Eins meiner Beobachtungs-Hobbys: Menschen beim positiv und höflich sein zugucken. Es ist überall gesellschaftliche Konvention, zuerst höflich und nett und kategorisch positiv zu kommunizieren, was sich Profis im gestaltenden Gewerbe abgewöhnen müssen, damit sie ihre Arbeit tun, aber in der Folge keine Kritik an Amateure mehr geben können, weil die dann weinen müssen. Es ist normalen Menschen einfach zu unerwartet, die Antwort „Das ist so mittel.“ zu kriegen. Jetzt gibt es ein schönes, ungewolltes Beispiel: Smart USA startet immer mal wieder Aktionen mit Versuchspersonen, so auch beim eben vorgestellten neuen Modell. Im Vorlauf dessen wollten sie zeigen, wie absurd große Stadtautos sind. Sie haben jedoch viel mehr gezeigt, dass Menschen zunächst mal alles höflich toll finden. Riesiger Smart? Oh, ja, super. Deshalb hier das Video, damit mal ein bisserl Erwartungsdruck von Fahrzeugjournos genommen wird. Es erstaunt mich überhaupt nicht, dass wir fast alle fast alles fast perfekt finden. Es erstaunt mich höchstens, dass jemand gelegentlich genügend Antihöflichkeitstraining absolviert hat, um überhaupt mal Kritik zu äußern.
Kommentare:
ältere
Hab ich vor einer Weile schon gesehen und bei solchen, wie auch anderen Filmchen frage ich mich immer, ob nur die Leute gezeigt werden, die eben genau so reagieren.
Das ist ja mit dem iTime-Video von Jimmy Kimmel ähnlich. Pack nen Apfel-Sticker drauf und alle wollen es kaufen. Leider bekommt man da wirklich so ein einseitiges Bild von den Menschen und den Amerikanern im Besonderen, aber vielleicht sind die ja wirklich so. *duck
Klar kann man in die Fußgängerzone gehen und so lange Leute filmen, bis man die richtigen hat. Und in der Zeit Studio und Team bezahlen. Ich bitte zu bedenken: Dies ist a) Film und b) Video.
Der Beitrag lässt mich etwas ratlos zurück. Glaubst du im Ernst, dass die Leute echt sind? Das ist doch alles scripted. Ich finde die Idee der Smart-Kampagne ja ganz lustig, aber damit drücken sie sich sehr elegant um die Beantwortung zweier Fragen herum:
1. Rechtfertigen die Vorteile eines 2,60 Meter kurzen Autos tatsächlich dessen viele Nachteile gegenüber einem normalen, 3,50 Meter langen Kleinwagen, der dann auch noch weniger kostet?
2. Musste der neue Smart tatsächlich noch einmal erheblich hässlicher werden?
Ich glaube, ich habe komplett verpasst, meinen Inhalt zu transportieren. Mir ist die eigentliche Intention des Spots völlig egal, sondern mich interessiert im Beiwerk, dass die Leute bemerkenswert positiv auf dieses Riesenauto reagieren, obwohl das der Videobotschaft sehr abträglich ist (das als a) und b) für Axel). Und dann nenne ich den mir wahrscheinlichsten Grund dazu. Und ja, das deckt sich mit meinen sonstigen Erfahrungen: Zeig jemandem egal was von dir, und er wird es besser finden, als er es findet.
Wiederholung: Die beabsichtigte Originalbotschaft des Videos finde ich vollkommen uninteressant.
Die Leute sind nicht höflich.
Ich glaube, dass es nichts mit Höflichkeit zu tun, sondern der natürliche Versuch ist ein erarbeitetes Statement nachvollziehen zu können um einen eigenen Erkenntnisgewinn zu ziehen.
Der Bullshitsensor schlägt idR umso später an, umso eher man eine valide Aussage erwartet.
DER Grund, warum unseriöse Berufe häufiger in Anzügen abgehandelt werden.
Das Statement hier war gut ausgearbeitet. Insbesondere die Grafik mit den Klimazonen in einem Smart war schön.
Das ist der Zeitgeist, so nach dem Moto …“lieber falsch freundlich, als richtig unfreundlich“ ….das lernt schon jeder Karstadt-Mitarbeiter …. man schaue doch nur einmal in die Politik …solche Kanten wie Wehner oder Strauß, aber auch der frühe Helmut Schmidt hätten doch heute keine Chance mehr …weder in der Politik noch in der Wirtschaft …leider geht die Authentizität dabei immer mehr verloren und alle und alles wird ein bisschen gleicher ….oder anders…. amerikanischer und oberflächlicher ….