr von Ogilvys Zeiten, da wird Schreiben nicht mehr gewertet. Beweis: 99 % aller Printanzeigen.
    Dann gibt es den Gebrauchs-Werbetexter (Broschüren, Websites und so), da wird noch richtig Text produziert. Hab ich auch gemacht, war mir persönlich auf Dauer zu wenig und zu eng.

    Ich könnt jetzt natürlich sagen „Irgendwas mit Content Marketing“. Klar, ist das Pferd, auf das ich setz. Und versuch, Unternehmen zu überzeugen, dass guten Content für Marken nicht von Werbetextern, PRlern oder Kundenmagazinmachern produziert wird, sondern von Journalisten.

    Pädagoge: Ich kenn einige Leute (nicht zuletzt mein Herr Vater), die als Quereinsteiger an die Berufsschule wechselten. Die waren/sind sehr glücklich damit. Ist mehr Berufung, aber der einzig anständig bezahlte pädagogisch wertvolle Beruf.

  • Ernie Troelf meinte am 1. August 2014 um 15:08:

    Mit Menschen arbeiten, mehr Video und gute Bezahlung?
    -> pornocasting24.com

    😉

  • Babsi meinte am 1. August 2014 um 15:14:

    Software-Entwickler ist voll super, ich schreib manchmal sogar 14 Stunden täglich
    Code und hab nicht viele bleibenden Schäden.
    Ernsthaft, mir machts noch immer Spaß, aber wenn Du vorher schon Schädelerweichung fürchtest, ists vielleicht nicht das Richtige.

  • Philipp Kautzmann meinte am 1. August 2014 um 16:20:

    Die oberste Devise: Ukraine nicht vergessen.
    Ansonsten ist die Frage ob du weiterhin die Selbständigkeit genießen möchtest oder wie zB ein Pädagoge 9-5 Arbeitszeiten willst.

    Der Weg des Experten-Experten halte ich für eine interessante und, mit den richtigen Kontakten, für eine finanziell auch spannende Sache. Welches Medium das am Ende kauft ist eigentlich egal.

    Ein cooles Konzept finde ich auch De Correspondent, bzw. bei uns die Krautreporter, so etwas aufzuziehen haben wir uns mal darüber unterhalten. Darauf fußt auch deren Modell: Langfristig-gedachte, tiefgehende Reportagen (mit/über Experten).

  • Clemens Gleich meinte am 1. August 2014 um 17:25:

    @Babsi: Ach, leichte Schädelschäden haben alle Coder. Das gehört glaub ich zum Job wie meine Schwielen an der rechten Hand zum Mopped fahren.

    @Axel: Diese Häufung zufriedener, gewechselter Berufsschullehrer motiviert mich. Werde mich informieren. Meine Freundin ist ja Lehrerin, ich sitze also an einer Live-Infoquelle. Denn Du hast recht: Was ich aktuell gelegentlich mache, ist dieses Gebrauchswerbetexten.

    @Philipp: Krautreporter muss man in der Szene beobachten, ja. 9to5 ist ja bei Lehrern bisserl anders. Die können sich den Arbeitsteil abseits der Anwesenheit auch frei einteilen.

  • Clemens Gleich meinte am 1. August 2014 um 17:40:

    @Ernie Troelf: Pornos sind schlechter bezahlt, als ich immer dachte, Herr Trölf. Habe ausgiebigst recherchiert.

  • Clemens Gleich meinte am 1. August 2014 um 18:00:

    App-Entwickler stelle ich mir machbar vor! Da ist die Nachfrage so groß, dass ich sogar die einfachen Dinge, mit denen ich wieder in die Software-Entwicklung einstüge, teilweise zu Geld machen könnte. Sind App-Entwickler unter uns?

  • Axel Bergander meinte am 1. August 2014 um 18:49:

    Nicht direkt, kenn aber einige Leute aus der Branche. Was mich daran erinnert … fast alle haben irgendwann in der Porno-Branche gearbeitet. Da ist Geld.

    • Clemens Gleich meinte am 1. August 2014 um 20:14:

      @Axel: Also Porno-Apps. Hm. Ein Kollege hat mal einen Porn-Crawler geschrieben, der kostenlose Filmchen nach einstellbaren Kriterien zusammensammelte. War natürlich vor Youporn.

  • Maik meinte am 1. August 2014 um 19:00:

    Ich empfehle Dir auch Po#rno, weil sonst würden wir Dich ja aus den Augen verlieren, wäre schade.

  • uli meinte am 1. August 2014 um 23:19:

    Clemens, ich kann dich verdammt gut verstehen. Ich bin selbst Fotograf und habe 14 Jahre für eine Nachrichtenagentur gearbeitet (ddp bzw. dapd). Wie kommerzieller Journalismus inzwischen funktioniert, hast du ja schon beschrieben. Und der Wahnsinn erscheint umso größer, je mehr Abstand man dazu hat.. Mittlerweile wünsche ich mir die Freiheit, die schwachsinnigsten Aufträge abzulehnen und mehr Unabhängigkeit gegenüber personifizierter Inkompetenz der Auftraggeberseite.. Ich habe also Kohle investiert und mich zum „zertifizierten“ Gästeführer ausbilden lassen: Ich kann Leuten bei Stadtführungen über mittelalterliches Leben und sowas erzählen. Das bringt keine Reichtümer, man kann aber ausschlafen und hat Zeit für die wesentlichen Dinge: Wenn ich nicht mehr genötigt bin, alles nur für Geld zu fotografieren, fallen mir auch wieder Gründe ein, weshalb ich irgendwann Fotograf werden wollte…

  • Sven Rockmann meinte am 2. August 2014 um 8:15:

    Lieber Clemens, da du ja auch zur Generation „Why“ zählst vielleicht mal ein Buch lesen z.B. Arbeit ist nicht unser Leben von Alix Faßmann, übrings auch eine Journalistin.

  • Winfried V. Berlepsch meinte am 2. August 2014 um 11:33:

    Lieber Clemens,
    im Grunde genommen ist Deine „Unentschlossenheit“ auch ein großer Vorteil, Stichwort: Vielseitigkeit.
    Als persönliche Rückmeldung: ich könnte mir Dich gut als Berufsschullehrer vorstellen. Du bist gut darin, Sachverhalte zu erklären, sie dabei zu vereinfachen ohne daß Inhalt verloren geht. Außerdem (deswegen rufe ich nach Videos), macht es Spaß, Dir zuzuhören. Du machst es einem leicht, Dich sympathisch zu finden. Und Du bist, so scheint mir, recht geduldig.
    Das sind alles gute Voraussetzungen.
    Und auch, wenn sich meine Erfahrungen auf die Landwirtschaft beziehen, die etwas anders sein mag als, sagen wir mal, der kaufmännische Bereich, so ist der Job des Berufschullehrers nicht mit dem eines „normalen“ Lehrers an Realschulen und Gymnasien zu vergleichen.
    Es ist praxisbezogener, die Schüler sind überwiegend eigenständiger, es gibt weniger (vielleicht sogar keine) Helikoptereltern und der Umgangston darf auch mal rauher ausfallen, als im „bürgerlichen Millieu“.
    Und obwohl Du sehr diplomatisch bist, nervst Du die Leute nicht mit Bullshit-Phrasen.

    Vielleicht wäre dieser Bereich Mediation noch etwas. Zumindest rate ich das meiner Frau als Alternative, wenn‘s in der Schweiz nimmer weitergeht. Vermitteln, Zwischenzöne heraushören, Ruhe reinbringen… Soll in großen Unternehmen gut bezahlt sein.

    Beratungsfirmen wie BCG, R. Berger, McKinsey? So‘n bissi Seelenverkäufer muss da schon in einem drin sein, nebenher etwas machen fällt flach, aber sie zahlen gut, bieten Kontakte und man muss es ja nicht ewig machen.

    Meine eigene Überlegung kennst‘ ja:
    Breit aufstellen. (Bist Du schon. )
    Etwas machen was Geld bringt und nebenher das tun, was man gerne macht. Oder das Geld vom Job nehmen und sich damit verwirklichen.

    Nur für Geld etwas zu tun, macht dauerhaft nicht glücklich. Aber ohne Kohle ist‘s auch frustrierend.

    Übrigens, noch so eine Randbemerkung: man kann seine Lebensplanung ja auch auf zwei Personen verteilen. Nur so als Idee.

  • Thomas meinte am 4. August 2014 um 16:26:

    Berufsschullehrer ist auch deshalb eine gute Idee, da Berufsschüler nicht auf die Idee kommen, sämtliche Unflätigkeiten zu Recherchieren, die wir in den letzten Jahren genießen durften.

  • waldru meinte am 5. August 2014 um 7:50:

    Hallo Clemens,
    ich bin selber Berufsschullehrer für Motorrad und PKW Technik. Die Motorradjungs sind meistens deutlich interessanter als die PKWler. Teilweise ist der Unterricht wie ein Treffen von Leuten die das gleiche Hobby haben. Also Riesenspaß täglich in der Schule, jede Menge Kohle und Ferien ohne Ende 😉
    Naja ganz so schön ist es nicht immer, aber die Hauptärgernisse des Berufs werden eher selten von den Schülern verursacht, sondern eher von der starren Schulverwaltung und dem bürokratischen Drumherum. Ich denke der Lehrberuf wäre was für Dich, wenn Du Spaß hast mit „Chaoten“ zu arbeiten, eine echte Begeisterung für das Thema hast, gut und einfach schwierige Sachverhalte vermitteln kannst, geduldig bist und als Person authentisch rüberkommst. So wie ich Dich aus Deinen Texten und Videos „kenne“ sollte das schon passen. Berufsschullehrer sind momentan echte Mangelware, daher gibt es wieder mal Quereinstiegsmöglichkeiten. Ich würde mich freuen, DIch demnächst als Kollegen begrüßen zu können. Es wäre ja auch nett, wenn Du die diesbezüglichen Erfahrungen hier mit uns teilen würdest.
    Grüße Waldru

    • Clemens Gleich meinte am 5. August 2014 um 10:43:

      @waldru: Das hört sich ja ermutigend an. Werde nachschlagen und berichten.

  • Tobias meinte am 5. August 2014 um 10:45:

    Pädagogisch liegt deine Vorstellung wahrscheinlich eher auf Berufsschule oder etwas Vergleichbares. dahingehend kann ich dir nur wenig helfen, da ich mein Studium vor allem mit Lehrämtlern und Frühkindheitspädagogen verbracht habe.
    Der Vorschulbereich ist allerdings gerade, vor allem als Mann, ein Paradies (abgesehen von der jämmerlichen Bezahlung und der fehlenden Anerkennung) und die Möglichkeit so flexibel auf 80 oder 50% zu reduzieren gibt es wohl in nicht so vielen vergleichbaren Berufsfeldern. Wäre aus jetziger Sicht auch eine echte Alternative für mein Maschinenbau Studium gewesen.
    Das was ich von Berufsschulen und ähnlichem mitbekommen habe (Lehrer und Schülerseite) war eher abschreckend da diese pädagogisch wohl zum Teil noch nicht im Heute angekommen sind, wobei sich natürlich hier auch die Möglichkeit bietet genau das zu ändern.
    Ansonsten schau doch mal ob du nicht geeignet bist eine Dozentenstelle im Hochschulbereich zu begleiten, ich hätte gerne einen Dozenten mit deiner offenen und selbstreflektierenden Art gehabt.
    Und solange du dir kein Cabrio oder eine Harley kaufst ist sowie noch nicht alles verloren.

  • thomas meinte am 6. August 2014 um 22:30:

    wenn Du jetzt Berufsschule (wahlweise Hochschule, besser noch Fernuni) und Video kombinierst, was kommt da raus? rrrrrichtig: Fernuni, Bildungsfernsehen und Online-Lehre
    Wahlweise und in Abhängigkeit vom jeweiligen Finanzbedarf eben nicht öffentlich rechtlich sondern kommerziell (Schulungsvideos für Firmen, ey was ich da manchmal sehe, brrrrr)
    gutes Gelingen
    Thomas

  • Jonas meinte am 6. August 2014 um 23:36:

    Clemens,

    wenn du Technik erklärst hat das stets eine gewisse Leichtigkeit die meiner Erfahrung nach aus einem tiefen Verständnis des Themas und einem Talent fürs Erklären entsteht. Ein so geschriebener Artikel erleichtert dem Leser den Zugang zum Thema ungemein und weckt oftmals auch das fürs Verstehen wichtige Interesse.

    Gibt‘s keinen freien Erklärbär-Posten mehr bei heise den du besetzen kannst? Die Erklär-Artikel sind immer Highlights in der c‘t, als letztes der über die LiPos und warum die kaputt gehen. Ich denke, dass das auch was ist was Journalisten in Zukunft am Kacken halten könnte. Meldungen kann ich mir irgendwo besorgen, aber da wo mir jemand in meiner Sprache Sachen erklärt die mich interessieren fühle ich mich zu Hause und ich zahle (c‘t Abo for life!). Ist Heise-Autos noch nicht groß genug um sich eine volle Erklärbär-Stelle für Automotive-Themen zu leisten?

    Auf der anderen Seite sind das natürlich auch Top-Voraussetzungen zum Lehrer, wenn du das in den Klassenraum transportieren kannst.
    Lehrer werden hat aber irgendwie immer den faden Beigeschmack des einfachen/sicheren Weges auch wenn jeder Lehrer bestätigen wird, dass das kein einfacher Beruf ist.
    Ähnlich wie beim „Medien anders machen“ ist es wohl eine Frage der tatsächlichen Stelle / Aufgabe und des Umfelds / Schule in welchem Maße man das auf seine Art durchziehen und entsprechend glücklich werden kann.

    Wie wäre es denn mit Steuergeräte-Software-Entwicklung, für den vollkommenen Urlaub von den Medien? Ist entweder modellbasiert oder C und eine feine Möglichkeit den (automobil-)technischen Sachverstand mit der technischen Informatik und dem Programmieren zu verbinden. In Stuttgart sollte sich da doch was finden lassen…

    Gruß
    Jonas

    • Clemens Gleich meinte am 7. August 2014 um 10:27:

      Ja, auf Heise Autos wär es generell schön, mehr Technik zu erklärbären. Und ja, richtig erkannt: Es fehlt dazu an Ressourcen. Martin und Florian sind ja auch sehr gute Erklärbären, aber sie verbringen eben ihre meiste Zeit damit, zugelieferte Autoartikel anzupassen. Das wird sich zeigen, wie das in Zukunft werden kann. Es ist ja schon etwas besser geworden als ganz am Anfang.

      Ich habe mich damals auch bei Bosch beworben, als sie Motorsport-Steuergerät-Software-Entwicklung anfingen, das war inklusive seinen eigenen verbockten Mist probefahren. Tolle Stelle eigentlich. Sie wollten aber lieber Studenten frisch von der Uni als jemand mit Programmier- und Fahrpraxis. Vielleicht, weil man frische junge Exstudenten besser formen kann, man weiß es nicht. Manchmal sitzt da auch jemand und entscheidet rein nach Protokoll: „Nicht frisch von der Uni: raus.“

      Dozent kann ich mir noch vorstellen. Dann schwadroniere ich über KFZ-Technik, IT und Medien.

  • Thomas meinte am 7. August 2014 um 10:44:

    Hi Clemens,

    hast du dich mal bei anderen Steuergeräte-Machern umgeschaut ? Da mags vielleicht auch andere außer Bosch geben, die eine etwas entspanntere Personalpolitik haben. Soweit ich weiß gibts noch zumindest AVL und Conti.

    Und das ist jetzt nicht ganz so meine Ecke, aber allgemein gibts im E-Technik-Bereich schon immer noch ziemlichen Mangel an (guten) Leuten. Zumindest in meiner Ecke, in der es eher um Nachrichtentechnik geht.

    • Clemens Gleich meinte am 7. August 2014 um 11:23:

      @Thomas: Der Steuergeräte-Zug ist erstmal abgefahren, ich bin zu lange außer Übung, um da gleich einzusteigen. Mein Plan wäre eher, mit Android- und iOS-Programmierung wieder Praxis zu kriegen, weil man da auch mit einfachen Dingen Geld einnehmen kann.

      @Dirk: Pressesprecher ist nix für mich, denk ich. Fahrzeugentwicklungskompetenz würde ich mir auch nicht zuschreiben. TV/Video wie Du es schreibst, kann man anfangen, wenn man einen Sponsor hat. Siehe /Drive auf Youtube. Ich halte ja Energy-Drink-Hersteller geeignet für sowas, aber ob die das machen würden, bleibt fraglich. Die machen ja selber schon so viel Sponsoring, gerade im Stunt- und Offroad-Bereich.

  • Dirk Klatt meinte am 7. August 2014 um 11:15:

    Meine Lieblingssebdungen auf DMax waren früher der Checker (das Original) und TopGear. Keine Ahnung ob sich so etwas irgendwie rechnet und realisieren lässt, aber da wärst Du doch sicher ein Top-Moderator. Sonst vielleicht bei KTM anheuern als Propagandaminister oder bei BMW in der Entwicklung dafür sorgen, dass sie noch mehr auch „schöne“ Motorräder bauen….???

  • Thomas P meinte am 7. August 2014 um 21:49:

    Hi Clemens,

    auch wenns wieder der Auto-Sumpf ist, in dem Bereich läuft natürlich grad auch viel mit Smartphone-Integration. Wobei das alles eher recht unkoordiniert und technisch zT grausam ist. (Grad wenns in Richtung Android geht)

    Und umgekehrt gibts aber auch viel ungenutztes Potential bei den großen Deutschen Herstellern. Ich hab da leider keine Kontakte, aber vielleicht lohnts sich, mal die Zulieferer-Webseiten abzugrasen.

    Andererseits gibts da vielleicht auch Potential für jemand, der über den Tellerrand rausschaut und sich Gedanken um Benutzbarkeit machen kann.

  • Thomas P meinte am 7. August 2014 um 22:44:

    Andere Idee noch, nur der Vollständigkeit halber… wie schauts mit Radio aus ? Es gibt ja doch auch halbe Erklär-Bär-Sender, Bayern2 zB. Aber wahrscheinlich ist das so die übliche Mischung aus Quasi-Beamten und Freien-Ausbeutung.

  • frankman meinte am 8. August 2014 um 19:54:

    Alles Mumpitz. Die Sinnkriese kann ich allerdings sehr gut nachvollziehen. To much information- oder das übliche Redundanzgeschwafel. Dummerweise wird heute alles bis zum Excess in seine Bestandteile zerlegt, seziert und wieder zusammengesetzt. Und dennoch torkeln alle wie Hein Blöd durch die Gegend. Is aber nicht schlimm – schlimm ist Brechdurchfall. Apps entwickeln. Geile Idee. Es gibt ja auch so gut wie keine die es nicht schon gibt. 99% alles Apps sind genau so wie schlechte Artikel. Sie lassen den Benutzer/Leser oft mit dem Gefühl eines kleinen aufkeimenden Ärgers zurück. Oder man ist bereits so abgestumpft das man nur noch in sich reinschaufelt ohne zu bemerken wann so etwas wie Sättigung eintritt. Ich habe immer öfter das Gefühl, mit dem Smartfone in der Hand hast Du das Äffchen auf der Schulter. Es wird dauern, aber ich bin fest davon überzeugt das es eines Tages soweit ist. Dann wird auch gute schreibe von den Lesern wieder honoriert werden. Ich freue mich auf diese Zeit. Man stelle sich vor: eine Publikation, ohne Werbung, zielgruppenübergreifend, mit echter eigener Meinung des Autors, einer Priese politischer inkorrektness und nicht ganz so verstandesfern wie heute allgemein üblich. Keep calm. Alles wird gut

  • Sebastian meinte am 11. August 2014 um 13:17:

    So, etwas spät, aber eine Antwort wollte ich hierzu noch liefern 😉 Ist wohl sowas wie Ironie, in einer ähnlichen „Sinnkrise“ befinde ich mich gerade selbst, allerdings exakt umgekehrt: bin in der IT, habe aber eigentlich mehr Lust, die Schreiberei zu vertiefen. Allerdings müsste ich da eine ganze, ganze Menge schreiben, um an mein IT-Gehalt wieder heranzukommen. So bleibt‘s wie‘s ist, ich genieße den Aufenthalt in der Komfortzone und lasse aber beide Tätigkeiten darunter leiden…

    Ja, der IT-Job ist auch jetzt noch spannend! Ich arbeite beim Dienstleister, bin regelmäßig in anderen Kundenumfeldern unterwegs, in denen es wirklich häufig um komplett andere Themen geht. Mal beim Automobilzulieferer, mal beim kleinen Startup, das wirklich noch innovative Ideen umsetzt, mal beim Telefonkonzern oder seiner etwas chaotischen Prepaid-Tochter. Es ist spannend, es macht Spaß, aber auch in der IT kann man die Anstellungen mit wirklich innovativen und spannenden Aufgaben an einer, vielleicht auch zwei Händen abzählen. In der Automobilindustrie haben wir da gerade einen Umbruch. Wie du so schön sagst, immer mehr „nur Software“. Das ist spannend, aber – offen gesagt – hätte ich keine Lust in einem konzernlastigen Umfeld zu arbeiten. Da bin ich schon bei meinem jetzigen Kunden viel zu oft schockiert, wie sehr sich Firmen ausbremsen können, indem sie sich mit unüberschaubaren Prozesskonstrukten und schier unendlicher Bürokratie auf eine Geschwindigkeit nahe Stillstand festlegen. Dazu kommt: ich persönlich spiele da zwar gerne mal herum, aber Tag für Tag auf tiefster Ebene Systementwicklung zu betreiben (embedded sytems und so) würde mir auch irgendwann den Kopf matschig werden lassen.

    Ansonsten ja: mit Video lässt sich bestimmt noch was machen, aber auch nicht ohne. Hat /Drive schon gezeigt, wobei die es IMHO ohnehin schon viel aufgeblasen betrieben haben. Aber ist ein Thema, auf das ich auch ständig rüberschiele. Da ist sicher noch was zu machen/holen..

    App-Entwicklung: ja, Geld verdienen lässt sich da. Aber da braucht‘s auch schon wieder etwas Quantität. Auf ein Mega-Hit-Wunder a la Flappy Birds und so braucht man ja nicht zu spekulieren. Mit gut 220.000 Downloads konnte ich jetzt auch schon ein paar hundert Euro verdienen, aber da muss man schon in die Breite gehen, damit sich das rechnet.

    Was den Lehrauftrag angeht: als Berufsschullehrer kann ich mir dich ebenfalls gut vorstellen. Ob ich persönlich das machen wollte? Fraglich. Zumal, zumindest kann ich das so aus meiner Berufsschulerfahrung (als Schüler) festhalten, die meisten Berufsschullehrer gefühlt nur Leute sind, die ihre Karriere auf dem Abstellgleis geparkt haben und in der freien Wirtschaft schon seit einiger Zeit überfordert waren. Aber das, wie gesagt, war nur meine Erfahrung aus meiner Fachinformatiker-Lehre an einer Berufsschule in Karlsruhe 😉

  • Mischam meinte am 18. Oktober 2014 um 22:18:

    Ich glaub du wärst der coolste Lehrer überhaupt.

    Meine Erinnerung an die Schulzeit ist noch relativ frisch und ein Lehrer dessen erstes getestetes SUV ein 2S1 Gwostika wäre wahrscheinlich der beste Lehrer überhaupt gewesen.

    Im Gegensatz zu vielen Lehrern hast du auch echt ein bißchen von der Welt gesehen. Also Lehrer kann ich mir echt sehr gut bei dir vorstellen.

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